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Veröffentlicht am 24.04.2019

angenehm gesprochen, gefühlvolle Geschichte

Wildblumensommer
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Zoe steht mit beiden Beinen fest im Leben, doch eine schreckliche Diagnose erschüttert ihre Stabilität. Ihre Arbeit, die den Großteil ihres Tages einnimmt, lässt ihr eigentlich keinen Freiraum, um in Ruhe ...

Zoe steht mit beiden Beinen fest im Leben, doch eine schreckliche Diagnose erschüttert ihre Stabilität. Ihre Arbeit, die den Großteil ihres Tages einnimmt, lässt ihr eigentlich keinen Freiraum, um in Ruhe darüber nachzudenken, was sie wirklich möchte und um sich gegebenenfalls auf die nötige OP vorzubereiten. Trotzdem nimmt sie sich unter Protest eine Auszeit und reist zurück an den Ort, an dem Glück und Leid ihrer Vergangenheit so nah beieinander liegen. Zoe versucht ein paar offene Fragen zu klären, aber die Schatten der Vergangenheit lauern einfach überall.

Die Geschichte beginnt direkt sehr dramatisch und mit einem schweren Verlust für Zoe, der sie komplett aus der Bahn wirft. Alle eigentlich geschmiedeten Pläne und Hoffnungen wurden an diesem einen Tag mit begraben. Dieses Ereignis beschäftigt sie noch Jahre später so sehr, dass sie zurück kehrt, um aufzuräumen, Fragen zu klären und vielleicht auch ein wenig mehr zur Ruhe zu kommen. Allerdings findet sie nicht nur Entspannung und Zeit, über die nötige OP nachzudenken, sondern auch viele alte Bekannte, die Erinnerungen wach rufen, Hindernisse, die sie daran hindern den Fall von vor 14 Jahren aufzuklären und begrabene Gefühle, die neu zu erwachen drohen.
In Zoes Leben passiert wirklich so einiges. Mir ist der Anfangsabschnitt fast ein wenig kurz gewesen. Alles stürzt ins Chaos und dann befinden wir und 14 Jahre weiter und stehen vor einem völlig neuen und ebenfalls sehr schlimmen Problem bzw. Schicksalsschlag für Zoe. Das kann aber auch an der gekürzten Fassung des Hörbuchs liegen.
In Verlauf zeigt sich, dass es noch weitere Sorgen gibt, ihre Familie ist nun nicht unbedingt vom Glück geprägt. Und auch bei den anderen Charakteren läuft nicht unbedingt alles glatt. Insgesamt betrachtet es ist sehr viel Schicksal und Leid geballt auf kleinem Raum wodurch viele Abschnitte sehr emotional und aufwühlend sind und auch zeigen, wie stark es die Figuren belastet und beschäftigt, auch wenn sie nach außen hin versuchen, stark zu sein. Nicht alle Entwicklungen waren wirklich überraschend, aber es war trotzdem interessant die Charaktere auf ihrem Weg zu begleiten und zu erfahren, wann sie selbst dahinter kommen.

Da es einen übergeordneten Erzähler gibt, kann man an verschiedenen Orten Einblicke in das Leben der unterschiedlichen Figuren bekommen. Die meiste Zeit begleitet man jedoch Zoe auf ihrem schweren und auch sehr emotionalen Weg. Zwischendurch gibt es kleine Abschnitte, in denen andere Charaktere, die im engen Zusammenhang mi Zoe stehen, beleuchtet werden. Die Entwicklungen bei ihrer Freundin Rose fand ich auch interessant, allerdings kam mir das ebenfalls etwas kurz. Man bekommt da eher kleine Brocken präsentiert und dann schaltet die Handlung sofort wieder um. Erst am Ende erfährt man dann, wie es dort ausgegangen ist. So bleibt der Fokus auf Zoe, was auch okay und verständlich ist, aber dann hätte man auch die Passagen von Rose in einem Telefonat oder ähnlichem Abhandeln können und ihr nicht erst den Raum geben, sich zu Wort zu melden und sie dann eigentlich doch eher nicht zu beachten. Da ich nicht weiß, wie sehr die Geschichte auf dem Hörbuch gekürzt ist, kann das in der Originalgeschichte aber natürlich anders sein. Es hat das Hörvergnügen aber nicht zu sehr beeinträchtigt, ich hätte einfach nur gern mehr von ihr erfahren.
Die Sprecherin Marie Bierstedt hat eine sehr angenehme, ausdrucksstarke Stimme. Sie bringt die unterschiedlichen Emotionen und Stimmungen in der Geschichte gut rüber und es hat Spaß gemacht, ihr zuzuhören. Ich habe mich direkt wohl gefühlt und konnte mich gut auf die Handlung einlassen. Durch die schönen Beschreibungen werden auch die Handlungsorte und die besonderen Merkmale, zum Beispiel die Wildblumen, die diese ausmachen, vorstellbar. Wenn es nicht so viele Probleme zu wälzen gäbe, wäre es wirklich eine idyllische Kulisse für die Geschichte. Auch die musikalische Untermalung zu Beginn des Hörbuchs und zum Ende jeder CD unterstreicht noch mal die Stimmung und war sehr passend ausgewählt.

Fazit
Ein sehr schönes Hörbuch, das ich an einem Tag durchgehört habe. Durch die angenehme, ausdrucksstarke Stimme, die die Emotionen der Figuren gut transportiert, habe ich mich direkt in die Handlung einfühlen können. Hier und da hätte ich mir noch etwas mehr Raum für die anderen Charaktere gewünscht, aber das kann der Kürzung geschuldet sein. Alles in allem eine sehr schöne, schicksalhafte Familien-/Liebesgeschichte.

Veröffentlicht am 16.04.2019

blutig, brutal, spannend zu verfolgen

Todesherz
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Der Fund einer brutal zugerichteten, fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Leiche erschüttert de Gerichtsmedizinerin Lucy Trask schwer. Die Grausamkeiten scheinen grenzenlos und übertreffen die meisten ...

Der Fund einer brutal zugerichteten, fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Leiche erschüttert de Gerichtsmedizinerin Lucy Trask schwer. Die Grausamkeiten scheinen grenzenlos und übertreffen die meisten anderen Fälle, die bei ihr sonst auf dem Tisch landen. Auch die Detectives sind schockiert und arbeiten auf Hochtouren. Trotzdem können sie weitere Opfer nicht verhindern. Der Täter schlägt schnell und erbarmungslos zu und schnell wird klar, dass hinter dem blutigen Morden mehr stecken muss.

Ein wirklich blutiger, brutaler Thriller, der nichts für schwache Nerven ist. Ich habe das gekürzte Hörbuch gehört und auch wenn ich nicht weiß, was rausgenommen wurde, hatte ich nicht den Eindruck, dass einem Zusammenhänge oder Verknüpfungen gefehlt haben. Auch mit den Grausamkeiten des Täters wird nicht gespart. Die Verletzungen verursachen Gänsehaut, die Ermittlungen fesseln und parallel dazu lernt man auch die Protagonisten noch gut kennen. Eine gelungene, spannende Mischung, die mich von Anfang bis Ende gepackt hat.

Die Stimme von Sabina Godec ist sehr ausdrucksstark und transportiert die Atmosphäre der Geschichte gut. Durch den Wechsel in Tonlage, Lautstärke, Sprechweise und Betonung kann man die Figuren recht gut auseinander halten. Zusätzlich unterstützt es das Gesagte, wenn zum Beispiel wirklich geschrien, geseufzt oder abgehackt gesprochen wird. Wut, Zweifel und Frustration werden ebenso greifbar wie die positiven Gefühle, die hin und wieder aufblitzen.

