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Veröffentlicht am 14.07.2022

Glück im Unglück

Solange gehört das Leben noch uns
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Die junge Anwaltsgehilfin Ina pflegt neben ihrer Arbeit in einer Kanzlei und ihren Unterrichtsstunden in der Musikschule ihren sterbenskranken Großvater, bei dem sie nach dem Unfalltod der Eltern aufgewachsen ...

Die junge Anwaltsgehilfin Ina pflegt neben ihrer Arbeit in einer Kanzlei und ihren Unterrichtsstunden in der Musikschule ihren sterbenskranken Großvater, bei dem sie nach dem Unfalltod der Eltern aufgewachsen ist und zu dem sie ein inniges Verhältnis hat. Doch die Dreifachbelastung wächst ihr bald über den Kopf, ständig muss sie Verabredungen mit Fast-Freund Bastian absagen und auch ihrem Opa wird sie nicht mehr gerecht. Schweren Herzens bringt sie ihn in einem Hospiz unter. Im zugehörigen Garten trifft sie auf einen Mann, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt und der es schafft, ihre Angst zu mildern. Ina hält Richard für einen Besucher, doch auch er wartet im Hospiz auf das Unausweichliche. Wie soll Ina mit bereits entstandenen Zuneigung umgehen?

Ich habe mit einem sehr traurigen, vielleicht sogar rührseligen Roman gerechnet und bin sehr positiv überrascht, dass das Buch so viel mehr bietet, als auf die Tränendrüse zu drücken. Sehr authentisch sind die Beschreibungen der Ängste, der Nöte und der Gefühle der Protagonistin Ina, deren Gedanken hauptsächlich geschildert werden. Aber auch die Nachbarin und Freundin ihres Großvaters Ruth, die sie unterstützt und ihr Mut zuspricht, ist mir sehr sympathisch.

Wie Ina habe ich mir ein Hospiz anders vorgestellt und könnte mir vorstellen, dass hier alles etwas zu positiv dargestellt wird. Von Personalmangel oder Zeitdruck keine Spur. Aber darum geht es im Buch auch nicht. Vordergründig geht es um Glück im Unglück, um eine Liebe, die keine Zukunft haben wird und die widerstreitenden Gefühle und die Ängste, die damit einhergehen. Die Geschichte bringt mich aber auch dazu, über das Sterben, viel mehr aber noch über das Leben nachzudenken und mich auf das Wichtige zu konzentrieren, den Moment auszukosten.

Obwohl man weiß, dass es kein Happy End mit Ina und Richard geben kann, freut man sich doch über ihre schöne, aber begrenzte gemeinsame Zeit, die so kostbar ist. Die Protagonistin Ina wächst an ihr. Ein paar Tränen sollte man auf jeden Fall einkalkulieren und Taschentücher bereitlegen.

5 Sterne

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Leicht spannende Urlaubslektüre

Das Geheimnis hinter den Dünen
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Nachdem die Zwillinge Ruby und Elisa mit 14 Jahren beide Eltern verloren haben, leben sie bei ihrer Oma Gesa auf einer kleinen Nordseeinsel. Auch Krankenschwester Marie wird zu einer engen vertrauten. ...

Nachdem die Zwillinge Ruby und Elisa mit 14 Jahren beide Eltern verloren haben, leben sie bei ihrer Oma Gesa auf einer kleinen Nordseeinsel. Auch Krankenschwester Marie wird zu einer engen vertrauten. Die beiden Schwestern sind sehr verschieden: Ruby ist offen, studiert halbherzig und macht gern Party, Elisa hingegen ist zurückhaltend, in sich gekehrt, malt sehr talentiert und baut sich eine erfolgreiche kleine Galerie auf. Dort trifft sie auf den geheimnisvollen Künstler Conor, doch als sie ihm etwas näher kommt, wird in ihrer Galerie ein Feuer gelegt und sie verliert alles. Sie zieht notgedrungen bei Ruby ein und lernt zufällig den bodenständigen Malte kennen. Als die Zwillinge zum Geburtstag ihrer Oma fahren, ist Elisa erstaunt, dort auch Conor zu treffen, nur heißt er jetzt Patrick. Wo ist sie da bloß hineingeraten und warum möchte Gesa nicht, dass sie ihr altes Zimmer betritt?

Nach einem kurzen Prolog über die Kindheit der Mädchen, beginnt die Geschichte schon recht geheimnisvoll. Vor allem Conor, der sich merkwürdig benimmt, gibt dem Leser Rätsel auf. Und plötzlich ein Feuer und Elisa steht vor dem Nichts. Das hat mich neugierig gemacht, was es denn damit wohl auf sich hat und auch mit der Dame, die regelmäßig in die Galerie kommt, um Conors Bilder zu kaufen. Man merkt auch, wie die sehr zurückhaltende Elisa durch ihr Interesse an Conor etwas auftaut und kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre Verluste damals wie heut nachempfinden. Dass Conor beim Brand plötzlich verschwindet, fördert nicht gerade das Vertrauen in ihn.

Besonders gern mochte ich Marie und Oma Gesa, die sich eigentlich recht ähnlich sind und nur das Beste für die Mädchen möchten. Ruby hingegen hat mich teilweise etwas genervt, weil sie eigentlich nichts auf die Reihe bringt, nur an Männer denkt und doch oft Elisas Art kritisiert. Malte ist eher der Normalo und bleibt ein bisschen blass.

Die Geschichte selbst verbindet die Entwicklung der beiden Schwestern (vor allem Elisas) mit einer Art Krimi und ein bisschen Liebesgeschichte zu einer interessanten, leicht lesbaren und manchmal spannenden Mischung, bei der man einiges vorhersehen kann, aber trotzdem unterhalten wird. Leider endet die Geschichte nach einem klitzekleinen Showdown recht schnell und unspektakulär. Die Beschreibung der Insel, ihrer Natur und der Menschen, die dort Leben hat mir sehr gut gefallen. Auch das Cover stimmt schon mal auf einen Urlaub am Meer ein. Als Sommerlektüre geeignet.

4 Sterne

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Veröffentlicht am 06.07.2022

Gesellschaftskritik mit viel Unterhaltungswert

Bekenntnisse eines Betrügers
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Ramesh, der unter eher ungünstigen Bedingungen ohne Mutter, dafür aber mit einem gewalttätigen Vater in Alt-Delhi aufwächst, hat sich als sogenannter "Bildungsberater" eine Lebensgrundlage geschaffen. ...

Ramesh, der unter eher ungünstigen Bedingungen ohne Mutter, dafür aber mit einem gewalttätigen Vater in Alt-Delhi aufwächst, hat sich als sogenannter "Bildungsberater" eine Lebensgrundlage geschaffen. Gegen eine entsprechende Bezahlung legt der junge Inder für die Söhne reicher und einflussreicher Bürger Uni-Aufnahmeprüfungen ab, die diesen undankbaren Teenagern alle Möglichkeiten eröffnen. Doch dann belegt er für den trägen Rudraksh den ersten Platz beim All-India-Examen, was einem Sechser im Lotto gleichkommt. Nun wollen die Eltern Ramesh loswerden, doch der sieht endlich seine Zeit gekommen, nicht ahnend, dass die Sache bald aus dem Ruder läuft.

Schon das Cover, deutet an, dass hier kein normaler gesellschaftskritischer Indien-Roman vorliegt. Der Klappentext und die Lesprobe ließen sofort darauf schließen, dass es sich hier um ein besonderes, erfrischendes Erstlingswerk handelt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Während viele Romane, die die Zustände in Indien oder überhaupt in Schwellen- oder Entwicklungsländern zum Thema haben, häufig schockieren und etwas auf die Tränendrüse drücken, aber ziemlich seriös wirken, macht Rahul Raina in "Bekenntnisse eines Betrügers" genau das Gegenteil. Er erzählt eine irre Story und schreibt dabei so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Offen, ehrlich, witzig, triefend vor Ironie und scheut sich auch nicht, Wörter zu benutzen, die längst im normalen Sprachgebrauch, aber in der Literatur oft noch nicht angekommen sind. Diese vielen F- und Sch- Wörter könnten den ein oder anderen abschrecken, ich finde, dass die Geschichte dadurch an Authentizität gewonnen hat.

