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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2018

Schweig...

Das Haus der Mädchen
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Gleich zu Beginn wird nicht lange gefackelt: Der Leser bekommt das Kellerverlies präsentiert, in dem zwei junge Frauen gefangen gehalten werden. Von wem oder warum ist allerdings unklar. Man weiß nur, ...

Gleich zu Beginn wird nicht lange gefackelt: Der Leser bekommt das Kellerverlies präsentiert, in dem zwei junge Frauen gefangen gehalten werden. Von wem oder warum ist allerdings unklar. Man weiß nur, dass es kein gutes Ende nehmen kann - und dass man besser nicht redet...

Dann gibt es einen harten Bruch, denn man lernt die Protagonistin kennen: Ein Mädchen vom Lande, dass ziemlich naiv in die Großstadt Hamburg kommt und eine Mitbewohnerin, die nur dort ist, um sich einen Millionär zu angeln - eine ziemlich wilde Kombination, auf die man gleich zu Anfang des Buches trifft. Die schüchterne Leni war mir aber doch gleich sympathisch, weil sie sofort Zivilcourage zeigt. Und das steigert sich noch im Laufe der Geschichte, weil sie eben nicht wegsieht, sondern all ihren Mut zusammennimmt und sich auf die Suche nach ihrer Mitbewohnerin begibt, die plötzlich verschwunden ist.

Wo diese sich befindet, weiß der Leser natürlich - im Kellerverlies, das man schon kennengelernt hat. Und es ist wirklich schaurig. Wer redet, wird bestraft. Und wer sich nicht fügt, der hat nicht mehr lange zu leben. Die eigene Identität wird den Gefangenen geraubt, sie sind nur noch eine Nummer.

Der Leser springt immer wieder zwischen Leni, dem Verlies und den Ermittlern der Polizei hin und her. Dadurch wird die Spannung immer aufrecht erhalten. Ich musste das Buch deswegen auch an einem Tag weglesen, ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen.

Wer allerdings aufmerksam liest, der kann die ein oder andere Wendung vorhersehen. Ich habe mich immer richtig gefreut, wenn ich mit einer Vermutung richtig lag. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch, weil es meist eh einige Seiten später aufgelöst wird. Trotzdem lag ich bis zum Ende zumindest zum Teil mit meinen Vermutungen, wer hinter allem steckt, falsch. Am Schluss wurde ich also nochmal richtig überrascht.

Wie auch schon im "Housesitter" konnte mich Winkelmanns Schreibstil komplett überzeugen. Auf der einen Seite ist das Buch teilweise sehr sachlich, fast schon emotionslos geschrieben, dann werden Passagen wieder so anschaulich geschildert, dass mir fast das Herz stehen geblieben ist. Es ist rasant, ohne sich in die Länge zu ziehen und man hat trotzdem das Gefühl, dass alles gesagt wird, was wichtig ist.

Ich kann nicht anders: Auch dieses Buch von Andreas Winkelmann bekommt von mir 5 Sterne und ich freue mich schon wahnsinnig auf sein nächstes - hoffentlich dauert es nicht so lange!

Veröffentlicht am 18.06.2018

Du musst die Nacht überleben...

AchtNacht
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Liebe Fitzek-Fans, bitte köpft mich nicht, aber wirklich überzeugen konnte mich "AchtNacht" nicht. Für mich ist es sogar der schlechteste Thriller des Autors. Die Grundidee an sich fand ich richtig gut. ...

Liebe Fitzek-Fans, bitte köpft mich nicht, aber wirklich überzeugen konnte mich "AchtNacht" nicht. Für mich ist es sogar der schlechteste Thriller des Autors. Die Grundidee an sich fand ich richtig gut. Aber die Umsetzung hat mich leider nicht überzeugt.

Los geht es mit einem Prolog, der nach der AchtNacht spielt. Dort trifft man auf ein Opfer, dass die Nacht überlebt hat, jetzt allerdings in der Psychiatrie ist. Natürlich will man wissen, wie es dazu gekommen ist und liest sofort weiter. Der Einstieg ist also gelungen.

Danach nimmt die Story aber meiner Meinung nach wirklich ab. Als Experiment gedacht, läuft die AchtNacht komplett aus dem Ruder und es werden nicht nur ein, sondern gleich zwei Opfer gejagt, die versuchen, die Nacht zu überleben. Daran hat mich sehr gestört, dass mich die Story sehr an "Nerve" erinnert. Das Buch habe ich letztes Jahr gelesen und es konnte mich gar nicht überzeugen. Im Endeffekt ging es aber um das Gleiche: Es gibt Aufgaben zu bewältigen, bei denen sich die Opfer in Gefahr bringen. Ich habe mich während des Lesens immer wieder gefragt, warum man nicht zur Polizei geht bzw. die Behörden bei all dem so ruhig bleiben. Dadurch wurde die Handlung für meinen Geschmack ziemlich unglaubwürdig. Auch wenn im Buch versucht wurde, genau diese Naivität der Opfer, alles auf eigene Faust zu tun, zu erklären. Mich konnte das nicht überzeugen.

Die Auflösung am Ende fand ich dann richtig mies. Leider kann ich das nicht genauer begründen, ohne dass ich zu viel spoilere. Für mich war es aber an den Haaren herbeigezogen. Außerdem bleiben zu viele Fragen offen, als dass der Schluss für mich nachvollziehbar wäre. Das gleiche gilt für den Epilog. Ich denke, hier wollte der Autor die Geschichte positiv abrunden. Für mich war das aber dann ein bisschen zu viel Hollywood - ich hätte es nicht gebraucht.

Vom Schreibstil und Aufbau her ist das Buch aber sehr spannend. Man fiebert dem Ende der AchtNacht entgegen, denn jedes Kapitel ist mit der Restzeit überschrieben. Das Buch ist sehr lebendig geschrieben, teilweise brutal, ohne zu blutig zu sein. Thriller-Fans kommen in diesem Bereich sicher auf ihre Kosten.

Insgesamt konnte mich das Buch von der Story her nicht überzeugen. Die tolle Grundidee und der gute Schreibstil rechtfertigen aber noch 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Wem kannst du trauen?

Wahrheit gegen Wahrheit
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Wie der Klappentext verrät, geht es in diesem Buch vor allem darum: Ehefrau gegen Ehemann, gegenseitiges Vertrauen und natürlich immer die Frage, wer auf welcher Seite steht. Die Idee ist zwar nichts neues, ...

Wie der Klappentext verrät, geht es in diesem Buch vor allem darum: Ehefrau gegen Ehemann, gegenseitiges Vertrauen und natürlich immer die Frage, wer auf welcher Seite steht. Die Idee ist zwar nichts neues, aber für mich immer wieder spannend.

Und spannend ist der Thriller wirklich: Denn auf einmal weiß die Protagonistin Vivian nicht mehr, ob ihr Mann wirklich der ist, der er zu seien scheint. Ihre ganze Ehe und ihre Familie scheinen auf einer Lüge zu basieren. Man leidet wirklich mit ihr mit. Die Zerrissenheit zwischen ihrem Gewissen gegenüber ihrem Beruf bzw. der Treue zu ihrem Land und dem Wunsch, ihre Familie zu schützen, ist einfach super. Ich habe mich beim Lesen mehr als einmal gefragt, wie ich handeln und mich entscheiden würde.

Gut gefallen hat mir auch, dass man das Gefühl bekommt, wirklich etwas über die Arbeit von Geheimdiensten zu erfahren. Egal ob der Aufbau der Behörde, die Hierarchien und natürlich immer die strengen Geheimhaltungsstufen - es wirkt realistisch und hat deswegen sehr gut zum Buch gepasst.

Spannend war es auf jeden Fall und ich habe auf jeder Seite mitgefiebert. Das wird auch dadurch unterstützt, dass es immer wieder neue Wendungen gibt, etwas anderes passiert mit dem man nicht rechnet und mehr als einmal das Gefühl hat, jetzt müsste alles auffliegen.