Die einzelnen Abschnitte sind klar strukturiert und gegliedert. Die Angabe von Ort, Datum und Uhrzeit erleichtert die Orientierung und verdeutlicht in welchem engen Zeitfenster all die Dinge passieren. Es bleibt kaum Zeit zu reagieren bzw. Vorkehrungen zu treffen und selbst wenn dies geschieht, ist der Täter ihnen meistens trotzdem einen Schritt voraus.
Durch die Perspektivwechsel bekommt man Einblicke in die unterschiedlichen Handlungsstränge, die sich alle direkt befinden. Einige Zeit begleitet man den Täter, wodurch die Taten und Pläne noch grausamer und erschreckender werden. In anderen Passagen ist man mit den Ermittlern und der Gerichtsmedizinerin Lucy unterwegs, bangt, hofft und fiebert mit ihnen mit. Zahlreiche Verstrickungen, Zusammenhänge, Mitwisser und daraus entstandene Kooperationen machen die Handlung komplex und das Lösen des Falls auf keinen Fall einfacher.
Umso weiter man voran schreitet, umso spannender, packender, aber auch blutiger und schrecklicher werden die Geschehnisse. Und auch wenn man durch die Szenen, in denen man den Täter begleitet, schon einiges von den Hintergründen weiß, hat es die Spannung und das Tempo für mich nicht gedämpft. Man fiebert trotzdem mit und ist neugierig, auf welche Weise, wann und nach dem wievielten Opfer das Team rund um Detective J.D. Fitzpatrick hinter all die Geheimnisse kommt.
Die Zusammenstellung des Teams hat mir gut gefallen, auch die persönlichen Entwicklungen waren interessant zu verfolgen. Man kann sich gut vorstellen, dass sich ihre Wege auch weiterhin kreuzen könnten, wenn es weitere Fälle in Baltimore geben sollte. Hier schlummert in jedem Fall noch Potenzial für weitere Geschichten.

Fazit:
Ein sehr blutiger, von Brutalität gezeichneter Thriller, der spannend und fesselnd erzählt wird. Die Fülle an Ereignissen in der Kürze der Zeit hält das Tempo hoch und zwingt alle zu schnellem Handeln. Die Stimmung hat sich beim Hören übertragen. Man fühlt sich immer irgendwie unter Strom und ist gemeinsam mit den Figuren erschüttert von den unfassbaren Grausamkeiten und der Skrupellosigkeit.

Veröffentlicht am 16.04.2019

gefühlvolle Geschichte, in der die Mauern bröckeln

Step by Step. Herzschlag im Dreivierteltakt
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Hayne ist eine starke, selbstbewusste Schülersprecherin, die alles stets im Griff hat. Das ist zumindest das Bild, das sie den anderen Menschen um sich herum vermittelt. Dass auch in ihr Unsicherheit, ...

Hayne ist eine starke, selbstbewusste Schülersprecherin, die alles stets im Griff hat. Das ist zumindest das Bild, das sie den anderen Menschen um sich herum vermittelt. Dass auch in ihr Unsicherheit, Angst und Zweifel keimen, ahnen nicht viele. Als Hayne für den Schulball plötzlich selbst das Tanzbein schwingen soll, steht sie vor einem riesigen Problem. Sie kann weder tanzen, noch hat sie einen geeigneten Partner dafür, der nicht vor ihr weglaufen würde. Da ihre Optionen begrenzt sind, nimmt sie notgedrungen das fragwürdige Angebot von Schulschwarm Arthur an und steht damit nicht nur vor der Schwierigkeit in der Kürze der Zeit tanzen zu lernen.

Ich habe Hayne sehr schnell ins Herz geschlossen. Ich mag ihre Art, auch wenn sie manchmal etwas kratzbürstig, nicht immer nur freundlich oder zuvorkommend, sondern oft direkt und sehr schlagfertig ist. Ihre sarkastischen oder ironischen Äußerungen haben mich immer wieder zum Lachen gebracht, weil es einfach so perfekt in die Handlung und die Gespräche eingebunden ist. Vielleicht habe ich mich an einigen Stellen auch einfach selbst entdeckt, da mir auch nachgesagt wird, ich spreche fließend sarkastisch.
Vermutlich ist Hayne nicht für jeden Leser sympathisch und nahbar. Sie ist schon etwas speziell und erst im Verlauf des Buches lernt man die Hayne hinter den dicken Mauern kennen. Mich hat sie jedoch sofort mitgenommen und ich mochte auch ihre Entwicklung sehr. Auch starke Frauen haben ihre schwachen, verletzlichen Seiten, man möchte die nur nicht immer jedem zeigen. Hayne nimmt die Dinge gern selbst in die Hand und ist in den Augen ihrer Freunde manchmal zu vernünftig und durchgeplant. Ihre Kampfsporterfahrungen sind beim Durchsetzen auf jeden Fall hilfreich und verschaffen wir den nötigen Respekt. Dass einige da auch mal Angst vor ihr haben, kann man gut nachvollziehen, aber man muss sich eben auch nicht alles gefallen lassen, solange man dem Gegenüber nicht ernsthaft verletzt damit.
Durch die Ich-Perspektive erlebt man die Geschichte sehr intensiv. Man lernt sowohl die taffe, selbstbewusste, organisierte Hayne kennen, die nicht so viel aus der Ruhe bringt, als auch die Hayne mit Zweifeln, mit enttäuschten Gefühlen, die verletzliche, zarte Seite, die sie besonders in der Schule sonst nicht zeigt. Die authentischen, lebhaften Beschreibungen machen es leicht, sich in die Protagonistin einzufühlen und sie auf ihrem steinigen und turbulenten Weg zu begleiten.

