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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2021

Ein Roman ohne Tiefe

Uns gehört der Himmel. Die Flight Girls
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Eigentlich hatte sich die Autorin ein spannendes Thema ausgesucht, und zwar die Jahre von 1940 bis in die Achtziger hinein als historischer Hintergrund mit Blickwinkel auf die Geschichte der Woman Air ...

Eigentlich hatte sich die Autorin ein spannendes Thema ausgesucht, und zwar die Jahre von 1940 bis in die Achtziger hinein als historischer Hintergrund mit Blickwinkel auf die Geschichte der Woman Air Force Service Pilots, mit dem Fokus auf der Hauptperson Audrey Coltrane als leidenschaftlicher Pilotin. Doch leider konnte mich dieses Erstlingswerk nicht wirklich überzeugen.

Was ich persönlich interessant fand, waren die offensichtlich einigermaßen gut recherchierten historisch überlieferten Fakten. Nichts anfangen konnte ich dagegen mit den vielen Fachbegriffen aus der Fliegerei, die auch an keiner Stelle näher erläutert werden. Man hätte also immer wieder googeln müssen, um dem Kopfkino auf die Sprünge zu helfen. Das fand ich enttäuschend. Ein kleines Glossar wäre deshalb durchaus hilfreich gewesen. Wesentlicher jedoch ist meine Kritik am Schreibstil und an der Darstellung der Protagonisten. Die Autorin verherrlicht die Pilotinnen, sie schert die Frauen über einen Kamm. Alle sind gut und tüchtig und mutig und schön und unglaublich fähig. Und natürlich kommt die Liebe über sie, was auch sonst. Trotz diverser Schicksalsschläge findet man schließlich zum Glück. Das ist für mich ein Griff zu viel in die Kitschkiste, tut mir leid. Auffällig auch, dass selbst die schrecklichsten Szenen so platt und emotionsarm geschildert werden, dass sie den Leser völlig kalt lassen.

Zwar ließ sich das Buch insgesamt gesehen kurzweilig und unterhaltsam lesen, aber es packte mich an keiner einzigen Stelle, es berührte mich nicht. Ein Roman ohne Tiefe, ohne Ehrlichkeit, ohne Inspiration. Schade.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Wenig Spannung und recht unrealistisch

Schneenacht
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Mit diesem Buch ging alles schief: Die Sendung des Verlages verschwand im Niemandsland, ein zweites versprochenes Exemplar wurde offenbar gar nicht erst verschickt. Da ich jedoch von den Verfilmungen ...


Mit diesem Buch ging alles schief: Die Sendung des Verlages verschwand im Niemandsland, ein zweites versprochenes Exemplar wurde offenbar gar nicht erst verschickt. Da ich jedoch von den Verfilmungen rund um Irene Huss stets sehr angetan war und unbedingt nun mein erstes Buch von Helene Tursten lesen wollte, kaufte ich das Buch entgegen meiner Gepflogenheiten von einem großen Versender.

Das stimmungsvoll düstere Cover stimmt gekonnt ein auf große Kälte im schwedischen Winter. Leicht und angenehm lesbar ist die gewählte Schriftgröße. Die Inhaltsangabe des Verlages muss hier nicht wiederholt werden, weil sie alle wesentlichen Angaben enthält.
Generell handelt es sich um einen Kriminalroman, der leider nicht unbedingt fesselt. Die Geschichte kommt relativ ruhig daher. Erst im letzten Viertel nimmt sie Fahrt auf. Es wird sehr detailreich erzählt, viele Namen tauchen auf und verschwinden wieder. Überhaupt schreibt Helene Tursten sehr sachlich und emotionsarm. Sie beschreibt hauptsächlich „sehend“, Gehör-, Tast- und Geruchssinn scheinen in den Schilderungen weitgehend ausgeblendet, das macht den Text irgendwie flach, einseitig und nüchtern, sodass der Leser sogar zu der Hauptperson Embla leider keinerlei Bindung aufnimmt. Angenehme Unterbrechung sind die häufigen Dialoge, wobei auch diese relativ sachlich und unrealistisch daherkommen. Sehr konstruiert und unwirklich ist letztlich leider auch der üppige Gebrauch von Handgranaten und Scharfschützengewehren. Wirklich lebendig wirkt Helene Tursten’s Schreibstil eigentlich nur beim Beschreiben der Landschaften und Örtlichkeiten und wenn ihr sehr gutes Gespür für Hunde in die Handlung einfließt.

