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Veröffentlicht am 13.07.2019

Spannender und humorvoller Cosy-Krimi, nicht nur für Katzenfreunde

Katergericht
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Vor 15 Jahren hat Philipp Oberwasser den Mann seiner ehemaligen Freundin Patrizia im Streit erschlagen. Jetzt, kurz nachdem er aus der Haft entlassen wurde, ist Philipp tot. Ein Kopfschuss, die Waffe liegt ...

Vor 15 Jahren hat Philipp Oberwasser den Mann seiner ehemaligen Freundin Patrizia im Streit erschlagen. Jetzt, kurz nachdem er aus der Haft entlassen wurde, ist Philipp tot. Ein Kopfschuss, die Waffe liegt direkt neben seiner Hand – aber hat er sich wirklich selber erschossen? Warum sollte er?
Kurz darauf wird auch Anwalt Stefan Zweibold, der Philipp damals verteidigt hat, tot aufgefunden – Überdosis. Stefan war zwar ein stadtbekannter Säufer und seine Kanzlei lief nicht gut, aber Drogen hat er bisher nicht konsumiert. Außerdem hatte er seinem Sohn und einem ehemaligen Mitschüler kurz vorher erzählt, dass er bald das ganz große Geld macht. Warum sollte er sich den goldenen Schuss setzen? War es ein Unfall?
An beiden Tatorten werden die Fingerabdrücke eines Kleinkriminellen Kai Krüger gefunden. Der ist aber eher für Drogenhandel und Einbrüche bekannt, warum sollte er jetzt 2 Menschen umgebracht haben?
Kommissar Peter Flott ist skeptisch. Er war auch in die Ermittlungen vor 15 Jahren involviert und schon damals erschien ihm Philipps Geständnis nicht ganz rund. Hat sich evtl. die Witwe nach so vielen Jahren gerächt? Aber wie passt der tote Anwalt ins Bild? Und Kater Socke, der ihn bei den vorherigen Ermittlungen oft unterstützt hat, ist diesmal abgelenkt. Seine beste Freundin Mimi ist verschwunden! Die Suche nach ihr geht für ihn natürlich vor.

Obwohl „Katergericht“ bereits der 4 Band dieser Reihe ist und ich die Vorgänger nicht kenne, habe ich sofort gut in die Handlung gefunden. Die beiden Handlungsstränge um Peter Flotts Fall und Kater Sockes Suche nach Mimi laufen überwiegend parallel und kreuzen sich immer nur kurz. Während sich der Kommissar bei den Ermittlungen an den Dienstweg halten muss und lange im Dunkeln tappt, schmuggelt sich Socke auch schon mal an die Tatorte und wird so zum Star im Sommerlochs der örtlichen Zeitung. Und am Ende ist Socke auch ein kleines bisschen schneller als Peter ...

Heike Wolpert hat einen humorvollen Cosy-Krimi mit sehr eigenen sympathischen, tierischen Ermittlern geschrieben. Neben dem neugierigen Kater Socke mochte ich vor allem die total verfressene Cloneey und eingebildete Perserkatze Suleika. An die menschliche Züge der Katzen und ihre Gespräche musste ich mich zu Beginn etwas gewöhnen, aber dann haben sie gut in das Geschehen gepasst.
Auch die menschlichen Ermittler haben Ecken und Kanten, ein ganz normales Leben, welches sie bei der Arbeit nicht immer ausblenden können.

Fazit: Spannender und humorvoller Cosy-Krimi, nicht nur für Katzenfreunde.

Veröffentlicht am 10.07.2019

Für Liebe ist immer die richtige Zeit

Heideblütenküsse
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Mit ihrer Scheidung glaubt Maklerin Emma, ihr Leben wieder einmal neu beginnen zu können – genau wie vor 16 Jahren, als sie das Dörfchen Moorbach in der Lüneburger Heide verlassen hat und nie zurückgekehrt ...

