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Veröffentlicht am 22.02.2022

Wahrheit oder Lüge?

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Was bezeichnen wir als Wahrheit? Eine Übereinstimmung von Aussagen zu einem Sachverhalt? Oder ist die Wahrheit das was die meisten Menschen als die Wahrheit ansehen?
Der mittellose Videothekenbesitzer ...

Was bezeichnen wir als Wahrheit? Eine Übereinstimmung von Aussagen zu einem Sachverhalt? Oder ist die Wahrheit das was die meisten Menschen als die Wahrheit ansehen?
Der mittellose Videothekenbesitzer Hartung, fällt einem Journalisten in die Hände der eine aufregende Story wittert. Vor einigen Jahrzehnten passierte Hartung als Mitarbeiter der Bahn Berlin-Ost ein Missgeschick. Dies sorgte dafür, dass 127 DDR Bürger mit der S-Bahn plötzlich in den Westen fuhren. Passend zum 30. Jahrestag des Mauerfalls lässt sich daraus natürlich eine wunderbare Story machen, findet der Journalist Landmann. Und so entsteht der Held vom Bahnhof Friedrichstrasse. Die Dynamik der Story hat ihre eigene Komik. Vorurteile der Wessis nähren die Lüge ebenso, wie Hartungs Geldsorgen und die Eitelkeiten des Journalisten Landmann. Und so wird plötzlich aus dem genügsamen Hartung ein umjubelter, doch unentdeckter Hochstapler. Aber wem macht er etwas vor? Wem schadet er? Ist die Wahrheit wichtig, oder ist die Geschichte die ein gutes Gefühl vermittelt und den Menschen Hoffnung gibt nicht ebenso berechtigt zu existieren?
Maxim Leo ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler. Er versteht es die Eigenheiten der „Ossis“ und „Wessis“ zu karikieren, Politiker blass, Verbrecher böse und die Liebe rein aussehen zu lassen. Der Roman unterhält auf rührende Art und Weise und gibt doch auch etwas über uns preis. Denn manchmal ist es gar nicht die Wahrheit die wir hören wollen, sondern die Geschichte die uns mehr gibt als die Wahrheit.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Lebenslügen

Das Vorkommnis
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„Das Vorkommnis“ Biographie einer Frau von Julia Schoch
Auf einer Lesung wird die Autorin von einer fremden Frau angesprochen, die sich ihr als ihre Halbschwester vorstellt. Dieses Ereignis verändert alles. ...

„Das Vorkommnis“ Biographie einer Frau von Julia Schoch
Auf einer Lesung wird die Autorin von einer fremden Frau angesprochen, die sich ihr als ihre Halbschwester vorstellt. Dieses Ereignis verändert alles. Was gewesen ist erscheint als Lüge, was die Zukunft bringt macht misstrauisch. Wir tauchen tief ein in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin. Und dennoch erfahren wir durch die sprachliche Eleganz der Autorin eine kühle Distanz. Die Schlagkraft dieses Vorkommnisses ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, sondern halt nach und bewegt sich wie eine verschlingende Lavamasse durch ihr das Leben. Plötzlich wird alles was feststand in Frage gestellt. Die liebsten Menschen sind plötzlich fremd und fern vom eigenen Selbst. Die Gedanken verstricken sich in Kreisen und nehmen immer absurdere, teils paranoide Züge an. Julia Schoch hat hier in Worte verpackt was einem selbst in den eigenen Gedanken wirr vorkommt. Sie beherrscht das Wort wie ein Instrument und komponiert aus dem Ereignis ein Gebilde von allumfassender Klarheit.
Dies ist der erste Band einer Trilogie. Dennoch empfinde ich das Werk als vollkommen und bin wirklich neugierig auf welche Art und Weise Julia Schoch diese Reihe fortführen wird.

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Veröffentlicht am 15.02.2022

Komm mit nach Dänemark

Abenteuer auf Römö - Lilly und Nikolas und der Bunkerschatz
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„Abenteuer auf Rømø- Lilly,Nikolas und der Bunkerschatz“ von Birgit Hedemann
Illustrationen von Sabrina Pohle

Wir kommen gerade aus den (Buch-)Ferien. Und erlebt haben wir wieder eine ganze Menge mit ...

