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Veröffentlicht am 10.10.2022

Zwei Schwestern, eine Krone: Was für eine Königin braucht das Land?

Zwillingskrone
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Stell dir vor, du triffst nach achtzehn Jahren zum ersten Mal auf deinen Zwilling. Würdest du dich freuen? Was, wenn ihr ganz unterschiedliche Ziele verfolgt? Könntest du ihr verzeihen, wenn sie dich entführen ...

Stell dir vor, du triffst nach achtzehn Jahren zum ersten Mal auf deinen Zwilling. Würdest du dich freuen? Was, wenn ihr ganz unterschiedliche Ziele verfolgt? Könntest du ihr verzeihen, wenn sie dich entführen lässt und deine Krone will? Nicht für die Macht als solche, sondern für die Freiheit der Hexen? Und könnte sie Sympathie für dich aufbringen, wenn du dein Leben lang auf der anderen Seite des Krieges mit den magisch Begabten gestanden hättest?

Mir hat Zwillingskrone gut gefallen. Mit jedem Kapitel wechselt die Perspektive zwischen Wren & Rose. Wren ist im Verborgenen inmitten einer liebevollen Gemeinschaft aufgewachsen, jedoch weit ab von den Vorzügen der Stadt und hat gelernt, was es braucht, um zu überleben. Rose hat den Palast noch nie verlassen und träumt von der Welt, weiß aber diplomatische und höfische Gepflogenheiten für sich einzusetzen. Im Laufe der Geschichte wachsen beide Charaktere nicht nur individuell, sondern auch gemeinsam, was mir insbesondere bei Rose sehr gut gefallen hat. Ein paar Klischees sind zwar vorhanden und auch die Love Interests sind keine Überraschung, doch wenn man darüber hinwegsieht, ist Zwillingskrone durchaus eine interessante Geschichte. (Das Rad muss für mich auch nicht jedes Mal neu erfunden werden, wenn der Rest stimmt. 🤭)

Die Kapitel sind recht kurz gehalten, was ich in diesem Fall geschickt gewählt finde, da ich nie dazu kam während des Lesens zu überlegen, was die andere Schwester wohl gerade erlebt. Außerdem hat es der Geschichte ein gewisses Tempo verliehen. Die märchenähnlichen Elemente, die in Bezug auf die Historie des Königreiches und der Vergangenheit sowie Zukunft von Wren und Rose eine Rolle spielen, waren für mich eine schöne Ergänzung der gezeichneten Welt. Ich hoffe daher, dass auch im zweiten Band weitere Legenden, Prophezeiungen und Mythen auf uns warten.

Das Ende der Geschichte kam mir persönlich etwas zu übereilt und hätte ruhig noch etwas gestreckt werden können, dennoch freue ich mich auf ein Wiedersehen im zweiten Band. Es gibt viel zu tun und noch mehr zu klären!

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Wer fürchtet den kopflosen Reiter?

Die Legende von Sleepy Hollow - Im Bann des kopflosen Reiters
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Das Sequel zu Die Legende von Sleepy Hollow hat bei mir den Spooktober eingeläutet: Ein verschlafenes Dorf, eher abgeschieden von den Veränderungen in den Städten, umgeben von einem geheimnisvollen Wald, ...

Das Sequel zu Die Legende von Sleepy Hollow hat bei mir den Spooktober eingeläutet: Ein verschlafenes Dorf, eher abgeschieden von den Veränderungen in den Städten, umgeben von einem geheimnisvollen Wald, um den sich viele Geschichten ranken und das Vorkommen beunruhigende Ereignisse… Das perfekte Setting für ein gutes Herbstbuch! Zudem hat mich die Aussicht auf eine Fortführung von Sleepy Hollow neugierig gemacht, denn im Zentrum der Geschichte steht das Enkelkind von Katrina van Tassel und Brom Bones. Um nicht zu spoilern, kann ich leider nicht näher darauf eingehen, aber die Verknüpfung der bekannten Legende und der neuen Perspektive hat mir gut gefallen.

Die Stimmung war recht düster und hat mein Kopfkino eingeladen, sich die dunklen Wälder besonders gruselig vorzustellen – zuträglich war sicher, dass ich ausschließlich abends gelesen habe und sich Lügen mit jahrelang vergrabenen Geheimnissen mischen. Besonders gut hat mir der märchenhafte und doch schaurige Schreibstil gefallen, von dem ich mir gewünscht hätte, dass er sich durch die gesamte Geschichte gezogen hätte. Im Gegensatz zu den Alice-Bänden waren die Beschreibungen und Vorfälle gemäßigter, was vielleicht auch der eher kindlichen Erzählweise geschuldet ist. Ich persönlich war froh, dass diesmal auf die ausführliche Brutalität verzichtet wurde.