Mit ihrer Scheidung glaubt Maklerin Emma, ihr Leben wieder einmal neu beginnen zu können – genau wie vor 16 Jahren, als sie das Dörfchen Moorbach in der Lüneburger Heide verlassen hat und nie zurückgekehrt ist. Doch leider macht ihr Chef ihr einen Strich durch die Rechnung: Sie soll für eine Romantikhotelkette die Pension von Moorbach kaufen. Diese gehört die ausgerechnet ihrem ehemals besten Freund und Jugendliebe Mark. Auch mit ihm hatte seit ihrem Weggang keinen Kontakt, weil er sie nach einem „Vorfall“ damals fallen ließ. Emma hat eine Woche, um sich mit ihm auszusöhnen und ihn zu überzeugen, das Haus ihrem Kunden zu verkaufen und nicht einem ihrer Mitbewerber.
Doch schon das Wiedersehen mit ihren Eltern wird gefühlsbetonter, als sie es sich vorstellen konnte und auch sonst kommen ihr die Spaziergänge durch ihre alte Heimat jedes Mal wie ein Spießrutenlauf vor. Zuflucht sucht sie dann in der Heide und läuft dabei erst Hengst Elvis und dann seinem Besitzer Leo in die Arme. Emma hat Angst vor Pferden und auch Leo eigentlich nicht ihr Typ, aber er ist der Einzige, der ihr unvoreingenommen gegenübersteht: „Aus irgendeinem Grund verbringe ich gern Zeit mit dir ...“ (S.137)
Und auch wenn Mark zu Beginn eiskalt und abweisen auf ihre Kontaktversuche reagiert, die Schmetterlinge spüren sie trotzdem beide bald wieder. Aber kann man eine alte Liebe einfach aufwärmen?

Emma ist eine taffe Frau, ein Stehaufmännchen, die schon einige Schicksalsschläge hinter sich hat und Schwäche bei sich selbst nur schwer zulassen kann. Die Rückkehr zu den Orten ihrer Kindheit und Jugend bricht ihre Schale auf. Sie lernt, wieder Gefühle zuzulassen und zu vertrauen, sich mit sich und anderen auszusöhnen. Will sie nach dem Auftrag wirklich wieder weg aus Moorbach? „Sie hatte es nicht eilig, in ihr richtiges Leben zurückzukehren ...“ (S. 187)
Mark konnte ich lange nicht einschätzen, er war mir zu etwas wankelmütig und zickig, bis er sich endlich mit Emma aussprach und dann sofort ihre alte Liebe wiederbeleben wollte. Da hat mir Leo deutlich besser gefallen. Er sieht sie nämlich so, wie sie jetzt ist und nicht so, wie sie früher war.
Meine persönlichen Lieblinge aber waren (neben Elvis natürlich) Emmas Eltern. Sie sind ein ganz zauberhaftes Paar, die auch nach vielen gemeinsamen Jahren immer noch sehr liebevoll und respektvoll miteinander umgehen und die Eigenarten des anderen respektieren.

„Heideblütenküsse“ von Silvia Konnerth ist ein typischer Sommer-Sonne-Urlaubsroman mit ganz viel Heide-Flair, bei dem es einige Geheimnisse, Verwicklungen und ganz viel Liebe gibt. Mir persönlich war an einigen Stellen zwar zu viel Drama und auch der Ausgang zu vorhersehbar, aber das wurde durch ein paar wirklich überraschende Wendungen relativiert.

Veröffentlicht am 07.07.2019

Wenn ich nicht (mehr) verheiratet wäre, dann ...

Der Alte muss weg
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Wer stellt sich nicht manchmal das Leben ohne seinen Partner vor, aber deswegen auf Haus, Auto, Sparbuch und Einbauküche verzichten? „Nie im Leben!“ denken Steffi und ihre Freundinnen beim montäglichen ...

Wer stellt sich nicht manchmal das Leben ohne seinen Partner vor, aber deswegen auf Haus, Auto, Sparbuch und Einbauküche verzichten? „Nie im Leben!“ denken Steffi und ihre Freundinnen beim montäglichen Klönen. Schließlich sind sie seit über 30 Jahren verheiratet und würden bei einer Scheidung nur verlieren: „Man kriegt doch nie im Leben wieder raus, was man mal investiert hat.“ (S. 17). Also gibt’s nur eine Lösung: „Der Alte muss weg“! Und hat nicht erst neulich ein Spezialist im Fernsehen erzählt, dass die meisten Morde gar nicht als solche erkannt werden? Da müsste sich doch was Todsicheres finden lassen ...

Carla Berling hat mich sehr überrascht. Was als lockerer, sehr sarkastischer Frauenroman beginnt, wird schon bald zur bitterbösen, selbstreflektierenden, tiefsinnigen und sehr spannenden Dramödie. Denn natürlich gehen die bierseligen Pläne schief und trotzdem sind am Ende Opfer zu beklagen „Wäre Elfi an diesem verhängnisvollen Montag nicht so betrunken gewesen, wäre vieles anders gelaufen. Vielleicht würden zwei Menschen heute noch leben.“ (S. 22).

Doch nicht nur die Frauen, auch Steffis Mann Tom scheint einen Plan zu haben. Der verhält sich plötzlich komisch, hat Geheimnisse vor ihr und optimiert sein Äußeres. Hat er etwa eine Geliebte? Will er sie abservieren, bevor sie ihn loswerden kann? So war das aber nicht geplant! Und auch bei Elfi und Babette läuft es völlig anders als erwartet.
Vor allem die Szenen mit Babettes Mann haben mich etwas schockiert und ich habe mich gefragt, ob die Autorin sie vielleicht selbst in der Bekanntschaft erlebt, gehört oder gelesen hat, denn sowas kann man sich fast nicht ausdenken. Ein sadistischer Fiesling par Excellence. Aber ist Babette wirklich so unschuldig, hilflos und naiv, wie ihr Blick aus den großen brauen Augen vermuten lässt?

Neben der Situationskomik und den spannenden Momenten lebt das Buch vor allem von den überspitzten Charakteren. Steffi bezeichnet sich selbst und ihre Garderobe als langweilig „leberwurstfarben“, Babette blüht auf, sobald sie das Haus verlässt und Elfi hat sich über die Jahre eine dicke Schutzschicht angefressen, weil ihr Mann sie immer nur als „zweite Wahl“ bezeichnet hat. Nur die unverheiratete Zita genießt das Leben in vollen Zügen und hält ihnen einen Spiegel vor: „Ein Leben, dass ihr nicht wollt, einen Typen, den ihr nicht liebt und Dinge, die man ersetzen kann.“ (S. 42)

Mein Tipp für alle Fans von Tatjana Kruse!

Veröffentlicht am 06.07.2019

Spielball der Politik

Scherben des Glücks
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„Wir werden geboren, um gut verheiratet zu werden.“ (S. 83/84)
Wilhelmine, die Tochter des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm, gilt als nicht besonders hübsch, missgestaltet und auch noch intelligent – ...

„Wir werden geboren, um gut verheiratet zu werden.“ (S. 83/84)
Wilhelmine, die Tochter des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm, gilt als nicht besonders hübsch, missgestaltet und auch noch intelligent – was für eine Schmach. Dass sie zumindest gerade gewachsen ist, wird den Brautwerbern anderer Königshäusern bewiesen, indem sie sich als Jugendliche vor ihnen ausziehen muss. Und auch sonst wird sie nicht auf Rose gebettet. Ihre erste Erzieherin misshandelt sie tägliche. Ihre Eltern hatten endlich einen Thronfolger erwartet und dann war es wieder nur ein Mädchen – Wilhelmine konnte sie also nur enttäuschen. Als Mann geboren, wäre sie der perfekte Erbe ihres Vaters gewesen – sie ist intelligent, sehr gebildet, musisch begabt und politisch interessiert. So aber wird sie zum Spielball ihrer dauernd verstrittenen Eltern, die durch Wilhelmines Heirat ihre politischen Ambitionen durchsetzen wollen. Ihrem Lieblingsbruder, Friedrich dem Großen, geht es ähnlich. Als sich die Beiden dieser Situation durch Flucht entziehen wollen, werden sie erwischt und eingesperrt. Ihr Vater zwingt Wilhelmine, Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth zu heiraten, obwohl ihre Mutter seit Jahren mit der englischen Krone verhandelt. Wider Erwarten verlieben sich Wilhelmine und Friedrich und führen zumindest in den ersten Jahren eine sehr harmonische Ehe. Sie ergänzen sich perfekt, sind beide musikalisch interessiert, bauen Bayreuth nach ihren Wünschen neu auf – doch ein Thronfolger bliebt ihnen versagt ...

Ich wusste bis zu diesem Buch nichts über Wilhelmine, ihre Errungenschaften um die Modernisierung des Landes, den Bau der Bayreuther Oper, diverser Schlösser und Parks. Wilhelmine liebte die schönen Künste, Theater, Malerei, Bücher und vor allem Musik, sie komponierte sogar selbst. Außerdem scharte sie berühmte Philosophen und Künstler um sich, unterhielt lebenslange Briefwechsel und Freundschaften mit ihnen.
Cornelia Naumann erzählt auch spannend und ungeschönt von den Schattenseiten: Wilhelmines schwerer Kindheit, ihren ständig wiederkehrenden Krankheiten und der Untreue ihres Mannes ausgerechnet mit ihrer engsten Vertrauten.