„Abenteuer auf Rømø- Lilly,Nikolas und der Bunkerschatz“ von Birgit Hedemann
Illustrationen von Sabrina Pohle

Wir kommen gerade aus den (Buch-)Ferien. Und erlebt haben wir wieder eine ganze Menge mit der Familie Sonnenschein. Dieses mal reisten wir mit ihnen nach Dänemark auf die Insel Rømø. Es gab auch hier wieder unglaublich viel zu entdecken. Wir haben mit den Geschwistern eine Tour durch die Bunkeranlagen gemacht, haben viel über die Wikinger gelernt, waren im Legoland, in Ȧahus, im Kommandørgården und auf dem Hastbjerg. Begleitet wurden wir von dem guten Hausgeist Nisse, der uns täglich neue Aufgaben und Rätsel vor die Haustür legte. Und dann wurde es noch richtig abenteuerlich, als die Lilly und Nikolas zwei jugendlichen Schatzjägern in die Quere kamen. Dieses Buch war tatsächlich wie ein kleiner Urlaub für meine Tochter und mich. In der trüben Winterzeit konnten wir von Strand und Meer träumen und es uns auf der Dänischen Insel so richtig gut gehen lassen. Die tollen Illustrationen haben uns begleitet und uns das Leseerlebnis versüßt. Wir sind auch von diesem Band der großartigen Kinderreisebuch-Serie begeistert. Wären wir nicht schon große Fans, dieses Buch hätte uns definitiv auf den Geschmack gebracht. Nun fehlt nur noch der Sommer, damit wir unsere Buchferien in der Realität erleben können.

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Veröffentlicht am 10.02.2022

Böse Vorurteile

Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren
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„Keine Bösen Tiere“ von Sophie Corrigan
In diesem Kinderbuch sind je zwei Doppelseiten einer Tierart gewidmet. Zuerst erfährt man durch viele Bildchen und Sprechblasen alles Grausige was man so schon oft ...

„Keine Bösen Tiere“ von Sophie Corrigan
In diesem Kinderbuch sind je zwei Doppelseiten einer Tierart gewidmet. Zuerst erfährt man durch viele Bildchen und Sprechblasen alles Grausige was man so schon oft über bestimmte Tiere gehört hat z.B. das Krähen fies sind und einen nur erschrecken wollen, oder das Gerücht das man im Schlaf Spinnen verschluckt. Auf der nächsten Seiten wird dann mit den Vorurteilen aufgeräumt. Die Gewohnheiten und Lebensweisen der Tiere werden ins rechte Licht gerückt. Sachverhalte werden erklärt und viele interessante Fakten preisgegeben. Ich war mir zuerst nicht ganz sicher wie ich das Buch finden soll. Aber als ich gesehen habe wie viel Spaß es meiner Tochter macht, hat sich meine Skepsis verflüchtigt. Meine Erkenntnis aus diesem Buch war: Es ist erschreckend, Menschen haben nicht nur Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Kulturen und Lebensweisen sondern tatsächlich auch Vorurteile Tieren gegenüber. Und auch der Abbau dieser Vorurteile lässt sich nur vollziehen indem man mehr über das Gegenüber erfährt, es von allen Seiten betrachtet, hinterfragt warum es etwas tut und es kennenlernt. Dann wird aus der hinterhältigen Hyäne ein intelligentes und soziales Tier.

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Was für andere verborgen bleibt

Dschinns
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„Dschinns“ von Fatma Aysemir
In der islamischen Vorstellung leben die Dschinn als unsichtbare Wesen mitten unter den Menschen. Nur in besonderen Ausnahmesituationen werden sie sichtbar. Fatma Aysemir erzählt ...

„Dschinns“ von Fatma Aysemir
In der islamischen Vorstellung leben die Dschinn als unsichtbare Wesen mitten unter den Menschen. Nur in besonderen Ausnahmesituationen werden sie sichtbar. Fatma Aysemir erzählt uns von einer kurdischen Familie, deren einzelne Mitglieder in ihrem eigenen Mikrokosmos leben. Schnittpunkt in dieser Geschichte ist der Familienvater Hüseyin. Als junger Mann kam er nach Deutschland um hier in einer Fabrik durch harte Arbeit sein Geld zu verdienen. Sein Leben lang hat er sich und seiner Familie kaum etwas gegönnt um später seinen Lebensabend in einer Istanbuler Eigentumswohnung verbringen zu können. Doch dann, endlich am Ziel, bricht er in dieser Wohnung zusammen und stirbt. Die gesamte Familie reist an um Abschied zu nehmen. Doch jedes Familienmitglied bringt seine eigene Geschichte mit. Und ebenso wie die für uns nicht sichtbaren Dschinn begreifen wir, dass auch die sichtbaren Menschen viel umgibt, dass für andere unischtbar bleibt. Alle Lebenswege sind ineinander verwoben und dennoch einzigartig.
Fatma Aysemirs Erzählstil hat eine bedrückende und brodelnde Stimmung heraufbeschworen. Der Tod lässt die Lähmung schwinden und macht sichtbar was unter Masken verborgen lag, um dann in einer Erschütterung zu gipfeln. Großartige Literatur die mit sanften Tönen auskommt.

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