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Veröffentlicht am 21.06.2020

Angekommen

Schwarzer August
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„Wir sind nicht nur verantwortlich für das was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ Moliére.

Leander und Soraia genießen den Sonntag in der Villa Elias, als ein Anruf kommt. Eine kleine ...

„Wir sind nicht nur verantwortlich für das was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ Moliére.

Leander und Soraia genießen den Sonntag in der Villa Elias, als ein Anruf kommt. Eine kleine Bankfiliale im Hinterland der Algarve wurde mittels Autobombe gesprengt, der Attentäter hatte es auf Schließfächer abgesehen. Aber warum hat er die 40.000 Dollar aus einem der Fächer nicht mitgenommen? Wurde er bei der Tat gestört? Leanders Kollege Miguel Duarte vermutet sofort einen islamistischen Hintergrund des Anschlages.
Am nächsten Tag geht ausgerechnet bei dem Journalisten, der die Polizei über die Explosion informiert hatte, ein ungewöhnlich verschlüsseltes Bekennerschreiben ein. Leander (Asperger-Autist) versteht den Inhalt sofort, aber der Attentäter stellt (noch) keine Forderung. Wenige Tage später sprengt er 3 japanische Thunfischtrawler im Hafen von Olhão und macht klar, dass er auf den Tier- und Umweltschutz hinweisen will. Ist der Täter wirklich ein Idealist, wie Leander vermutet? Wieviel Zeit haben er und seine Kollegen, eh der Bombenleger Personenschäden in Kauf nimmt oder sogar forciert?

„Schwarzer August“ ist bereits der vierte Band der Krimireihe um den deutschen Kommissar Leander Lost, der im Rahmen eines Austauschprogramms nach Portugal gekommen und wegen Land und Leuten geblieben ist. Inzwischen ist er mit Soraia, der Schwester seiner Kollegin Graciana, zusammen und scheint damit endlich auch in seinem Leben angekommen zu sein. Der Autor Gil Ribeiro vermittelt die Unterschiede zwischen „normalen“ Menschen und Autisten sehr anschaulich und zeigt, was es für Leander bedeutet, sich auf andere Menschen einzulassen, seine Gewohnheiten zu ändern und die Komfortzone zu verlassen. Dabei sorgt Leander nicht nur einmal für Erheiterung. Allerdings ist er durch sein fotografisches Gedächtnis, seinen analytischen Verstand und die Fähigkeit, die Lügen seines Gegenübers zu erkennen, inzwischen auch ein unverzichtbarer Bestandteil des Teams. Besonders interessant fand ich seine Überlegung, dass er durch seine Krankheit weniger wert wäre als seine Kollegen und seine Begründung dieser These.

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig und damit für den Hörer sehr spannend. Carlos hat früh einen Verdacht, aber die Person passt nicht ganz in das Raster, das Leander und seine Kollegen entwickelt haben. Sie geben bei den Ermittlungen alles, liefern sich rasante Verfolgungsjagden und Schusswechsel und agieren immer als Team, auch wenn sich Miguel in einer Situation (wieder mal) als Einzelkämpfer und Held darstellt. Gil Ribeiro erzählt sehr anschaulich, man merkt, dass er sonst Drehbücher schreibt.
Auch dieser Teil der Reihe lebt neben dem interessanten Fall vom Zwischenmenschlichen der Protagonisten (Leander und Graciana sind nicht das Einzige Liebespaar) und dem Lebensgefühl und Flair der Algarve.

Andreas Pietschmann hat das Hörbuch toll eingelesen. Er bringt Leanders sperrige Persönlichkeit durch seine Art ihn zu sprechen sehr gut rüber.

„Schwarzer August“ war wieder ein tolles Hörerlebnis und ich hoffe, dass die Reihe auch nächstes Jahr weitergeht.

