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Veröffentlicht am 04.08.2023

Unterhaltsame Geschichte über Argentinien, mit vielen dramatischen Elementen.

Pfeif auf den Prinzen, ich nehm das Alpaka
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„So sind wir Argentinier, schweigsam wie unser Land und die Rinderherden, die darüber ziehen. Nur der Wind erzählt Geschichten und du musst aufmerksam lauschen, um sie zu verstehen.“
Kapitel 12
Für Amy ...

„So sind wir Argentinier, schweigsam wie unser Land und die Rinderherden, die darüber ziehen. Nur der Wind erzählt Geschichten und du musst aufmerksam lauschen, um sie zu verstehen.“
Kapitel 12
Für Amy läuft es gerade nicht gut. Frisch getrennt und ohne Job kommt ihr der Brief ihrer Tante aus Argentinien gerade recht. Diese braucht Hilfe, denn sie möchte mehr Touristen auf ihre Alpaka-Farm locken. Kurzentschlossen packt Amy ihre Koffer. Auf der Farm hat sie es einerseits mit entzückenden Alpakas und ihrer liebenswerten Tante zu tun, aber auch mit einer biestigen Kollegin und Nicolás, einem Gaucho-Neuling, der gerade durch seine schweigsame und grimmige Art ihr Interesse weckt.
Der lustige Titel und das entzückenden Cover haben mich gleich angezogen! Auch die Kapitelüberschriften und die kleinen Schmuckzitate sind launig und unterhaltsam. Die Geschichte selbst ist ein großes argentinisches Drama mit vielen Elementen. Da wird nichts ausgelassen, Amy stolpert von einer schwierigen Situation in die nächste.
Manchmal hatte ich mit ihrer fast schon naiven Art zu kämpfen. Einerseits ist sie so feinfühlig, andererseits merkt sie gar nicht, was rund um sie herum vorgeht. Um die Estancia steht es finanziell wirklich sehr schlecht und Nicolás trägt eine schwere Last mit sich. Aber Amy beweist auch immer wieder, dass sie den Mut einer Löwin und das Herz am rechten Fleck hat und so ist sie auch mir ans Herz gewachsen! Gemeinsam mit ihr habe ich viel über ihre argentinischen Wurzeln und das Leben dort lernen dürfen, was wirklich interessant war!
So wurde „Pfeif auf den Prinzen, ich nehm das Alpaka“ eine interessante und spannende Lektüre!
Fazit: Unterhaltsame Geschichte über Argentinien, mit vielen dramatischen Elementen.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Entzückender Inselroman mit viel Flair, leider ein für mich etwas befremdliches Ende.

Himmelhoch verliebt
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„Emma, die Liebe ist wie das Meer. Wenn du rausfahren willst, gibt es immer das Risiko, in einen Sturm zu geraten. Aber die Alternative wäre, am sicheren Land zu bleiben. Und das willst du ganz bestimmt ...

„Emma, die Liebe ist wie das Meer. Wenn du rausfahren willst, gibt es immer das Risiko, in einen Sturm zu geraten. Aber die Alternative wäre, am sicheren Land zu bleiben. Und das willst du ganz bestimmt nicht.“