Da die Autorin auf die Legende von Sleepy Hollow mehrmals Bezug nimmt, ist es nicht zwangsläufig notwendig die Geschichte bereits zu kennen, ich denke aber, dass es von Vorteil ist, zumindest die Grundzüge in Erinnerung zu haben.

Auch wenn die Meinungen bezüglich Triggerwarnungen auseinandergehen, hätte ich mir zumindest einen Hinweis darauf gewünscht, dass Misgendering ein Thema ist, das sich durch das gesamte Buch zieht. Für mich war es sehr unangenehm zu lesen, dass der Figur nahestehende Personen aus verschiedenen Gründen vereinzelt bewusst die falschen Pronomen wählen und auch Außenstehende diese Möglichkeit zu ihrem Vorteil nutzen.

Insgesamt hat mir die Idee Sleepy Hollow in einem neuen Licht zu porträtieren gut gefallen. Für den Einbezug schwieriger Themen wie Zugehörigkeit, Akzeptanz und Trauer(bewältigung) hätte ich mir jedoch etwas mehr Tiefgang gewünscht.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Ungewöhnlich, aber unterhaltsam

How to kill your family
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How to Kill Your Family ist nicht nur ein ungewöhnlicher Titel – wenn ihr im Zug mit Klebezetteln sitzt und euch währenddessen Notizen macht, sprechen euch weniger Menschen an – auch die Geschichte ist ...

How to Kill Your Family ist nicht nur ein ungewöhnlicher Titel – wenn ihr im Zug mit Klebezetteln sitzt und euch währenddessen Notizen macht, sprechen euch weniger Menschen an – auch die Geschichte ist speziell.

Grace sitzt im Gefängnis, allerdings nicht für die Morde, die sie tatsächlich begonnen hat. Während sie auf den Berufungsprozess wartet, schreibt sie ihre Geschichte nieder und erzählt uns von ihrer Kindheit, dem Plan sich an ihrer Familie zu rächen und letztendlich der Umsetzung.

Es war ein ungewöhnliches Erlebnis, dem nächsten Mord entgegenzufiebern, statt auf Seiten der Ermittler:innen zu bangen, ob sie das nächste Puzzlestück zusammensetzen können, bevor es zu spät ist. Die Art der Morde fand ich zum Teil sehr originell und Kröten hatte ich als Halluzinogene nicht im Hinterkopf. Zudem hat mir gut gefallen, dass ihr Ziel nicht war, besonders grausame Taten zu begehen, sondern eine Reihe Unfälle „positiv zu beeinflussen“.

Das Buch hatte einige Längen, was mich persönlich aber nicht gestört hat. Grace und ihre etwas eigenwillige Art habe ich als sehr unterhaltsam empfunden. Sie teilt ihre Meinungen und Gedanken zu anderen Personen gerne unverblümt und ist nicht besonders gnädig mit ihren Mitmenschen: „Helene war ein guter Mensch, aber keine Intelligenzbestie, und sie hatte sicher nicht den größten Durchblick. Alle ihre Lieblingssendungen liefen im Privatfernsehen – vielleicht verdeutlicht das, was ich damit meine“. Außerdem spart sie auch nicht an gesellschaftlicher Kritik zu verschiedenen Themen: „Selfcare ist der neuste Konsumtrend, der uns Frauen unter dem Deckmäntelchen feministischen Empowerments aufgedrängt wird, aber Spaß machen kann er natürlich trotzdem“.

Das Ende hat mich eher enttäuscht zurückgelassen, auch wenn ich etwas in die Richtung schon befürchtet hatte. Die Wendung hätte es für mich nicht gebraucht und wurde im Vergleich zu den vorherigen Ausschweifungen sehr knapp abgehandelt.

Mich hat die Geschichte insgesamt gut unterhalten und einige Stunden Zugfahrt gelungen überbrückt, eine klare Leseempfehlung für jede:n kann ich allerdings nicht aussprechen. Ich denke, dass das Buch erneut eines ist, das entweder gefällt oder missfällt.

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Ein Auftakt, der neugierig auf den weiteren Verlauf macht, aber auch einige Stolpersteine bereithält.

Kingdom of the Wicked – Der Fürst des Zorns
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An Kingdom of the Wicked kam auch ich nicht vorbei: Ich liebe Hexengeschichten und die Idee der sieben Todsünden als Dämonenprinzen hat mich direkt begeistert.

Der Einstieg in die Geschichte war jedoch ...