Auch die Sprache ist sehr rasant, man fliegt nur so über die Seiten. Sachliche Passagen, in denen mehr erklärt wird, wechseln mit emotionalen gedankliche Passagen der Protagonistin ab. Es gibt auch immer wieder Rückblenden, in denen sie sich an Ereignisse erinnert, die früher stattgefunden haben - und sie hätten stutzig machen müssen. Das alles wurde geschickt miteinander verflochten, sodass es keine Längen gab.

Etwas gestört hat mich der Amerika gegen Russland-Aspekt, bei dem die Amerikaner als die Guten und die Russen als die Bösen eingeordnet wurden. Ich denke, dass ist aufgrund des Patriotismus normal, trotzdem war mir das etwas zu sehr schwarz-weiß-gezeichnet und ich bin der Meinung, in Zeiten vom IS gibt es durchaus größere Gefahren für jedes einzelne Land.

Das Buch hat mich wirklich gefesselt und es klang für mich alles plausibel und realistisch: Bis auf den Schluss. Hier war ich ein klein wenig enttäuscht, denn irgendwie war es etwas vorhersehbar. Außerdem war es für meinen Geschmack etwas unglaubwürdig, auch wenn es natürlich Raum lässt, weiterzudenken. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch irgendwann einen zweiten Teil.

Insgesamt fand ich das Buch richtig spannend und ich habe die Lesezeit genossen. Trotzdem muss es leichte Abzüge geben, deswegen "nur" 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Am Flughafen gestrandet

Versehentlich verliebt
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Zugegeben: Natürlich weiß ich bei diesem Genre, dass eine Liebesgeschichte vorprogrammiert ist, deswegen lese ich diese Art von Büchern ja auch. Trotzdem wundere ich mich doch immer wieder, wie naiv manche ...

Zugegeben: Natürlich weiß ich bei diesem Genre, dass eine Liebesgeschichte vorprogrammiert ist, deswegen lese ich diese Art von Büchern ja auch. Trotzdem wundere ich mich doch immer wieder, wie naiv manche Protagonistinnen sind. Und das ist auch hier der Fall: Pippa, eine Lektorin für Reiseführer, die aber selbst Angst vor dem Reisen hat, strandet am Flughafen. Dabei wird schon deutlich, dass sie leicht überfordert ist: Egal ob es die schwere Reisetasche oder das Öffnen einer Cola-Flasche ist. In meinen Augen hat sie das nicht gerade sympathisch gemacht, ich habe da eher die Augen verdreht. Vor allem, wenn es um ihren Ex-Freund geht, denn an diesem hängt sie immer noch, obwohl er sie betrogen hat und selbst schon wieder in einer neuen Beziehung steckt. Ich weiß, gebrochene Herzen heilen langsam, aber ihre Hoffnungen rund um den Ex fand ich etwas übertrieben.

Lukas hingegen fand ich irgendwie witzig. Seine Art aus Hipster und Nerd hat mich angesprochen. Er trifft auf Pippa und na ja, es kommt wie es kommen muss. Wie sich die Beiden annähern fand ich dann doch wieder ganz nett. Leider erfährt man über ihn aber sehr wenig, vor allem was seine Vergangenheit betrifft.

Gut gefallen haben mir die Nerd-Anspielungen, die sich durch die Dialoge der beiden ziehen: Pippa ist ein riesiger Star Wars-Fan, Lukas steht mehr auf Herr der Ringe. Den Schlagabtausch, den sich die zwei Fans liefern, ist wirklich gelungen und hat mich zum Schmunzeln gebracht.

Ich weiß: Kitsch darf nicht fehlen und davon gibt es in diesem Buch reichlich. Das Ende allerdings war mir dann ein bisschen zu viel davon. Zum einen fand ich es etwas undurchdacht von der Handlung der Protagonisten her, zum anderen übertrieben vom Setting. Hier wäre für mich weniger mehr.