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Veröffentlicht am 18.06.2020

Spannende Grundidee, aber zu verzettelte und überfrachtete Handlung

Für einen Sommer
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Als die Biologin Allie im Schrank ihrer Grandma Peggy einen Pullover sucht, weil sie ihr zum Geburtstag einen ähnlichen schenken will, findet sie einen Brief aus dem Jahr 1983. Wenn stimmt, was darinsteht, ...

Als die Biologin Allie im Schrank ihrer Grandma Peggy einen Pullover sucht, weil sie ihr zum Geburtstag einen ähnlichen schenken will, findet sie einen Brief aus dem Jahr 1983. Wenn stimmt, was darinsteht, ist ihr ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut. Sie stellt Peggy zur Rede, aber die verbietet ihr kategorisch, irgendjemanden aus der Familie darauf anzusprechen, schon gar nicht ihren Vater, der sie nach dem frühen Tod der Mutter allein aufgezogen hat. „Ich werde Dir nie verzeihen, wenn Du es doch tust.“ (S. 42) Doch Allie will wissen, was damals passiert. Ein Hinweis im Brief führt nach Italien an den Gardasee. Sie weiht nur ihren besten Freund Ed in ihre Pläne ein, der sie kurzerhand begleitet, weil es in seiner Bilderbuchehe kriselt.

Allie ist eine sehr zielstrebige und zielorientierte Frau. Sie arbeitet in der medizinischen Forschung an einem Heilmittel gegen Mukoviszidose und will immer alles genau wissen. Sie liebt Fakten, hat sich dabei aber ihre Menschlichkeit bewahrt und geht sehr liebevoll mit ihren Patienten um. Ed kennt sie seit frühester Schulzeit, beide waren Außenseiter, inzwischen ist er ein extrem erfolgreicher Geschäftsmann. Allie hatte sich gefreut, als er mit Julia endlich im Leben angekommen schien und versteht nicht, dass die Ehe jetzt kriselt. Sie ist ein analytischer Typ und hat es nicht so mit Gefühlen, darum will sie auch lange nicht wissen, warum er überlegt seine Frau zu verlassen.

Durch Rückblicke und Allies Erkundungen während der Reise kommt man dem Geheimnis immer mehr auf die Spur. Ich dachte schon früh, es entschlüsselt zu haben und wurde am Ende aber dann doch überrascht.

Wie in ihrem ersten Roman „Was in unseren Sternen steht“ thematisiert Catherine Isaacs auch hier wieder eine dramatische Krankheit und die Folgen für Betroffene und Angehörige. Doch leider konnte sie mich diesmal nicht fesseln. Die Handlung braucht viel zu lange, bis sie endlich Fahrt aufnimmt, erst ab der zweiten Hälfte wurde es endlich interessant. Dann gibt es einen Nebenstrang (am Ende sogar zwei), die ich extrem spannend fand. Mir hätte es besser gefallen, wenn sie sich auf einen davon konzentriert hätte.

Mein Fazit: Die Grundidee des Romans ist spannend, aber die Autorin hat sich in den vielen Handlungssträngen zu sehr verzettelt und das Buch damit überfrachtet. Leider fand ich auch die Nebenhandlung deutlich spannender als Allies Geschichte.

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Veröffentlicht am 15.06.2020

(Un)Ruhestand in mörderischer Idylle

Mord in Sunset Hall
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Der Tag hatte so friedlich angefangen. Schildkröte Hettie will es sich im Schuppen gemütlich machen, als sie über ein Paar kalte Groß-Füße stolpert – eine Leiche! Doch die Senioren-WG, zu der auch Hetties ...

