Ist Nymphomanie eine Krankheit?
Adelè hat ein schönes Leben. Aber es gibt immer ein ABER: ihr fehlt doch etwas, und zwar ein brutaler, durchgedrehter Gelegenheitssex mit den absolut fremden Männern. Hat sie eine Krankheit? Definitiv. ...
Adelè hat ein schönes Leben. Aber es gibt immer ein ABER: ihr fehlt doch etwas, und zwar ein brutaler, durchgedrehter Gelegenheitssex mit den absolut fremden Männern. Hat sie eine Krankheit? Definitiv. Nymphomanie ist genau so eine Krankheit wie Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit.
Adèle hasst sich, wenn sie eine abenteuerliche Stimmung hat. Nur kann sie dagegen nichts machen und am Ende landet sie wieder mit einem neuen Mann ins Bett. Die meisten Leute in ihrem Leben sind davon überzeugt, dass sie eine treue Ehefrau und aufmerksame Mutter ist. Ihr Mann liebt sie über alles, er übernimmt häufig zusätzliche Schichten im Krankenhaus, damit sie ein schönes Leben hat.
Adèle möchte verführerisch sein, sie will von den anderen Männern begehrt werden. Gleichzeitig will sie ganz normale Frau wie die anderen sein. Deswegen hat sie geheiratet und ein Kind bekommen. Jedoch funktioniert es bei ihr nicht. Ihr Sohn steht auf dem zweiten Platz in ihrem Leben. Adèle will eine ganz normale Familie haben. Aber ihre Sucht ist dagegen. Adèle ist hin und hergerissen, sie ist verzweifelt und die Autorin zeigt diese fragile Grenze sehr geschickt. Die Protagonistin versucht ihre innerliche Leere mit dem Gelegenheitssex zu füllen und deswegen rutscht sie tiefer und tiefer in den Abgrund, wo sie für immer steckenbleiben kann. Ein süßer, gefährlicher und verführerischer Abgrund.
Ich habe gar nicht gedacht, dass es im Buch um die Nymphomanie gehen wird. Es gibt auch keine konkrete Handlung. Es war nur ein kurzer Abschnitt aus dem Leben einer Sexsüchtigen. Und das Ende ist offen. Man versteht zwar, was genau geschieht, aber die Autorin berichtet nicht davon. Der Schreibstil der Autorin fand ich provokativ, emotional, mutig und flüssig. Ich habe bis jetzt noch nie über so ein Thema gelesen. Darüber spricht man nicht häufig. Aber darüber soll man sprechen.