Emma hat einen entzückenden Laden in München. In „Schickes für Vierbeiner“ bekommt man alles, was man seiner Fellnase kaufen möchte. Als eine saftige Mieterhöhung ansteht, sieht sie das Ende ihres Geschäfts. Was soll nun aus ihr und ihrem Sohn Benni werden?
Da kommt überraschend die Einladung ihrer Tante Frauke nach Nortrum, und dort tut sich eine völlig neue Chance für sie auf. Ein kleines Haus mit Laden, in dem sie ihren Traum weiterleben kann. Beim Umbau hilft wiederwillig Jarick, der brummig gegen Touristen wettert. Dafür aber ganz entzückend mit ihrem Sohn umgeht und mit ihm gemeinsam die Vogelwelt auf Nortrum erkundet. Dabei bringt er auch Emmas Herz ins Wanken. Doch sie hat ihrem Sohn versprochen, dass es immer nur sie zwei gibt.
„Himmelhoch verliebt“ ist ein entzückender Inselroman mit viel Flair. Die besonders bildhafte Sprache der Autorin hat mich von Anfang an begeistert, da wird einem „kachelofenwarm ums Herz“. Emma ist taff, mit viel Engagement versucht sie, auch auf Nortrum Kunden zu gewinnen. Kreativ setzt sie die Wünsche ihrer Kunden um und lässt sich von Anfragen zu neuen Produkten inspirieren. Diese Teile fand ich besonders schön! Sie kämpft, um weiterhin unabhängig zu sein, beharrt aber nicht auf ihrem Konzept sondern geht auf ihre Zielgruppe ein.
Mit Jarick kommt eine andere Note in die Geschichte. Etwas grummelig ist er wenig begeistert davon, noch mehr Touristen mit Hunden anzulocken. Er widerspricht Emma viel, setzt sich manchmal bewusst über ihre Wünsche hinweg. Durch ihn erfahren wir von den Schattenseiten des Tourismus, von Spaziergängen in abgesperrten Bereichen, wo man die seltenen Vögel beim Nisten stört. Diesen Einblick fand ich sehr interessant und lehrreich! Sollte ich jemals dort Urlaub machen, versprochen, ich bleibe auf den markierten Wegen!
Entzückend auch Emmas Tante und Onkel, ebenso ihre Freundin Vroni aus München, mit ihren Klangschalen und Horoskopen.
Von Anfang an etwas befremdlich fand ich Emmas Umgang mit ihrem Sohn Benni. Er ist besonders, ruhiger als andere Kinder und kann mit Fußball nichts anfangen. Aber sie behütet ihn auch auf eine Art, die mir beim Zuhören in der Seele wehtat, weil sie ihn damit weiter abschottet und ihm das Gefühl gibt, ihm zu wenig zuzutrauen.
Dennoch, so ist Emma und auf der Insel blüht Benni auf und darf auch seine eigenen Wege gehen.
Etwas Punkteabzug gibt es für das Ende, mit dem hatte ich echt zu kämpfen.
Spoileralarm!
Die ganze Geschichte hindurch behauptet sich Emma, setzt sich durch und liegt damit auch meist richtig. Sie lässt sich nicht beirren, hat genaue Vorstellungen und steht ihre Frau. Doch um dem Schluss Dramatik zu geben, widerspricht sie Jarick aus Prinzip und dadurch entsteht eine lebensgefährliche Situation. Glücklicherweise wird sie dann von einem Mann eines Besseren belehrt, heldenhaft gerettet und nachdem sie minutenlang sagt, wie dumm sie ist und wie toll er, haucht sie noch: „Ich bin so froh, dass du nicht einer bist, der sich nach meinem Gebrabbel richtet.“ Da bekam ich Gänsehaut der unguten Art.
Fazit: Entzückender Inselroman mit viel Flair, leider ein für mich etwas befremdliches Ende.

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Veröffentlicht am 13.07.2023

Ein spannender Schwedenkrimi, hoffentlich der Auftakt einer langen Reihe!

Der Orchideenmörder: Schweden-Thriller
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„Ich will bloß nicht, dass es später heißt, die Polizei hätte nichts gemacht und nur Däumchen gedreht.“
Kapitel 14
Am Waldrand wird eine ermordete junge Frau gefunden. Wer sticht mehrfach auf sein Opfer ...

„Ich will bloß nicht, dass es später heißt, die Polizei hätte nichts gemacht und nur Däumchen gedreht.“
Kapitel 14
Am Waldrand wird eine ermordete junge Frau gefunden. Wer sticht mehrfach auf sein Opfer ein, um es dann mit einer Orchideenblüte im Haar idyllisch an einen Baum zu lehnen? Gerade an ihrem ersten Tag nach einer Auszeit muss sich Monica Sandström mit diesem Fall befassen, tatkräftig unterstützt von Ole Henriksson.
Die Zeit drängt, denn eine weitere Frau ist verschwunden …
Dies ist der erste Schwedenkrimi von Dany R. Wood, den man sonst von unterhaltsamen Provinzkrimis wie „Nur Gisela sang schöner“ kennt. Und ich finde, der Einstieg in das neue Genre ist ihm gelungen!
Ole Henriksson durfte schon als „Praktikant“ mit Jupp Backes in „Nur Rita raste rasanter“ ermitteln, der ihn eher hinten anstehen ließ. An der Seite von Monica lernen wir ihn in seiner ganzen Tatkraft kennen.
Monica hat ihren ersten Tag, nachdem ihr Mann spurlos verschwunden war, ist aber bei weitem nicht über die Ungewissheit hinweg. Das macht ihr zu schaffen und sie sehr menschlich. Dieser Handlungsstrang wird wohl auch die Rahmenhandlung für hoffentlich weitere Bände.
Am Beginn der Geschichte hatte ich etwas zu kämpfen, die Dialoge erschienen mir manchmal etwas hölzern. Aber rasch hat mich die unglaublich spannende Geschichte mitgerissen. Die Leser:innen erfahren sehr früh, wer in diese Fälle verstrickt ist, was normalerweise Tempo rausnimmt. Dem Autor ist es gelungen, trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - einen besonders packenden Krimi zu schreiben, die letzten Details wurden auch mir erst am Ende klar, obwohl wir Leser:innen viel von der Täterseite erfahren. Auch die Ermittler, obwohl mit vollem Einsatz bei der Sache, scheinen immer einen Schritt hinterherzuhinken.
Ein rasantes Finale und eine glaubwürdige Auflösung runden diesen Schwedenkrimi ab – mehr davon bitte!
Fazit: Ein spannender Schwedenkrimi, hoffentlich der Auftakt einer langen Reihe!

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Spannend, mystisch, verwirrend und doch glaubhaft!

