Profilbild von jamjam

jamjam

Lesejury Star
offline

jamjam ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit jamjam über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2024

Spannend und saukomisch - wie man es vom Autor gewohnt ist!

Nur Norbert malte blauer
0

»Frechheit! Sie haben nicht die geringste Ahnung von Kunst! Wissen Sie überhaupt, wer hier vor Ihnen steht?«, wütete der schmächtige Künstler.
»Ein kleines Männchen mit einem viel zu großen Ego«, antwortete ...

»Frechheit! Sie haben nicht die geringste Ahnung von Kunst! Wissen Sie überhaupt, wer hier vor Ihnen steht?«, wütete der schmächtige Künstler.
»Ein kleines Männchen mit einem viel zu großen Ego«, antwortete Jupp frei heraus.
Seite 9
Tja, das erste Aufeinandertreffen zwischen Oberkommissar Jupp Backes und Vincent Mühlbauer geht gleich mal ordentlich daneben. Der Künstler Mühlbauer gastiert (oder besser "hofiert") im Bed & Breakfast nebenan, das Jupps Schwiegermutter Käthe mit dem Nachbarn Karl-Heinz führt. Mit einem Malworkshop wollen sie Gäste anlocken, um endlich in die schwarzen Zahlen zu kommen, und das scheint ganz gut zu funktionieren.
Bis Karl-Heinz am nächsten Morgen erhängt aufgefunden wird, ab da läuft gar nichts mehr rund. Jupp will nicht so recht an Selbstmord glauben, aber wer sollte dem netten Nachbar etwas antun wollen? Er ermittelt was das Zeug hält, und Oma Käthe mischt natürlich wieder eifrig mit.
Ich bin bekennender Jupp Backes-Fan und habe beinahe alle Teile verschlungen. Mit dem 8. hat Dani R. Wood - meiner Meinung nach - den bisher besten Teil dieser saarländischen Cosy-Crime-Reihe geschrieben, und die Vorgänger waren schon sehr unterhaltsam und lesenswert! Es wimmelt vor Verdächtigen - und sehr komischen Szenen und Dialoge. Mehr als einmal habe ich beim Lesen laut aufgelacht und so sind die Seiten nur so dahingeflogen. Gehorsam bin ich dem Autor und Jupp Backes bei jeder falsche Spur nachgelaufen und auch wenn ich einen Verdacht hatte, so hat mich die Auflösung überrascht.
Auch wenn dies der 8. Teil ist, kann das Buch unabhängig von den anderen gelesen werden. Für mich war es aber wie ein Familientreffen mit all meinen liebgewordenen, teils schrägen Bewohnern von Hirschweiler.
Da haben wir eben Oberkommissar Jupp Backes, ein etwas altbackener Ermittler, dessen größte Angst es ist, dass ein Fall an die Kollegen aus Saarbrücken weitergeht. Seine Frau Inge, ein sehr traditionelles und ebenso liebenswertes wie angepasstes Hausmütterchen. Mit unter dem gemeinsamen Dach wohnt auch der krasse Gegensatz dazu: Inges Mutter Käthe, schräg, frech, unangepasst, mein absoluter Liebling dieser Reihe. In diesem Band mussten wir uns ja leider von Nachbar Karl-Heinz verabschieden, der mit seinen FKK-Eskapaden im Nebengarten für hohen Blutdruck bei Jupp gesorgt hat - und beim Leser für einige Lacher. Gemeinsam sind sie ein unschlagbarer Trupp, mit dem ich immer wieder gerne ermittle!
Fazit: Spannend und saukomisch - wie man es vom Autor gewohnt ist!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.11.2024

Gut aufgearbeitet, sehr verständlich und hilfreich.

Die Lösung für alle deine Probleme: Gibt’s nicht
0

"»Es geht im Leben darum, dass man ein bisschen zu sich passt, nur ein bisschen.«
Während andere Ratgeber eine einfache Lösung für alle Probleme der Ratsuchenden versprechen, ist der Titel dieses Buches ...