Ich mag biografische Romane, weil man nicht nur etwas über die jeweilige Person, sondern auch über die Zeit und Lebensumstände erfährt. Die Autorin hat ein sehr lebendiges Bild von Wilhelmine gezeichnet, allerdings waren mir einige Vorkommnisse und politischen Erwägungen zu ausführlich beschrieben. Auch die kleinen Zwischenkapitel der Spiegelscherben haben sich mir nicht immer erschlossen. Waren es Fieber- / Albträume? Aber solche Eindrücke sind ja immer sehr subjektiv und davon abgesehen, bin ich gern in Wilhelmines Leben abgetaucht habe die knapp 700 Seiten an nur 3 Abenden gelesen, so fesselnd und abwechslungsreich war ihre Geschichte.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Altes zu neuem Leben erweckt

Die Seidentöchter
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„Der Stoff kam Camilla vor wie ein Gemälde, ein Kunstwerk aus Farben und Formen.“ (S. 15) Camilla hat eine ganz besondere Fähigkeit. In einem kleinen Atelier in Bellagio (Italien) arbeitet sie die geerbten ...

„Der Stoff kam Camilla vor wie ein Gemälde, ein Kunstwerk aus Farben und Formen.“ (S. 15) Camilla hat eine ganz besondere Fähigkeit. In einem kleinen Atelier in Bellagio (Italien) arbeitet sie die geerbten Kleider ihrer Kundinnen um und haucht ihnen so neues Leben ein. Die „neuen alten“ Kleider stellen die besten Seiten ihrer Trägerin heraus, versinnbildlichen deren Träume. Schon Camillas Mutter war Schneiderin und hatte ihr vieles beigebracht. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern ist Camilla bei Marianne in Mailand aufgewachsen, die ein Textilimperium leitet und sie als Ziehtochter angenommen hat.
Inzwischen ist Marianne alt und wird von Albträumen geplagt. Ihre Mutter Caterina hatte ihr am Totenbett erzählt, dass sie vor ihr schon eine Tochter geboren und in den Wirren des 2. WKs verloren hatte. Marianne sollte sie suchen, hat das aber nie gemacht. Jetzt bittet sie Camilla darum. Unter Caterinas Sachen finden sie Kleider von der berühmten, während des 2. WK verstorbenen Modeschöpferin Maribelle. Woher hatte Caterina die? Angeblich sind Mirabelles Kreationen damals mit ihr verbrannt ...

Cristina Caboni erzählt eine sehr spannende Geschichte voller Geheimnisse. Nicht nur Caterina ist dem Leser ein Rätsel, auch Camilla gibt nicht viel von sich Preis. Warum ist sie damals nicht in Mariannes Firma eingestiegen sondern hat Mailand fluchtartig verlassen?

Auf zwei Zeitebenen kommt man Caterina und Camilla näher. Dabei hat mir Strang, der in der Vergangenheit spielt, etwas besser gefallen. Du bist mein Fluch Caterina. Immer wenn ich dich ansehe, dann sehe ich ihn.“ (S. 111) Caterina wird vom Schicksal gebeutelt. Ihre Geschichte hat mich sehr bewegt und erschüttert. Aufgewachsen in einem kleinen Fischerdorf, führt ihr Weg sie später nach Mailand und Frankreich. Ihr Leben ist ein einziges ein Auf und Ab, Glück und Leid wechseln oft blitzschnell – und dann kommt der 2. WK ...
Camilla fühlt sich zwischen der Freiheit ihrer Arbeit in Bellagio und ihrer Verpflichtung gegenüber Marianne hin- und hergerissen. Außerdem ist da noch Marco, in den sie seit Jahren heimlich verliebt ist. Das Gefühlschaos, welches Camilla wegen ihm empfindet, war mir zu viel Drama á la italienischer Oper und passte m.E. auch nicht in die heutige Zeit. Sie ist eine moderne Frau, die etwas ziellos durch ihr Leben mäandert und der es deutlich an Selbstvertrauen fehlt - ihr Charakter war für mich nicht richtig ausgewogen.

Allen Frauen dieses Buches liegt das Verständnis für Stoffe und deren Verarbeitung im Blut. Man spürt in jeder Zeile, wie sehr sie die Materialien und Schnitte lieben, wie kreativ sie sind und wie sie darin aufgehen. Bei diesen Szenen wird Cabonis Sprache wundervoll poetisch.

Auch wenn ich früh geahnt habe, wie alles zusammenhängt, und mich das Ende dadurch nicht wirklich überrascht hat, konnte mich das Buch bis zum Ende fesseln.

Mein Tipp für alle modeaffinen Menschen, die dramatische Liebesgeschichten mögen.