Die Geschichte Rameshs ist keine einfache, vor allem als er ausholt, um zu erzählen, wie er überhaupt in die Kidnapping-Sache geraten ist, mit der der Roman ganz abrupt beginnt. Er erzählt von der Kindheit ohne Mutter, stattdessen mit einem schlagkräftigen Vater, der das mühsam am Teestand verdiente Geld lieber versoffen hat, von den Arbeiten, die er für den Vater verrichten musste, von der netten, alten Französin, die ihn an Schulbildung heranführte, um ihm ein besseres Leben zu ermöglichen. Wie leider alles ganz anders kam, über Schuldgefühle, ein gebrochenes Versprechen und allgemein die Wünsche und Träume, die man als junger Mann aus einer niederen Kaste im korrupten, von Traditionen bestimmten Indien hat.

Die Geschichte nimmt ziemlich an Fahrt auf, als Ramesh für seinen aktuellen Prüfungskandidaten den ersten (eigentlich zweiten) Platz im All-India-Examen ergattert. Die Verhältnisse ändern sich so schlagartig, dass man schon davon ausgeht, dass das nicht lange gut geht. Es war wahnsinnig interessant zu erfahren, wie wichtig diese Uni-Ausleseprüfungen sind, welche Konkurrenz hier zu einigen anderen Ländern wie z.B. China besteht, wie jeder danach strebt im reichen Ausland zu studieren und am besten dort zu bleiben, weil dies die einzige Chance ist, aus dem System auszubrechen. Auch Konflikte mit Muslimen und dem Nachbarland Pakistan werden am Rande angesprochen.

Die Eindrücke in diesem Roman sind so vielfältig, dabei ist er trotz der Thematik unterhaltsam, fast amüsant und herrlich ironisch verfasst und erinnert in weiten Teilen an einen Bollywood-Ganoven-Film, um dessen Drehbuch sich auch Hollywood reißen würde. Allen, die kein Problem mit dem Sprachniveau haben, empfehle ich das Buch gern.

4,5 Sterne

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Himmelskörper und Raumfahrt für Kleinkinder erklärt

Wieso? Weshalb? Warum? junior. Sonne, Mond und Sterne
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Im 72. Band der Wieso? Weshalb? Warum? junior Reihe für Kinder ab 2 Jahren geht es um Himmelskörper und die Raumfahrt. Er beantwortet erste Fragen zum Thema Weltall: Warum gibt es Tag und Nacht? Wieso ...

Im 72. Band der Wieso? Weshalb? Warum? junior Reihe für Kinder ab 2 Jahren geht es um Himmelskörper und die Raumfahrt. Er beantwortet erste Fragen zum Thema Weltall: Warum gibt es Tag und Nacht? Wieso brauchen wir die Sonne? Was ist der Mond? Welche Planeten gibt es? Wie kommen wir in den Weltraum? Was ist eine Raumstation. Jede Doppelseite des Pappbilderbuches ist mit einer solchen Frage überschrieben. Ein kindgerechter, kurzer Text beantwortet die Fragen. Dazu passende Illustrationen und Klappen erläutern die Informationen und binden das Kind beim Lesen mit ein.

Das Weltall ist weit weg, aber man kann es von der Erde aus betrachten. Daher ist es für Kinder schon immer ein spannendes Thema, weil vieles einfach nicht "greifbar" ist. Aufgrund des Titels bin ich aber eigentlich davon ausgegangen, dass sich das Buch mehr auf die Himmelskörper selbst konzentriert. Es beginnt auch ganz toll und erklärt, warum es Tag und Nacht gibt, es geht um die Sonne, den Mond, Planeten. Das war genau, was ich erwartet habe. Doch später geht es nur noch um Raumfahrt. Das war für mich so aus dem Titel nicht ersichtlich. Natürlich gehört sie für uns Menschen irgendwie dazu, doch hab ich zu dem Thema bereits ein Buch und ich finde der Teil gibt auch nicht so viel her. Vorher im Text erwähnte Begriffe wie die Sternschnuppe werden hingegen nicht näher erläutert. Auch der Begriff Galaxie oder Milchstraße fehlt mir.

Die Illustrationen sind vor allem im vorderen Teil sehr schön, teilweise wimmelig, so dass sich einiges entdecken lässt. Die Klappen enthüllen veränderte Illustrationen, so dass die Kinder optisch zusätliche Informationen bekommen. Wieder im Raumfahrt-Teil muss ich leider sagen, dass die Illustrationen zwar gelungen, aber nicht so informativ und detailreich sind. Am Ende kommt dann die einzige Aufgabe für die Kinder, die sich dann aber wieder mit Himmelskörpern beschäftigt. Es sollen Sternzeichen zugeordnet werden.

Für mich ist das Konzept der Wieso? Weshalb? Warum? junior Reihe in diesem Band nicht ganz aufgegangen. Trotzdem bietet es viele interessante Informationen. 4 Sterne

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Interessantes Wissen zum Abheben

Wieso? Weshalb? Warum? junior. Der Hubschrauber
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Im neuen 26. Band der Wieso? Weshalb? Warum? junior Reihe für Kinder ab 2 Jahren dreht sich im wahrsten Sinne des Wortes alles um den Hubschrauber. Er beantwortet erste Fragen zum Thema: Was ist ein Hubschrauber? ...

Im neuen 26. Band der Wieso? Weshalb? Warum? junior Reihe für Kinder ab 2 Jahren dreht sich im wahrsten Sinne des Wortes alles um den Hubschrauber. Er beantwortet erste Fragen zum Thema: Was ist ein Hubschrauber? Wie hebt er ab? Wie wird er gesteuert? Und wann kommt er überhaupt zum Einsatz?Jede Doppelseite des Pappbilderbuches ist mit einer solchen Frage überschrieben. Ein kindgerechter, kurzer Text beantwortet die Fragen. Dazu passende Illustrationen und Klappen erläutern die Informationen und binden das Kind beim Lesen mit ein. Zudem gibt es auf manchen Seiten kurzweilige Suchaufgaben, die zur näheren Beschäftigung mit den Bildern einladen.

Bücher zu Flugzeugen gibt es jede Menge, doch zum Hubschrauber eher wenige. Darum waren wir begeistert, dass es zu dem Thema jetzt auch einen Junior-Band von Wieso? Weshalb? Warum? gibt. Schon das fröhliche Cover lädt die Kleinen zum Betrachten und Staunen ein. Im Inneren werden wie gewohnt typische Kinderfragen gestellt und anhand von kurzen Texten beantwortet. Es geht dabei sehr einfach erklärt um die grundlegende Technik, die den Hubschrauber fliegen lässt und wie er gesteuert wird.

Kinder, die gern Rettungsfahrzeuge, Feuerwehr, Polizei und ähnliches mögen, werden den Band lieben, denn der zweite Teil zeigt bekannte und eher unbekannte Einsätze von Hubschraubern. Sogar Tiere fliegen manchmal mit. Die Illustrationen sind sehr passend und durch die vielen Klappen werden die Kleinen auch neugierig, was es zum Thema zu erfahren gibt. Auf den meisten Bildern gibt es viel zu entdecken, so dass sich unsere Kleine ganz lang und immer wieder mit dem Buch beschäftigen möchte. Für größere Kinder finde ich die Such-Seiten sehr gelungen.

Durch das Buch lernen Kinder nicht nur Grundlegendes über den Hubschrauber selbst, sondern erfahren auch, wie wichtig er manchmal ist, wenn es um Suche, Rettung oder beim Sammeln von Verkehrsinformationen geht. Wir finden das Thema sehr spannend aufbereitet, daher gibt es 5 Sterne.

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