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Veröffentlicht am 23.09.2021

Reise in die Gedankenwelt eines Vaters

Reise durch ein fremdes Land
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Tom ist Fotograf. Er hält das Leben anderer Menschen auf Papier fest, immer auf der Suche nach dem perfekten Moment. Doch kurz vor Weihnachten, als ein ziemliches Schneechaos herrscht, bricht er zu einer ...

Tom ist Fotograf. Er hält das Leben anderer Menschen auf Papier fest, immer auf der Suche nach dem perfekten Moment. Doch kurz vor Weihnachten, als ein ziemliches Schneechaos herrscht, bricht er zu einer Reise auf, durch die er nicht nur seinen kranken Sohn zum Fest nach Hause holen will, sondern auch seine Gedanken ordnet und seinen Gefühlen nachspürt, die durch ein tragisches Ereignis aus der Bahn geraten sind. Es wird eine Reise in die Vergangenheit und zu sich selbst, auf der Suche nach Vergebung, Hoffnung und innerem Frieden.

Diese Reise umfasst knapp 200 Seiten, die sich nahezu vollständig im Kopf des Protagonisten abspielen. Gedanken, die die Vergangenheit Revue passieren lassen, die Ehe mit seiner Frau Lorna, die Beziehung zu den Kindern, seiner Arbeit und das Ereignis, das für sie alle, aber besonders für den Vater alles verändert hat. Denn er meint einen Fehler begangen zu haben, von dem er niemandem erzählen kann, er reibt sich daran auf, hat Schuldgefühle. Diese Gedanken sind vom Aufbau her recht realistisch, sie springen hin und her, werden immer wieder vom Navigationsgerät unterbrochen. Es gibt Selbstgespräche, laute und leise und manchmal bildet Tom sich ein, er könne Dinge sehen, die nicht mehr da sind.

Das Ganze klingt vermutlich etwas komisch, hat aber seinen eigenen, besonderen Reiz. Man reist mit Tom in dieses fremde Land und nur nach und nach erfährt man den Hintergrund der Geschichte. Sprachlich ist das Buch wirklich hochwertig, der Autor beschreibt nicht nur die Landschaft draußen in treffenden, anschaulichen Bildern, sondern auch die Seelenlandschaft des Protagonisten. Mit so manchem Gedanken konnte ich mich aber nicht so recht anfreunden und vor allem der letzte Zwischendstopp Toms, war mir zu wirr. Alles in allem jedoch ein ruhiges, lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Tolles erstes Wörterbuch

ministeps: Mein erstes großes Wörterbuch
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Das erste große Wörterbuch aus der Ministeps-Reihe macht einen sehr wertigen Eindruck durch die Buchdeckel aus Pappe mit Polsterung. Das farbenfrohe Cover mit Ausschnitten aus dem Buch macht neugierig ...

Das erste große Wörterbuch aus der Ministeps-Reihe macht einen sehr wertigen Eindruck durch die Buchdeckel aus Pappe mit Polsterung. Das farbenfrohe Cover mit Ausschnitten aus dem Buch macht neugierig auf den Inhalt. Dort finden sich Doppelseiten mit Wörtern aus bestimmten Bereichen, die schon in der Lebenswelt der Kleinsten eine Rolle spielen. Eingeleitet wird jeder Bereich durch eine Frage z. B. "Was essen wir?" Auf der Seite sind dann einzelne Bilder von Gegenständen abgedruckt, dazu der Begriff mit dem passenden Artikel in Druckschrift. So lernen Kinder nicht nur das Wort, sondern auch gleich den Begleiter dazu. Themenbereiche sind Kleidung, Essen, Farben, Kita, Jahrezeiten, Bauernhof, Fahrzeuge und viele mehr. Alle Seiten sind wirklich sehr schön für Kinder illustriert. Neben den Seiten, auf denen nur Begriffe zu finden sind, gibt es auch welche, auf denen in kurzen, leicht verständlichen Sätzen Zusammenhänge erklärt werden z. B. Feste, die die Kinder im Jahreslauf feiern. Die Informationen beschränken sich auf das Nötigste. Besonders gelungen finde ich eine Seite, auf der Gegenstände vorgestellt werden, die nichts für kleine Hände sind. Somit ist das Buch eher eine Mischung aus Wörterbuch und erstem Wissen. Die Seite, auf der die Buchstaben vorgestellt werden, hätte es meiner Meinung nach bei einem Buch ab 12 Monaten nicht gebraucht, aber so haben Kinder vielleicht dann länger Spaß daran. Der einzige wirklich negative Punkt ist, dass das Buch für Kleinkinder wirklich groß und schwer und damit etwas unhandlich ist. Daher 4,5 Sterne

