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Veröffentlicht am 20.10.2022

Fesselnde Geschichte mit schwachem Setting

Vega – Der Wind in meinen Händen
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Die junge Vega lebt in einer deutschen Stadt der Zukunft. Nach dem Verschwinden ihrer Mutter ist der Wettermacher Esper ihr einziger Freund und Vertrauter. Zusammen erzeugen sie Regenwolken über trockenen ...

Die junge Vega lebt in einer deutschen Stadt der Zukunft. Nach dem Verschwinden ihrer Mutter ist der Wettermacher Esper ihr einziger Freund und Vertrauter. Zusammen erzeugen sie Regenwolken über trockenen Gebieten. Doch keiner weiß, dass Vega das Wetter - anders als die anderen Wettermacher - ohne Chems und Drohnen beherrscht. Nach einem schrecklichen Unfall jedoch verliert sie Esper und ist mir ihrem Retter Leo auf der Flucht vor den Behörden. Zudem ziehen immer wieder bedrohliche Stürme auf, die nur Vega aufhalten kann. Zwischen Flucht und der Suche nach Esper gerät sie in einen Strudel aus Verdächtigungen und Verrat.

Ich lese eher selten in diesem Genre, doch das Cover hat mich so sehr angesprochen, dass ich das Buch haben musste. Ich finde auch, dass es sehr gut zur Story passt. Zum einen wegen ihrer richtig toll dargestellten Gabe, zum anderen, weil sie auf dem Titelbild allein ist, denn das ist sie auch im Buch oft. Außer Esper hat sie niemanden. Auch Espers Freunde akzeptieren sie nur wegen ihm. Zudem wurde ihr eingeimpft, dass sie niemandem von ihrer Gabe erzählen soll, so dass sie häufig einfach nicht sie selbst sein kann. Auch ihrem Retter Leo öffnet sie sich nur langsam, obwohl es deutlich zwischen den beiden knistert.

Der Schreibstil der Autorin Marion Perko ist meist rasant mit einigen etwas trockeneren Abschnitten, in denen es meist um die enger werdende Beziehung zwischen Vega und Leo geht, die erstere aber wegen Esper nicht zulassen möchte. Mir gefielen vor allem die Sturmszenen, die häufiger vorkommen. Ansonsten ist das Buch eine Mischung aus wiederholter Flucht, etwas Romantik und trister Stadtkulisse, doch auch Vertrauen und Verrat spielen eine große Rolle, vor allem gegen Ende des ersten Bandes. Aus der Suche nach Esper wird eine Suche nach dem Auslöser der flutähnlichen Regengüsse, die die Menschen in den ärmeren Vierteln der Stadt bedrohen. Das Ende kommt hier ziemlich abrupt und bringt die in dem Genre üblichen Cliffhanger mit.

Laut Buchrücken ist das Buch der Auftakt einer Klima-Saga. Leider ist mein größter Kritikpunkt, dass zwischen all den Problemen und Fähigkeiten, die Vega hat, die Atmosphäre eines vom Klimawandel bedrohten Landes kaum herausgearbeitet wurde. Oft wird nur von sehr heißen Temperaturen gesprochen oder von Trockenheit, aber das Setting fühlt sich für den Leser überhaupt nicht so an. Da wird sogar in einem See geschwommen, in der Stadt gibt es zum Duschen genug Wasser, aber für die Felder werden Wettermachen gebraucht. Das hat für mich nicht wirklich Sinn ergeben. Beim Einstieg kam für mich einfach auch nicht rüber, in welchem Zustand sich das Land befindet. Das ist ein bisschen verschenktes Potential, weil die Bedrohung gar nicht greifbar ist.

Trotzdem hat mich das Buch bis zum Schluss gefesselt und der Cliffhanger wird dafür sorgen, dass ich den nächsten Band wohl auch lesen werde.

4 Sterne

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Veröffentlicht am 19.10.2022

Ein ganzes Jahr mit Grimms Möhrchen

Grimm und Möhrchen – Frühling, Sommer, Herbst und Zesel
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Der kleine Zesel Möhrchen lebt nun schon eine ganze Weile bei Buchhändler und Gedichteschreiber Grimm, so dass dieser gar nicht mehr einsam ist. Im Gegenteil: Mit seinem Zeselchen Möhrchen erlebt er durch ...