Insgesamt ist das Buch eine nette, unterhaltsame Lektüre für Zwischendurch, wird mir aber nicht lange im Gedächtnis bleiben. Deswegen nur 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Sie will dein Blut

Immer wenn du tötest
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Künstlerische Morde - und schon zu Beginn eine Verdächtige. Als Leser weiß man deshalb auch sofort, wer die Mörderin ist. Miträtseln funktioniert hier also nicht. Spannend ist der Thriller dann aber aufgrund ...

Künstlerische Morde - und schon zu Beginn eine Verdächtige. Als Leser weiß man deshalb auch sofort, wer die Mörderin ist. Miträtseln funktioniert hier also nicht. Spannend ist der Thriller dann aber aufgrund des Katz-und-Maus-Spiels zwischen den Ermittlern und der Künstlerin Freya von Rittberg.

Die Aufgabe, die Mörderin zu überführen, erhält Targa Hendricks. Sie ist sehr rational, ist am liebsten mit ihrem Hund zusammen und kann sich gut in die Gedanken von Verbrechern eindenken. Deshalb wird sie ausgewählt, sich an Rittbergs Fersen zu heften und Beweise für die Morde zu sammeln.

Targas Figur war sehr interessant, auch wenn sie mich nicht zu 100% überzeugen konnte. Sie ist mir zu emotionslos, auch wenn das natürlich ihren Charakter ausmacht. Außerdem unterhält sie sich mit ihrer Zwillingsschwester, die allerdings schon tot ist. Das fand ich ein bisschen komisch. Überhaupt nimmt ihr Privatleben eine große Rolle im Buch ein, was sie auch manchmal sehr unvernünftig handeln lässt. Hier hat mir sogar etwas der erste Teil gefehlt, den ich nicht kenne. Auch wenn der Fall ins sich abgeschlossen ist, hatte ich schon öfter das Gefühl, das mir irgendwas fehlt bzw. ich etwas überlesen habe.

Ich war bei diesem Buch vor allem darauf gespannt, wie man eine exzentrische Künstlerin mit nationalsozialistischem Gedankengut zusammenbringt - und ich finde das Ergebnis sehr gelungen.
Die Malerin Freya von Rittberg malt am liebsten mit dem Blut ihrer Fans. Allerdings braucht sie es nicht nur als Farb-Ersatz, sondern auch zur Inspiration. Sie hat eine sehr dunkle Seite und ist vom Tod fasziniert. Mit ihren Handlungen konnte ich gar nichts anfangen. Trotzdem habe ich mir mehr vor den Menschen geekelt, die ihre Kunst so toll finden, dass sie sie nicht nur anschauen, sondern auch noch für viel Geld kaufen. Ihren NS-Hintergrund lernt man im Laufe der Geschichte kennen. Das fand ich sehr gut eingeflochten und passend. Außerdem wird damit ihre Handlungen erklärt, wenn natürlich nicht entschuldigt.

Gut gefallen haben mir die unterschiedlichen Perspektivenwechsel. Man erlebt alle Morde "live" mit, die Mörderin verliert sich öfter in ihrer Vergangenheit und man "besucht" einen alten Mann in einem Pflegeheim in Skandinavien, von dem man anfangs gar nicht weiß, wie er in die Geschichte passen will. Und dann gibt es natürlich noch die Passagen von Targa. Alles war gut miteinander verknüpft. Es gab immer wieder kleine Cliffhanger und die Kapitel hatten eine angenehme Länge.

Die Sprache war sehr sachlich und emotionslos. Das hat gut zu Targas Charakter gepasst, war aber auch manchmal etwas unheimlich - vor allem wenn Menschen gestorben sind.

Insgesamt war der Thriller mal etwas anderes, der Plot interessant und die Ermittlerin sehr speziell. Trotzdem konnte ich nicht ganz überzeugt werden. Deswegen gibt es 3,5 Sterne.