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Veröffentlicht am 20.07.2022

Sehr fesselnd!

Der Unbekannte
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Nathaniel, der Bekannte der Journalistin Milla Nova, ist blind, seit er mit elf Jahren durch einen Schuss in den Kopf schwer verletzt wurde. Sein Vater hatte nicht nur ihn angeschossen, sondern auch seine ...

Nathaniel, der Bekannte der Journalistin Milla Nova, ist blind, seit er mit elf Jahren durch einen Schuss in den Kopf schwer verletzt wurde. Sein Vater hatte nicht nur ihn angeschossen, sondern auch seine Schwester und seine Mutter ermordet. Eine Familientragödie, so wurde es von der Polizei seinerzeit ermittelt. Durch das Zureden einer Bekannten und um mit der Sache endlich abschließen zu können, bemüht sich Nathaniel um Einsicht in die Akten, doch diese sind abhanden gekommen. Je mehr sich Nathaniel mit dem Fall beschäftigt, umso mehr Zweifel kommen ihm an der Richtigkeit der Ermittlungsergebnisse. Wer war sein Vater wirklich? Und wer hat ein Interesse daran, ihn von weiteren Nachforschungen abzuhalten? Auf die Hilfe von Milla kann Nathaniel zunächst nicht zählen, denn die hat ganz andere, private Probleme. Ein hochrangiger Politiker liegt tot im Bett ihrer Mutter. Da ist guter Rat teuer.

Im vierten Band der Reihe um die Journalistin Milla Nova steht der ruhige Nathaniel und seine Familiengeschichte im Vordergrund, aber auch die Beziehung von Milla und ihrem Polizistenfreund Sandro, die Leiche in der Wohnung ihrer Mutter und der damit verbundene Fall sind perfekt eingebunden. Die verschiedenen Handlungstränge wechseln sich in relativ kurzen Kapiteln an besonders spannenden Stellen ab, so dass man gar nicht anders kann, als Seite um Seite zu verschlingen. Man möchte unbedingt wissen, wie alles zusammenhängt. Vor allem der alte Fall war wirklich spannend und sehr glaubwürdig dargestellt und bindet in veränderter Form wahre Begebenheiten der Schweizer Geschichte mit ein.

Auch die persönlichen Angelegenheiten der Protagonisten entwickeln sich wieder weiter, teils in eine Richtung, die man so nicht erwartet hätte. Um das Buch zu lesen ist es aber nicht unbedingt notwendig, die vorherigen Bände und Ereignisse zu kennen, obwohl ich die Vorgängerbände auch wärmstens empfehle, da Christine Brand einfach sehr gut recherchiert und immer interessante Tatsachen mit Fiktion vermischt. Auch in diesem Band kann man wieder unglaublich gut Vermutungen anstellen und miträtseln, was denn nun in der Vergangenheit in Nathaniels Familie passiert ist bzw. auch gleich noch, wie der Politiker zu Tode kam. Und selbst wenn man etwas ahnt, schafft es die Autorin trotzdem, den Leser zu überraschen. Ein richtig toller Krimi, unbedingt lesen!

5 Sterne

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Hätte man mehr draus machen können

Ich bin Joy
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Bisher waren Joys Eltern Weltenbummler, so dass sie und ihre Schwester Claude selten lange an einem Fleck gelebt haben, sondern fast überall auf der Erde eine Zeit lang. Unterrichtet wurden sie von der ...

Bisher waren Joys Eltern Weltenbummler, so dass sie und ihre Schwester Claude selten lange an einem Fleck gelebt haben, sondern fast überall auf der Erde eine Zeit lang. Unterrichtet wurden sie von der Natur und von ihrem Papa. Doch nun zieht die Familie nach England, weil der Großvater Unterstützung braucht. So viele Veränderungen auf einmal, da fällt es gar nicht so leicht, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Doch im Gegensatz zu ihrer Schwester versucht Joy immer das Positive im Blick zu behalten, auch wenn es ihr vor allem im Hinblick auf die Schule und ihre Strukturen schwer fällt. Außerdem gibt es zu wenig Natur und dann soll auch noch der alte Baum auf dem Schulhof gefällt werden. Aber nicht mit Joy!

Das fröhliche Cover fanden wir sehr ansprechend und Joy ist auch wirklich so sympathisch, wie sie darauf wirkt. Auch war ihre Welt bis zum Umzug genauso bunt. Doch nun wohnt sie in einer grauen Siedlung bei ihrem muffeligen Großvater. Trotzdem versucht Joy - und das hat uns super an ihr gefallen - immer den Silberstreif am Horizont zu sehen. Sie ist grundsätzlich immer offen und positiv gestimmt, was Kindern wegen des vielen Drucks und der ganzen Weltprobleme heute teilweise abhanden kommt.

Nicht ganz so gelungen finde ich als Mutter und Lehrer die Schilderung der Schule, insbesondere die überzogene Darstellung der Lehrkraft Mrs Hunter, die Joy oft sehr ungerecht behandelt, sie bloßstellt, sie nicht ausreden lässt, ihr Wissen nicht respektiert und es förmlich auf sie abgesehen hat. Da habe sogar ich Angst bekommen und das finde ich nicht gut, vor allem weil Joy das alles über sich ergehen lässt. Das widerspricht ihrem Charakter und ist für mich nicht stimmig. Später wird die Lehrerin dann - oh Wunder - ohne große Erklärungen zur Verbündeten. Auch das ist eher nicht glaubwürdig.

Durch den uralten Baum, der im Schulhof steht, bekommt die Geschichte dann relativ spät einen Umweltaspekt und Joy einen neuen Freund, mit dem sie versucht, den Baum zu retten. Die Aktion und auch, dass hier ein überraschender Unterstützer auftaucht, finden wir toll. Nur leider ist die Geschichte dann allzu schnell aus und man erfährt eigentlich gar nicht, ob der Baum langfristig gerettet wird. Hier ist die Geschichte noch ausbaufähig.

Insgesamt war es ein ganz nettes, sogar ein bisschen philosophisches Kinderbuch, das den Umgang mit Veränderungen, mit der Natur und mit Menschen thematisiert und zum Nachdenken anregt. 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Beklemmende Spannung

Das Haus der stummen Toten
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Nach dem Tod ihrer Mutter wuchs Eleanor bei ihrer lieblosen Großmutter Vivianne auf. Nun sehen sie sich nur noch einmal die Woche. Doch diesmal öffnet der gesichtsblinden Eleanor eine fremde Person und ...

Nach dem Tod ihrer Mutter wuchs Eleanor bei ihrer lieblosen Großmutter Vivianne auf. Nun sehen sie sich nur noch einmal die Woche. Doch diesmal öffnet der gesichtsblinden Eleanor eine fremde Person und flieht unerkannt. Ihrer Großmutter liegt mit offener Kehle im Flur. Der Vorfall macht Eleanor immer noch zu schaffen, als sie Wochen später ein Notar darüber informiert, dass Vivianne ihr einen alten Gutshof mit dem Namen Solhöga vererbt hat, von dem Eleanor noch nie gehört hat. Mit ihrem Freund und ihrer Tante trifft sie sich dort mit dem Notar. Doch bald kommt es zu seltsam bedrohlichen Vorfällen auf dem Hof, den sie wegen eines Schneesturms nicht mehr verlassen können. Wer steckt dahinter?

Das bedrohliche Cover passt ganz gut zu diesem spannenden Thriller, auch wenn ich mir das Gutshaus etwas anders vorgestellt habe beim Lesen. Zum Glück hatte ich den Klappentext nicht so genau gelesen, denn das hätte der Geschicht doch etwas von ihrer reichlichen Spannung genommen. Schon am Anfang merkt man, dass in dieser Familie einiges im Argen liegt und gelegen haben muss. Die Protagonistin Eleanor ist eigentlich eine sympathische Frau, hat aber auch unter der lieblosen Erziehung ihrer Großmutter gelitten und oft war ich mir nicht sicher, ob das, was Eleonor als bedrohlich empfindet, wirklich real ist oder ob es Hirngespinste sind. Ihre Gesichtsblindheit bringt auch einen großen Unsicherheitsfaktor für den Leser, ebenso wie die Wetterlage.

Die Beschreibung des Gutshofes Solhöga ist der Autorin wirklich gut gelungen. Obwohl eigentlich ein ganz normales Anwesen, wirkt es schon nach kurzer Zeit wie ein gruseliges Spukhaus mit Gänsehautgarantie. Man fragt sich, warum die Großmutter so lange nicht dort war, dass Eleanor es gar nicht kennt. Was passierte dort? Diesem Geheimnis kommt der Leser nach und nach durch Rückblicke der Hausangestellten Annika auf die Spur, deren Tagebuch auftaucht, aber auf polnisch verfasst ist. Durch die Rückblicke und die überschaubare Kapitellänge wird man als Leser sehr stark und ohne Rücksicht in immer beklemmendere Situationen hineingedrängt. Weglegen kann man das Buch aber auch nicht, da man viel zu neugierig ist, wie alles zusammenhängt. Man ahnt vielleicht, was vorgefallen ist, doch auf den Täter bin ich nicht gekommen. So mag ich das.

Daher bekommt das Buch trotz des verräterischen Klappentextes 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Ein Meer an Wissen über die Ozeane

Wieso? Weshalb? Warum? Erstleser, Band 8: Ozeane
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Dies ist bereits der achte Band aus der mittlerweile etablierten Wieso? Weshalb? Warum? Erstleser-Reihe. Es geht die Ozeane und Meere auf der Erde. Die Reihenzughörigkeit und das Thema erkennt man auf ...

Dies ist bereits der achte Band aus der mittlerweile etablierten Wieso? Weshalb? Warum? Erstleser-Reihe. Es geht die Ozeane und Meere auf der Erde. Die Reihenzughörigkeit und das Thema erkennt man auf den ersten Blick. Auch innen ist das Buch ähnlich aufgebaut, wie die Vorgängerbände. Neben ganz viel Sachinformationen über die Erde in großer Fibelschrift, gibt es nach jedem farblich schön gekennzeichneten Kapitel wieder jede Menge Rätsel zur Auflockerung, Überprüfung und Festigung des Gelesenen. Auch die obligatorische Stickerseite ist wieder mit dabei.

Diesmal geht es in die spannende Tiefsee. Wunderschöne Illustrationen und einige Fotos unterstützen das Verständnis des Textes, der kindgerecht formuliert ist. Natürlich enthält er auch einige Fachbegriffe, die jedoch immer erklärt werden. Neben der Definition der Begriffe Meer und Ozeane, erfahren Kinder, wie sie entstanden sind und welche Besonderheiten sie haben (z. B. Gezeiten, Wellen). Im zweiten Kapitel geht es um die Geheimnisse der Meere und ihre Erforschung, im dritten werden Meeresbewohner vorgestellt, während im vierten und letzten Kapitel die Gefährdung der Meere und Umweltschutz das Thema sind. Ein Inhaltsverzeichnis hilft bei der Orientierung.

Gerade das Thema Ozeane, Meerestiere und ganz vorn mit dabei die Tiefsee sind sehr spannend und interessant für Kinder, da sie die Welt gern verstehen wollen und oft sehr viele Fragen dazu haben. Für mich ist es ganz wichtig, dass Kinder lernen auch mit Sachtexten zurechtzukommen und diese auch verstehen, denn so können sie sich selbst informieren und das Herauslesen von Informationen aus Texten ist eine Schlüsselkompetenz, die sie ein Leben lang brauchen werden. Hier können Erstleser diese Kompetenz in ihrem Schwierigkeitsniveau einüben. Alles ist sehr strukturiert präsentiert, so dass sich Kinder gut zurecht finden.

Zum Überprüfen und Festigen des Gelesenen sind wiederum die Rätsel gut, welche auch mal etwas kniffliger sind. Die Informationen sind wirklich gut aufbereitet, vor allem das Kapitel über die Gefahren für die Meere und wie man sie schützen kann, gab uns ganz viel Anlass zum Gespräch. Die Stickerseite, auf der Tiefseebewohner eingeklebt werden sollen, hat uns diesmal ganz besonders gut gefallen.

Insgesamt bin ich wirklich begeistert, dass Erstleser durch so ein Buch die Möglichkeit bekommen, sich selbst Wissen anzueignen. Auch für Referate in der Grundschule kann ich mir das Buch gut vorstellen. Es ist super, dass die meisten Ravensburger Bücher - so auch dieses - bereits zum Erscheinungstag bei Antolin gelistet sind. Es motiviert die Kinder noch zusätzlich, dass sie dort Punkte sammeln können. Von uns bekommt das Buch 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.07.2022

Perfekt für den Urlaub und zum Wegträumen

Immer der Liebe entgegen (Zeit für Rügen)
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Fotografin Maja wurde von ihrem Freund betrogen und trennt sich. Um Kopf und Herz wieder frei zu bekommen, flüchtet sie auf die Ostseeinsel Rügen, wo sie spontan im Internet eine Ferienwohnung gebucht ...

Fotografin Maja wurde von ihrem Freund betrogen und trennt sich. Um Kopf und Herz wieder frei zu bekommen, flüchtet sie auf die Ostseeinsel Rügen, wo sie spontan im Internet eine Ferienwohnung gebucht hat. Doch kaum dort angekommen, sagt ihr Eigentümer Bent, dass die Wohnungen gar nicht angeboten werden sollten. Seine 80-jährige Tante Fine möchte die Vermietung aber nicht aufgeben. Zum Glück darf Maja trotzdem bleiben. Als sie aber gemeinsame Sache mit Tante Fine macht und heimlich die Wohnung aufhübschen will, wird der ohnehin etwas unfreundliche Bent richtig ungemütlich. Auch er hat in der Vergangenheit Dinge erlebt, die er lieber vergessen möchte.

Was für ein herrliches Cover, durch das man sich sofort in Urlaubsstimmung versetzt fühlt. Auch die Beschreibung der Ankunft Majas auf der Insel lädt zu sommerlichen Urlaubsträumen ein. Man fühlt sich sofort auf die traumhafte Insel Rügen versetzt. Die Schreibweise ist herrlich leicht, genau richtig für einen entspannten Lesetag. Trotzdem werden wichtige Themen angesprochen, wie Trennungen, Freundschaft, Einsamkeit und das Älterwerden.

So entsteht eine ganz und gar nicht langweilige Geschichte um die Protagonistin Maja, die in Fine die Oma findet, die sie nie hatte. Die Beziehung die sie zu der alten Dame aufbaut ist wirklich rührend. Da Maja auf der Insel nicht nur Urlaub macht, erfährt man auch einiges über ihren Beruf. Schon in der ersten Woche zieht sie den Auftrag des freundlichen Hotelbesitzers Kai an Land, der einem irgendwie so vorkommt, als würde er etwas verbergen. Dagegen ist Bent zu Beginn richtig zugeknöpft und hin- und hergerissen zwischen Heimat und Fluchtgedanken. Er macht aber eine schöne und nachvollziehbare Entwicklung durch.

Ich habe mich sehr gut in die Personen einfühlen und mit ihnen mitfühlen können. Natürlich spielt Romantik und ein bisschen Knistern hier mit. Auch wenn manches vielleicht vorhersehbar ist, gab es interessante Wendungen. Insgesamt ein herrlich leichter, aber keinesfalls seichter Wohlfühlroman zum Wegträumen, Mitfiebern, Abschalten und für ein paar unterhaltsame Stunden. 5 Sterne

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