Der kleine Zesel Möhrchen lebt nun schon eine ganze Weile bei Buchhändler und Gedichteschreiber Grimm, so dass dieser gar nicht mehr einsam ist. Im Gegenteil: Mit seinem Zeselchen Möhrchen erlebt er durch das ganze Jahr von Januar bis Dezember außergewöhnlich suppenwarme Momente, besucht interessante Orte, planscht, erntet und hilft sogar dem Weihnachtsmann beim Vorbereiten der Geschenke. Bei den beiden wird es einfach nie langweilig und wenn es doch mal soweit kommt, haben sie die tollsten Ideen.

Der zweite Band von Buchhändler Grimm und seinem Zeselfreund Möhrchen lädt schon auf dem Cover die kleinen Fans wieder ein, den aufregenden Geschichten zu lauschen, die Grimm in seinem Tagebuch notiert. Diesmal erleben die beiden sympathischen Figuren jeden Monat von Januar bis Dezember ein neues Abenteuer. Wie immer gibt es viel zum Schmunzeln, weil das kleine Zeselchen einfach eine nette, kindliche Art hat und ohne viel nachzudenken irgendwie immer die richtigen Gedanken und Ideen hat.

Besonders toll sind wieder die kleinen, aber feinen Wortspiele mit denen die Autorin sowohl die Zuhörer als auch die Vorleser zu erfreuen vermag. Ob das nun die Fensterschau im Schaufenster der Buchhandlung ist oder Zeselchens Versuch durch Wachs-mal-Stifte mal ein bisschen zu wachsen. Man fühlt sich sofort glücklich und zufrieden, sobald man in die Grimmsche Möhrchenwelt eintaucht. Ganz nebenbei lernen Kinder sehr viel über den Jahreslauf z.B. die Kartoffelernte oder Wunschzettel und darüber, wie fröhlich uns auch die Kleinigkeiten im Lleben machen können, ganz ohne großes Brimborium. Wunderbar vorzulesen, anzuhören und durch die liebevollen, detailreichen Illustrationen auch anzusehen. Wir lieben das Zeselchen! 5 Sterne

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Modern und schmackhaft

Hensslers schnelle Nummer 2
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Man kann über den Henssler ja denken, was man will. Der eine findet ihn cool, dem anderen macht er zu viel Brimborium, doch ich muss sagen, dass uns auch seine Schnelle Nummer 2 sehr gut gefällt. Wir sage ...

Man kann über den Henssler ja denken, was man will. Der eine findet ihn cool, dem anderen macht er zu viel Brimborium, doch ich muss sagen, dass uns auch seine Schnelle Nummer 2 sehr gut gefällt. Wir sage ich ausdrücklich, da vor allem mein Mann dieses Kochbuch unbedingt haben wollte. Schon aus dem ersten Band wurde ich laufend bekocht, da kann ich zu Band 2 schlecht nein sagen. Klar, der Steffen Henssler ist ein TV-Koch und nimmt den Mund auch gern mal voll, trotzdem schafft er es auch hier wieder mit wenigen Zutaten moderne und schmackhafte Gerichte mit dem besonderen Etwas zu zaubern. Es sind manchmal ganz einfache Kniffe, die hier den Unterschied zu unserer Laien-Küche ausmachen. Zudem ist die Aufmachung ansprechend und genauso locker wie das Mundwerk des Kochs. Trotzdem: Für alle Gerichte ist Dank der Vorratskammer, die man für dieses Kochbuch nutzt, schnell eingekauft. Maximal 5 weitere Zutaten und 15 MInuten Zeit und schon steht ein Essen für 2 Personen auf dem Tisch.

