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Veröffentlicht am 03.07.2021

Hohe Literatur

Die Richterin
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Die Richterin Gabrielle entscheidet am österreichischem Gericht in zweiter Instanz über Asylanträge. Als Grundlage dient ihr das Asylrecht. Aber praktisch ist sie diejenige die als Person vor Menschen ...

Die Richterin Gabrielle entscheidet am österreichischem Gericht in zweiter Instanz über Asylanträge. Als Grundlage dient ihr das Asylrecht. Aber praktisch ist sie diejenige die als Person vor Menschen treten muss und über ihr Schicksal entscheidet. Sie wirkt unnahbar, würdevoll und streng aber ihr Gedankenspiel ist sehr eindrucksvoll. Und auch ihr Privatleben läßt ihr keine Ruhe. Die Beziehung zu ihrem Ehemann ist bizarr und nicht ganz einfach. Und ihre Familiengeschichte ist eine Tragödie. Und durch dieses ganze Wirrwar an Eindrücken wird der Leser wie in einen Strudel geworfen aus dem er nicht entfliehen kann. Durch den ungewöhnlichen Schreibstil wird man unweigerlich auch emotional mit dem Thema konfrontiert.
Jeder Satz ist fast wie ein Statement. Jeder Satz hat Bedeutung und manche Sätze sind wie Kunstwerke. Der Text ist streng, so wie die Richterin. er verlangt die volle Konzentration und schreit förmlich: Lies mich mit all deiner Aufmerksamkeit. Dies wird vor allem durch die fehlende wörtliche Rede verursacht. Die Worte sind manchmal sehr hart und man schreckt im ersten Augenblick zurück. In einer Szene sind Gabrielle mit ihrem Mann in einem Restaurant. Ein Bordell gleich in der Nähe. Und dann der Satz: „Gabrielle zerteilte den Fisch, während woanders rohe Körperöffnungen vermietet wurden. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen trat als Restposten von Enteignungsformen von Körperteilen auf.“ Man beginnt über solche Sätze länger nachzudenken und man gerät in die Stimmung die gegeben Dinge zu hinterfragen. Was wir uns als Gesellschaft bzw. als Mensch erlauben können. Und das auch im Hinblick auf das Asylrecht und den Verkauf von Waffen, die wiederum erst Kriegsflüchtlinge erschaffen.
Einen Abschnitt fand ich sehr bedrückend. Darin denkt die Richterin daran, dass die Asylsuchenden nach ihrem Urteil in ein Flugzeug steigen und in zwei Stunden die Strecke zurücklegen, die sie vorher Wochen oder Monate lang gelaufen bzw. über das Mittelmeer geflohen sind. Das ist eine wirklich sehr bedrückende Vorstellung. Dieses Buch innerhalb einer kurzen Rezension zu beschreiben ist mir fast unmöglich. Dafür ist es zu großartig. Es steckt so viel Bedeutung darin, dass man es beim ersten Lesen unmöglich erfassen kann. Es wirft viele Fragen auf, die das Potential für lange Diskussionsrunden haben. Diese Buch ist nicht dafür gedacht sich angenehm unterhalten zu lassen und es „nebenbei“ zu lesen. Dieses Buch fordert und will verstanden werden.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Corona als Zombieszenario

Die Krone der Schöpfung
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Im Frühjahr kommt die Coronapandemie auch über Deutschland. Und so auch über ein kleines Dorf in der Uckermark. Die Erzählerin der Geschichte lebte bisher ein recht beschauliches Leben mit Familie, Mutter ...

Im Frühjahr kommt die Coronapandemie auch über Deutschland. Und so auch über ein kleines Dorf in der Uckermark. Die Erzählerin der Geschichte lebte bisher ein recht beschauliches Leben mit Familie, Mutter und einschließlich Liebhaber. Doch nun wird alles durch die Angst vor dem Virus durcheinandergewirbelt. In der Geschichte werden die wichtigsten Eckdaten des Ablaufes der Pandemie eingebunden. Doch wichtiger ist eigentlich das was bei der Erzählerin durch die Ereignisse passiert. Wie sie damit umgeht und welche Konsequenzen sie daraus zieht. So hat sie eigentlich ihre Prinzipien und sie weiß ja auch was sie gerade darf und was nicht aber es fällt ihr schwer sich daran zu halten. Alles wird mit einem ironischen Unterton beschrieben. So wird die eigene Mutter in eine kleine Wohnung verbannt. Angeblich nur zu ihrem Besten. Aber nun kann man ja auch wieder die Nachbarschaft einladen. Natürlich im Garten und mit Abstand. Das Buch ist in viele kurze Kapitel aufgeteilt. Die Handlungsstränge springen hin und her. Durch die Überschriften verliert man jedoch nicht den Faden. Mir hat der Schreibstil und der ironische Unterton sehr gut gefallen. Im Grunde ist es eine kritische Betrachtung unserer Gesellschaft in der Pandemiesituation und die Autorin trifft oft mit ihren Aussagen den Nagel auf den Kopf. Wirklich gut gelungen und sehr unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Gut erklärt

Depression verstehen
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Das Buch umfasst 125 Seiten und drei Kapitel. Am Ende werden nützliche Adressen aufgelistet. Es beginnt im ersten Kapitel mit der Erklärung, was eine Depression ist und veranschaulicht anhand von Beispielen ...

Das Buch umfasst 125 Seiten und drei Kapitel. Am Ende werden nützliche Adressen aufgelistet. Es beginnt im ersten Kapitel mit der Erklärung, was eine Depression ist und veranschaulicht anhand von Beispielen die vielen verschiedenen Facetten dieser Erkrankung. Dabei wird nicht viel medizinisches Fachwissen verbreitet, sondern die Erklärungen sind einfach und gut verständlich. Man erfährt wie die Erkrankung behandelt wird und welche Therapieformen möglich sind. Im zweiten Kapitel geht es um die Hilfe für die Angehörigen eines an Depressionen Erkrankten. Hierin findet man viele hilfreiche Tipps wie man in bestimmten Situationen am besten mit dem Erkrankten umgeht und wie man Selbstfürsorge betreibt um sich vor eigener Erkrankung zu schützen. Im dritten Kapitel werden dann ganzheitliche Methoden beschrieben, um Angehörige zu stärken. Das Buch liest sich schnell und einfach. Demnach ist es auch in stressigen Situationen möglich sich hieraus viele nützliche Tipps und Anregungen zu ziehen. Die Autorin wählt eine sehr angenehme und neutrale Schreibweise. Sie gibt viele Vorschläge stellt aber nichts als einzig guten Weg dar. Ich empfand das Lesen als sehr angenehm, fühlte mich gut informiert und habe selber viel Nützliches mitgenommen. Die vielen Beispiele haben es sehr lebendig werden lassen.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Widerliche feine Gesellschaft

Alles Geld der Welt
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1873 in Wien zum großen Börsencrash. Das war für mich ein ganz unbekanntes historisches Ereignis. Doch ich habe mich auf die Geschichte eingelassen und wurde nicht enttäuscht. Erzählt wird die Story von ...

1873 in Wien zum großen Börsencrash. Das war für mich ein ganz unbekanntes historisches Ereignis. Doch ich habe mich auf die Geschichte eingelassen und wurde nicht enttäuscht. Erzählt wird die Story von Heinrich von Strauch, Inhaber einer überaus erfolgreichen Bank in Wien. Dieser hat ein grandioses Vermögen von seinem Vater geerbt und lebt in Saus und Braus. Gleichzeitig arbeitet ganz Wien an der großen Weltausstellung und die Börse boomt. Jeder der irgendwie etwas Geld auf der hohen Kante hatte versucht es durch die Börse zu vermehren. Und windige Geldhaie halfen gerne unwissenden Wienern bei diesen Geschäften. Im Strudel des Geldrausches verloren viele all ihren Scham. Sexuelle Exesse und die Gier nach schönen Dingen prägen diese Zeit. Die gnädigen Herren und Damen dieser Epoche lebten wie in einer Blase. Der Reichtum verstellte ihnen den Blick auf die Welt. Demenstsprechend hart und unbarmherzig war ihr Fall nach dem Börsencrash. Die Geschichte besteht aus mehreren ineinander verwobenen Handlungssträngen. Jeder für sich spannend und interessant. Auch die Sicht des Dienstpersonals fand ich sehr gut. Wurden diese doch fast wie Sklaven oder Leibeigene behandelt. Der Autor benutzt viel österreichisches Vokabular, welches jedoch mit Fußnoten am Ende der Seite erklärt wird. Dadurch fühlt man sich direkt ins Wien des Jahes 1873 hineinversetzt. Der Schreibstil ist flott und mit Tempo. Ich habe das Buch wirklich sehr gerne gelesen. Ich hatte kein Vorwissen über diese geschichtlichen Ereignisse und habe dieses Buch deshalb als sehr informativ als auch unterhaltsam empfunden. Ich empfehle es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Unglaublich klug und witzig

99 harmlose Fragen für überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern
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Der Titel klingt ja wirklich harmlos, aber Fragen und Antworten haben es wirklich in sich. Aus einer einfach Frage wie „um Verzeihung bitten oder um Erlaubnis fragen“ wird dann plötzlich eine philosophische ...

Der Titel klingt ja wirklich harmlos, aber Fragen und Antworten haben es wirklich in sich. Aus einer einfach Frage wie „um Verzeihung bitten oder um Erlaubnis fragen“ wird dann plötzlich eine philosophische Abhandlung. Und das macht nicht nur den Kindern Spaß sondern bringt auch die Eltern zum Nachdenken. Und während man noch über die eine Frage nachdenkt, kommt schon die nächste Gedankenexplosion. So muss man dieses Hörbuch unbedingt öfter hören. Und ganz bestimmt wird man immer wieder Neues und Witziges entdecken. Ralph Caspers hat zudem eine unglaublich angenehme und sympathische Stimme der man gerne auch stundenlang zuhören kann. Einige meiner liebsten Fragen sind: „Wann hattest du das letzte Mal Schadenfreude“, „Was weißt du, was du nicht beweisen kannst?“, „Was war der beste Ratschlag den du bekommen hast?“ und „Einzelkind oder Geschwisterkind?“. Aber das ist wirklich nur ein ganz geringer Anteil der wirklich richtig gut recherchierten und durchdachten Beiträge. Dieses Hörbuch ist wirklich ein echter Geheimtipp für die ganze Familie und sehr zu empfehlen.

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