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Veröffentlicht am 17.10.2020

Schöne Jugendliteratur aber überzeugt nicht komplett

Liliennächte
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Lilian Jones, genannt Lily, hat ihre Mutter verloren und zieht nun nach New York zu ihrem Vater, um einen Neuanfang zu wagen und dort auf das College zu gehen. Sie bezieht ein Zimmer in einer WG und lernt ...

Lilian Jones, genannt Lily, hat ihre Mutter verloren und zieht nun nach New York zu ihrem Vater, um einen Neuanfang zu wagen und dort auf das College zu gehen. Sie bezieht ein Zimmer in einer WG und lernt Jamie und Ash kennen, ihre Mitbewohner. Während sie sich zu Jamie ausgesprochen hingezogen fühlt, sucht Ash immer wieder ihre Nähe. So entwickelt sich eine Geschichte zwischen großen Gefühlen, Ängsten und vielen kleineren Irrungen und Wirrungen bis hin zu einem vorsichtigen Happy End, allerdings nicht für alle Charaktere.
Kim Leopold schreibt in ihrem ersten Roman der „how to be happy“- Reihe in leichter, moderner und flüssiger Sprache über junge Liebe. Der Titel des Buches ist an Lily angelehnt und suggeriert, dass sie die Protagonistin des Romans ist. Die Geschichte wird auch aus der Sichtweise von Lily beschrieben. Diese Ich-Perspektive mag ich sehr, da man so viele Einblicke in das Gefühlsleben der handelnden Charaktere bekommen kann. Auch hier ist es der Autorin sehr gut gelungen, die Charaktere somit zu skizzieren und besonders über ihre Gefühle, ihre Hoffnungen und Ängste zu schreiben. Auch erste Verluste im noch jungen Leben der Charaktere sind ein großes Thema und wie man damit umgehen kann. Die sich daraus resultierende Liebesgeschichte, die doch etwas komplizierter ist als zunächst angenommen, ist wirklich sehr süß beschrieben und an fiebert mit den Charakteren unweigerlich mit und möchte wissen, wie es mit allen weitergeht.
Nun zu meiner Kritik: Leider bleibt die Geschichte aber auch nur „süß“. Als jüngere Leserin hätte mich der Roman vermutlich mehr abgeholt und berührt, vor allem hinsichtlich „erste große Liebe“, aber mittlerweile nach der Lektüre zahlreicher mehr oder weniger guten Liebesgeschichten, gelingt es hier mit diesem Buch leider nicht. Außerdem empfand ich manche Geschichtsteile als sehr schnell abgearbeitet und runter geschrieben, man hätte durchaus noch mehr Handlungszweige einbinden können. Manches war für mich dann doch zu einfach gelöst, ging beinahe zu schnell, bei manchen Dingen dann doch eher wieder übertrieben, einiges war auch einfach dermaßen unrealistisch (zum Beispiel das Auftauchen von Rose und das sie kurze Zeit später bereits in das Herz von Lily geschlossen wurde), da hätte ich mir dann doch ein wenig mehr Tiefgang erwartet.
Dennoch, als Fazit zu ziehen ist, dass mich das Buch einigermaßen gut unterhalten konnte und die Liebesgeschichte wirklich niedlich ist. Leider bin ich aber aus der jungen, gerade im Erwachsenenleben ankommenden Generation heraus, und kann nicht mehr mit einigen Gefühlsvorgängen identifizieren. Deshalb gibt es von mir eine bedingte Leseempfehlung: Insbesondere eher für Jugendliche und junge Erwachsene geeignet.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Schöner Roman mit kleinen Irrungen und Geheimnissen

Entführung ins Glück
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Lady Miranda schreibt anstatt Tagebuch Briefe an den verschollenen Freund ihres Bruders seit sie ein kleines Mädchen ist. So verarbeitet sie ihren Ärger und Kummer, denn wie viele junge Damen in ihrem ...