Der Tag hatte so friedlich angefangen. Schildkröte Hettie will es sich im Schuppen gemütlich machen, als sie über ein Paar kalte Groß-Füße stolpert – eine Leiche! Doch die Senioren-WG, zu der auch Hetties Besitzerin gehört, überlegt schon, wie sie die Tote unauffällig loswerden kann. Als kurz darauf auch noch ihre Nachbarin erschossen wird, fangen die WG-Bewohner selber an zu ermitteln. Zwei Morde sind nun wirklich zu viel und die Polizei scheint keinen Durchblick zu haben. Aber einen Mörder zu jagen ist gar nicht so einfach, wenn man schon mit dem Duschen und Anziehen Probleme hat oder auf einen Stuhl steigen muss um etwas zu lesen, weil man die Brille mal wieder vergessen hat und weitsichtig ist …

Leonie Swann schickt nach Schaf Miss Marple und Graupapagei Gray jetzt Schildkröte Hettie und Wolfshund Brexit auf Mörderjagd. Wobei die Tiere diesmal nur die begleitende Rolle der wohl skurrilsten Senioren-WG Englands bilden.
Agnes wollte ihren Lebensabend weder allein, noch im Altenheim „Lindenhof“ verbringen, darum hat sie ihr Haus nach reiflicher Überlegung in eine WG für Gleichgesinnte verwandelt. Schließlich haben sie ähnliche Probleme und können sich im Alltag helfen: Agnes hat Hüfte, Winston sitzt nach einem Berufsunfall im Rollstuhl, Edwina ist verwirrt und redet mit ihrer Schildkröte Hettie, der Marschall wird langsam dement und Bernadette ist blind. Trotzdem sind sie entschlossen, den Mörder zu finden und wenn sie alle brav ihre Medikamente nehmen( oder ab und an einen Joint rauchen und dazu einen gepflegten Gin Tonic trinken), wird das schon klappen, meinen sie.
Für ihre Ermittlungen geben Agnes und ihre Mitbewohner alles. Sie besuchen nach Jahren mal wieder das örtliche Senioren-Kaffeekränzchen, befragen die Nachbarn der Toten und Agnes begibt sich für ihre Ermittlungen sogar in den berüchtigten Lindenhof. Sie befürchtet nämlich, dass sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.

Leonie Swann schreibt wieder sehr unterhaltsam und trotzdem spannend. Sie streut geschickt (falsche) Fährten und Hinweise, so dass ich bis zum Ende im Dunkeln getappt bin und die Auflösung mich total überrascht hat. Das Miträtseln hat jede Menge Spaß gemacht.

Besonders gut hat mir gefallen, wie die Senioren ihre Gebrechen nicht nur angenommen, sondern zum Teil auch für sich genutzt haben. Agnes ist es z.B. sehr recht, wenn sich bei einem nervigen Gegenüber wieder mal das Pfeifen in ihrem Ohr einstellt und sie ihn nicht hören muss, und der Marschall hat einige Situationen erlebt, die er nur zu gern dem Nebel des Vergessens überlässt. Für mich schreit das Buch nach einer Fortsetzung, Spätestens, wenn Hettie wieder ... (Ach nein, DAS verrate ich jetzt lieber nicht 😉.)

Ich mochte diese ungewöhnliche WG sofort und Anna Thalbach spricht die verschiedenen Stimmen perfekt. Ich bin immer wieder überrascht, wie ähnlich sie ihrer Mutter Katharina klingt. Und obwohl sie in meinem Alter ist, knarrt und knarzt Annas Stimmt genauso, wie man als Rentner dann eben so klingt.

Ich könnte mir übrigens sehr gut vorstellen, meinen Lebensabend später bei Agnes und ihren Mitbewohnern in Sunset Hall verbringen – wenn nur die Morde nicht wären …

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Mitten ins Herz

Wie sagt man ich liebe dich
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Eduardo ist wegen Weihnachtseinkäufen in Paris, als ihm plötzlich eine junge Frau im senfgelben Mantel auffällt – sie portraitiert Touristen und sieht genauso aus wie seine große Liebe, die er vor 50 Jahren ...

Eduardo ist wegen Weihnachtseinkäufen in Paris, als ihm plötzlich eine junge Frau im senfgelben Mantel auffällt – sie portraitiert Touristen und sieht genauso aus wie seine große Liebe, die er vor 50 Jahren hier kennengelernt und verloren hat. Wieder zu Hause in Lissabon angekommen, setzt er seinen Enkel António auf sie an: „Ich möchte, dass du jemanden für mich suchst. Eine Frau.“ (S. 23)

Die junge Frau heißt Maelys, stammt aus der Bretagne und studiert Kunst. Als sich ihre Tante Valérie den Arm bricht und nicht mehr arbeiten gehen kann, vernachlässigt Maelys ihr Studium, um Geld für die Miete und anfallenden Rechnungen zu verdienen. Antónios Einladung nach Lissabon und der damit verbundene Auftrag, ein Portrait von seinem Großvater zu malen, kommen ihr sehr entgegen, denn er bezahlt außerordentlich gut und sie mag ihn. Maelys stellt nur eine Bedingung: ihre Tante Valérie wird sie begleiten. Dass ausgerechnet dieser Wunsch alte Wunden aufbricht und lang gehütete Geheimnisse ans Licht holt, hätte niemand geahnt. „Man kann nie sicher sein, wer wann plötzlich im Leben auftaucht und es durcheinanderbringt …“ (S. 187)

„Wie sagt man ich liebe Dich“ von Claudia Winter hat mich von der ersten Zeile an bezaubert. 1966 bricht Valérie in der Bretagne mit den Konventionen, als sie ihren Eltern erklärt, dass sie nach Paris gehen wird. „Ich möchte nicht heiraten. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht übermorgen. … Ich will ein bisschen mehr vom Leben. Mehr als das hier.“ (S. 61) Sie nimmt nur einem kleinen Koffer und wenige Kleidungsstücke mit in ihre ungewisse Zukunft, darunter ein senfgelber Mantel. Valerie hat Glück, findet eine Arbeit als Zimmermädchen in einem Hotel und schnell neue Freunde. Doch: „Das Glück ist ein Fisch, den man nur mit einem Netz aus Blut und Schweiß fängt.“ (S. 186)
50 Jahre später wagt auch ihre Nichte Maelys den Schritt nach Paris. Sie ist ein ganz besonderer Mensch und eine gute Beobachterin. Da sie nichts hören kann, kommt sie mit viel weniger Worten aus als hörende Menschen doch was sie sagt, trifft ihr Gegenüber oft mitten ins Herz.
So unterschiedlich Valérie und Maelys auch sind, haben sie doch etwas gemeinsam. Sie verfallen dem Charme portugiesischer Männer und Lissabons.

Claudia Winter lässt neben Paris vor allem Lissabon vor dem Auge des Lesers lebendig werden – ich kann den Fado förmlich hören, den Rhythmus der Stadt im Blut spüren und die Vanilletörtchen auf der Zunge schmecken. Zudem erzählt sie zwei sehr unterschiedliche Liebesgeschichten – eine leidenschaftliche und eine ganz zarte. Sie schreibt dabei wunderbar poetisch und berührt mich mit einer der bezauberndsten Liebeserklärung, die ich je gehört bzw. gelesen habe: „Ich verspreche dir nicht, dass Du den Rest deines Lebens glücklich sein wirst … Aber ich könnte deine Hand halten, wenn du traurig bist.“ (S. 195)

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Mit dem Rücken zur Wand

Das Gegenteil von Hasen
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„Jeder von uns ist in der Geschichte eines anderen der Böse.“ (S. 403)
Julia, Marlene und Leonard sind befreundet und die beliebten Schüler ihrer Schule, wobei Julia immer ein bisschen im Schatten der ...

