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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2019

Herzerwärmend

In der Weihnachtshöhle ist noch Platz
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Wenn ein Cover Aufmerksamkeit weckt, ist schon viel gewonnen. Wunderbar gelungen ist dies bei dem vorliegenden Bilderbuch, denn durch das ausgestanzte Höhlenfenster lugt ein etwas missmutig dreinblickender ...


Wenn ein Cover Aufmerksamkeit weckt, ist schon viel gewonnen. Wunderbar gelungen ist dies bei dem vorliegenden Bilderbuch, denn durch das ausgestanzte Höhlenfenster lugt ein etwas missmutig dreinblickender Bär in die Welt. Viele neugierig-interessierte Waldbewohner harren vor dem Fenster der Dinge, die da kommen, während Mäuschen mit seinen winzigen Fäustchen an die Höhlentür klopft… Und schon heißt es „vorlesen, vorlesen“!
Während die Waldbewohner voller Vorfreude auf Heiligabend im Wald herumwuseln und dicke Schneeflocken auf die Welt fallen, brummelt Mattes, der grummeligste alte Bär, grantig vor sich hin. Weil er tagaus tagein so mürrisch ist, sitzt er ganz alleine in seiner Höhle. Und Weihnachten ist sowieso nicht sein Ding. Plötzlich klopft es…
Es wird nun eine Geschichte erzählt, wie sie liebenswerter nicht sein könnte. Immer mehr Tiere suchen vor dem Schneesturm Schutz in der Bärenhöhle. Ungefragt machen sie sich in der Höhle breit und verteilen überall Weihnachtsklimbim, egal wie Mattes grummeln und brummeln mag. Als der Biber klopft, erlebt Mattes allerdings eine Überraschung, denn vom Biber erhält er ganz uneigennützig ein Geschenk. Der Biber will auch gleich wieder gehen. Da geht Mattes das Herz auf, und er bittet den Biber zu sich in die Höhle.
So ist das mit Gastfreundschaft, die man nicht ungefragt ausnutzen sollte. Als der vom Biber überbrachte Weihnachtsbaum die Höhle so richtig warm erleuchtet, verstehen dies auch die anderen Gäste, bedanken sich bei Mattes und feiern schließlich mit ihm zusammen voller Freude den Heiligabend. Denn Mattes ist halt doch ein Bär mit einem ganz großen Herzen, wenn auch erst auf den zweiten Blick.
Die aussagestarken Zeichnungen von Nikolai Renger untermalen das Erzählte mit so viel Witz, Detailfreude und Ausdrucksstärke, dass nicht nur die Kleinen das Bilderbuch immer und immer wieder anschauen mögen.
Ein rundum gelungenes, herzerwärmendes Weihnachtsbuch!

Veröffentlicht am 25.11.2019

"... denn zusammen kann man sich viel mehr freuen"

Onno & Ontje (Bd. 4)
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Ein Buch aus dem Coppenrath Verlag in der Hand zu halten, ist für mich jedes Mal eine besondere Freude. Denn immer begegne ich besonderen Ideen, die in aller Sorgfalt ausgeführt sind. Auch beim vorliegenden ...


Ein Buch aus dem Coppenrath Verlag in der Hand zu halten, ist für mich jedes Mal eine besondere Freude. Denn immer begegne ich besonderen Ideen, die in aller Sorgfalt ausgeführt sind. Auch beim vorliegenden Bilderbuch beginnt die Freude schon bei der weihnachtlichen Haptik: Das Cover ist stellenweise mit Glitzerstaub versetzt, der nicht abgeht! Und nicht nur das Cover überrascht.
Es war meine erste Begegnung mit Onno und Ontje, und mein allererster Eindruck war, dass ich direkte Nachbarn von Findus und Petterson kennen lerne. In sehr ähnlicher Manier begegnen uns die Hauptpersonen und allerlei Kleingetier, das in seinen eigenen Geschichten durch das Bilderbuch hindurchwuselt. Doch Onno ist ein alter Fischer und Ontje ein kleiner Otter. Deshalb bewegen wir uns am Meer, sitzen auch im Winter im Strandkorb und trinken gefrorenen Tee. Ontje, der Otter, ist noch klein. Und das bringt Olga, Onnos Frau, auf die Idee, in diesem Jahr Weihnachten so richtig schön zu feiern, mit Kerzen, mit einem Festessen und vielen Geschenken. Ontje ist begeistert und will dazu viele Freunde einladen, nicht nur Ganslieb, die Gans, und Zieglinde, die Ziege, sondern auch die Robben und die Möwen und die Seesterne und… und … Wie ein ganz schlimmer Schneesturm letztlich dazu führt, dass Ontje tatsächlich sein glücklichstes Weihnachtsfest erlebt – das müsst ihr unbedingt selber lesen und schauen!
Eine zauberhafte Geschichte wird von Thomas Springer hier erzählt. Kindliche Ungeduld begegnet der Gelassenheit des Alters. Kreative Ideen machen auch scheinbar Unmögliches möglich. Und der wahre Zauber von Weihnachten liegt im liebevollen Miteinander. Ganz einfach eigentlich, und doch wird es so leicht vergessen. Alexandra Langenbeck illustriert die Erlebnisse von Onno und Ontje so lebendig, so aussagestark, so detailfreudig, so ideenreich, dass man sich gar nicht sattsehen kann und immer und immer wieder mit einem Schmunzeln Neues entdeckt.
Kurzum: Ein Weihnachtsbuch für die Kleinen, wie es sinnvoller und schöner nicht sein könnte.

Veröffentlicht am 20.11.2019

Liebenswert zauberhaft

Der kleine Rabe Socke: Alles verknallt! oder Ein kleiner Rabe trifft auf große Liebe
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Als über 70-Jährige zähle ich nicht direkt zur Zielgruppe der Geschichten rund um den kleinen Raben Socke, aber ich liebe ihn seit vielen Jahren. Schlimmer noch, ich gestehe es: Eine plüschige Variante ...

Als über 70-Jährige zähle ich nicht direkt zur Zielgruppe der Geschichten rund um den kleinen Raben Socke, aber ich liebe ihn seit vielen Jahren. Schlimmer noch, ich gestehe es: Eine plüschige Variante sitzt in meiner Wohnung, krächzt sich manchmal durch meine Gedanken und ist sicher schuld an meiner Sammlung verwaister Einzelsocken.
In seinem 10. Buchabenteuer hat es Socke ganz schön schwer, denn die kleine Ente Fusselbirne klebt schon seit Stunden an ihm wie Kaugummi und schnattert und schnattert, nicht auszuhalten! Mit einem Trick will Socke die Ente loswerden, aber er treibt sie dadurch direkt in die starken, helfenden Arme von Eddi-Bär, der ab sofort nur noch Augen und Ohren für die Ente hat. Socke bleibt allein und traurig zurück. So hatte er sich das nicht gedacht! Also fängt er an zu grübeln, wie er seinen Freund Eddi-Bär zurückgewinnen könnte, wobei ihn Stulle, Löffel und Frau Dachs mit ganz vielen guten Ratschlägen unterstützen, mit verwirrend vielen Ratschlägen. Socke macht sich mit den besten Absichten auf den Weg zu Eddi-Bär, aber, wie könnte es anders sein, es geht schief! Ob nun alles verloren ist?
Eine eindrückliche Geschichte rund um das Thema Freundschaft erzählt hier die Autorin Nele Moost. Es geht auch um Verlieben und Eifersucht, um Allein-Sein, um Missverständnisse und darum, dass nicht nur immer die anderen schuld sind. Wie wichtig Freunde sind. Und dass man es ihnen auch manchmal sagen muss, wie sehr man sie mag. Auf wahre Freunde kann man sich verlassen, aber Freundschaft ist nicht selbstverständlich. Das Buch lässt sich wunderbar vorlesen, denn die Autorin gibt Socke, Fusselbirne und all den anderen liebenswerten Tieren ganz individuelle Ausdrucksweisen. Von traurig bis lustig, von nervig bis rührend ist die ganze Bandbreite von Gefühlen in der Geschichte enthalten und für die Kleinen aus ihrer eigenen Erlebniswelt heraus nachvollziehbar ausgedrückt. Wie wichtig es für jeden ist, auch mal gelobt zu werden, etwas Liebes gesagt zu bekommen, lassen uns Socke, Eddi-Bär und Fusselbirne sehr nachdrücklich erleben. Großartig wie immer hat Annet Rudolph mit ihren hinreißenden Illustrationen zu der gelungenen Geschichte beigetragen. Es gibt auf jeder Seite eine Fülle von „Nebengeschichten“ zu entdecken, die witzig-liebevoll und kindgerecht in Szene gesetzt sind.
Kurzum: Ein rundum zauberhaftes, kluges und liebevolles Bilderbuch zum Vorlesen, großartig illustriert.

Veröffentlicht am 18.11.2019

800 Seiten Lesegenuss pur

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
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Der mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnete Autor legt mit „Der Lehrmeister“ den zweiten Band rund um den berühmten Magier Johann Georg Faustus vor. 800 Seiten prall gefüllt mit lebendig-farbiger ...

Der mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnete Autor legt mit „Der Lehrmeister“ den zweiten Band rund um den berühmten Magier Johann Georg Faustus vor. 800 Seiten prall gefüllt mit lebendig-farbiger Erzählfreude. Da ich den ersten Band nicht kenne und historische Romane nicht mein bevorzugtes Genre sind, fürchtete ich mich etwas vor dem schwergewichtigen Werk. Andererseits war ich neugierig darauf, mehr über Faustus zu erfahren, denn ich wohne in unmittelbarer Nähe einer Faust-Stadt, in der Dr. Faustus durch sein Wirken bis heute allerlei Spuren hinterlassen hat.
Band 2 beginnt ca. 6 Jahre nach der Flucht aus Nürnberg. Dr. Faustus zieht durch die Lande und verdient sich seinen Unterhalt mit Quacksalberei und Zauberei. Doch er hat viele Feinde, die alles daran setzen, ihn in ihre Gewalt zu bringen. Sowohl Papst Leo als auch König Franz I. von Frankreich glauben wie viele andere, dass Dr. Faustus Gold machen könne, und nichts wollen die Mächtigen mehr, als zu Reichtum zu kommen. Und so befindet sich der Leser mit Dr. Faustus und seinen Lieben unentwegt auf der Flucht von Bamberg über die Pfalz und das Elsass bis nach Rom. Neben einer Fülle von gefährlichen Situationen und schaurig-grausamen Begebenheiten erleben wir auch eindrücklich die Begegnungen mit historisch bekannten Persönlichkeiten des frühen 16. Jahrhunderts, wie zum Beispiel mit dem Genie Leonardo da Vinci.
Es ist schon eine große Autorenleistung, dass über das gesamte umfangreiche Buch hinweg keine Langeweile aufkommt. Lebendig und fesselnd im Schreibstil lassen die spannenden Schilderungen die Welt rund um Dr. Faustus und seine Erlebnisse sowie das Denken und Handeln der Menschen in der damaligen Zeit zum farbig-lebendigen Kopfkino werden. Man spürt, dass der Autor sehr sorgfältig und umfassend recherchiert hat, zwar sich gelegentlich der Fantasie bedient, um die Erzählung voranzubringen, aber dennoch sehr nah an den tatsächlich überlieferten historischen Begebenheiten bleibt. Fließende Grenzen zwischen Alchemie, Esoterik, Glauben und recherchierten politischen Hintergründen, die drastisch-schaurig geschilderten Grausamkeiten des Ritters Gilles de Rais und ein Buchschluss mit dem Überlebenskünstler Faustus, der auf eine Fortsetzung hoffen lässt – das Buch ist ein Füllhorn an rasant erzählten Geschichten und Lesegenuss pur!

Veröffentlicht am 17.11.2019

Sanfte Träume im Baumhimmel

Baumhäuser
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Kinder aller Welt lieben Baumhäuser. Als Rückzugsort. Als Abenteuerspielplatz. Als Ort der unbegrenzten Fantasie. Als Schutz. Als ihr persönliches Eigentum, zu dem die Erwachsenen keinen Zutritt haben. ...


Kinder aller Welt lieben Baumhäuser. Als Rückzugsort. Als Abenteuerspielplatz. Als Ort der unbegrenzten Fantasie. Als Schutz. Als ihr persönliches Eigentum, zu dem die Erwachsenen keinen Zutritt haben. Und es gibt Erwachsene in aller Welt, die sich diesen Kindheitstraum des individuellen Refugiums in lichter Höhe bewahrt haben.
Die Architektin und Journalistin Eva Herrmann hat sich in aller Welt auf die Suche gemacht nach solcherart gestalteten Kindheitsträumen, von edel bis ursprünglich, von angepasst bis verrückt, immer jedoch als Ausdruck der Verbindung von Individualität und der durch die Natur gesetzten Grenzen. Nicht nur seit dem Roman von Italo Calvino „Der Baron auf den Bäumen“ ranken sich Träume vom Wohnen im Baumhimmel, beschützt vom Blätterdach, durch die Gedanken mancher Menschen. Denn das Wohnen in der Höhe hat die Idee von Schutz gleichermaßen wie die Befreiung von Alltagspflichten, das Verschwimmen der Grenzen von fester Verwurzelung und freiheitlichen Höhenflügen. Spannende Fragen praktischer und metaphysischer Überlegungen lassen sich mit dem Thema Baumhaus verbinden. Und Eva Herrmann hat sie gefunden, die fantastischen, mit der Natur verwobenen oder exzentrisch konstruierten Baumhäuser, mal in einfachster Bauart, mal mit Hotelkomfort ausgestattet. Die Fotos zeigen geschickt überraschende Außen- und Innenansichten. Da gibt es geometrische Bauformen wie Kugel, Kubus, Ellipsen, Waben, und es gibt Formen, die mit der Natur zu verschmelzen scheinen, indem sie sich quasi um die sie tragenden Baumstämme schlingen. Vogelnester oder Kunstobjekte, die Illusion des Schwebens vortäuschend oder sich festklammernd – alles ist möglich. Die Innenräume überraschen oftmals mit beeindruckender Weite und Luxus. Mal liegt der Schwerpunkt auf dem beschützenden Charakter eines Hauses, mal auf der Möglichkeit, von einer höheren Warte aus Weitblick zu gewinnen. Märchenhaft versteckte Hexenhäuschen oder Schutzburgen vor unerwünschten Besuchern, einladende Lofts, zeltartige Hüllen oder organisch gewachsene oder abstrakte Konstruktionen – das vorliegende Buch hat eine Fülle der Möglichkeiten zusammengetragen.
Jede neue Seite birgt Erstaunen und weckt Sehnsucht, denn auch die schönsten Fotos können eines nicht ersetzen: Das eigene Erleben, wie es sein mag, dem Sternenhimmel näher zu sein, den Geräuschen der Natur ungefiltert lauschen zu können und zu erleben, wenn der Wind dem Baumhaus ganz eigene Geräusche, vielleicht sogar Bewegungen entlockt…
Ein wunderschönes Buch zum Staunen und Träumen…