Profilbild von hessen

hessen

Lesejury Profi
offline

hessen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit hessen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der verbotene Fluss / Susanne Goga

Der verbotene Fluss
0

1890 verlässt die junge Gouvernante Berlin um eine neue Stelle in England anzutreten und dort die achtjährige Emily, die vor einem halben Jahr ihre Mutter verloren hat, zu unterrichten. Sie schließt das ...

1890 verlässt die junge Gouvernante Berlin um eine neue Stelle in England anzutreten und dort die achtjährige Emily, die vor einem halben Jahr ihre Mutter verloren hat, zu unterrichten. Sie schließt das Mädchen bald in ihr Herz, während der Vater unnahbar bleibt. Der Tod der Mutter ist mysteriös, ihre Leiche wurde nie gefunden und der Vater hat allen verboten über Lady Ellen zu sprechen. Emily kann den Tod nicht verarbeiten und leidet unter Alpträumen, in denen sie Besuch ihrer toten Mutter bekommt. Charlotte weiß nur dass der Tod mit dem Fluss zusammenhängt und beginnt mit Hilfe des Journalisten Tom mit Nachforschungen.
Wie auch schon bei „Der dunkle Weg“ von Susanne Goga war ich sofort in der Geschichte drin, sie schafft es einfach mit ihrem anschaulichen Schreibstil den Leser zu fesseln und eine Stimmung gut zu beschreiben. Über allem liegt eine düstere und geheimnisvolle Stimmung, die mich gefesselt hat.
Die Spuren führen immer wieder ins mystische , die Zeit der Seancen und Geisterfindung, die zu der Zeit in England hochaktuell war, und die von der Gesellschaft der Society for Psychical Research, die es wirklich gab, erforscht wurde. Aber keine Angst, wer mystische Geschichten nicht mag, wie ich auch, sie wird nicht ausgeschlachtet und läuft eher am Rande mit.
Die Protagonisten waren mir sympathisch, auch wenn ich mich bei Charlotte manchmal gefragt habe ob sie sich nicht manchmal den anderen Angestellten gegenüber zu wichtig genommen hat.
Der Spannungsbogen zieht sich gleichmäßig durch die Geschichte und auch wenn man gegen Ende erahnen kann was wirklich geschehen ist, kann man das Buch nicht zur Seite legen bevor auch die letzte Seite gelesen ist.
Gerne werde ich weitere Bücher der Autorin lesen und gebe ein klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rattenkinder / B. C. Schiller 4,5/5

Rattenkinder
1


Auf einer Linzer Parkbank wird eine Frauenleiche gefunden, neben ihr liegt ein Rattenschädel und im Kinderwagen liegt ihr Baby. Die Spur führt die Ermittler Franka Morgen und Tony Braun zunächst in die ...


Auf einer Linzer Parkbank wird eine Frauenleiche gefunden, neben ihr liegt ein Rattenschädel und im Kinderwagen liegt ihr Baby. Die Spur führt die Ermittler Franka Morgen und Tony Braun zunächst in die Psychiatrie, in der der unter Amnesie leidende Viktor Maly einsitzt.
Schnell wird den Ermittlern klar dass sie auf die Machenschaften eines Kinderhändlerrings gestoßen sind, deren Ursprung in einem Roma Getto in Tschechin liegt.
Dann geschieht ein weiterer Mord und wieder hat Maly sie zu dem Opfer geführt. Woher weiß er über die Morde, wo er doch seit über einem Jahr keinen Kontakt mehr zur Außenwelt hatte?
Ich hatte das Vergnügen "Rattenkinder" vor Erscheinen in einer Leserunde mit Autorenbegleitung lesen zu dürfen. Mir hat der Name der Autoren nichts gesagt und daher war es auch mein erstes Buch um den Ermittler Tony Braun, mit Sicherheit aber nicht mein letztes.
Schon der Prolog beginnt sehr düster mit der geplanten Beisetzung eines lebenden Mannes, es bleibt aber bis zum Ende unklar zu welcher Zeit sich das geschilderte abgespielt hat.
Danach geht es gleich spannend und rätselhaft weiter. Handlungsorte und Zeiten ändern sich in den einzelnen Kapiteln und zwingen den Leser dadurch förmlich immer weiter zu lesen.
Viele Personen machen sich durch ihre Handlungen oder ihr Verhalten verdächtig, doch der wahre Täter wird erst gegen Ende entlarvt.
Mir hat sehr gut gefallen dass sich der Spannungsbogen kontinuierlich durch die ganze Story gezogen und sich dann gegen Ende ins unermessliche steigert hat. Sehr gut wiedergegeben wurde auch der sozialkritische Aspekt um die in Armut lebenden Roma und den Kinderhandel der nur durch skrupellose Reiche florieren kann, so sticht das Buch aus der Masse der Thriller heraus.
Meine Kritikpunkte sind das manche Personen etwas blass geblieben sind, was bestimmt daran liegt dass es bereits der fünfte Teil um den Ermittler Tony Braun war. Die anderen wurden von den Autoren im Selfpublishing als E-Book herausgegeben weil sich kein Verlag dafür gefunden hat der die Bücher drucken wollte, was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Man kann nur hoffen das Rattenkinder ein Erfolg wird und die anderen Bücher noch in Druck gehen, dafür drücke ich den sympathischen Autoren die Daumen, sie haben es verdient.
Einige Fragen bleiben auch am Ende unbeantwortet, die Auflösung hätte ich interessant gefunden, war jedoch für die Auflösung des Falls nicht relevant.
Durch die Autorenbegleitung haben wir erfahren das die Story um Viktor Maly weitergeht, darauf freue ich mich schon, hätte es aber schöner gefunden wenn die Leser schon vorab darauf hingewiesen worden wären, auch wenn die Geschichte in sich abgeschlossen ist.
Von mir eine klare Leseempfehlung für alle die gerne spannende Thriller mit Tiefgang lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Raub der Stephanskrone / BeateMaly

Der Raub der Stephanskrone
0


Nach dem Tod ihres gewalttätigen Ehemanns lebt die junge Witwe Helene Szekeles mit ihrem Sohn Matthias im Haus ihres Vaters, einem Kleinadligen, in Sopron. Nach einem Jahr des Zusammenlebens ist ihr Vater ...


Nach dem Tod ihres gewalttätigen Ehemanns lebt die junge Witwe Helene Szekeles mit ihrem Sohn Matthias im Haus ihres Vaters, einem Kleinadligen, in Sopron. Nach einem Jahr des Zusammenlebens ist ihr Vater der Meinung das es für Helene an der Zeit ist wieder zu heiraten und schickt sie deshalb mit Matthias nach Wien, wo sie Johann Kottaner, dem Kammerherrn von Andreas Plank, dem Domprobst von Wien, ehelichen soll.
Kaum in Wein angekommen erfährt sie das sie die Erzieherin der Tochter von Herzogin Elisabeth arbeiten soll. Da Elisabeth jedoch vermutet das Helene für Plank spionieren soll möchte sie sie lieber als Vertraute haben und stellt sie gleichzeitig als Kammerfrau ein.
Helene ist dies nur recht, denn so muss sie nicht viel Zeit mit ihrem, bis dato unbekannten, Ehemann verbringen.
Meinung:
Zuerst einmal ist mir aufgefallen das der Klappentext ein wenig irreführend ist, denn hier geht es hauptsächlich um das Schicksal von Helene und der Raub der Stephanskrone und die damit verbundene gefährliche Flucht beschränkt sich auf die letzten 40 Seiten. Dies hat mich aber nicht gestört denn Beate Maly ist es gelungen wahre Begebenheiten und Personen geschickt mit fiktiven zu vermischen. So sympathisch mir Helene war, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe, so unsympathisch war mir Elisabeth, der es nur um Macht ging. Fest steht aber das beide sehr eigenständige Persönlichkeiten und damit ihrer Zeit voraus waren.
Mit Helene habe ich mitgefiebert und mitgelitten und ich habe mich für sie gefreut als sich ihr Leben zum Besseren gewendet hat. Bewundert habe ich sie für ihre Loyalität gegenüber Elisabeth, die Helene gegenüber oft unfair und gemein war.
Geschickt hat die Autorin immer wieder geschichtliche Fakten in die Lebensgeschichte der beiden Frauen mit einfließen lassen und auch die Lebensumstände wurden gut dargestellt, so dass man als Leser ein klares Bild davon hatte wie das Leben im 15. Jahrhundert war. Für meinen Geschmack war dies gerade die richtige Mischung, denn allzu politische Romane lese ich nicht so gerne.
Der Roman hat mich bestens unterhalten und ich fand alles so flüssig und spannend geschrieben, das ich das Buch fast in einem Rutsch ausgelesen habe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mut zur Freiheit / Yeonmi Park

Mut zur Freiheit
0


In Ihrem Buch "Mut zur Freiheit" erzählt Yeonmi Park über ihr Leben in Nordkorea und über ihre Flucht über China nach Südkorea. Man erfährt zu Beginn viel über die politische Lage in dem Land und wie ...


In Ihrem Buch "Mut zur Freiheit" erzählt Yeonmi Park über ihr Leben in Nordkorea und über ihre Flucht über China nach Südkorea. Man erfährt zu Beginn viel über die politische Lage in dem Land und wie die Strukturen dort aufgebaut sind.
Für sie und ihre Familie war es ganz normal das sie in bitterer Armut gelebt haben, die an der Grenze zum verhungern gelegen hat. Propangandiert wurde z.B. das jeder am Tag siebenhundert Gramm Reis zu essen hat, in Wirklichkeit hatte eine Familie nicht einmal im ganzen Monat so viel.
Frei sprechen durfte niemand und Yeonmi wusste schon als fünfjährige das auch "Mäuse und vögel" Ohren haben. Das Leben in Nordkorea ist nicht farbig, alles ist schwarz oder weiß. Für geringste Vergehen kann man dort hingerichtet werden.
Wenn man liest wie die Menschen dort erogen werden und wie die Hirnwäsche funktioniert, dann weiß man warum die Menschen dort, trotz aller Armut, so hinter ihrem Führer stehen und warum sie nicht einmal wissen was Liebe ist, außer der Liebe zu ihm.
Mit 13 Jahren wagt sie zusammen mit ihrer Mutter die Flucht nach China, nachdem ihre fünf Jahre ältere Schwester schon das Wagnis eingegangen ist.
In China hat sie nicht mehr so gegen den Hunger zu kämpfen, dafür ist sie den Menschenhändlern ausgeliefert. Frauen werden verkauft und mit Männern verheiratet die es sich leisten können. Auch hier erlangt sie nicht die Freiheit, es ist nur eine andere Art der Abhängigkeit.
Nach Jahren gelingt ihr die Flucht durch die Wüste Gobi nach Südkorea und ist dort lange von der Freiheit überfordert, denn diese bedeutet auch sich um alles Gedanken zu machen und für sein Handeln selbst verantwortlich zu sein. Innerhalb von zwei Jahren holt sie ihre Schulbildung nach und studiert um in den Polizeidienst aufgenommen zu werden.
obwohl sie auch hier noch Angst haben muss frei zu sprechen und nach Nordkorea entführt zu werden, bricht sie ihr Schweigen und beginnt sich für Menschenrechte einzusetzen.
Ihre Lebensgeschichte fand ich sehr beeindruckend und durch ihre Geschichte habe ich auch verstanden dass die Menschen dort hinter ihrem Regime stehen, sie haben einfach nie ein anderes Leben kennen gelernt.
die Sprache war mitunter etwas kühl und distanziert, dennoch hat mich das Buch gefesselt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Unzerbrechliche / Michelle Knight

Die Unzerbrechliche
2

Familie Knight lebt mit ihren drei Kindern lange Zeit im Auto bis sie in ein verwahrlostes Haus einziehen. Dort leben dann bis zu 15 Familienangehörige unter einem Dach. Besonders schwer hat es die kleine ...

Familie Knight lebt mit ihren drei Kindern lange Zeit im Auto bis sie in ein verwahrlostes Haus einziehen. Dort leben dann bis zu 15 Familienangehörige unter einem Dach. Besonders schwer hat es die kleine Michelle getroffen denn sie wird ab ihrem 5. Lebensjahr von einem Onkel mehrmals die Woche missbraucht. Nach mehreren Jahren Martyrium flieht sie aus dem Elternhaus und lebt lange Zeit auf der Straße bis sie durch Zufall von ihrem Vater wieder aufgegriffen und zurück ins Elternhaus gebracht wird.
Sie wird schwanger, bekommt einen Sohn und bekommt ihn vom Jugendamt abgenommen weil er vom Onkel misshandelt wurde. Auf dem Weg zu einer Anhörung vor Gericht bietet ihr der Vater einer Schulfreundin an sie zu fahren und ab da beginnt für sie die Hölle. Er sperrt sie für elf Jahre ihres Lebens in seinem Haus ein, vergewaltigt sie täglich mehrfach und misshandelt sie aufs schlimmste. Fünf Mal wird sie in dieser Zeit schwanger und er treibt ihr das Kind jedes Mal aufs brutalste ab.
Nach zwei Jahren ihrer Gefangenschaft entführt das Monster noch zwei weitere Mädchen, die er ebenso lange gefangen hält bis eine von ihr die Flucht gelingt und alle befreit werden können.
Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und die Seiten fliegen nur so dahin. Man ist gefesselt von den Grausamkeiten und möchte immer wissen was sie noch alles ertragen muss, gleichzeitig würde man aber das Buch gerne aus der Hans legen weil man es kaum ertragen kann was Michelle geschieht.
Ab gut der Hälfte des Buches stehen immer wieder Original Auszüge aus ihrem Tagebuch das sie während ihrer Gefangenschaft geschrieben hat.
"Ich möchte meine Heimkehr feiern, nicht meine Beerdigung. Es gibt noch so viel was ich sagen und machen möchte. Das leben ist zu kurz, um es nicht richtig zu leben…. Von heute an werde ich als Gute annehmen und das Böse verfluchen. Ich habe genug Böses für mein ganzes Leben gesehen. Ich will ein gutes Leben ohne Sorgen. Ich möchte mit seelenguten Menschen zusammen sein, Menschen mit einem meilenweiten lächeln und genug Liebe für alle Ewigkeit. Ich möchte ein Zuhause das ich mein Eigen nennen kann, kein Gefängnis. Ich bin vielleicht resigniert und am Boden, aber ich werde wieder hochkommen, mich gerade machen, den Kopf hoch tragen, mit ungebrochenem Stolz .Ich will diesen Alptraum überleben, mit meinem Herzen in mir, und ohne dass man mir die Seele stiehlt. Ich will, das ich das alles ohne Narben hinter mir lassen kann."
Dieser Auszug zeigt welch Stärke in Michelle liegt und dies wird auch in ihrem Nachwort noch einmal ganz deutlich, so dass man vor dieser Frau, die heute anderen Opfern hilft, nur den Hut ziehen kann und die mich tief beeindruckt hat.