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Veröffentlicht am 06.06.2021

Eine besondere Geschichte mit viel Nachklang

Die Katzen von Shinjuku
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„Ich saß eine ganze Weile stumm neben ihr, unfähig zu sprechen. Aber in meiner Brust tobte ein Aufruhr an Gefühlen wie eine zitternde Dose Buntstifte. Eine Glastür meines Herzens flog auf und heraus stürmten ...

„Ich saß eine ganze Weile stumm neben ihr, unfähig zu sprechen. Aber in meiner Brust tobte ein Aufruhr an Gefühlen wie eine zitternde Dose Buntstifte. Eine Glastür meines Herzens flog auf und heraus stürmten jede Menge Dinge, die ich nicht einordnen konnte.“
Seite 238

Wir befinden uns in Tokio am Ende der 80iger Jahre. Dort lernen wir Yama kennen, der so gerne in der Fernsehbranche Fuß fassen möchte, aber aufgrund einer körperlichen Besonderheit gestaltet sich das sehr schwierig. In einer trostlosen Phase stolpert er ins Kalinka, eine kleine Bar in Shinjuku. Dort lernt er nicht nur die Kellnerin Yume kennen, sondern einen Querschnitt an Charakteren, ein besonders Spiel… und vor allem die Katzen von Shinjuku…

Yama hat mich sehr bewegt, er steht an einem Wendepunkt in seinem Leben, hat den richtigen Pfad noch nicht gefunden. Auf dem Weg dorthin lernen wir auch viel über Japans Kultur, über starken Alkoholkonsum und Chefs, die ihre Mitarbeiter schlagen. Das wirkte erst etwas befremdlich auf mich, war aber auch wahnsinnig faszinierend. Er versucht, Programme für die Masse zu machen und scheitert doch immer wieder, meist an sich selbst und dem, was er eigentlich tun will… An diesem Punkt begegnet er der eigenwilligen Yume, die so verschlossen und interessant wirkt, abweisend aber ganz besonders. Sie zeigt ihm nicht nur ihre Welt, sondern auch wie seine gelingen kann.
Durian Sukegawas Geschichte über die Katzen von Shinjuku ist so vielschichtig, es fällt mir schwer, all das zu beschreiben, weil ich wohl vieles davon selber noch nicht ganz begriffen habe… Japans Kultur, die Fernsehbranche, körperliche Stigmata, faszinierende Persönlichkeiten. Und doch sind alle gleich, wollen geliebt werden und suchen Nähe. So wie die Katzen, die, wenn wir sie kennenlernen, viel über uns selber aussagen…
Ich möchte nicht verschweigen, dass diese so poetische Geschichte gegen Ende eine wirklich dramatische Wendung nimmt, mit der ich nicht gerechnet habe und die mich stark berührt und bewegt hat. Mehr als einmal musste ich schlucken und das Buch kurz weglegen, mich sammeln und wieder eintauchen, in die dunklen Ecken der menschlichen Seele.
Letzten Endes entließ mich Durian Sukegawa aber mit dem Gefühl, gerade etwas besonders gelesen und vor allem etwas Wichtiges gelernt zu haben, und einem Lächeln im Gesicht.
Fazit: Eine besondere Geschichte über eine faszinierende Welt in einer spannenden Zeit, bewegend, berührend, mit viel Nachklang…

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Veröffentlicht am 01.06.2021

Eine locker-leichte Liebesgeschichte mit urigem Schwarzwaldflair!

Stadt, Land, Mann
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10 Punkte, warum Sie Ihre beste Freundin brauchen: (…)

9. Nichts im Leben kann so schlimm sein, dass Sie es Ihr nicht erzählen würden.

Seite 192



Wirklich?! Gerade als Ina mit Nathalies Hilfe den ...

