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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2018

Besser geht nicht

Das Geheimnis des Glasbläsers
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Anno Domini 1452 bekommt Kaiser Friedrich III. im Heiligen Römischen Reich als Geschenk anlässlich seiner Hochzeit Glas geschenkt, durchsichtig wie Wasser. So etwas Reines hatte er noch nie gesehen, denn ...


Anno Domini 1452 bekommt Kaiser Friedrich III. im Heiligen Römischen Reich als Geschenk anlässlich seiner Hochzeit Glas geschenkt, durchsichtig wie Wasser. So etwas Reines hatte er noch nie gesehen, denn bislang gab es nur grünliches Waldglas. Er entsendet Simon den Glasbläser nach Venedig, damit er ihm von dort die geheime Rezeptur des Kristallglases bringt. Begleitet wird der etwas unbedachte Simon von Ulf, einem sanften Riesen mit schlichtem Gemüt, und der Eselin Lilly. Nach einer gefahrvollen Reise über die Alpen und nach Ankunft in Venedig warten eine Fülle weiterer gefährlicher Abenteuer auf Simon und Ulf. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen, eine Bordellbesitzerin erweist sich als ungewöhnlich hilfreich und ein wunderschönes Mädchen lässt Simon fast seine eigentliche Mission vergessen. Die Schlacht um Konstantinopel bringt die entscheidende Wende…
Historische Romane gibt es unzählige. Dick sind sie meistens. Mal mehr mal weniger gut recherchiert sind sie. Mal mehr mal weniger gut lesbar sind sie. Sie werden geliebt, weil man als Leser abtauchen kann in eine Zeit, die es wirklich gab, die aber für den Leser so fern ist wie eine fremde Galaxie. Noch nie jedoch habe ich bisher je einen historischen Roman gelesen, der mich so atemlos machte, der mich fiebernd Seite um Seite verschlingen ließ, der mich aufs Intensivste um die Protagonisten zittern ließ, der mich ins Schlachtgetümmel schickte, dass mir Hören und Sehen verging und mich schließlich völlig erschöpft das Buch schließen ließ in der Gewissheit, dass der Kampf um Geld und Macht ein sinnloser ist.
Ich bin hingerissen von der Faszination dieses Buches, vom kraftvollen Schreibstil des Autors, der mich mit allen Sinnen das Geschehen miterleben ließ, als sei ich dabei. Ich bin begeistert von der farbenprächtigen fulminanten Geschichte: Märchen, Abenteuer, Historie perfekt miteinander verwoben. Großartig, wie es dem Autor gelungen ist, sorgfältigste Recherche-Arbeit so direkt in die Handlung einfließen zu lassen, dass das Buch nicht eine einzige Zeile der besserwisserischen Langeweile enthält. Für mich ist dieser historische Roman der spannendste und lebendigste, den ich je gelesen habe.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Reise ohne Ankunft

Der Reisende
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1942 torpediert ein deutsches U-Boot das britische Passagierschiff, auf dem sich der 27-jährige Ulrich Alexander Boschwitz befindet. Boschwitz wird dabei getötet. Am Körper trägt er sein zuletzt verfasstes ...


1942 torpediert ein deutsches U-Boot das britische Passagierschiff, auf dem sich der 27-jährige Ulrich Alexander Boschwitz befindet. Boschwitz wird dabei getötet. Am Körper trägt er sein zuletzt verfasstes Manuskript. Der Herausgeber Peter Graf beschreibt in seinem bewegenden Nachwort, wie das unbearbeitete Typoskript „Der Reisende“ als eines der frühesten literarischen Dokumente der deutschen Gräuelzeit zu ihm fand, ein Manuskript, in dem der junge Boschwitz in nur 4-wöchiger Niederschrift Teile seiner eigenen Familiengeschichte eingearbeitet hatte als Versuch, gegen die Ohnmacht anzuschreiben.

Hilflos muss der jüdische Kaufmann Otto Silbermann zusehen, wie sein bisher durchaus behagliches Leben innerhalb von Minuten aus den Angeln gehoben wird. Die Novemberprogrome zwingen ihn, von jetzt auf gleich aus seiner Wohnung, aus seinem gewohnten Leben zu fliehen und nicht nur seine arische Frau, sondern auch alle Insignien des Wohlstands zurückzulassen. Ein letztes Geschäft mit seinem windigen Geschäftspartner, einem Spieler, bringt ihm eine Aktentasche voll Geld. Doch wo soll er nun hin, mit seiner Aktentasche? Bleiben, egal wo, ist für Silbermann nicht mehr möglich. Unterwegs muss er sein, immer unterwegs. Und so fährt er in Zügen kreuz und quer durch Deutschland, seine Pläne immer wieder verwerfend und die Reiserichtung wieder und wieder ändernd. Seine von uneingestandener Angst getriebene Ruhelosigkeit führt zu absurden Handlungen. Phantasien, Kindheitserinnerungen, Mutmaßungen durchsetzen sein Denken. Es ist ein Herumdenken an Unwesentlichem, das seine ratlosen Zögerlichkeiten unterstreicht. Er begegnet Menschen aller Ausprägung in diesen Zügen, er beobachtet sie, führt merkwürdige Gespräche, bildet sich eigenwillige Urteile und hat doch letztlich nur eines im Sinn: sich selbst und seine Flucht nach nirgendwo.

Unfassbar, dass der Autor zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Buches erst 23 Jahre alt war. Das Buch ist ein reifes, ein eindringliches Zeitdokument. In größter Intensität wird anhand der nicht endenden Reise des Otto Silbermann ein Karussell der Ausweglosigkeit geschildert, ein Zustand von Ratlosigkeit, ja Fassungslosigkeit, von Misstrauen und angstvoller Planlosigkeit, von uneingestandenem Entsetzen. Die Eindringlichkeit, in der der Autor schlicht-beobachtend, geradezu nüchtern erzählt, lässt den Leser bis ins Tiefste erschauern und so eine Ahnung bekommen von einer Zeit, in der das immanent Böse im Menschen offen zutage trat.

Veröffentlicht am 02.02.2018

Spannend-fröhlich erzählt

Das Ravioli-Chaos oder Wie ich plötzlich Held wurde
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Lenni und sein Freund Walze wollen unbedingt Karriere beim BKA machen und schreiben einen Bewerbungsbrief. Schließlich haben sie bereits einige Erfahrungen vorzuweisen, z. B. als Personenschützer für Nela, ...

Lenni und sein Freund Walze wollen unbedingt Karriere beim BKA machen und schreiben einen Bewerbungsbrief. Schließlich haben sie bereits einige Erfahrungen vorzuweisen, z. B. als Personenschützer für Nela, die Schwester von Lenni, die in einer Soap mitspielt und sich deshalb als Star fühlt. Doch dann passiert es: Lenni hütet für kurze Zeit den Kiosk und sieht sich plötzlich einem Strumpfmaskentäter gegenüber, der Geld fordert. Ein einstürzender Turm von Ravioli-Dosen schlägt den Dieb in die Flucht und Lenni wird als Held gefeiert, aber…
Das Buch hat mich restlos begeistert.
Es ist fröhlich und geistreich erzählt, mit viel Wortwitz versehen und vor allen Dingen durchgängig spannend zu lesen. Auch ernst zu nehmende Themen fehlen nicht, wie z. B. Beschimpfungen über Social Media. Wie gut, dass bei Lenni letztlich die Erkenntnis siegt, dass Berühmt-Sein gar nicht so toll ist und dass es viel wichtiger ist, ehrlich zu sein. Und gute Freunde zu haben natürlich.
Fazit: Ein rundum empfehlenswertes, lustiges und spannendes Buch für das zweite Lesealter.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Zauberhaft

Lara und die freche Elfe tanzen Ballett
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Der Leserabe für die 1. Lesestufe aus dem Ravensburger Verlag ist perfekt gestaltet, um Erstleser für die Welt der Bücher „einzufangen“. Einfache, kurze Textabschnitte, eine extra große Schrift, im Anhang ...


Der Leserabe für die 1. Lesestufe aus dem Ravensburger Verlag ist perfekt gestaltet, um Erstleser für die Welt der Bücher „einzufangen“. Einfache, kurze Textabschnitte, eine extra große Schrift, im Anhang dann noch Rätsel und Sticker zum Einkleben – das alles ist geeignet, das Lesen-Lernen spielerisch zu versüßen.

In dieser Reihe ist der vorliegende Titel „Lara und die freche Elfe tanzen Ballett“ ein besonders gut gelungenes Buch vorrangig für Mädchen. Lara ist eine kleine Ballett-Tänzerin und übt auf dem Dachboden vor dem verstaubten Spiegel. Fritzi, die kleine Elfe, kommt dazu und die beiden bringen mit viel Spaß den Dachboden ganz schön durcheinander…

Anja Kiel erzählt kindgerecht in einfachen Sätzen. Besonders gut gefällt mir persönlich, wie die Autorin mit kleinen Mehrdeutigkeiten Wortspielereien betreibt und damit noch einmal mehr die Fröhlichkeit des gesamten Buches unterstreicht. Die liebevollen Zeichnungen von Elke Broska, auf denen viele Details zu entdecken sind, werten auf gekonnte Weise die kleine Geschichte auf. Von den farbenfrohen Illustrationen geht eine kindliche Unbeschwertheit aus, ganz und gar passend zum erzählten Text. Ein zauberhaft schönes, rundum gelungenes Buch!

Veröffentlicht am 29.01.2018

Schräge lustige Geschichte

Serafinas Geheimnis 1. Dreimal schwarzer Kater
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Die Hexe Serafina und ihr Kater Luzifer, dessen Hobby es ist, gefangene Mäuse zu trocknen, zu pressen und in ein Sammelalbum zu kleben, erhalten einen Hilferuf von ihrem Urgroßonkel Alfred. Sie sollen ...


Die Hexe Serafina und ihr Kater Luzifer, dessen Hobby es ist, gefangene Mäuse zu trocknen, zu pressen und in ein Sammelalbum zu kleben, erhalten einen Hilferuf von ihrem Urgroßonkel Alfred. Sie sollen eilig nach Wurzbach kommen, weil etwas in der dortigen Suppenwürzwürfelfabrik ganz und gar nicht in Ordnung ist. Eilig verlassen die beiden den Zauberwald und sehen sich ganz schnell mit einer Reihe von Problemen konfrontiert…

Die wunderbaren fröhlichen, kindgerecht gezeichneten Illustrationen und die relativ große Schrift suggerieren, rein vom Äußeren her betrachtet, dass es sich bei Serafinas Geheimnis um ein Kinderbuch handelt, geeignet zum Vorlesen vielleicht ab 6, zum Selberlesen ab 8. Bislang konnte ich das Buch noch nicht zusammen mit Kindern lesen, aber aus Erwachsenensicht müssen die Kinder mindestens 10 oder 11 sein, um die Geschichte und seine Zusammenhänge wirklich verstehen zu können. Es gibt zwar herrliche Wortspiele und viele witzige Details, die auch jüngeren Lesern Spaß machen dürften, aber der teils etwas hintergründige Humor, der auch vor ernsteren Themen nicht Halt macht, wäre für Kleinere sehr erklärungsbedürftig! Auch das der Geschichte zugrunde liegende Thema von natürlichen Lebensmitteln in Konkurrenz zu künstlichen Tütensuppen und all den damit verbundenen schwierigeren Wörtern dürfte nur für ältere Kinder gut lesbar sein. Insofern passt für mich die äußere Gestaltung und der zu lesende Inhalt nicht wirklich zusammen. Als Erwachsene jedoch hat mich die schräge Geschichte in seiner humorigen und phantasievollen Erzählweise restlos überzeugt.