Schweig...
Das Haus der MädchenGleich zu Beginn wird nicht lange gefackelt: Der Leser bekommt das Kellerverlies präsentiert, in dem zwei junge Frauen gefangen gehalten werden. Von wem oder warum ist allerdings unklar. Man weiß nur, ...
Gleich zu Beginn wird nicht lange gefackelt: Der Leser bekommt das Kellerverlies präsentiert, in dem zwei junge Frauen gefangen gehalten werden. Von wem oder warum ist allerdings unklar. Man weiß nur, dass es kein gutes Ende nehmen kann - und dass man besser nicht redet...
Dann gibt es einen harten Bruch, denn man lernt die Protagonistin kennen: Ein Mädchen vom Lande, dass ziemlich naiv in die Großstadt Hamburg kommt und eine Mitbewohnerin, die nur dort ist, um sich einen Millionär zu angeln - eine ziemlich wilde Kombination, auf die man gleich zu Anfang des Buches trifft. Die schüchterne Leni war mir aber doch gleich sympathisch, weil sie sofort Zivilcourage zeigt. Und das steigert sich noch im Laufe der Geschichte, weil sie eben nicht wegsieht, sondern all ihren Mut zusammennimmt und sich auf die Suche nach ihrer Mitbewohnerin begibt, die plötzlich verschwunden ist.
Wo diese sich befindet, weiß der Leser natürlich - im Kellerverlies, das man schon kennengelernt hat. Und es ist wirklich schaurig. Wer redet, wird bestraft. Und wer sich nicht fügt, der hat nicht mehr lange zu leben. Die eigene Identität wird den Gefangenen geraubt, sie sind nur noch eine Nummer.
Der Leser springt immer wieder zwischen Leni, dem Verlies und den Ermittlern der Polizei hin und her. Dadurch wird die Spannung immer aufrecht erhalten. Ich musste das Buch deswegen auch an einem Tag weglesen, ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen.
Wer allerdings aufmerksam liest, der kann die ein oder andere Wendung vorhersehen. Ich habe mich immer richtig gefreut, wenn ich mit einer Vermutung richtig lag. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch, weil es meist eh einige Seiten später aufgelöst wird. Trotzdem lag ich bis zum Ende zumindest zum Teil mit meinen Vermutungen, wer hinter allem steckt, falsch. Am Schluss wurde ich also nochmal richtig überrascht.
Wie auch schon im "Housesitter" konnte mich Winkelmanns Schreibstil komplett überzeugen. Auf der einen Seite ist das Buch teilweise sehr sachlich, fast schon emotionslos geschrieben, dann werden Passagen wieder so anschaulich geschildert, dass mir fast das Herz stehen geblieben ist. Es ist rasant, ohne sich in die Länge zu ziehen und man hat trotzdem das Gefühl, dass alles gesagt wird, was wichtig ist.
Ich kann nicht anders: Auch dieses Buch von Andreas Winkelmann bekommt von mir 5 Sterne und ich freue mich schon wahnsinnig auf sein nächstes - hoffentlich dauert es nicht so lange!