10 Punkte, warum Sie Ihre beste Freundin brauchen: (…)

9. Nichts im Leben kann so schlimm sein, dass Sie es Ihr nicht erzählen würden.

Seite 192



Wirklich?! Gerade als Ina mit Nathalies Hilfe den Barkeeper Nick kennenlernt, um sich über ihr letztes Beziehungsfiasko hinwegzutrösten, erfährt sie, dass ihre geliebte Oma gestorben ist. Also geht es schnurstracks zurück in den Schwarzwald, wo sie deren Gasthof geerbt hat. Gut, dass ihr Bekannter Olli Makler ist und ihr hilft.

In der Zwischenzeit hadert Nathalie in Berlin mit ihrer in die Jahre gekommenen Beziehung und kümmert sich etwas zu intensiv um Nick...



So unterschiedlich wie das pulsierende Berlin und das kleine, verschlafene Örtchen im Schwarzwald, so verschieden sind auch die beiden Freundinnen. Während Ina sich beruflich mit Artikeln über Mundhygiene beschäftigt, schreibt Nathalie für ein Lifestylemagazin und ist immer hinter dem neuesten Trend her. Regelmäßig werden ihre Liste für das Magazin, „10 Punkte,…“ gedruckt, die auch immer wieder ins Buch eingebaut sind und die Geschehnisse abrunden und auflockern.

Etwas leid tat mir ihr Freund Hannes, der sich dem Kochen verschrieben hat und nicht ahnt, dass Nathalie unzufrieden ist. Sie spielt mit dem Feuer, setzt sowohl ihre Beziehung als auch ihre Freundschaft zu Ina aufs Spiel. Als es ihr zu viel wird, verzieht auch sie sich zu Ina in den Schwarzwald.

Dort hat es mir so richtig gefallen! Der alte Gasthof mit urigen Schildern in Mundart, rotweiß karierte Bettwäsche, die markigen Einwohner, der Schnapsbrunnen,… all das hatte ich vor meinem inneren Auge. Ich hätte den beiden Freundinnen nur zu gerne geholfen, den Gasthof etwas aufzupeppen für den möglichen Verkauf!

Als dann auch noch Nick dort auftaucht, wird Nathalie und die Freundschaft zu Ina erst richtig auf die Probe gestellt. Und für mich als Leserin ging es unterhaltsam drunter und drüber!

Aber letzten Endes siegt doch immer die Freundschaft!

Mir hat´s Spaß gemacht mit den beiden und ich bin gerne wieder mit dabei, wenn es von der Stadt aufs Land geht, egal ob mit oder ohne Mann!

Fazit: Eine locker-leichte Liebesgeschichte mit urigem Schwarzwaldflair!



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Veröffentlicht am 28.05.2021

Ein unterhaltsamer Krimi mit Lokalkolorit

Nur Helga schwamm schneller
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„Jupp, wir müssen die Polizei informieren.“
„Sehr witzig, Inge. Ich bin die Polizei, schon vergessen?“
„Ich meine die richtige. (…)“, sagte sie aufgeregt.
Seite 95

Nur davon will Oberkommissar Jupp Backes ...

„Jupp, wir müssen die Polizei informieren.“
„Sehr witzig, Inge. Ich bin die Polizei, schon vergessen?“
„Ich meine die richtige. (…)“, sagte sie aufgeregt.
Seite 95

Nur davon will Oberkommissar Jupp Backes gar nichts wissen! Aber der Reihe nach:
Gestern noch hat Oma Käthe mit ihrer Feundin Margot deren 80igsten Geburtstag gefeiert, gemeinsam mit der lieben Familie. Wobei, so richtig lieb ist in dieser Familie keiner. Und heute treibt die erfahrene Schwimmerin Margot tot im Pool! Doch Oberkommissar Jupp will auf keinen Fall die Kripo dazu holen, denn die Lorbeeren für die Aufklärung des Mordes, die will er ernten!
Und so spannt er wie gewohnt Frau Inge und Schwiegermutter Käthe ein, um ihm bei den Ermittlungen zu helfen! Die müssen dann schon mal Protokoll schreiben und telefonische Befragungen durchführen!
Dies ist nicht das erste Mal, dass auch ich tatkräftig dabei bin, wenn es in dem beschaulichen Ort Hirschweiler zu einem ungeklärten Todesfall kommt – und sicher auch nicht das letzte Mal! Abgesehen von einem kantigen Kommissar versorgt uns Dany R. Wood wie immer auch mit einer unterhaltsamen Rahmenhandlung, erzählt von Liebeleien und missglückten Fortbildungsversuchen und zeigt uns, wie das Dorfleben sein kann. Und das Familienleben, mit einer trauernden eigenwilligen Oma unter einem Dach, die der eigene Schwiegersohn am liebsten ins Heim bringen würde... Dazu gibt’s noch genau die richtige Brise Dialekt, um dem Ganzen die richtige Würze zu geben!
Jupp stellt sich gewohnt schwerfällig an bei den Ermittlungen, zieht oft etwas zu schnell seine Schlüsse und hat auch mich damit auf die falsche Fährte gelockt. Und so blieb der Mord an Margot bis zum Schluss spannend für mich, die Aufklärung dennoch schlüssig – und unterhaltsam!

Fazit: Ein unterhaltsamer Krimi mit Lokalkolorit!



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Veröffentlicht am 21.04.2021

Liebenswerter Cosy-Crime auf Samtpfötchen

Für die Katz
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„Würdelose Rassen-Schau! Nein zu Qualzuchten! Keine Katzenausstellung“
Seite 13

Nachdem dieser und weitere Drohbriefe eingelangt sind, bittet Bernd seinen ehemaligen Polizeikollegen Sebi, ein wachsames ...

„Würdelose Rassen-Schau! Nein zu Qualzuchten! Keine Katzenausstellung“
Seite 13

Nachdem dieser und weitere Drohbriefe eingelangt sind, bittet Bernd seinen ehemaligen Polizeikollegen Sebi, ein wachsames Auge bei der Katzenausstellung zu haben. Der fackelt nicht lange, sondern verschiebt den geplanten Urlaub an der Nordsee mit seiner Noch-Ex-Frau Rosa um einen Tag.
Rosa ist verständnisvoll, begleitet ihn sogar zur Ausstellung – und verliebt sich sofort in eine Britisch Kurzhaar. Doch gleich darauf findet die Ausstellung ein jähes Ende, und Rosa und Sebi beginnen zu ermitteln!
Mit „Für die Katz“ hat Manuela Sanne einen spannenden, liebenswerten Krimi geschrieben, der auf Samtpfötchen daherkommt. Rosa ist eine rundliche, liebenswürdige Protagonistin, die in einem Buchladen arbeitet. Alles andere als perfekt, genauso wenig wie Sebi, der nach einem Erbe den aktiven Dienst beendet hat und seither hobbymäßig als Privatermittler arbeitet. Und gerade, weil sie Rundungen, Ecken und Kanten haben, einer guten Nachspeise nicht abgeneigt sind, sind sie so unglaublich sympathisch!
Als dann nach der Ausstellung auch noch ein Zuchtkater verschwindet, ist Rosa Feuer und Flamme und unterstützt Sebi tatkräftig. Sie beweist Kombinationsgabe und eine gute Spürnase. Dabei befassen sich die beiden mit dem Thema „Zucht“ und ihren Schattenseiten und ließen auch mich darüber nachdenken.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich damit vorher nicht beschäftigt hatte, einfach weil es sich nicht ergeben hat. Unsere letzte Katze haben wir vor 18 Jahren zu uns geholt, als Waise von der Alm, der dringend eine Ersatzmutter brauchte, da stellte sich die Frage nicht. Und auch jetzt – so hübsch solche Katzen sind – schlägt mein Herz für Findlinge, die Hilfe brauchen. Nach der Lektüre käme für mich eine Zuchtkatze noch weniger in Frage, auch wenn es durchaus liebevolle Züchter gibt, wie die Autorin auch in diesem Roman gezeigt hat.
Der Fall selbst bleibt bis zuletzt spannend, auch wenn sich mein Anfangsverdacht bestätigte war ich mir bezüglich des Motives lange nicht sicher.
Unterhaltsam auch immer wieder das Auf und Ab zwischen Rosa und Sebi, die zwar geschieden sind aber irgendwie doch knapp vor der Hochzeit stehen. Da freue ich mich auf die Fortsetzung, die die beiden wieder zurück an die Nordsee führt!
Fazit: Ein liebenswerter Cosy-Crime mit samtpfötigen Opfern und Impulsen zum Nachdenken!