Nicht alles in der Handlung ist überraschend, was mich aber nicht weiter gestört hat, da die Entwicklungen, die die Figuren machen, wirklich schön zu verfolgen sind. Und es gibt auch ein paar kleine Überraschungen und Erlebnisse, mit denen man eher nicht gerechnet hätte, wenn man Hayne zu Beginn des Buches erlebt. Viele verschiedene Emotionen begleiten die Charaktere im Laufe der Geschichte. Es gibt sehr schöne, fröhliche, lustige Momente, aber auch peinliche, erniedrigende, traurige Situationen – eine abwechslungsreiche Mischung, bei der nichts zu kurz kommt.
Auch in den Freundeskreis und die Familie der Protagonistin bekommt man einen Einblick, so ergibt sich ein komplexerer Blick auf das Geschehen und durch die Äußerungen in verschiedenen Gesprächen lernt man auch Hayne selbst noch besser kennen.
Die kleinen Tanzausflüge haben mir persönlich auch sehr gut gefallen, auch wenn sie nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen. Es ist eine schöne Ergänzung in der Handlung, darauf ja das seltsame Angebot von Arthur basiert. Man kann sich beim Lesen bildhaft vorstellen, wie ungeschickt die Tanzstunden ablaufen, was mich immer mal wieder zum Schmunzeln gebracht hat.

Eine sehr schöne, gefühlvolle Geschichte, bei der die Protagonistin besonders emotionale Hürden meistern muss, um das Schulfest zu überstehen, aber auch um ein Stück weit zu sich selbst zu finden und sich einzugestehen, dass man nicht immer alle Mauern hochfahren muss, um ihm Leben voran zu kommen.

Veröffentlicht am 16.04.2019

drei Freundinnen und ihr chaotisches Leben- schön gesprochen

Stück für Stück ins Glück - Folge 01
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Drei junge Freundinnen erstellen in einer geheimen Aktion eine Liste mit den Dingen, die sie im Leben einmal machen wollen. Eine Liste, die gut geschützt und von allen schon fast vergessen an einem einsamen ...

Drei junge Freundinnen erstellen in einer geheimen Aktion eine Liste mit den Dingen, die sie im Leben einmal machen wollen. Eine Liste, die gut geschützt und von allen schon fast vergessen an einem einsamen Ort darauf wartet, wieder ans Tageslicht zu kommen. Zwanzig Jahre später hat sich bei Dani, Lu und Kate viel verändert. Alle haben sich ein Leben aufgebaut, auch wenn es nicht immer dem entspricht, was sie sich vorgenommen haben. Und nun könnte sich erneut einiges ändern – wegen der Liste.