Grazer Hexenjagd
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„Hexe oder Jäger?“
Trost zuckte mit den Schultern. „Bin mir manchmal nicht sicher.“ (…)
„Du bist immer der Jäger. Hörst du? Nie die Hexe. Immer der Jäger. (…)“
Seite 114

Die Jagd nach Verbrechern ist ...

„Hexe oder Jäger?“
Trost zuckte mit den Schultern. „Bin mir manchmal nicht sicher.“ (…)
„Du bist immer der Jäger. Hörst du? Nie die Hexe. Immer der Jäger. (…)“
Seite 114

Die Jagd nach Verbrechern ist Trosts Leben. Als Sonderermittler bekommt er es dieses Mal mit einem mehr als grausigen Fall zu tun. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen in Graz und Umgebung. Die Opfer wurden grausam gefoltert, nach mittelalterlichen Methoden. Einiges deutet auf eine geistig verwirrte Frau hin, die selbst das Gespräch mit Trost gesucht hat.
Die Polizei ruft zur Hexenjagd auf und bringt damit die Bevölkerung in Rage. Und für Trost scheinen die Grenzen zwischen damals und heute, zwischen Realität und Einbildung zu verschwimmen.
Dies ist der achte Fall für Ermittler Trost, der sich mittlerweile einen Namen gemacht hat, für seine eigenwillige Art und seinen Spürsinn, wenn es um das Geheimnisvolle geht. Dieser Fall bringt ihn selbst an eine Grenze.
„Grazer Hexenjagd“ ist spannend und mysteriös, die Handlungsstränge verknotet. Lange Zeit tappte ich mit den Ermittlern völlig im Dunkeln – und das ist furchteinflößend, wenn man dort offensichtlich nicht alleine ist und um jede Ecke jemand zu lauern scheint.
Robert Preis greift ein düsteres Kapitel der europäischen Geschichte auf, bringt es fulminant in die Neuzeit. Da darf auch das Hexenmuseum auf der Riegersburg nicht fehlen. Er zeigte mir neue Plätze in der Steiermark oder versteckte Ecken in den mir bekannten.
Neben all der Spannung sind es vor allem die geheimnisvollen Szenen, die einen gepackt halten. Ein Gespräch mit dem Freund seines Vaters (siehe Eingangszitat), der Dialog mit einem italienischen Kollegen, die einem bei genauem Hinhören viel offenbaren.
Und gegen Ende gelingt dem Autor das Meisterwerk: Absolut glaubhaft entwirrt er die vielen Fäden und bringt sie zu einem schaurigen Ende! Einem Ende, das einen ungeduldig auf den nächsten Band warten lässt!
Fazit: Spannend, mystisch, verwirrend und doch glaubhaft!

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Der ganz normale Wahnsinn im Pflegealltag, von der Autorin unterhaltsam erzählt und selbst gesprochen.

Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren
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„Ich kann es einfach ned glauben! Das Heim sieht aus wie ein Dschungel, die Senioren werden mit einem Treppenlifter chauffiert und von Duftis manipuliert und im Hintergrund dudelt seichte Geigenmusik. ...

„Ich kann es einfach ned glauben! Das Heim sieht aus wie ein Dschungel, die Senioren werden mit einem Treppenlifter chauffiert und von Duftis manipuliert und im Hintergrund dudelt seichte Geigenmusik. Schlechter als in jedem Film!“

Ja, Herr Otterle, der neue Heimleiter, gibt alles, um mit „Haus Sonnenuntergang“ Heim des Jahres zu werden. Da müssen die Pfleger:innen mitziehen!
Und warum? Weil der Preis ein satter Geldbetrag ist natürlich! Die Belange der Seniorinnen sind da wohl eher nebensächlich.
Doch nicht für Sybille Bullatschek! Sie und ihre Kolleg:innen geben alles, um den Senioren und Senioritas die letzten Tage schön zu gestalten! Dafür legt sie sich nicht nur mit der Heimleitung, sondern auch mit der Mafia an!
Es heißt „Volle Pflägekraft voraus“ wenn Sybille zulangt! Da werden die Bewohner auch mal in den Kiosk verfrachtet oder zum Speeddating ausgeführt! Und ganz nebenbei sucht Sybille auch noch nach der Liebe, gar nicht leicht bei wechselndem Schichtdienst!
Das alles erzählt uns im Hörbuch die Autorin selber – in breitestem Schwäbisch! Locker und sehr unterhaltsam berichtet sie uns vom ganz normalem Wahnsinn eines Pflegeheimes. Bei langem Zuhören war mir der Dialekt dann manchmal einen Zacken zuviel, vor allem, weil einige Versprecher im Hörbuch dringelassen wurden. Beim ersten Mal war das lustig und sympathisch, mehr hätt ich nicht gebraucht.
Ob all die Erlebnisse für bare Münze genommen werden können, bin ich mir nicht so sicher, lustig war es allemal!
Fazit: Der ganz normale Wahnsinn im Pflegealltag, von der Autorin unterhaltsam erzählt und selbst gesprochen.

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