Für mich hätten es nicht ganz so viele Bilder des Kochs in allen Brutzellagen sein müssen, aber gut, es ist halt sein Kochbuch. Viel wichtiger jedoch sind die gut verständlichen Zubereitungstexte, die Zutatenlisten aus dem Vorrat und zusätzliche Dinge, die einzukaufen sind. Dazu ist angegeben, für wie viele Personen das Rezept ausreicht und wie viel Zeit man einplanen muss. Hier kann bei Anfängern ein kleines Plus nötig werden, z. B. ist bei jemandem, der noch nie eine Zwiebel in Würfel geschnitten hat, mehr Zeit einzuplanen. Hilfe erhält man durch die QR-Codes, welche nach dem Scannen ein Video zum Rezept starten. Für junge Leute und alle, die unsicher bei der Verarbeitung von Lebensmitteln sind ist das ein nices Feature oder vielleicht sogar ein Rettungsanker. Die Fotos der Gerichte sind wie schon im letzten Band eine Augenweide.

Geschmacklich konnte mich alles überzeugen, was mein Mann mir präsentiert hat. Es ist einfach sein Kochbuch und er ist begeistert bei der Sache. Für diese Motivation muss ich dem Henssler wirklich danken, daher gibt es 5 Sterne. Selbst unsere Tochter wünscht sich nur noch Henssler-Bolognese, das will echt was heißen.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Macht Unmögliches einfach möglich

Die rätselhaften Honjin-Morde
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In einem japanischen Dorf werden Keto, der Erbe der angesehenen Ichiyanagi-Familie und seine frisch angetraute Braut in der Hochzeitsnacht durch ein Schwert gerichtet. Durch Schreie aufmerksam gemacht, ...

In einem japanischen Dorf werden Keto, der Erbe der angesehenen Ichiyanagi-Familie und seine frisch angetraute Braut in der Hochzeitsnacht durch ein Schwert gerichtet. Durch Schreie aufmerksam gemacht, eilen einige Verwandte und Hochzeitsgäste zum Tatort, der jedoch von innen verschlossen ist. Die Waffe, sowie andere Beweise werden draußen im unberührten Schnell aufgefunden. So beginnt ein unmöglicher Fall, der das Auftreten eines jungen Detektivs erforderlich macht, denn die Polizei steht vor einem Rätsel.

Da es doch einiges Lob für dieses Buch im Stil der klassischen britischen Kriminalautoren gab, wollte ich mich selbst überzeugen und habe mich auf das gut 200 Seiten starke "Lesevernügen" begeben. Die asiatische Literatur liegt gerade im Trend, doch hier wimmelte es von Anfang an von vielen verschiedenen japanischen Namen, die für mich wenig einprägsam waren, so dass ich zunächst ein kleines Gedankengerüst erstellt habe. Damit ging es dann etwas besser. Zunächst wird die Geschichte von einem "Journalisten" nacherzählt, der immer wieder aus Aussagen und Polizeiakten wichtige Eckdaten nennt und berichtet, wo, wann, was, wer getan hat. Dabei kommen sowohl Dorfbewohner, als auch Familienmitglieder und Angestellte zu Wort. Bis zur Hälfte etwa, sind es aber vorwiegend Beschreibungen des Anwesens, der Personen und der Auffindesituation. Hier wechselt der Autor manchmal in eine normale Erzählperspektive in der dritten Person. Lange Zeit fragte ich mich, wann denn nun mit der Lösung des recht komplizierten, ja eigentlich unmöglichen Locked-Room-Falles begonnen wird.

Dies passiert mit Auftauchen eines jungen Detektivs, den der Onkel der Getöteten zu Hilfe ruft. Dieser findet auf Anhieb und ohne große Erklärungen Dinge heraus, die der Polizei entgangen sind. Der lange Zeit verdächtige Mann mit den drei Fingern, das Instrument, das während des Todeskampfs gespielt wurde, die Tagebücher des Mordopfers. All das fügt der junge Mann zusammen, ohne dass man als "Zuschauer" dem ganzen gedanklich folgen oder vielleicht sogar mitraten könnte. Und so wird uns a la Sherlock Holmes die fertig kombinierte, vom Autor übertrieben konstruierte Vorrichtung als Lösung präsentiert, man denkt sich "Ach so" und dann ist die Geschichte auch schon rum. Vorstellen konnte ich mir das Ganze jedenfalls nicht. Äh ja, für mich leider etwas verschenkte Lesezeit.

2 Sterne

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Mit zu viel Belanglosem angefüllt

Stille blutet
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Die Ex-Freundin von Tibor Glaser ist Nachrichtensprecher im Regional-TV. In der Abendsendung kündigt sie plötzlich ihre eigene Ermordung an. Sorgenvoll eilt Tibor zum Sender, wo Nadine Just dann auch in ...

Die Ex-Freundin von Tibor Glaser ist Nachrichtensprecher im Regional-TV. In der Abendsendung kündigt sie plötzlich ihre eigene Ermordung an. Sorgenvoll eilt Tibor zum Sender, wo Nadine Just dann auch in ihrem eigenen Blut aufgefunden wird. Die junge Polizistin Fina Plank, neu bei der Mordgruppe, ist zusammen mit ihren Kollegen für den Fall zuständig, wird aber als Frau von ihrem Partner Oliver ausgebremst. Eigentlich ist klar, dass Tibor Glaser es nicht gewesen sein kann, doch dann häufen sich die Hashtags #inkürzetod und tatsächlich taucht eine weitere Leiche auf. Und Spuren, die auf Glaser weisen. Doch Finas Bauchgefühl sagt etwas Anderes.

Stille blutet war mein erstes Buch der bekannten Autorin Ursula Poznanski, die sich vor allem mit ihren Jugendthrillern einen Namen gemacht hat. Auch hier werden sehr moderne Themen aufgegriffen, weshalb ich das Buch gern lesen wollte. Der Plot klingt an sich ja schon sehr spannend. Poznanski schreibt solide und routiniert, beschreibt polizeiliche Abläufe und Gedanken aller Personen gut verständlich. Die Charaktere kann man sich gut vorstellen. Sie bringt vielfältige Themen in den Krimi ein, wie zum Beispiel das Viralgehen von Nachrichten, das Mitreden aller, als wüssten sie Bescheid, die offene Kritik, die im Internet schamlos geübt wird. Das ist nun aber auch in Büchern nichts Neues mehr.

Dazu kommt, dass die junge Polizistin Fina sich in einer Männerwelt durchzusetzen versucht, in der ihr vor allem ein Kollege mit unangebrachten "Witzen" und Kommentaren, ja Vorurteilen, das Leben schwer macht und stark an ihrem ohnehin geringen Selbstwertgefühl kratzt. Vor allem, was ihre Figur betrifft, ist Fina unzufrieden. So landen wir beim Thema Bodyshaming, welches wohl auch gerade etwas trendet. Leider ist Fina aber in dieser Hinsicht für mich nicht glaubwürdig genug. Mit der Unsicherheit, die sie teilweise an den Tag legt, wäre sie meiner Meinung nach nur schwerlich an eine Stelle in der Mordgruppe gekommen. Ihr Kollege hätte wohl auch in der Realität sehr schnell Probleme bekommen.

Diese Schwäche könnte ich allerdings noch verschmerzen, wären da nicht die dauernden Wiederholungen der Zusammenhänge. Ich weiß nicht, wie oft die Mordgruppe darüber redet, dass Glaser seine Ex-Freundin nicht umgebracht haben kann und warum. Jedesmal werden wieder irgendwelche Möglichkeiten angeführt, wie er es vielleicht doch gewesen sein könnte, um dann festzustellen, dass das unrealistische Vorstellungen sind. Demgegenüber steht Glaser, der sich immer mehr bedrängt fühlt von der Polizei, jedoch munter weiter in jedes Fettnäpfchen tritt, welche reihenweise um ihn herum auftauchen und deren Ursprung er aber nicht rational zu ergründen sucht. Zeitweise war ich von beiden Seiten ziemlich genervt, weil es einfach kaum vorwärts ging.

Von Zeit zu Zeit sind dann auch noch Gedanken des Mörders eingeflochten, die düster, aber wenig spannend sind und auch sonst kaum etwas zur Geschichte beitragen, außer sie mit Seiten zu füllen und am Ende keine Rolle zu spielen. Dafür geht durch sie jedoch noch etwas an Geschwindigkeit verloren und plötzlich ist dann einfach der Hauptfall gelöst. Wenigstens die Auflösung bringt etwas Perfidität mit sich. Trotzdem habe ich mir hier viel mehr erwartet als nur Kritik an der Social Media Gesellschaft und trendigen Themen. Vor allem Spannung lässt das Buch wirklich vermissen, daher gibt es für die sympathische, aber schwache Fina nur 3 Sterne.

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