Lady Miranda schreibt anstatt Tagebuch Briefe an den verschollenen Freund ihres Bruders seit sie ein kleines Mädchen ist. So verarbeitet sie ihren Ärger und Kummer, denn wie viele junge Damen in ihrem Alter wünscht sie sich einen standesgemäßen Ehemann und eine eigene kleine Familie. Leider gibt es niemanden, der sie umwerben möchte, alle begehren ihre jüngere Schwester Georgina, die erst ihr Debüt in der Gesellschaft gegeben hat. Lady Miranda fällt dies alles sehr schwer und sie ist entmutigt, sodass sie wieder einmal einen der geheimnisvollen „Tagebuch“-Briefe verfasst. Leider wird dieser allerdings vom neuen Kammerdiener ihres Bruders, Marlow, tatsächlich an den Adressaten, den Herzog von Marshington, abgeschickt. Lady Miranda ist völlig außer sich und hat Angst, dass ihre wahren Gefühle ans Licht kommen und sie zum Gespött in der Gesellschaft wird. Aber der angeschriebene Herzog Marshington antwortet ihr freundlich und es entwickelt sich zwischen beiden eine Brieffreundschaft. Als man erfährt, wer tatsächlich hinter dem geheimnisvollen Kammerdiener Marlow steckt, wird einem so manches klarer. Es entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte und man darf auf ein Happy End hoffen.

Kristi Ann Hunter beschreibt in flüssiger und gut verständlicher Sprache sehr bildhaft die Welt zu Beginn des 19. Jh. in England hinsichtlich des gesellschaftlichen Aspektes, Erwartungen an junge Damen und deren Hoffen auf das große Glück, eine gute Ehe eingehen zu können. Das Cover des Buches ist sehr ansprechend- genau so stellt man sich die junge Lady Miranda vor, in einem ausufernden Kleid im Stil ihrer Zeit. Ein bisschen fühlt es sich so an, als ob man sich in Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ befindet gepaart mit einigen Dingen aus „Downton Abbey“ (auch wenn das erst im 20 Jh. spielt). Immer wieder werden die Standesunterschiede zwischen Herzog und Lady und der Dienerschaft eben jener aufgezeigt. Auch als sich Lady Miranda zum Kammerdiener ihres Bruders hingezogen fühlt, verbietet sie sich immer wieder diese Gedanken, da eine solche Ehe nicht standesgemäß wäre. Doch Miranda ist anders als junge Damen ihrer Zeit. Sie kennt zwar die genau an sie gestellten Erwartungen, allerdings ist sie abenteuerlustig und reagiert durchaus auch mal hitzköpfig, anstatt sich zurück zu nehmen. Doch als sie die Wahrheit über den Kammmerdiener und seine wahre Herkunft erfährt, ist auch sie zutiefst verletzt und vor den Kopf gestoßen. Es entspinnt sich damit eine Geschichte voll des Hin und Her und der großen Frage, ob alle beteiligten Charaktere ihr Glück finden können. Zum Schluss kommt nochmal insbesondere Spannung auf, wer hinter den Drohungen steckt, die sowohl den Herzog von Marshington als auch Lady Miranda erreicht haben.

Die Charaktere gefallen mir alle außerordentlich gut und die Geschichte ist auch so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Allerdings kommt mitten im Buch eine langatmige Phase auf. Das Hin und Her mit den Gefühlen, die Lady Miranda, gegenüber dem Herzog von Marshington entwickelt hat, sie sich aber aufgrund ihrer Verletztheit nicht eingestehen will, ist etwas ermüdend und nahm mir zwischenzeitlich ein wenig den Lesespaß. Ich habe immer gewartet, dass die Geschichte sich mal wieder etwas nach vorne entwickelt. Froh bin ich, dass es dennoch zu einem Happy End gekommen ist, obwohl es erst nicht danach aussah.

Mein Fazit: Ein kurzweiliger Roman, mit dem man gemütliche Lesestunden verbringen kann und für alle Fans ein Muss, die die zum einen historische Romane lieben als auch die Regency-Zeit in England. Kristi Ann Hunter kann zwar nicht mit Jane Austen konkurrieren- trotzdem macht es mindestens genauso viel Spaß ihren Roman zu lesen.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Spannender Thriller-Stoff mit etwas flachem Ende

Franzi
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Caroline, genannt Caro, leidet an Gesichtsblindheit, sogenannte Prosopagnosie. Das heißt, sie kann sich Gesichter einfach nicht merken bzw. erkennt die Gesichter verschiedener Menschen nicht wieder. Da ...