Mit knapp zwei Stunden ist dieses Hörbuch nicht besonders lang, man bekommt aber einen sehr schönen ersten Eindruck von den drei Freundinnen, die wohl kaum unterschiedlicher sein könnten. Jede hat ihr eigenes Leben, mit eigenen Sorgen, Wünschen und Hoffnungen. Die Träume der Jugend sind längst vergessen und scheinen auch kaum mehr relevant zu sein, obwohl die drei sich immer wieder fragen, was wäre wenn…
Mir hat die Mischung an Charakteren gut gefallen. Man merkt gleich, dass jede Frau so ihre Ecken, Kanten und Macken hat. Das macht es sehr interessant, ihr erneutes Aufeinandertreffen zu verfolgen. Einige Dinge werden sich zwischen ihnen wohl nie ändern, doch die vergangene Zeit gibt ihnen auch die Möglichkeit zu kleinen Neuerungen.
Durch die Perspektivwechsel erhält man Einblick in das Leben von Dani, Lu und Kate auch wenn die drei nicht gemeinsam unterwegs sind oder miteinander telefonieren. Anschauliche Formulierungen machen es dabei möglich, sich die drei Frauen, mit ihrem ganz persönlichen Chaos, gut vorstellen zu können. Mit diesem Gespann kann man wohl noch sehr viel erleben und besonders die Entwicklungen gegen Ende der ersten Folge deuten auf eine ereignisreiche Zukunft hin. Ich bin wirklich gespannt, was da noch alles kommen wird und wozu die Frauen bereit sein werden.
Die Stimme ist sehr angenehm, es wird flüssig und ausdrucksstark gelesen. Die Emotionen kommen gut rüber und so wird der Ärger, die Freude, die Hoffnung und Erschöpfung der Figuren greifbar und lebendig. Veränderungen in der Stimmlage, Lautstärke und Betonung machen es leicht, die drei Frauen auseinander halten zu können. Schließt man die Augen, könnte man sich vorstellen, die drei würden neben einem stehen und ihre Geschichte erzählen. Ich habe sehr gern zugehört und habe mich wohl gefühlt in der Geschichte, auch wenn es viele Punkte gibt, an denen die Protagonistinnen wirklich nicht zu beneiden sind.

Fazit
Ein schöner Auftakt, der neugierig macht auf weitere Folgen mit den drei Frauen. Besonders gut gefällt mir, dass ihre Geschichten mitten aus dem Leben gegriffen wirken und man sich gut vorstellen kann, so oder so ähnlich könnte es irgendwo passieren. Die angenehme Sprecherin führt einen gut durch die Handlung und lässt den Inhalt lebendig werden.

Veröffentlicht am 16.02.2019

berührend, bewegend, erschütternd, eindrücklich

Das Geheimnis der schwedischen Briefe
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Emilia ist Krankenschwester mit Leib und Seele. Sie opfert sich für ihren Beruf und ihre Patienten auf und ignoriert, dass dabei auch mal ihr Privatleben auf der Strecke bleibt. Als ihre Uroma krank wird, ...

Emilia ist Krankenschwester mit Leib und Seele. Sie opfert sich für ihren Beruf und ihre Patienten auf und ignoriert, dass dabei auch mal ihr Privatleben auf der Strecke bleibt. Als ihre Uroma krank wird, ist sie sofort zur Stelle und kümmert sich liebevoll um die alte Dame, zu der sie schon immer eine enge Bindung hatte. Die beiden Frauen verbringen eine sehr innige Zeit miteinander, denn Uroma Johanna erzählt Emilia von ihrer Vergangenheit, die viele Jahre zurück reicht und über die sie bisher so gut wie nie gesprochen hat. Emilia taucht in die Zeit des zweiten Weltkriegs ein und hätte zum Beginn der Erzählungen wohl nicht erwartet, was da alles auf sie zukommen würde.

Es ist nicht das erste Buch von Tanja Bern, das ich lese. Ich mag ihren Schreibstil sehr gern und habe mich auch in dieser Geschichte wieder sehr wohl gefühlt. Selbst wenn die Geschehnisse brutal, blutig und grausam werden, bleibt die Geschichte fesselnd, flüssig und leicht zu lesen. Was nicht bedeuten soll, dass die Ereignisse nicht abschreckend und bestürzend sind, denn das sind sie in jedem Fall. Die Geschichte verliert dabei aber nie an Fluss, Faszination und Emotionen. Besonders gelungen finde ich die Kombination aus aktuellen Geschehnissen und der Reise in die erschütternde Zeit des zweiten Weltkriegs. Obwohl zwischen den beiden Protagonistinnen drei Generationen befinden, lassen sich gewisse Parallelen in ihrem Leben finden, wenn auch manchmal erst auf den zweiten Blick.
Emilia bleibt zu Beginn der Geschichte fast etwas blass, da man mit ihr zwar in die Handlung startet, der Fokus dann jedoch sehr schnell auf Johanna gelenkt wird, die einen intensiv in ihre eigene Vergangenheit mitnimmt. Doch im späteren Verlauf des Buches bekommt auch Emilia den Raum, ihre ganz eigene Geschichte noch zu erzählen bzw. zu erleben. Dabei entdeckt sie junge Frau Dinge über sich selbst, vor denen sie sich bisher verschlossen hat und als Leser ist man ganz ungefiltert dabei und darf auch sie hautnah begleiten.