„Jeder von uns ist in der Geschichte eines anderen der Böse.“ (S. 403)
Julia, Marlene und Leonard sind befreundet und die beliebten Schüler ihrer Schule, wobei Julia immer ein bisschen im Schatten der anderen beiden steht. Das Trio hat jahrelang andere gemobbt und obwohl ihr „Hauptopfer“ heute da darübersteht, hat es die seelischen und körperlichen Verletzungen natürlich nicht vergessen.
Vor ihren Mitschülern, Freunden und der Familie ist Julia stets nett, höflich und ausgeglichen. Ihre Mutter ist stolz auf sie und dankbar, weil sie bei der Erziehung und Versorgung ihrer jüngeren Geschwister hilft. Doch alles, was Julia stört oder sie sich nicht zu sagen traut, vertraut sie ihrem Wordpress-Blog an. Sie hat Angst, sonst an den ungesagten Worten zu ersticken. „Jeder Eintrag ein Schwall aus erbrochenen Worten.“ (S. 35) Der Blog ist nicht öffentlich, nur für sie bestimmt, und auf ihrem Laptop gespeichert. Doch eines Tages ist der Laptop weg und ihre Posts werden nach und nach veröffentlicht. „Sie denkt an die vielen Wahrheiten, die oft nur in dem Moment gestimmt haben. … Worte als Ventile, die nun zu Waffen werden.“ (S. 160) Jeder Tag in der Schule wird zum Spießrutenlaufen. „Normalerweise wird Julia gesehen, heute wird sie angestarrt.“ (S. 139)
Plötzlich kennen alle ihr innersten Gedanken und Gefühle und hassen sie dafür – denn sie hält ihnen einen Spiegel vor. „Mich durch ihre Augen zu sehen, war, als würde meine Realität zum ersten Mal vollkommen scharf. Als wäre ich davor immer ein bisschen kurzsichtig durchs Leben gegangen.“ (S. 121) Was sie geschrieben hat, ist oft die Wahrheit und verletzt die Betreffenden.

Anne Freytags neuestes Jugendbuch „Das Gegenteil von Hasen“ hat mich 30 Jahre zurück in meine Schulzeit katapultiert, denn auch ich wurde gemobbt. Ich fand es interessant, die Beweggründe der Mobber zu lesen – lieber andere niedermachen und damit von sich ablenken, als selbst in die Schusslinie geraten. Und genau wie die Rektorin habe auch ich überlegt, ob ich mich so an meinen Peinigern gerächt hätte, wenn sich mir die Chance geboten hätte.

Die verschiedenen Betroffenen erzählen ihre Geschichte, Erlebnisse, Gedanken und Gefühle abwechselnd selbst, unterbrochen von den veröffentlichten Posts und dem Protokoll der Schulleitung. Dadurch ist der Erzählstil zum Teil sehr rau und hart, aber auch ehrlich, aufwühlend, erschütternd und extrem emotional. Die Hauptthemen sind Freundschaft, Vertrauen, Liebe, Sexualität und natürlich Geheimnisse.

Das Buch entwickelt schnell eine unglaubliche Dynamik, zieht den Leser in einen Sog, spielt mit Erwartungen und Gefühlen. Wann kommt der nächste Post und wen trifft es? Kommt auch Julias größtes Geheimnis ans Licht? Wo zieht der Verursacher die (moralische) Grenze? Die Suche nach ihm liest sich so spannend wie ein Krimi. Ich war mir mehrfach sicher, sie oder ihn enttarnt zu haben, und lag dann doch wieder falsch.

Und obwohl ich die Situation aus eigenem Erleben kenne, haben mir nicht nur die Schüler leidgetan, über die Julia geschrieben hat und deren Geheimnisse jetzt plötzlich keine mehr sind, sondern auch sie selbst. Sie ist eine normale Jugendliche, mit den üblichen Problemen und Sorgen, die ihren Platz im Leben noch finden muss und beliebt sein will. Und ihre Post waren ja auch nur für sie bestimmt – sie wollte niemanden absichtlich verletzen, das will nur derjenige, der sie jetzt veröffentlicht

Ich finde es gut, dass die Autorin auch auf die Auslöser fürs Mobbing eingeht – z.B. Religion, Aussehen oder sozialer Hintergrund. Damit macht sie klar, dass es jeden von uns erwischen kann. Denn wer mobben will, findet einen Grund.

Meiner Meinung nach sollte das Buch an allen Schulen als Pflichtlektüre gelesen werden.

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