Caroline, genannt Caro, leidet an Gesichtsblindheit, sogenannte Prosopagnosie. Das heißt, sie kann sich Gesichter einfach nicht merken bzw. erkennt die Gesichter verschiedener Menschen nicht wieder. Da Caro als Schriftstellerin arbeitet ist dieses Problem für sie eigentlich kein Problem, da sie viel Zeit am Laptop verbringt. Da sie aber mit ihrem ersten Buch viel Erfolg hat und nun auch zu Lesungen und Buchmessen fährt, wird es schwierig. Dabei trifft sie auf Franzi, die ein großer Fan von ihr zu sein scheint und selbst beginnt als Schriftstellerin zu arbeiten und sich mit Caro anfreundet. Doch ist es nicht möglich, dass Caro Franzi bereits zu einem früheren Zeitpunkt begegnet ist, sich aber nicht mehr an sie, aufgrund der Prosopagnosie, erinnern kann?

Nadine Teuber hat mit „Franzi“ einen weiteren Thriller veröffentlicht. Sie war mir als Autorin noch nicht bekannt, doch habe ich bereits gelesen, dass sie einige Bücher in diesem Genre verfasst hat. Der Thriller rund um Caro und Franzi ist durchaus gelungen. Im Wechsel wird zwischen den Kapiteln von „Heute“ als auch von „Sieben Jahre zuvor“ erzählt. Caro erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Dies gefällt mir sehr gut, da man viele Einblicke in ihr Handeln und ihr Gefühlsleben erhält. Die Sprache des Thrillers ist modern sowie gut und leicht verständlich. Es liest sich sehr flüssig und von Anfang baut sich der Spannungsbogen auf, allerdings passiert in der ersten Hälfte des Buches noch relativ wenig. Man wartet förmlich, dass jetzt was kommt. Anfangs muss man erst etwas in das Buch hineinfinden, da die schnellen Wechsel der Kapitel zwischen Gegenwart und Vergangenheit erstmal verarbeitet werden müssen. Danach macht es aber trotzdem sehr viel Spaß und ist spannend zu erfahren, welche Geschehnisse aus der Vergangenheit unmittelbar die Weichen für die Gegenwart gestellt haben. Zum Schluss präsentiert uns die Autorin zwei mögliche Enden des Thrillers, die der Leser selbst wählen kann. Natürlich habe ich aus reiner Neugierde beide gelesen und sie sind beide nicht schlecht, aber nicht völlig überzeugend.

Meine Kritik: Ich hatte das Gefühl nachdem sich die Spannung so richtig knisternd aufgebaut hat, wurden die restlichen Kapitel am Ende einfach ganz schnell abgehakt, das Ende kam insgesamt etwas abrupt. Ein weiteres Manko: Die Gegenspielerin von Caro bzw. wer sich hinter Franzi verbirgt war mir ab Nennung eines gewissen Namens völlig klar und ich wurde in meiner Vermutung bestätigt. Das nahm mir persönlich schon ein bisschen die Spannung, da mir klar war, dass die beiden wohl nochmals aufeinandertreffen werden und es zu einem großen Finale kommen wird.
Sehr interessant und gelungen fand ich aber die Erläuterungen über Gesichtsblindheit. Ich habe sehr viel darüber gelernt und kannte dieses Phänomen vorher nicht. Da ich jemand bin, der sich sehr gut Gesichter merken kann, finde ich es faszinierend, erschreckend und verstörend zugleich, dass es tatsächlich möglich ist, noch nicht mal seine engsten Anverwandten wiederzuerkennen. Das ist wahrlich ein perfekter Thriller-Stoff, insbesondere für unblutige Psychothriller.

Mein Fazit: Mir hat das Lesen des Buches sehr viel Freude und auch Spannung bereitet und der Thriller eignet sich hervorragend für gemütliche Lesestunden im Frühherbst. Allerdings hat mich das Ende nicht restlos überzeugt. Das hat der -mehrfach hier auch im Buch erwähnte- Sebastian Fitzek noch ein bisschen besser drauf, nämlich das Ende so zu schreiben, dass man nicht vorher in seinen Vermutungen bestätigt wird (die man ja durchaus immer hat) sondern sprachlos hinterher mit dem Buch in der Hand da sitzt. 😉

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Modernes Märchen mit Happy End und vielen erotischen Szenen

Frust, Lust, Liebe
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Fiona lernt André über ein Online-Dating-Portal kennen. Sie beginnen eine lockere Affäre. An einem Wochenende lädt er sie zu sich nach Hause ein. Somit bekommt Fiona erstmals Einblicke in die Welt der ...

Fiona lernt André über ein Online-Dating-Portal kennen. Sie beginnen eine lockere Affäre. An einem Wochenende lädt er sie zu sich nach Hause ein. Somit bekommt Fiona erstmals Einblicke in die Welt der „Schönen und Reichen“, denn André ist vermögend und bewohnt ein großes Anwesen. Nach und nach entwickeln sich mehr Gefühle zwischen beiden doch sie leben in völlig unterschiedlichen Welten. Es liegt an ihnen sich für ihr persönliches Glück zu entscheiden. Während Fiona noch Vorbehalte hat, ob sie ein solches Leben überhaupt führen könnte, überlegt André wie er ihr einige unschöne Dinge aus seiner Vergangenheit mitteilen kann.

Elaine Linde, hat in ihrem Buch „Frust, Lust, Liebe“ ein modernes Märchen aufgeschrieben. Während es vielfach um die Lust im Buch geht, geht es auch um den Frust, dass es heutzutage sehr schwer sein kann den richtigen Partner erstmal zu finden und sich auch für diesen zu öffnen. Spannend ist auch die Frage ob aus der Lust und einer eher lockeren Verbindung auch Liebe werden kann. Außerdem wird auch auf die Gegensätze von arm und reich eingegangen und dass es vielen potenziellen Partnern nicht wirklich um die große Liebe geht, sondern sie es bei einem vermögenden Gefährten eher auf das Geld abgesehen haben. In diesem Buch endet die Geschichte zwischen Fiona und André eindeutig mit Happy End, doch im realen Leben wäre dies sicher nicht so. Elaine Linde war mir als Autorin noch nicht bekannt, aber ihr Schreibstil ist sehr einfach und modern gehalten und damit ist ihr Buch sehr flüssig zu lesen. Mir gefällt die Geschichte im Stil von „Pretty Woman“. Ich finde es überaus gelungen, wie sie die Probleme der jüngeren Generation von heutzutage aufzeigt: Soll ich mich binden, mit wem kann ich mich binden, kann ich mich überhaupt ernsthaft verlieben, gibt es überhaupt jemanden, der zu mir passt? Die erotischen Szenen im Buch passen außerdem auch hervorragend dazu. Vielfach geht es uns heute eher um schnelle Bequemlichkeit oder Befriedigung – wer denkt da schon immer an die große Liebe.

Meine Kritik: Die Charaktere Fiona und André mag man zwar, aber sie bleiben für mich als Leser auf Abstand, komplett konnte ich mit ihnen nicht warm werden. Die Geschichte ist einfach nur nett geschrieben, aber sie bedient meiner Meinung nach auch sehr viele Klischees und mutet fast wie ein Roman von Rosamunde Pilcher an. Ein bisschen Drama hätte nur noch gefehlt, um diesen Eindruck zu komplettieren. Die Entwicklung zwischen Fiona und André geht mir zu schnell und vor allem viel zu einfach voran. Es fehlt ein bisschen an weiteren, wertvollen Hintergründen zu den Charakteren. Die wenigen Erläuterungen, die man bekommen hat, reichen nicht um die Protagonisten ausreichend zu charakterisieren bzw. ihre tatsächlichen Wünsche kennen zu lernen. Die Sexszenen im Buch sind dagegen von überraschender Leichtigkeit und es wird nicht nur „drumherum“ geschrieben.

Deshalb mein Fazit: Nette Liebesgeschichte wie aus dem Märchen, denn der Prinz wird seine Prinzessin zum Schluss wählen, aber es plätschert alles nur vor sich hin und es fehlt etwas Tiefgang. Aber für gemütliche Lesestunden ist der Roman durchaus unterhaltend.

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Philosophische Fragestellungen eingebettet in eine bruchstückhafte Familiengeschichte

Das Haus an der Keizersgracht
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Bram Wenkstermann steht förmlich vor einem Schutthaufen seines Lebens: Sein Haus an der Keizersgracht in Amsterdam verrottet ihm unter den Füßen weg, seine Frau Veerle quält seit vielen Jahren eine starke ...