Die Abschnitte von Emilias Uroma sind, im Gegensatz zu den Abschnitten von Emilia selbst, aus der Ich-Perspektive erzählt. Dadurch ist man sehr nah am Geschehen und kann neben den Ereignissen an sich auch die Gefühlswelt der damals noch jungen Frau sehr gut kennen lernen. Johannas Schilderungen sind so lebendig, dass man das Gefühl bekommt, man würde als stiller Beobachter daneben stehen und sie begleiten, während um sie herum der Krieg tobt. Die Passagen, die einen nach Pommern ins Jahr 1945 führen, sind aufwühlend, erschütternd, geprägt von Grausamkeit, Blut, Kälte und Furcht. Die Menschen hatten damals nicht viele Gründe Hoffnung zu haben, ihr Leben war gezeichnet durch Entbehrungen, Flucht, Plünderungen und die Überfälle der Feinde. Und doch gab es immer wieder kleine Situationen, in denen Dankbarkeit und ein kleiner Hauch Glück an die Oberfläche kommen konnten. Obwohl man natürlich einiges über die Weltkriege weiß, ist es immer wieder erschreckend und bewegend auf diese Weise in die Vergangenheit einzutauchen. Es stimmt mich nachdenklich und macht in gewisser Weise froh, dass man diese Zeit nicht selbst erleben musste.
Der harte Weg der Charaktere ist anschaulich beschrieben. Ich habe mit ihnen gebangt, gelitten und gehofft. Da ich viele der Orte, durch die man geführt wird, kenne, war es für mich auch leicht, den Weg nachzuvollziehen, den sie zurück gelegt haben. Eine kleine Weile spielte die Handlung sogar in meiner Heimatstadt, das habe ich bisher auch nicht oft erlebt. Allerdings stellt es auch kein Problem dar, wenn man die Region nicht weiter kennt, für mich war es eher ein kleiner Bonus, der die Handlung noch greifbarer macht.
Emilias Leben scheint dazu im ziemlichen Kontrast zu stehen. Aber sie ist auch in einer ganz anderen Zeit aufgewachsen und erlebt, wie der Leser, den Krieg nun durch die Augen ihrer Uroma. Doch auch ohne Ich-Perspektive ist Emilias Geschichte bewegend erzählt und hat mich mitfühlen lassen. Besonders gefallen hat mir, dass es in ihrem Leben auch nicht einfach gradlinig verläuft und alles beim ersten Anlauf klappt. Das hätte irgendwie nicht zu der schicksalhaften, entbehrungsreichen Handlung gepasst, die man davor erlebt hat. Auch wenn Emilia nicht im Krieg lebt und es um sie herum keine dutzenden blutenden, verwundeten oder toten Menschen gibt, so gibt es doch einiges, was sie aufwühlt, was sie zum Nachdenken bringt und sie auf neue Wege führt. An Emotionen mangelt es auch in ihren Abschnitten der Handlung nie.

Fazit
Eine schicksalhafte, bewegende Geschichte von zwei Frauen, die zwar sehr unterschiedlich, sich aber doch irgendwie auch ähnlich sind. Die deutlichen und versteckten Parallelen der zwei Protagonistinnen bringt ihr Schicksal noch mal auf eine ganz neue Weise zusammen. Durch die zwei Zeitebenen, in denen das Buch spielt, taucht man sehr intensiv in das brutale, erbarmungslose Kriegsgeschehen ein und lernt gleichzeitig die Urenkelin Emilia kennen, die zwar in friedlicheren Zeiten lebt, aber trotzdem eine bewegende Reise vor sich hat. Bei mir sind im Verlauf des Buches immer mal wieder ein paar Tränen geflossen.

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!