Profilbild von honigbuch

honigbuch

Lesejury Star
offline

honigbuch ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit honigbuch über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2023

Den bock zum Gärtner machen

Elbe Hafen Bulle
0

Eigentlich könnte Gerd endlich seinen Ruhestand genießen, doch er kann einfach nicht aus seiner Haut. Einmal Bulle immer Bulle. Und da wird aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit am Hafen doch mal schnell ...

Eigentlich könnte Gerd endlich seinen Ruhestand genießen, doch er kann einfach nicht aus seiner Haut. Einmal Bulle immer Bulle. Und da wird aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit am Hafen doch mal schnell eine Ermittlung im Rauschgiftmilieu. Seine ehemaligen Kollegen nehmen ihm seine Einmischung jedoch nicht krumm. Ganz im Gegenteil, sie haben auch gleich Lunte gerochen und die Fährte aufgenommen. Gerds Frau ist jedoch wenig begeistert von seinem Tatendrang. Wollte sie sich doch zusammen mit Gerd um die kleine Emilia kümmern, dessen Vater im Gefängnis sitzt. Doch auch sie muss feststellen, Gerd kann einfach nicht anders. Besonders gut hat mir in diesem Kriminalroman gefallen, dass er ohne Leiche auskommt. Das hier ein Insider am Werk war kann man deutlich spüren. Wohl durchdachte Polizeieinsätze, passendes Vokabular und trotz allem nicht langweilig. Zwischenzeitlich hatte ich doch das Gefühl wie eine Praktikantin mit der Polizei zusammen auf Verbrecherjagd zu sein. Sehr gut hat mir auch das Setting gefallen. Hamburg ist einfach eine tolle Stadt. Ich war vor kurzer Zeit das erste Mal dort und ganz begeistert. Umso mehr habe ich mich gefreut die neu entdeckten Orte hier wiederzufinden. Was mir persönlich etwas gefehlt hat, war das Rätseln nach den Tätern, dass ich an Krimis so liebe. Dafür konnte ich interessante und liebenswerte Charaktere kennenlernen und würde mich sehr freuen noch weitere Fälle mit ihnen erleben zu dürfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2023

Freiheit und Last

Der Freiheit entgegen (Die Gutsherrin-Saga 3)
0

Dies ist der dritte Teil der Reihe um die Gutsherrentochter Dora. Und doch ist er ganz neu und für sich. Wie das Leben, geht auch diese Geschichte weiter. Doch dieses Mal steht nicht Dora im Mittelpunkt ...

Dies ist der dritte Teil der Reihe um die Gutsherrentochter Dora. Und doch ist er ganz neu und für sich. Wie das Leben, geht auch diese Geschichte weiter. Doch dieses Mal steht nicht Dora im Mittelpunkt sondern ihre 18-jährige Tochter Clara. Diese möchte der Enge der ländlichen Idylle entfliehen und folgt ihrem Schwarm Freddy nach Hamburg. Die 60er Jahre sind angebrochen. Die Menschen wollen wieder ihr leben genießen und ihre Freiheit ausleben. Doch geschichtliche Ereignisse prägen die Zeit, wie der Bau der Berliner Mauer und der Besuch John F. Kennedys. Losgelöst und voller Hoffnung auf eine rosige Zukunft lebt Clara in den Tag hinein. Doch wie so viele junge Menschen muss auch sie lernen, dass niemand auf sie gewartet hat. Wie auch schon die Vorgängerromane habe ich diesen hier förmlich verschlungen. Ich liebe den Schreibstil von Theresia Graw. Die Figuren wirken so liebenswürdig und real, so wie sie sind mit ihren Fehlern, Schwächen und Stärken. Die 60er Jahre stehen jedoch nicht nur für das Jahrzehnt der Freiheit und der Emanzipation, sondern auch für die Aufarbeitung der Kriegsgräultaten und dem Verbrechen und Mord an der jüdischen Bevölkerung. Neben allem Fröhlichen und Ausgelassenem, sind dies die bewegendsten und beklemmensten Momente des Romans. Voller Emotionen und bravourös umgesetzt. Ich bin wieder einmal schwer begeistert und zähle auch dieses Buch schon jetzt zu einem meiner Jahreshiglights. Wer die Reihe noch nicht kennt, dem kann ich sie nur aus vollen Herzen empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2023

Nur keine Angst

Flieg, kleiner Vogel. Fly, little Bird. Spielerisch Englisch lernen
0

Der Kleine hat Höhenangst, dumm nur, dass er ein Vogel ist. Er liebt den Himmel, traut sich jedoch nicht hinauf. Er wird von den anderen Vögeln ausgelacht und sucht traurig nach neuen Freunden. Doch die ...

Der Kleine hat Höhenangst, dumm nur, dass er ein Vogel ist. Er liebt den Himmel, traut sich jedoch nicht hinauf. Er wird von den anderen Vögeln ausgelacht und sucht traurig nach neuen Freunden. Doch die anderen Tiere werden von eigenen Eigenschaften geprägt. So wird dem kleinen Vogel klar: „Ich muss fliegen.“ Auf kindgerecht Weise wird hier das Thema Angst und Umgang mit der Angst vermittelt. Niedliche Illustrationen von Liubov Gorbova schmücken die Erzählung. Aber der Clou des Buches ist die Zweisprachigkeit. Wir haben uns für Deutsch-Englisch entschieden, da meine Tochter seit einem Jahr Englisch in der Schule lernt. Erstaunt stelle ich fest, dass sie die Texte bereits sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch lesen kann. Sie war mächtig stolz und liebt das Buch sehr. Zur Wahl stehen neben Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Ukrainisch. Mit viel Spaß lernen Kinder hier den Umgang und den Klang einer anderen Sprache und haben Erfolgserlebnisse. Wir sind begeistert und geben deshalb eine absolute Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.06.2023

Bochumer Schwank

Ihr letztes Stück
0

Auf nach Bochum in die Welt des Theaters. Und während wir uns noch, mit einem Fiege Bier an der Theke des Restaurants „Sommernachtstraum“, in dieser neuen Szenerie umschauen, passiert bereits der erste ...

Auf nach Bochum in die Welt des Theaters. Und während wir uns noch, mit einem Fiege Bier an der Theke des Restaurants „Sommernachtstraum“, in dieser neuen Szenerie umschauen, passiert bereits der erste Mord. Leonie Gratz ist Kulturredakteurin der Ruhrzeitung. Gewesen muss man allerdings sagen. Denn sie wurde auf grausame Weise ermordet. Es stellt sich die Frage nach dem Warum. Besonders zimperlich war sie nicht mit ihren Kritiken zu den Aufführungen am Bochumer Theater. Aber ist das ein Motiv? Kriminalkommissarin Lisa Wagner nimmt die Ermittlungen auf. So wie auch ich als Leserin, ist auch sie neu in Bochum. Doch Unterstützung naht durch den etwas chaotischen und doch liebenswerten Privatdetektiv Mike Müller und den Ex-Kommissar Helmut Jordan. Und die ist auch bitter nötig, denn es verschwinden noch einige andere Personen der Theaterwelt.
Der Anfang des Krimis begann etwas holprig, da es galt in kürzester Zeit ziemlich viele Protagonisten einzusortieren und ihre Beziehungen untereinander zu verstehen. Doch je mehr ich lass, umso mehr Details vielen mir ins Auge. So stellen die Kapitelüberschriften Zitate oder abgewandelte Zitate aus Songs oder Stücken dar. Das führte dann schon ab und zu dazu, dass sich während des Lesens ein Ohrwurm einstellte. Zudem liebe ich Regionalkrimis. Sie bringen mich in eine Gegend in der ich selbst (vielleicht) noch nicht war und machen mich mit Orten, Besonderheiten und Gepflogenheiten der jeweiligen Region vertraut. Wie ein guter Freund, der einen mit in seine Lieblingskneipe nimmt. Zum Ende des Krimis habe ich mich dann richtig heimisch gefühlt und konnte mich von der Aufklärung überraschen lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.06.2023

Löschen mit Alkohol

Blue Skies
0

Wie zu erwarten war hat es die Menschheit nicht geschafft irgendetwas effektives gegen den Klimawandel zu unternehmen. Und so lebt auch diese hier beschriebene amerikanische Familie mittendrin im Horrorszenario. ...

Wie zu erwarten war hat es die Menschheit nicht geschafft irgendetwas effektives gegen den Klimawandel zu unternehmen. Und so lebt auch diese hier beschriebene amerikanische Familie mittendrin im Horrorszenario. Eltern und Bruder leben im brennenden Kalifornien, dass mehr und mehr zur Wüste verkommt, während die Tochter Cat mit ihrem Mann in einem ständig überfluteten Strandhaus in Florida wohnt. Während die Welt dort draußen wahlweise verglüht oder ersäuft wird drinnen gesoffen, gepostet und diniert. Und alles könnte man irgendwie als fiktive Zukunftsvision abtun, wäre da nicht der unglaubliche Realismus mit dem Boyle uns abholt. Diese Szenerie, in die er uns bringt, die so vertraut wirkt. Die Blödheit der Spezies Mensch, die einem plötzlich bewusst wird, durch die Reduktion auf eine Handvoll Protagonisten die doch nur ihr Leben leben wollen und das möglichst gut und erfüllend, es jedoch in Schutt und Asche legen. Man verlässt sich und seinen Alltag und begibt sich auf die Metaebene. Und unweigerlich kommt die Frage auf: Was machen wir hier eigentlich? Als wäre dieses Szenario nicht schon schlimm genug, treibt es Boyle noch auf die Spitze, indem er seinen Protagonisten viele (und wie man ihn so kennt, abgefahrene) Schicksalsschläge zumutet. Jedoch nichts aus heiterem Himmel, sondern meist selbst verschuldet. So torkelt man als Leser sehenden Auges und benebelt vom Alkoholabusus der Protagonisten von einer Katastrophe in die nächste. Mir hat das Buch überhaupt keine Ruhe gelassen. Jede freie Minute habe ich mit ihm verbracht. Und hatte dabei das Gefühl schockiert in eine Glaskugel zu blicken. Boyle zeigt mal wieder das richtige Gespür für den Zeitgeist und die diffizile Psychologie der Spezies Mensch, zu der man manchmal einfach lieber nicht gehören möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere