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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2021

Weil die Vergangenheit nie vergessen ist...

Das Erbe
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Ellen Sandberg stellt in diesem Roman so ein wichtiges Thema dar wie Arisierung, das heutzutage nicht mehr aktuell ist. Jedoch soll es nie vergessen werden.
Das Schreibstil der Autorin ist flüssig und ...

Ellen Sandberg stellt in diesem Roman so ein wichtiges Thema dar wie Arisierung, das heutzutage nicht mehr aktuell ist. Jedoch soll es nie vergessen werden.
Das Schreibstil der Autorin ist flüssig und nüchtern. Es gibt hier 2 Erzählebenen, wobei die Geschichte aus der Sicht der Frauen erzählt wird. Am Anfang fand ich das Geschehen etwas verwirrend, da ich nicht wusste, wie die Perspektiven der Erzählung zusammenhängen. Beim Lesen wird einem allmählich klar, was genau diese Erzählperspektiven verbindet. Nach 200 Seiten konnte ich nicht mehr aufhören das Buch zu lesen, da die Geschichte mich komplett gefesselt hat. Familiengeheimnisse über die Generationen, Mord, Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern wurden sehr gut beschrieben. Die Protagonistin Mona ist sehr naiv aber gutherzig. Manchmal konnte ich sie nicht verstehen, aber das hat mich nicht gestört. Mona wird im Roman von einer Frage der Moral konfrontiert. Wird sie denn am Ende das Richtige tun? Nach zahlreichen Informationen, die sie gesammelt hat, entscheidet sie sich in erster Linie für das Richtige für sie selbst. Ob sie damit klarkommt erfährt man erst am Ende des Romans.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Gespalten zwischen 2 Ländern: Wer bin ich?

Auf Erden sind wir kurz grandios
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Außergewöhnlich, persönlich und emotional. In seinem Debütroman beschreibt der Autor das harte Leben von seiner Großmutter. Er erwähnt, was sie ihm, als er noch Kind war, erzählt hat. Manche Sachen ...

Außergewöhnlich, persönlich und emotional. In seinem Debütroman beschreibt der Autor das harte Leben von seiner Großmutter. Er erwähnt, was sie ihm, als er noch Kind war, erzählt hat. Manche Sachen sollen nicht ausgesprochen werden.
Die Beziehung zu seiner Mutter war nie einfach. Ihre Brutalität und gleichzeitig ihre Weisheit werden in seinen Erinnerungen für immer bleiben.

Der Protagonist ist zerrissen zwischen Vietnam und Amerika. Er sucht nach sich selbst, er sucht nach einem passenden Weg in seinem Leben. Die Identitätssuche... Wer ist er? Zur welcher Gesellschaft gehört er denn? Definieren die Erlebnisse seiner Vorfahren auch ihn? Er trägt den Schmerz in sich von den vorherigen Generationen und zeigt uns es faszinierend.

Dieser Roman ist voller Schmerz, geschrieben in einer poetischen Sprache. Auch das Abstoßende kann schön sein.
Der Autor berichtet uns über Vietnamkrieg, Probleme mit Drogen, Homosexualität, seine erste Liebe mit intimen Peinlichkeiten. Die Geschichte hat mich mitgenommen. Sie wird aber nicht chronologisch erzählt, was einem das Lesen erschweren kann. Auch die lyrische Sprache konnte ich nicht immer verstehen. An manchen Stellen habe ich mich gefragt, was genau hier gemeint wird.
Den Roman kann ich auf jeden Fall empfehlen, es ist eine einzigartige Lektüre.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Ist eine Künstliche Intelligenz menschlicher als wir?

Klara und die Sonne
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Klara ist eine Künstliche Freundin (KF), die auf ihren zukünftigen Jugendlichen im Laden wartet, weil ihre Aufgabe ist eine perfekte Gefährtin zu sein. Sie soll eine Lösung gegen der Einsamkeit eines ...

Klara ist eine Künstliche Freundin (KF), die auf ihren zukünftigen Jugendlichen im Laden wartet, weil ihre Aufgabe ist eine perfekte Gefährtin zu sein. Sie soll eine Lösung gegen der Einsamkeit eines Teenagers werden, eine Ablenkung sozusagen. Klara bekommt ihre Energie von der Sonne, deswegen ist die Sonne für sie das Mächtigste, was es gibt. Sie glaubt, dass die Sonne heilt, und nicht nur die KFs, sondern auch die Menschen. Sie glaubt an die Sonne als an etwas Spirituelles, dass ihr eine Hoffnung gibt. Und dieser Glaube rettet das Leben, während die Menschen das schon aufgegeben haben. Klara ist bereit etwas zu opfern. Sie ist viel mehr als eine bloße Unterhaltung für ein Mädchen. Sie ist klug, sie liest die Menschengesichte und reflektiert diese richtig. Sie lernt schnell, wie sie in bestimmten Situationen reagieren und was sie sagen kann.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Klara erzählt. Es werden nur die Fragmente beschrieben, die Klara selbst sieht und hört. Im Roman wird es an Klaras Beispiel betont, dass die Künstliche Intelligenz menschlicher ist als die Menschen. Es geht im Roman auch um die Beziehung zwischen den Eltern und den Kindern, Gesundheit der Kinder, Opfer, Umweltprobleme. Es geht um die Einsamkeit und die Menschlichkeit.
Es war für mich ein vielschichtiger Roman mit aktuellen Themen, den ich definitiv empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Heimweh und Melancholie, die vergessene Kindheit...