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Meisterhafter 3. Band!

Rieslingmord
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„Habt ihr eigentlisch gewusst, dass des „OM“ ursprünglich e pfälzisches Wort is?“, flüsterte der Doktor in die Runde.
„ ‚Om‘ Saschmdag, om Sunndag is es in Elwenfels om schönste.“ „
Seite 79
Aber eigentlisch ...

„Habt ihr eigentlisch gewusst, dass des „OM“ ursprünglich e pfälzisches Wort is?“, flüsterte der Doktor in die Runde.
„ ‚Om‘ Saschmdag, om Sunndag is es in Elwenfels om schönste.“ „
Seite 79
Aber eigentlisch is es immer schön in Elwenfels, dem magischen Ort in der Palz, der irgendwie aus der Zeit gefallen scheint! Dort ist die Welt noch ein Stückchen weit in Ordnung, da gibt’s noch einen Bäcker, der sein Brot selbst bäckt, eine Unterwäscheverkäuferin, die nicht auf den Preis, sondern auf Qualität schaut und einen Pfarrer, der nach einer flammenden Rede laute Rockmusik hört.
Auch ein paar sinnsuchende Yogis haben nun diesen versteckten Ort entdeckt, und so gibt’s auf einmal bunte Teebeutelchen, Buddhastatuen und unsere vertrauten Elwenfelser verbiegen sich wie a Brezn. Doch was auf den ersten Blick so ruhig und friedlich aussieht, hat es in sich!
Dies ist der dritte Band der Elwenfels-Reihe, man kann ihn, so man unbedingt will, auch ohne die Vorgänger lesen. Ich würde es nicht empfehlen! Warum? Nach einer kurzen Einfindungsphase versteht man sicher auch als Neuankömmling die Dorfbewohner, aber man verpasst einfach eine Menge, wenn man nicht jedes Buch dieser Reihe verschlingt!
Auch dieses Mal kommt der Privatermittler Carlos Herb aus Hamburg genau zur rechten Zeit in Elwenfels an, denn einer der Yogis stürzt von einem Felsen, und er hat mehr Verbindung zu diesem besonderen Ort als nur eine spirituelle. Obwohl Carlos das Wasser bis zum Halse steht, möchte er seinen Freunden beistehen!
Britta und Christian Habekost haben es wieder meisterhaft geschafft, einen Spagat zwischen Regionalität, Humor, Nostalgik und Moderne hinzulegen! Wie jedes Mal wünsche ich mir nichts mehr, als für immer in Elwenfels bleiben zu dürfen, wo Woi ka Alkohol is sondern beinahe ein Zaubertrank. Wo man zusammenhält, trotz aller Traditionen offen für Neues ist und doch den Boden unter den Füssen behält!
Der Fall selbst ist packend, aber nicht zu blutig, die wirkliche Spannung aber entsteht durch die Personen untereinander, Carlos Gefühle für eine Bewohnerin und eine ihm wohlgesonnene Ermittlerin und all die liebenswerten Charaktere.
Und natürlich gibt es da noch Erwin auf seinem Traktor – was es mit ihm auf sich hat? Das lasse ich euch lieber selbst herausfinden!
Fazit: Der meisterhafte 3. Band einer unglaublichen Reihe über ein magisches Dorf, voller Mystik, Tradition, neuen Einflüssen und Spannung! Ich kann es nicht erwarten, den nächsten zu lesen!

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