Fazit: Ein im klassischen Sinn aufgebauter nüchterner Kriminalroman mit wenig Spannung und teilweise recht unrealistischen Szenen.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Mein erster und mein letzter Krimi mit Commissario Grauner

Das dunkle Dorf
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Mein erster Krimi aus der Feder von Lenz Koppelstätter war das. Und es wird wohl auch mein letzter sein. Leider.

Im 6. Fall für Commissario Grauner geht es um die Mafia. Wir befinden uns Mitte Januar ...


Mein erster Krimi aus der Feder von Lenz Koppelstätter war das. Und es wird wohl auch mein letzter sein. Leider.

Im 6. Fall für Commissario Grauner geht es um die Mafia. Wir befinden uns Mitte Januar im Grödnertal, immer wieder gehen Lawinen ab. Doch Commissario Grauner interessiert die Natur nicht. Ihn interessiert irgendwie auch nicht, dass ein Toter in einer schäbigen Villa gefunden wird. Ihn interessiert nur noch seine Tochter Sara, die seit Tagen verschwunden ist. Sein neapolitanischer Kollege Saltapepe befindet sich ebenfalls im Grödnertal und muss überraschend untertauchen, weil er glaubt, den legendären Mafiaboss gesehen zu haben, den er einst ins Gefängnis gebracht hatte. Grauner ahnt, dass die Vorfälle zusammenhängen und beginnt den Kampf gegen Italiens gefährlichste Verbrecher.

Das klingt eigentlich nach einem spannenden Plot. Aber nach der Spannung habe ich weitgehend vergeblich gesucht. Gemächlich muss man sich umschauen in der grandiosen Landschaft und muss sich mit viel Geduld einlesen in den ausschweifenden Schreibstil, der lange Zeit irgendwie nicht von der Stelle kommt. Zudem muss man sich mit vielen Namen vertraut machen. Befremdlich empfand ich dabei, dass die Personen hauptsächlich nur per Nachnamen auftreten. Warum so unpersönlich? Und ich gestehe, mich nerven grundsätzlich Kommissare, die sich mit vielen eigenen Problemen herumschlagen müssen. Die sprunghaften Wechsel der Perspektiven machen das Lesen verwirrend, es zerhackt das Geschehen und damit den Lesefluss. Dass so ziemlich alle Mafiaklischees bedient werden, die ich kenne, hat für mich die Lektüre auch nicht erfreulicher gemacht. Und Cliffhänger, die am Ende des Buches zum Kauf des Folgebandes animieren wollen, finde ich absolut ärgerlich. Der gelegentlich durchblitzende Humor und die Kürze der Kapitel waren dagegen positive Aspekte. Insgesamt gesehen werde ich mich jedoch mit Commissario Grauner nicht mehr befassen wollen.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Eine vermutlich unfaire Rezension

Das achte Kind
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Was mache ich mit einem Buch, das mich als Leser so sehr bedrückt, dass ich es eigentlich gar nicht weiter lesen mag? Das mich herunterzieht? Das meine depressiven Gefühle schürt? Und weil ich mit der ...



Was mache ich mit einem Buch, das mich als Leser so sehr bedrückt, dass ich es eigentlich gar nicht weiter lesen mag? Das mich herunterzieht? Das meine depressiven Gefühle schürt? Und weil ich mit der Rezension nicht bis zum Frühling warten darf, fällt sie vielleicht schlechter aus als es das Buch eigentlich verdient hätte. Wobei durchaus erstaunlich ist, dass der Roman diese Wirkung auf mich hatte, denn geschrieben ist er so, als wollte er auf keinen Fall berühren.

Der Autor schildert sein Leben als Gastarbeiterkind. Da gibt es viel Entsetzlichkeit. Entsetzliche Armut zum Beispiel. Und entsetzliche Gewalt. Und entsetzliche emotionale Kälte. Ein Nazi in der Pflegefamilie. Ein brutaler Säufer der Stiefvater. Dass aus dem Kind trotz all der Entsetzlichkeiten ein Autor wurde, ist bewundernswert. Was jedoch auffällt, ist die Schreibweise des Autors. Sie ist nüchtern, so nüchtern wie ein Sachbericht, wie eine nüchterne Auflistung von Fakten, von Geschehnissen, von Erfahrungen, schlicht und gradlinig. Es fehlen jegliche Empfindungen. Es fehlen Reflexionen. Es fehlt Tiefgang. Es fehlen Wertungen. Nichts, woran sich der Leser festhalten könnte, um Verbindung aufzunehmen.

Nein, dieses Buch habe ich nicht gern gelesen. Ich habe mich durch die Seiten gequält. Ob tatsächlich der Roman daran schuld ist oder meine eigene Winterbefindlichkeit? Ich weiß es nicht.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Nein, nein, nein!

Big Sky Country
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„Ein begnadeter Autor“ schreibt der Verlag. Überhaupt findet er gewaltige Worte für das Buch: „Ein Bildungsroman von atemberaubender Schönheit und Klarheit“ und „ein neues Meisterwerk“. Wow! Da fühle ...


„Ein begnadeter Autor“ schreibt der Verlag. Überhaupt findet er gewaltige Worte für das Buch: „Ein Bildungsroman von atemberaubender Schönheit und Klarheit“ und „ein neues Meisterwerk“. Wow! Da fühle ich mich als sofort Leserin gedemütigt, weil ich offensichtlich zu dumm bin, um das Meisterwerk als solches zu erkennen.

August liebt die Arbeit auf der Farm, egal wie schwer sie ist. Als sich seine Eltern trennen und er mit seiner Mutter nach Montana zieht, fällt es ihm sehr schwer, sich in der neuen Umgebung einzugewöhnen. Falsche Freunde und Alkohol lassen ihn durch die Zeit treiben.

Nein sage ich zu der Bezeichnung „Meisterwerk“. Denn ich halte es mit Reich-Ranicki: Ein Buch darf nicht langweilen. Dieses Buch zu lesen war für mich langweilig, quälend langweilig auf der einen Seite, und auf der anderen Seite mehr als abstoßend, anwidernd, wenn Katzenschlachten und die Vergewaltigung betrunkener Mädchen als normale Vorkommnisse eines Farmeralltags dargestellt werden oder menschenverachtende „Weisheiten“ verkündet werden. Das Aneinanderreihen von einzelnen Szenen, ohne dass sie wirklich zu etwas führen, was einen Roman rechtfertigt, führt zu gähnender Langeweile. Wobei schon der vom Verlag gewählte Begriff „Bildungsroman“ für mich einen öden Text impliziert – vielleicht ein Schultrauma. Aber wenn schon Bildungsroman, dann aber bitte auch richtig. Leider konnte ich nicht wirklich im Verlauf der 380 Seiten eine Entwicklung von geistiger und charakterlicher Bildung bei August feststellen. Er wird halt älter. Ansonsten war ich hauptsächlich als Leser damit beschäftigt, August mehr oder eher weniger interessiert bei der Farmarbeit in allen seinen Facetten zu beobachten. Wenn wenigstens die Sprache als solche etwas an sich hätte, das den Leser anspricht. Aber leider konnte ich nichts Erfreuliches finden. Die Sprache ist klar und einfach zu lesen. Mehr nicht. Deprimierend und öde war für mich dieses Buch, deshalb nicht empfehlenswert.

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