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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.02.2021

Viel Gutes, aber auch viel Kritikwürdiges

Elchtage
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Wenn man 15 Jahre alt ist, beginnt sich die Welt zu verändern und man ist gezwungen, sich neu zu orientieren. Eine Zeit der Verwirrung, aber auch der Entdeckungen neuer und spannender Möglichkeiten. Malin ...


Wenn man 15 Jahre alt ist, beginnt sich die Welt zu verändern und man ist gezwungen, sich neu zu orientieren. Eine Zeit der Verwirrung, aber auch der Entdeckungen neuer und spannender Möglichkeiten. Malin Klingenberg hat versucht, im Buch „Elchtage“ dieser besonderen Lebenszeit eine Stimme zu geben.

Im neuen Schuljahr erlebt Johanna, wie ihre beste Freundin Sandra plötzlich lieber mit den beliebtesten und reichlich oberflächlichen Mädchen der Klasse zusammen ist als mit ihr. So zieht sich Johanna mehr und mehr in ihre Hütte im Wald zurück, ein Ort, in dem sie ungestört die Natur und die Tiere beobachten kann. Sie gewinnt mit viel Geduld das Zutrauen eines Elches und träumt davon, eines Tages auf diesem stattlichen Tier reiten zu können. Doch gefährliche Elchjäger, sehr merkwürdige Tierschützer und ein seltsamer Junge sind Teil eines spannenden Abenteuers, in das Johanna mehr und mehr hineingerät…

Eine schöne Geschichte erzählt da Malin Klingenberg. Sehr lebensnah und glaubwürdig sind die Themen Freundschaft, erste Liebe, Familie, Schule, Naturschutz und Jagd in die Geschichte hineingewoben. Johanna in ihrer stillen beobachtenden Art wirkt sympathisch. Die fein beobachteten Szenen in der Natur und im Umgang mit den Tieren sind die stärksten und beeindruckendsten im Buch. Und doch lässt das Buch den Leser mit einem Gefühl von Ratlosigkeit zurück. Ratlos deshalb, weil die vielen Themen, die vielen verschiedenen Fäden nicht zu Ende gesponnen werden und so die Geschichte nicht rund wird. Nicht nur wegen des plötzlichen Endes, sondern weil mir letztlich der eigentliche Zusammenhang, die Sinnhaftigkeit, der Tiefgang des Erzählten fehlt. Besonders fragwürdig finde ich im Übrigen, dass im Buch völlig unkritisch Elche als zähmbare Reittiere dargestellt werden. Hier fehlt mir eindeutig das Bewusstsein für den richtigen Umgang mit Wildtieren.

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Zu viel Gerede und zu wenig Handlung

Der Malik
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Wenn ein Philosoph einen Kriminalroman schreibt, kann man etwas Besonderes erwarten. Und so ist dieses Buch tatsächlich ungewöhnlich. Dass es mich dennoch nicht überzeugte, liegt an mir und meinem Anspruch ...


Wenn ein Philosoph einen Kriminalroman schreibt, kann man etwas Besonderes erwarten. Und so ist dieses Buch tatsächlich ungewöhnlich. Dass es mich dennoch nicht überzeugte, liegt an mir und meinem Anspruch an das Genre Kriminalroman.
Die beiden Kommissare Michael Lenhart und Sabine Preiss sind auch privat ein Team. Als ein Mitarbeiter des österreichischen Finanzministeriums auf Malta verschwindet, wird eine Sonderkommission gebildet mit Lenhart und Preiss. Ausgangspunkt der Ermittlungen ist der einzige Hinweis, nämlich ein Zettel mit den Worten „der Malik“. Der Leser wird detailreich hineingezogen in ein raffiniertes und völlig undurchsichtiges Konstrukt an Firmen, Stiftungen und Beteiligungen in verschiedenen Ländern, an die äußerst geschickten Schachzüge und die Skrupellosigkeit eines verbrecherischen Kartells, das alle politischen Register zieht.
Spaß macht das Buch an den Stellen, an denen österreichischer Dialekt und österreichische Lebensart lebendig werden. So werden zum Beispiel im Kommissariat regelmäßige Pausen mit gepflegter Nahrungsaufnahme zelebriert. Spaß macht das Lesen auch durchaus, weil nicht mit Muskeln gefochten wird, sondern mit Geist und Verstand. Die eingestreuten philosophischen Anmerkungen des Michael Lenhart würzen das Buch. Aber alles, was zu viel ist, führt zum Überdruss. Zu viel selbstgefälliges Philosophieren von Lenhart, zu viel überflüssiges Wissen (Codex Hammurapi), zu viele ausufernde Details, was zum Beispiel die EU-Förderungspolitik und deren mögliche Korruption betrifft – die Liste der „Zu viel von“ ließe sich noch fortsetzen. So hatte ich einerseits Spaß an diesem unkonventionellen und durchaus intelligenten Kriminalroman, andererseits hat er mich auch seitenweise gelangweilt bis hin zum Gefühl des Überdrusses. Kurzum: Zu viel Gerede und zu wenig Handlung.

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Veröffentlicht am 28.01.2021

Nicht Fisch und nicht Fleisch

Nordstern – Der Ruf der freien Pferde
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Mit diesem Jugendbuch habe ich einige Probleme. Welchen jugendlichen Lesern sollte ich es empfehlen? Den Liebhabern von Fantasy-Büchern? Oder von historischen Romanen? Oder von Liebesgeschichten? Oder ...

Mit diesem Jugendbuch habe ich einige Probleme. Welchen jugendlichen Lesern sollte ich es empfehlen? Den Liebhabern von Fantasy-Büchern? Oder von historischen Romanen? Oder von Liebesgeschichten? Oder von Abenteuerbüchern? Oder von Fortsetzungsromanen? Oder Pferdeliebhabern? Das vorliegende Buch hat von allem ein bisschen und dadurch nichts richtig, und genau das gefällt mir nicht.

Wir schreiben das Jahr 1949, der Weltkrieg ist noch nicht lang vorbei. Die 14-jährige Erla wandert mit ihrer Mutter nach Island aus, weil dort händeringend Arbeitskräfte gesucht werden. Erla wird von ihrer Mutter getrennt und muss auf einem armseligen Bauernhof hart arbeiten. Sie versteht die Sprache nicht und wird von den Bauersleuten schlecht behandelt. Einziger Trost für Erla ist die Schimmelstute Drifa. Erla hat die Gabe, Dinge zu sehen, die für andere Menschen unsichtbar sind. Und in Island, diesem magischen Land, kommen ihr Die Verborgenen sehr nahe…

Mit dem Schreibstil musste ich mich erst anfreunden. Die kurzen, abgehackten Sätze wirken nüchtern und hart und wecken kaum Emotionen beim Leser. Schön und bildhaft dagegen sind die detaillierten Beschreibungen der spröden Natur und der Wettergewalten. Erzählt wird in zwei Ebenen, und zwar sowohl die Geschehnisse in der realen Welt als auch das, was parallel dazu in der Welt der Verborgenen erlebt wird. Dass die Autorin ihre Geschichte mit ihrer Fantasy-Seite in Island ansiedelt, kann ich nachvollziehen, denn in keinem Land sonst leben bis heute die reale und die Geisterwelt so eng beieinander. Dennoch fehlt es der erzählten Fantasy-Story an Substanz und Spannung. Und warum musste es das Jahr 1949 sein? Denn an historischen Bezügen, die es durchaus gegeben hätte, fehlt es im Buch völlig. Zerschlissene Kleidung allein reicht da wirklich nicht. Also doch ein Pferdebuch? Nein, auch hier fehlt die Substanz. Denn Island-Pferde haben mehr als kuscheliges Fell und können viel mehr als nur Tölt. Für Erla, die Heldin des Buches, kann ich wenig Sympathie empfinden. Sie wird als kindlich, ungeschickt und ohne Eigeninitiative geschildert. Nur wenn sie Kontakt zur Welt der Verborgenen hat, lebt sie auf. Tja, und der fiese Cliffhanger zum Schluss, der es mit dem Holzhammer darauf anlegt, dass man auch Band 2 kaufen soll, gibt dem Buch dann noch den Rest.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Die Illustrationen sind besser als die Geschichte

Liebe macht blind - aber glücklich!
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Mit diesem Bilderbuch muss ich unbedingt so bald wie möglich den Praxistest machen und es Vorschulkindern vorlesen und zeigen. Denn mir als Erwachsenen gefällt die Geschichte nicht. Aber vielleicht muss ...



Mit diesem Bilderbuch muss ich unbedingt so bald wie möglich den Praxistest machen und es Vorschulkindern vorlesen und zeigen. Denn mir als Erwachsenen gefällt die Geschichte nicht. Aber vielleicht muss man ganz jung oder ganz verliebt sein, um Gefallen am Buch zu finden?

Der Inhalt ist einfach: Wir lernen auf dem Bauernhof Tiere kennen, die sich anhimmeln wie Sau Sarah ihren Eber Erik oder Bernd der Bock seine Ziege Zoe. Obwohl der Partner alles andere als vollkommen ist, im Gegenteil. Die Ziege Zoe zum Beispiel hat grauenhaft krumme Zähne. Das Küken Kiki fragt seine Oma und die erklärt ihm, dass Liebe blind macht. Und das nimmt Kiki wörtlich, besonders als ihr eine Eierschale auf den Kopf fällt und Kiki blind durch die Welt tapsen muss. Aha, sie ist also verliebt…

Zwar gefällt mir die Geschichte als solche nicht, denn eine Eierschale auf dem Kopf macht wahrlich noch nicht wirklich blind vor Liebe, aber an der Gestaltung des Buches hatte ich große Freude. Yvonne Semken ist es gelungen, mich mit ihren hinreißenden Illustrationen auf jeder Seite aufs Neue zum Lächeln zu bringen. Allein schon die Vorsatzblätter des Buches sind sehenswert und ermöglichen Bildbetrachtungen der besonderen Art. Yvonne Semken malt die Welt des Bauernhofes in ganz kräftigen, fröhlichen Farben. Nicht nur Zoe mit den hässlichsten Zähnen der Welt oder der selbstverliebte Erik oder die Hühner-Oma mit dicken Socken sind liebenswert dargestellt. Man kann auch witzige Details entdecken, wenn man genau hinschaut wie zum Beispiel das durchgestrichene Herz zwischen Schaf und Wolf… Meiner Meinung nach ein Bilderbuch also, das eher zum Anschauen einlädt als zum Vorlesen.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Von allem zu viel

Das Geschenk
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Von allem zu viel

Dass Sebastian Fitzek ein Könner seines Faches ist, bleibt meiner Meinung nach unbestritten. Dennoch habe ich langsam das Gefühl, dass er von seinem eigenen Erfolg gejagt wird: Immer ...

Von allem zu viel

Dass Sebastian Fitzek ein Könner seines Faches ist, bleibt meiner Meinung nach unbestritten. Dennoch habe ich langsam das Gefühl, dass er von seinem eigenen Erfolg gejagt wird: Immer schneller, immer exzentrischer, immer abstruser, immer brutaler werden seine Bücher – aber nicht unbedingt immer besser, leider.
An einer Ampel wartend sieht Milan Berg im Wagen neben ihm ein Kind, das einen Zettel an die Seitenscheibe presst. Das Kind wirkt verängstigt. Aber was steht auf dem Zettel? Milan Berg ist Analphabet! Weil ihm der Vorfall keine Ruhe lässt, macht er sich auf die Suche. Es beginnt ein unfassbarer Albtraum.
Nach wie vor gelingt es dem Autor, den Leser schwindelig zu schreiben mit seinen gekonnt eingesetzten Twists. Kaum hat man im Schleudersitz des Buches Platz genommen, schon beginnt die rasende Fahrt durch eine Handlung voll von Grausamkeiten, Ekel, Schreck, unerträglichen Schmerzen und entsetzlicher Angst. Nichts ist wie es scheint. Dazu ein Protagonist, der durch sein Unvermögen, Buchstaben zu entschlüsseln, permanent an seine eigenen Grenzen stößt. Trotz aller Spannung verliert der Leser irgendwann allerdings jegliche Orientierung, weil die permanenten Drehs zuviel werden und vor allen Dingen die Brutalitäten ein solch unerträgliches Ausmaß annehmen, dass sich statt Lesefreude Übelkeit breit macht , ja schlimmer noch: Überdruss. Ich brauche dringend eine Fitzek-Pause!

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