An Kingdom of the Wicked kam auch ich nicht vorbei: Ich liebe Hexengeschichten und die Idee der sieben Todsünden als Dämonenprinzen hat mich direkt begeistert.

Der Einstieg in die Geschichte war jedoch überraschenderweise recht zäh. Dafür, dass der Klappentext die Ermordung von Emilias Zwillingsschwester bereits angekündigt hat, sind nach meinem Empfinden doch recht viele Seiten vergangen, bis wir an diese Stelle gelangen und die Geschichte ihren Lauf und vor allem Fahrt (auf-)nimmt. So hatten wir zwar Zeit Vittoria näher kennenzulernen, für eine tiefergehende Sympathie war die Zeitspanne wiederum zu kurz. Auch von dem historischen Setting habe ich persönlich nicht viel gespürt.

Mit Emilia wurde ich leider nicht so recht warm. Ihr Verhalten war für mich zum Teil nicht nachvollziehbar und viele Entscheidungen kamen mir weniger charakter- als storygeleitet vor. Dafür hätte ich mir gewünscht, dass Nebencharaktere wie z. B. Claudia stärker in die Geschichte verwoben werden. Emilia ist in meinen Augen insgesamt oft ein wenig zu naiv – vor allem für eine Figur, deren Hang zur Logik betont wird – und auch weniger tough als ich es mir erhofft hatte. Sie bietet in den Folgebänden aber genügend Stoff für eine Charakterentwicklung, die es in sich hat. Erste Anzeichen konnten wir schon beobachten.

Wirklich gut hat mir der Einbezug von Kräutern, Tränken usw. in die Hexerei gefallen, wobei ich mir neben den Kitchen Witch Vibes noch einen tieferen Einblick in die Hexerei gewünscht hätte.

Es bleibt spannend, wie sich die Geschichte weiter entfalten wird!

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Spannender Ansatz, aber weniger fesselnde Umsetzung

Cinderella ist tot
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"Das mit der Wahrheit ist kompliziert. Die Menschen wollen sie wissen, aber wenn sie es dann tun, wünschen sie sich manchmal, sie nicht zu kennen."

Mich hat „Cinderella ist tot“ leider weniger überzeugt ...

"Das mit der Wahrheit ist kompliziert. Die Menschen wollen sie wissen, aber wenn sie es dann tun, wünschen sie sich manchmal, sie nicht zu kennen."

Mich hat „Cinderella ist tot“ leider weniger überzeugt als erwartet, umso schwieriger ist es mir gefallen, die passenden Worte zu finden.

Die Idee, dass Cinderellas Geschichte als Mittel zur Unterdrückung innerhalb einer Gesellschaft genutzt wird, hat mir persönlich sehr gut gefallen. Ich erinnere mich an kein anderes Buch, in dem ein Märchen Basis einer Ideologie ist, umso spannender fand ich die Herangehensweise für ein weiteres Cinderella Retelling. Während ich das Grundgerüst beeindruckend finde, hätte die Geschichte für mich mehr Tiefgang und die Charaktere mehr Farbe vertragen.

Sophia habe ich als sehr unbedacht empfunden. Sie kritisiert schnell und das ohne sich in die Lage der anderen Personen hineinzuversetzen und erregt durch ihren Unmut oft Aufmerksamkeit, wobei sie nicht bedenkt, welche Auswirkungen ihr Handeln für andere haben könnte. Unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Umstände habe ich das Verhalten als wenig authentisch erlebt. Gerade zu Anfang der Geschichte hat dies dazu gefühlt, dass ich keinen wirklichen Draht zu ihr aufbauen konnte.

Die Beziehung zwischen Sophia und Erin hat mich ehrlicherweise irritiert. Mir kam die Zuneigung eher einseitig vor und bei keinem der Gespräche zwischen den beiden kam das Gefühl einer liebevollen Beziehung auf. Das Setting hätte in meinen Augen viel Potential für eine geheime Liebe und auch für schmerzhafte Entscheidungen geboten, immerhin gefährden sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Familien, wenn sie sich für ihre Liebe entscheiden, aber es blieb doch eher kühl und oberflächlich. Entsprechend habe ich ihre Gewissensbisse im Laufe der Geschichte auch nicht nachvollziehen können.

Constance war im Vergleich zu den beiden deutlich interessanter und für mich auch der Grund aus der Leserunde nicht auszusteigen, wobei auch sie für mich kein ausgereifter Charakter ist.

Insgesamt ein spannender Ansatz für ein Retelling, aber leider zu simpel gehalten, um mich wirklich zu begeistern.

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