"»Es geht im Leben darum, dass man ein bisschen zu sich passt, nur ein bisschen.«
Während andere Ratgeber eine einfache Lösung für alle Probleme der Ratsuchenden versprechen, ist der Titel dieses Buches eine ehrliche, glaubwürdige Ansage: "Die Lösung für all deine Probleme - Gibt´s nicht". Authentisch und liebenswert widmet sich die Autorin den gängigsten Herausforderungen, die das Leben an uns stellt. Dabei unterteilt sie das Buch in zwei Teile, in "Lassen", also Dinge, Tätigkeiten, schlechte Gewohnheiten, die man vermeiden sollte. Und in "Machen", also Aktivitäten, die einem guttun und denen man in Zukunft mehr Zeit widmen sollte.
Dabei startet sie ihre Abschnitte mit persönlichen Erfahrungen, teils aus ihrem eigenen Leben oder dem von Ratsuchenden. Gerade diese Einblicke lockern dieses Buch enorm auf und halfen mir, einen klaren Blick auf ungesundes Verhalten zu bekommen. Verena Fiebinger stützt sich dabei laut eigener Aussage auf Gesprächen mit Expert:innen, sowie aktuellen Erkenntnissen aus den kognitiven Neurowissenschaften, der Verhaltenstherapie, Bindungsforschung und systemischen Familientherapie. Locker und leicht verständlich fasst sie diese für den Leser zusammen.
Ein besonderes Highlight für mich: Es gibt immer wieder Abschnitte mit der Überschrift "Kleine Lösungen für ..." ein Problem, das im letzten Kapitel besprochen wurde. Darunter finden sich Denkanstöße und praktische Ratschläge.
Und diese sind ganz einfach: Zum Beispiel, bei Einschlafproblemen den Fokus zu verschieben. Nicht grübeln, warum man heute NICHT einschlafen kann, sondern überlegen, wann man das letzte Mal rasch eingeschlafen ist und sich zu überlegen, was man da anders gemacht hat als heute und - wenn möglich - etwas davon zu tun.
Dieses Buch hält genau das, was es verspricht: Es ist kein universeller Ratgeber, denn den kann es nicht geben, so individuell wie unsere Probleme sind auch die Lösungen dafür. Aber manche Themen beschäftigen viele von uns, und genau diesen widmet sich die Autorin sehr fundiert, aber auch verständlich!
Fazit: Gut aufgearbeitet, sehr verständlich und hilfreich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.11.2024

Berührend und spannend zugleich, sehr lesenswert!

Vielleicht hat das Leben Besseres vor
0

"Mach dir keine Gedanken um mich. Ich habe mich vor vierzehn Jahren jede Nacht von meinem Kind verabschiedet. Dieser Schmerz ist ein alter Bekannter."
Kapitel 2
Und nun bangt Heike wieder um das Leben ...

"Mach dir keine Gedanken um mich. Ich habe mich vor vierzehn Jahren jede Nacht von meinem Kind verabschiedet. Dieser Schmerz ist ein alter Bekannter."
Kapitel 2
Und nun bangt Heike wieder um das Leben ihrer Tochter Raffaela, einem Mädchen mit besonderen Bedürfnissen. Nach einem schweren Unfall liegt diese verletzt im Koma. Pastorin Anna wird als Seelsorgerin hinzugerufen und erkennt in Heike die alte Schulfreundin ihrer suchtkranken Schwester Maria. Ebenso wie der Rest des Dorfes ist Anna betroffen von Raffas Schicksal. Als sich dann die Hinweise verdichten, dass jemand sie bewusst zu Sturz gebracht haben könnte, kochen die Gerüchte und Emotionen über.
Dies ist mein erster Besuch in Alpen und der Ort samt seinen Bewohnern, mit all ihren Eigenheiten, ist mir sofort ans Herz gewachsen. Subtil erzählt die Autorin eine Geschichte über Schuld und Vergebung. In vielen Rückblenden erfahren wir, wie es dazu kam, dass Raffaela zu einem Kind mit besonderen Bedürfnissen wurde und zu einem manchmal sehr herausfordernden Teenager heranwuchs. Wie eine Familie an einem Schicksalsschlag fast zerbrechen kann, jeder anders mit der Schuld und den Herausforderungen umgeht. Es ist ein hartes Gedankenspiel, auf das uns die Autorin einlädt, was wäre wenn in seinem grausigsten Ausmaß.
Und doch eine Geschichte voll Hoffnung, der Bitte um Vergebung, der schwierigsten Form davon: Sich selbst zu vergeben.
An Annas Seite der LKA-Beamte Volker Janssen, der ihr gerne näher wäre, und drumherum eine bunte Familie. Annas Mutter, die sie mit einem Adeligen verheiraten möchte, Marias Sohn Sascha, der derzeit bei Anna wohnt, bis seine Mutter hoffentlich wieder Fuß fasst. Martinchen, ein entzückender Briefträger, hormongebeutelte Hunde, eine gesprächige Bäckerin, eine FSJlerin, die sich von alten Liedern angegriffen fühlt - und mein Liebling Tante Ottilie, eine singende Frohnatur mit viel Lebenserfahrung und noch viel mehr Gespür.
Der ganze Ort rätselt und ermittelt fast härter als die Polizei, doch obwohl Anna mitten in der Geschichte steckt, wirkt sie an den Spekulationen nicht mit. Sie versucht vor allem für jene dazu sein, die es brauchen, obwohl sie durch ihre eigenen Erfahrungen selber Halt braucht.
Es fällt mir schwer, ein Genre für dieses Buch zu finden, denn obwohl es auf den ersten Blick um die Ermittlungen nach einer Gewalttat zu gehen scheint, ist es kein klassischer Krimi. Es ist eine packende Geschichte vom Leben und wie aus diesem gegriffen, mit all seinen unterhaltsamen, schönen, bewegenden und zerstörenden Facetten!

Fazit: Berührend und spannend zugleich, sehr lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.10.2024

Eine düstere, faszinierende, packende Geschichte, die uns zeigt, dass jeder noch so heftige Sturm ein Ende findet.

Dem Sturm entgegen
0

"In ihr herrscht eine Mischung aus Erleichterung darüber, dass sie in der Lage war zu helfen, und Schuldgefühlen, weil ihre Hilfe nicht ausreichend war. (...) Noch hat sie nichts erreicht ... noch nicht."
Seite ...

"In ihr herrscht eine Mischung aus Erleichterung darüber, dass sie in der Lage war zu helfen, und Schuldgefühlen, weil ihre Hilfe nicht ausreichend war. (...) Noch hat sie nichts erreicht ... noch nicht."
Seite 85/86
In einer stürmischen Nacht kommt Enya Pickering zufällig zu einem Unfall. Als Ärztin schafft sie es, das Leben des schwer verletzten Jungen zu retten, danach liegt er im Koma. Doch ihr eigenes Leben scheint danach völlig aus den Fugen zu geraten. Der Junge ist so alt wie ihre Sohn, der Schock darüber, dass auch ihr Kind dort hätte liegen können, verfolgt sie.
Enyas Mutter ertrank an ihrem 47. Geburtstag beim Schwimmen im Meer, eine Tatsache, mit der sie bis jetzt gut klarkam. Doch seit ihrem eigenen 46. Geburtstag treibt sie die Angst, die Angst, nach ihrem 47. weiterzuleben, ohne ihre Mutter als Vorbild.
Diese zwei Schicksalsschläge verfolgen sie nun, treiben sie vor sich her.
Enya trennt sich von ihrem Mann und muss schweren Herzens ihren Sohn bei ihm lassen. Sturmgebeutelt zieht sie ins Landesinnere und nimmt eine Stelle als Hausärztin in einem kleinen Ort an. Die Menschen dort sind froh über ihre Hilfe. So gut Enya als Ärztin funktioniert, privat ist sie selber hilflos.
Ich habe mich sehr auf des neue Buch von Cecila Ahern gefreut - und wurde nicht enttäuscht! Ich habe es in drei Tagen durchgelesen, konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Sie schreibt so klar und bewegend, man ist mittendrin, in diesem Sturm, und kommt nicht mehr heraus!
Enyas Geschichte hat mich tief bewegt. Eine Frau, die beruflich fest im Sattel sitzt und doch völlig die Kontrolle verliert. Von Panikattacken verfolgt, findet sie kaum zur Ruhe. Allein in einem fremden Haus, das sie in für ihre Zeit in Abbeydooley gemietet hat, wird sie von Geräuschen durch Tiere um den Schlaf gebracht. Und vor ihrem Küchenfenster steht ein Rag Tree, dessen Äste ans Fenster klopfen.
Ich kannte die Tradition eines Rag Trees nicht und fand gerade diesen Part sehr interessant. Kleine Stoffstreifen an einen besonderen Baum zu binden, in der Hoffnung auf Heilung oder Vergebung. Enya sträubt sich gegen den eigenwilligen Baum, seine störrischen Äste und die Menschen, die zu allen Tages- und Nachtzeiten dorthin kommen. Doch allmählich findet sie zur Spiritualität ihrer Mutter zurück und freundet sich nicht nur mit dem Baum an. Auch die Bewohner des kleinen Städtchens wachsen ihr immer mehr ans Herz, doch der Unfall und das Schicksal ihrer Mutter hängen wie ein Damoklesschwert über ihr.
Wie gewohnt bringt uns die Autorin gut durch eine stürmische Zeit. Trotz all der Düsternis und Traurigkeit, Enyas Panik und den Eigenheiten des Landlebens ist die Geschichte voller Hoffnung. Denn, egal wie heftig ein Sturm tobt und egal, wie sehr er das Land und uns verwüstet, jeder Sturm findet ein Ende und die Sonne bricht wieder durch.
Fazit: Eine düstere, faszinierende, packende Geschichte, die uns zeigt, dass jeder noch so heftige Sturm ein Ende findet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.10.2024

Eine fantasievolle Geschichte über Spuren aus der Vergangenheit.

Flaschenpost vom Leben
0

"Manchmal dauert es wohl einfach."
"Klar", sagte Pixie, "sonst gäbe es ja keine Geschichten, wenn alles schon am Anfang gut wäre."
Und momentan ist es nicht gut für Pixie. Bis jetzt hat sie phantastische ...

"Manchmal dauert es wohl einfach."
"Klar", sagte Pixie, "sonst gäbe es ja keine Geschichten, wenn alles schon am Anfang gut wäre."
Und momentan ist es nicht gut für Pixie. Bis jetzt hat sie phantastische Geschichten geschrieben, die durch die sozialen Medien zum Erfolg wurden. Doch nun scheint sie irgendwie festzustecken. Da bekommt sie das Angebot, für Remy und ihre Zeitschrift mehr über deren verstorbenen Verwandten Flömer herauszufinden. Die einzige Spur in seine Vergangenheit: Ein Flaschenschiff mit einer versteckten Botschaft.
Pixie folgt Flömers Strömungen und landet an der ostfriesischen Nordseeküste, nach einigen Umwegen auf einem alten Gulfhof. Dort ist sie Flömer näher, als sie ahnt. Finanziell steckt der Gulfhof in Schwierigkeiten und so tritt die Geschichte rund um die Flaschenpost ein wenig in den Hintergrund. Feeke und Sebo vom Gulfhof lehren Pixie viel über die alten friesischen Sagen und Lichtgestalten und letzten Endes findet Pixie nicht nur einen guten Weg für den Hof, sondern auch für sich selbst.
Es ist eine magische Welt, in die Patricia Koelle uns entführt, ich durfte sie als Hörbuch kennenlernen, gesprochen von meiner unangefochtenen Lieblingssprecherin Eva Gosciejewicz. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob mir die zahlreichen Nebenstränge beim Lesen nicht zu viel geworden wären. Denn Pixies Reise spielt an einigen Schauorten, mit vielen unterschiedlichen Menschen mit "alten" Namen, die für mich sehr fremd klangen und an die ich mich erst ein wenig gewöhnen musste. Die Geschichte rund um den Gulfhof, aber auch um die Roseburg, in der Pixie zu Beginn arbeitet, nimmt viel Raum ein und obwohl Pixie wohl für das Recherchieren rund um Flömer ihr Einkommen findet, passiert in diese Richtung eine Zeit lang wenig. Doch es ist wie Flömer sagte, folge den Strömungen und letzten Endes werden die unterschiedlichen Handlungsstränge zu einem schönen Garn.
Pixie selbst ist ein wenig verloren, die Geschichten, die sie unter einem Pseudonym schrieb, scheinen sie im Moment nicht mehr so zu berühren, wie sie es früher taten. Sie hat keine Eltern mehr und scheint nicht nur Flömers Wurzeln zu suchen, sondern auch ihre eigenen.
Obwohl ich sie bis zuletzt nicht ganz greifen konnte, ist sie mir doch ans Herz gewachsen. Die "mystischen" Einschläge wie die Lichtgestalten und Geschichten über alte Häuptlinge fand ich interessant, sie geben dem Buch etwas ganz Besonderes. Und der Gedanke an die Luchtwieven war für mich tröstlich. Themen wie nachhaltiger Tourismus werden am Rande unauffällig eingebaut, was mir gut gefallen hat, ebenso wie der Flair in den friesischen Dörfern.
"Flaschenpost vom Leben" ist der Auftakt zu einer Reihe, und so endet die Geschichte zwar am Gulfhof, Pixies Suche aber scheint noch weiterzugehen.
Fazit: Eine fantasievolle Geschichte über Spuren aus der Vergangenheit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere