unterhaltsamer Provinzkrimi
Hummelstich - Folge 01Hummelstich ist ein beschaulicher Ort irgendwo in Deutschland, in dem das Dorfleben funktioniert und das größte Verbrechen der Klatsch und Tratsch zu sein scheint. Zumindest dachten das bisher alle. Denn ...
Hummelstich ist ein beschaulicher Ort irgendwo in Deutschland, in dem das Dorfleben funktioniert und das größte Verbrechen der Klatsch und Tratsch zu sein scheint. Zumindest dachten das bisher alle. Denn nun wird klar, dass hinter den trügerisch-idyllischen Mauern der Häuschen ganz andere Machenschaften im Gang sind. Der Halbtagspolizist Sven Grüneis ist es nicht gewohnt komplizierte Fälle lösen zu müssen, doch jetzt wird er gefordert und muss sich gleich mit Mord herumschlagen. An seiner Seite steht Bea von Maarstein, die zwar keine Polizistin ist, die das Dorf aber ganz schön aufwirbelt und schlaue Einfälle hat. Allerdings macht sie sich damit nicht unbedingt bei allen beliebt…
Gabriele Blum hat das Hörbuch ausdrucksstark gelesen. Ich empfand ihre Stimme als sehr angenehm und passend für die Geschichte und habe mich von Beginn an gut mitgenommen gefühlt. Betonung und Sprechweise waren richtig super und durch die Veränderungen in der Tonlage und dem Sprechtempo, konnte man auch die unterschiedlichen Figuren gut auseinanderhalten, wenn sie miteinander gesprochen haben. Besonders positiv aufgefallen ist mir dabei auch der Papagei Dr. Jekyll. Sprachlich war er ein echtes Highlight, aber auch sonst war er für die Handlung eine Bereicherung und ich mochte ihn sehr.
Zu Beginn der Geschichte lernt man das Dorf und seine Bewohner erst mal ein bisschen kennen. Es klingt nach einem Ort, an dem man sich durchaus wohlfühlen könnte. Ein wenig eigen und speziell an der einen oder anderen Stelle, aber insgesamt doch schön und nicht nur gewöhnlich. Die Dörfler wirken auf den ersten Blick jetzt auch nicht unbedingt langweilig und nichtssagend, aber insgesamt doch eher liebenswert individuell und das macht so eine Dorfgemeinschaft ja auch noch mal viel bunter und abwechslungsreicher. Für die Hummelstichler waren ihre Eigenarten ja inzwischen normal und jeder kennt jeden, da weiß man, wie man sich zu nehmen hat. Als Bea von Maarstein dazu kommt, wird die Dorfidylle erst mal ordentlich aufgemischt. Bea fällt schon allein durch ihr Aussehen auf, ist aber auch nicht auf den Mund gefallen und beweist immer wieder Geschick im Umgang mit den Dorfbewohnern. Wenn sie etwas erfahren möchte, dann bekommt sie es auch heraus. Mit ihrem Ara Dr. Jekyll gibt sie ein ziemlich schräges Bild ab, aber ich mochte die beiden sofort. Mit Bea scheinen auch die Probleme einzuziehen, so wirkt es auf jeden Fall zunächst. Dabei ist sie es einfach nur, die aufdeckt, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Nach und nach kommen dann immer mehr Verstrickungen heraus. Erpressungen, Affären, Spielsucht – im Dorf geht es alles andere als ruhig zu, nur dass sonst niemand darüber spricht und alle versuchen nach außen hin den Schein zu wahren. Als es dann allerdings zum Mord kommt, kann wohl niemand mehr vertuschen, dass irgendwas in Hummelstich nicht stimmt.
Trotz der Morde hat die Geschichte auch eine gewisse Leichtigkeit und Lockerheit behalten, die wohl vor allem an dem angenehmen Stil lag. Durch die sehr bildhafte Sprache wird die Handlung lebendig und die Vorstellungskraft in den einzelnen Szenen unterstützt. Es wurde mit einem gewissen Witz und Charme erzählt und war nicht alles so ernst. Dadurch war es jetzt nicht so megaspannend, düster und schauderhaft wie vielleicht andere Krimis oder Thriller daherkommen, aber auf jeden Fall sehr unterhaltsam und für mich auch mal was anderes.
Toll fand ich auch die passend gewählten Namen einiger Dorfbewohner. So hießen die Bestatterfamilien Ruhe und Erdmann, ein reiches, aber sparsam lebendes Ehepaar Schimmelpfenning und der Polizist, der noch ziemlich grün hinter den Ohren war, Grüneis. Das hat die Atmosphäre in der Geschichte unterstützt und dem ganzen noch mehr Flair verliehen.
Im Verlauf des Buches gibt es verschiedene Verdächtige, die aus verschiedenen Gründen wieder ausgeschlossen werden, mit der Endauflösung hätte ich auf jeden Fall nicht gerechnet und empfand sie als gut gemacht.
Neben den Mordermittlungen geht es auch ein wenig um das Privatleben von Sven Grüneis, der bisher mit seinem Zweitjob als Bauer viel erfolgreicher war, als als Polizist. Ich mochte auch diese Abschnitte gern. Sie waren gut in die Gesamthandlung eingebunden und haben den jungen Polizisten noch greifbarer und authentischer gemacht. Sein maroder Hof mit all den Tieren gehört eben genauso in sein Leben, wie die bisher eher unspektakuläre Arbeit als Dorfpolizist. Mit Bea an der Seite bekommt Sven dann aber die Chance, sich auch in den Mordfällen zu behaupten und an den neuen Herausforderungen zu wachsen. Auch wenn ich oft das Gefühl hatte, eigentlich leitet Bea die Ermittlungen, so mochte ich die beiden als Team trotzdem gern. Ich könnte mir auch gut vorstellen die beiden wieder zu begleiten, wenn es den nächsten Fall in Hummelstich gibt.
Fazit
Ein schöner Provinzkrimi, der mit der Mischung aus Humor und Mordermittlungen unterhaltsam und abwechslungsreich war. Der Stil war angenehm und die Sprecherin hat mir super gut gefallen. So habe ich das Hörbuch in einem Rutsch gehört und habe mich nie gelangweilt. Die Handlung war interessant zu verfolgen, auch wenn nicht die enorme Spannung aufkommt, die man in anderen Krimis und Thrillern präsentiert bekommt. Diese Geschichte lebt eher von der Lockerheit und Leichtigkeit, dem Witz und Charme, die an den Tag gelegt werden.