Bram Wenkstermann steht förmlich vor einem Schutthaufen seines Lebens: Sein Haus an der Keizersgracht in Amsterdam verrottet ihm unter den Füßen weg, seine Frau Veerle quält seit vielen Jahren eine starke Depression, sodass sie sich mittlerweile in einer psychiatrischen Klinik befindet und seine Tochter Amber wirft ihr Studium hin und kehrt wieder zu ihrem Vater nach Hause zurück. Mit diesem Hintergrund versucht Bram sein Leben ohne jegliche Aussicht auf Verbesserung zu meistern und von seinem reichen Schwiegervater Geld für die Renovierung seines Hauses zu erbitten. Dieser gewährt ihm aber nur das Geld, wenn er Amber in das bis jetzt wohl gehütete Familiengeheimnis einweiht.

Der Debütroman „Das Haus an der Keizersgracht“ von Rinske Hillen beschreibt die Familiengeschichte der Wenkstermanns. Innerhalb kürzester Zeit wird hier der Plot entwickelt bis hin zum eigentlichen Höhepunkt, dem Geburtstagsfest von Bram. Daneben gibt es immer wieder bruchstückenhafte Rückblicke bzw. Erinnerungen, die die Vorgeschichte zur eigentlichen Familiengeschichte charakterisieren. Es geht dabei um viele unausgesprochene Dinge, allem voran Schuldgefühle und nie bewältigte Trauer. Die Charaktere handeln dementsprechend und es fällt einem sehr schwer, sie ins Herz zu schließen bzw. sie besser kennen zu lernen. Die Geschichte bleibt oberflächlich, auch wenn sehr wichtige und schwerwiegende Themen, wie Depressionen angesprochen werden. Daneben werden viele philosophische Fragestellungen mit eingebunden. So geht es auch viel um das Sein und das Nicht-Sein. Das verrottende Haus ist dabei nur ein Symbol der beinahe in sich zusammenfallenden Familie. Leider erschließt sich aus der Geschichte auch nur teilweise ein Happy End. Die Charaktere, vor allem Bram, laufen mir persönlich viel zu sehr am Leben vorbei. Ob es nun dadurch geprägt ist, dass er auch nie seine Trauer bewältigt hat oder weil er sich viel mit Philosophie beschäftigt – ich kann dem insgesamt nichts abgewinnen. Amber dagegen ist komplett von Schuldgefühlen geprägt und geleitet und verhält sich dementsprechend auch sehr unausgewogen. Mir fiel es ehrlich gesagt ausgesprochen schwer, den Roman überhaupt zu Ende zu lesen bzw. stellenweise hab ich ihn einfach zur Seite gelegt, weil mir vieles zu abstrakt war, auch wenn die Sprache einfach ist und die Dinge prinzipiell erklärt werden. Dennoch, alles wirkt gehetzt, die Sätze sind zum Teil nur Bruchstücke ihrer selbst. Gedankenfragmente springen immer wieder dazwischen. Ich kann mit der Geschichte überhaupt nicht warm werden, vor allem weil ich mich nicht mit den Charakteren identifizieren kann. Für mich als bodenständiger Mensch sind philosophische Fragestellungen in dieser Größenordnung zuviel. Jeder Mensch beschäftigt sich sicher einmal öfter mit dem Sinn des Lebens und man reflektiert auch Gedanken und Gefühle, aber hier erscheint es mir extrem zu viel. Spannung gibt es meiner Meinung im Roman wenig, es ist ein Auf und Ab von Schuldgefühlen. Erst zum Ende hin wird es etwas spannend, was nun auf Bram‘s Geburtstagsparty passiert bzw. wie die gesamte Sache ausgeht. Das Familiengeheimnis wiegt schwer, selbstverständlich, und es gibt nicht viel Schlimmeres; und trotzdem ist es für mich nicht nachvollziehbar warum man so lange dazu schweigt und es nicht gemeinsam verarbeitet. Mein Lichtblick des Buches war der Großvater, in seiner absolut sympathisch auftretenden und bodenständigen Art.

Von mir gibt es daher nur eine bedingte Leseempfehlung. Insgesamt lobe ich die Idee Depressionen und die unausgesprochenen und unbewältigten Gefühle in den Mittelpunkt zu stellen. Aber es wird versucht in kurzer Zeit alles in das Buch hineinzupressen, unterbrochen von ständigen Bruchstücken aus Gefühlswelt und Vergangenheit. Meiner Meinung nach wird viel gesagt und doch wieder nichts gesagt. Es fehlt mir an Spannung und Bodenständigkeit.

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