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Geraubte Kindheit

Shuggie Bain
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Shuggie, eigentlich Hugh Bain, wächst im Glasgow der 1980er Jahre auf. Genauer gesagt in der trostlosen Siedlung, die zu einer bereits geschlossenen Kohlezeche gehört. Die Not durch Arbeitslosigkeit ist ...

Shuggie, eigentlich Hugh Bain, wächst im Glasgow der 1980er Jahre auf. Genauer gesagt in der trostlosen Siedlung, die zu einer bereits geschlossenen Kohlezeche gehört. Die Not durch Arbeitslosigkeit ist hoch, die Perspektivlosigkeit der Menschen groß. Shuggie, der anders ist als andere Jungs, muss in der Schule Hänseleien, Spott und Gewalt ertragen. Zuhause erträgt er die Launen seiner alleinerziehenden, alkoholsüchtigen Mutter, die er liebt und beschützen möchte. Doch wie soll ein Kind eine Mutter retten, die nicht gerettet werden will?

Gleich vorne weg, die Geschichte von Shuggie ist schwer zu ertragen. Sehr oft musste ich das Buch weglegen, um den Kopf von den vielen unglaublich traurigen, herzergreifenden auch mal einfach wütend machenden Bildern wieder frei zu bekommen. Man leidet wirklich mit dem Jungen mit. Dabei geht es nicht einmal primär um ihn, vielmehr dreht sich alles um Agnes, seine Mutter, und deren Alkoholsucht, die weitere Probleme nach sich zieht. Shuggie richtet sein ganzes Denken darauf aus, dass seine Mutter, die immer wieder Versprechungen macht, überlebt und so erfährt man seine Ängste, seinen Hunger, seinen Schmerz eher als Nebenprodukt ihrer Sucht.

Sprachlich ist der Text eigentlich sehr nüchtern verfasst. Man findet wenig Rührseligkeit und dennoch ist man involviert und ergriffen und möchte Shuggie einfach da rausholen. Auch die Beschreibung der Gegend ist sehr gelungen, man atmet die staubige Luft der Zechensiedlung und erlebt sie in ihrer ganzen Tristesse. Die Menschen, die dort leben erscheinen vor dem geistigen Auge des Lesers. An die Übersetzung des Slangs, der die geringe Bildung wiedergeben soll, muss man sich allerdings gewöhnen und man muss sie mögen. Mir hat sie das Ganze etwas verhagelt, da ich bei vielen Begriffen eher den Ruhrpott oder gar den deutschen Norden vor Augen hatte. Auch zeitlich konnte ich die Geschichte nur ganz schwer in den 80ern verorten. In meinem Kopf hatte ich eher die 50er/60er vor Augen. Bis auf ein paar Songtitel und die Tatsache, dass es mit dem Bergbau eben erst später bergab ging, wies für mich wenig auf die 80er hin. Das finde ich etwas schade.

Dennoch bin ich manchmal fast zu tief in Shuggies Welt eingetaucht und es war sehr schwer, sich davon wieder frei zu machen, was ich allerdings eher als ein Qualitätsmerkmal verstehe. Das Ende fand ich persönlich sehr gut gewählt und so konnte ich das Buch beruhigt schließen. Die Person Shuggie erhält von mir 5 Sterne, das Gesamtwerk 4. Wer gefestigt ist, sollte sich diesen Roman zumuten.

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Schön geschrieben, wenig Gehalt

Der Panzer des Hummers
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Die Geschwister Ea, Sidsel und Niels haben ihre Eltern verloren. Vor allem der Verlust der Mutter tut weh. Während Sidsel als Alleinerziehende mit ihrer Tochter Laura in Kopfenhagen lebt und als Kuratorin ...

Die Geschwister Ea, Sidsel und Niels haben ihre Eltern verloren. Vor allem der Verlust der Mutter tut weh. Während Sidsel als Alleinerziehende mit ihrer Tochter Laura in Kopfenhagen lebt und als Kuratorin arbeitet, wohnt Niels, eine ruhelose Seele, als Gast in einer altengerechten Wohnung und verdient seinen Lebensunterhalt durch Plakate kleben. Ea, die älteste ging bereits nach dem Tod der Mutter nach San Francisco, wo sie jetzt mit ihrem Freund und dessen Tochter lebt. Durch eine Bekannte wird sie Kundin von Bee, die mit der toten Mutter Kontakt aufnehmen soll, was gründlich schief läuft. Alle drei Geschwister versuchen auf ihre Weise das Leben zu meistern.

Das Cover, das zwei legere junge Leute zeigt, die lässig im Park stehen, passt nicht so wirklich zum Inhalt des Buches, denn locker geht es hier nicht zu. Jedes der Geschwister sieht sich konfrontiert mit Vergangenheit und Gegenwart, mit den Fehlern und den richtigen Entscheidungen, die sie getroffen haben. Es handelt sich hier sprachlich wirklich um ein schönes Werk, mit treffenden Metaphern, Bildern und Allegorien. Leider fehlte mir persönlich eine Geschichte. Ich würde das Buch eher als einen Sammlung von Familienepisoden bezeichnen, die sich in manchen Punkten sanft und unverhofft berühren. Eine Stellungnahme unter den Geschwistern, wie es der Klappentext anpreist gibt es hingegen nicht. Dafür aber vielleicht am Ende für jeden Hummer in der Familie einen passenden Panzer oder auch einen Lichtblick für die Zukunft. Beim Lesen habe ich mich durch die sprachlichen Highlights über Wasser gehalten, die Probleme der Geschwister wirkten jedoch teils zu belanglos und insgesamt blieb ich etwas ratlos, was den Sinn hinter dem ganzen anbelangt. Vor allem die Teile, in denen die Eltern als eine Art Geister aus dem "Off" zu hören sind, waren sehr ungewöhnlich, wenn nicht gar unnötig. Daher 3 Sterne

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Das Schaf gehört dazu

Spielst du mit, kleines Schaf?
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Die Tiere auf der Wiese langweilen sich, aber jedes möchte etwas anderes machen. Da hat die Katze eine Idee: In einem Zirkus kann jeder das vorführen, was er am besten kann. Sogleich probieren die Tiere ...

Die Tiere auf der Wiese langweilen sich, aber jedes möchte etwas anderes machen. Da hat die Katze eine Idee: In einem Zirkus kann jeder das vorführen, was er am besten kann. Sogleich probieren die Tiere ihre Künste aus. Das kleine Schaf sieht zu und ist begeistert. Als es aber selbst nichts vorführen möchte, wird es weggeschickt. Doch wer sieht jetzt zu?

Das Cover ist genauso fröhlich bunt illustriert, wie der Innenteil. Jedes Tier ist anders gestaltet, angezogen und benimmt sich auch anders. Alle sind Individuen mit unterschiedlichen Talenten und Stärken. Besonders gut gelungen sind die verschiedenen Gesichtsausdrücke. Auf jeder Seite ändern die Tiere ihre Position, so dass es viel zu entdecken gibt, auch wenn der Fokus auf dem Tier liegt, dass gerade etwas vorführt.

Der Text ist kindgerecht mit viel wörtlicher Rede. Dass das Schaf nichts vorführen möchte, wird von den anderen Tieren akzeptiert. Doch es findet nach dem Wegschicken ohne großes Schildern des Problems ein Umdenken bei ihnen statt. Allein der Blick auf eine leere Bank lässt auch die Kinder erkennen, dass das Schaf gebraucht wird und einfach dazugehört. Denn seine Stärke ist das Zusehen. Eine wunderschöne Geschichte, die eine Lehre vermittelt ohne erhobenen Zeigefinger. Hat uns sehr gut gefallen. 5 Sterne

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