Ein halbes Herz
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Elin ist eine erwachsene gut aussehende Frau, sie ist verheiratet, hat eine Tochter und außerdem ist sie eine berühmte Fotografin in New York. Alles scheint einfach perfekt zu sein. Trotzdem ist Elin ...

Elin ist eine erwachsene gut aussehende Frau, sie ist verheiratet, hat eine Tochter und außerdem ist sie eine berühmte Fotografin in New York. Alles scheint einfach perfekt zu sein. Trotzdem ist Elin distanziert von ihrer Familie. Sie ist schweigsam. Man sieht, dass sie mit ihrem Mann Eheprobleme hat. Auf die zahlreichen Fragen über ihr Leben lenkt sie sofort das Thema ab. Sie trägt alles in sich und bleibt verschlossen.

Parallel mit der aktuellen Geschichte werden ihre Erinnerungen aus ihrer Kindheit hervorgerufen. Man bekommt ein besseres Bild von ihrer Kinderzeit und in welchem Verhältnis sie mit ihren Eltern und Brüdern stand. Und was danach passiert ist, dass Elin ihr Zuhause verlassen musste... All die Jahre trägt sie Schuld an dem schrecklichen Ereignis.

Am Anfang konnte ich Elin nicht verstehen, warum sie so ablehnend zu ihrem Mann und Tochter war. Sie hat versucht, mit ihnen zu kommunizieren, jedoch konnte sie mit ihrer Familie nicht offen sein. Ich habe mich ständig gefragt, warum sie so ist. Nachdem ich das Buch gelesen habe, weiß ich die Antwort.

Ich bin von Sofia Lundbergs Schreibstil immer wieder fasziniert. Ich mag, wie sie die Charaktere dargestellt und wie sie mit der Vergangenheit der Protagonistin umgegangen hat. Sie hat junge Elin genau so lebendig wie erwachsene Elin zurückhaltend gezeigt. Und dazwischen sind ihre Erlebnisse, die in Form der Erinnerungen sie komplett machen.

Dieser Roman ist voller Schmerz, Melancholie und Heimweh.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Ist Nymphomanie eine Krankheit?

All das zu verlieren
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Adelè hat ein schönes Leben. Aber es gibt immer ein ABER: ihr fehlt doch etwas, und zwar ein brutaler, durchgedrehter Gelegenheitssex mit den absolut fremden Männern. Hat sie eine Krankheit? Definitiv. ...

Adelè hat ein schönes Leben. Aber es gibt immer ein ABER: ihr fehlt doch etwas, und zwar ein brutaler, durchgedrehter Gelegenheitssex mit den absolut fremden Männern. Hat sie eine Krankheit? Definitiv. Nymphomanie ist genau so eine Krankheit wie Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit.
Adèle hasst sich, wenn sie eine abenteuerliche Stimmung hat. Nur kann sie dagegen nichts machen und am Ende landet sie wieder mit einem neuen Mann ins Bett. Die meisten Leute in ihrem Leben sind davon überzeugt, dass sie eine treue Ehefrau und aufmerksame Mutter ist. Ihr Mann liebt sie über alles, er übernimmt häufig zusätzliche Schichten im Krankenhaus, damit sie ein schönes Leben hat.
Adèle möchte verführerisch sein, sie will von den anderen Männern begehrt werden. Gleichzeitig will sie ganz normale Frau wie die anderen sein. Deswegen hat sie geheiratet und ein Kind bekommen. Jedoch funktioniert es bei ihr nicht. Ihr Sohn steht auf dem zweiten Platz in ihrem Leben. Adèle will eine ganz normale Familie haben. Aber ihre Sucht ist dagegen. Adèle ist hin und hergerissen, sie ist verzweifelt und die Autorin zeigt diese fragile Grenze sehr geschickt. Die Protagonistin versucht ihre innerliche Leere mit dem Gelegenheitssex zu füllen und deswegen rutscht sie tiefer und tiefer in den Abgrund, wo sie für immer steckenbleiben kann. Ein süßer, gefährlicher und verführerischer Abgrund.

Ich habe gar nicht gedacht, dass es im Buch um die Nymphomanie gehen wird. Es gibt auch keine konkrete Handlung. Es war nur ein kurzer Abschnitt aus dem Leben einer Sexsüchtigen. Und das Ende ist offen. Man versteht zwar, was genau geschieht, aber die Autorin berichtet nicht davon. Der Schreibstil der Autorin fand ich provokativ, emotional, mutig und flüssig. Ich habe bis jetzt noch nie über so ein Thema gelesen. Darüber spricht man nicht häufig. Aber darüber soll man sprechen.

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