Dein neuer bester Freund will nur dein bestes...
MirrorIch liebe Bücher, die an eine Dystopie erinnern, die aber Szenarien beschrieben, wie wirklich eintreffen könnten - und zwar in naher Zukunft. Und genau so ein Buch ist "Mirror" - denn es spielt mehr oder ...
Ich liebe Bücher, die an eine Dystopie erinnern, die aber Szenarien beschrieben, wie wirklich eintreffen könnten - und zwar in naher Zukunft. Und genau so ein Buch ist "Mirror" - denn es spielt mehr oder weniger heute und wer weiß, ob so was heute nicht schon möglich ist.
Mir hat der Aufbau des Buches besonders gut gefallen. Jedes Kapitel beschreibt eine andere Perspektive, sei es die des Mirror-Erfinders oder der Nutzer. Und diese gehen unterschiedlich mit dem Gerät um, teilweise mit Skepsis, teilweise sind sie aber so davon überzeugt, dass sie sich ein Leben ohne ihren Mirror gar nicht mehr vorstellen können.
Am Anfang scheint der Mirror wirklich die Lösung aller Probleme zu sein: Autisten hilft er, Gesichtsausdrücke zu lesen, Schüchternen hilft er andere Menschen anzusprechen und Kontakte aufzubauen oder sogar einen Job zu finden. Das ändert sich nach und nach - im Buch beginnt es erst subtil, aber dann wird schnell klar, dass der Mirror doch auch seine eigenen Interessen hat. Vom Held zum Anti-Held: Diese Entwicklung hat mir gut gefallen, obwohl es mir am Ende dann doch etwas zu viel wurde. Denn dann wurde der Einfluss des MirrorNets so groß, dass es doch sehr an SciFi erinnerte. Etwas weniger wäre für mich auch okay gewesen.
Sicherheit vs. Geldgier - so könnte man das Dilemma beschreiben, dass das Buch dominiert. Denn schnell wird klar, dass etwas mit dem Mirror nicht stimmt. Doch Marktanteile, Teilhaber und Investoren wollen das natürlich nicht wahr haben - und so beginnt die Abwärtsspirale. Diese Schilderungen waren sehr realistisch und konnten mich deswegen voll überzeugen.
Am Ende geht alles Schlag auf Schlag, ein Ereignis jagt das nächste und die einzelnen Personen, die wir in den Kapiteln kennengelernt haben, treffen aufeinander. So schließt sich ein Kreis, der am Anfang begonnen hat. Allerdings geht dann auf einmal alles wirklich sehr schnell - hier hätte es ruhig noch ein bisschen ausführlicher sein dürfen, weil ich alles sehr interessant fand. Ich hätte gern noch mehr Einzelheiten erfahren.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und die 400 Seiten lesen sich viel zu schnell weg. Manchmal kam ich bei den verschiedenen "Mirror"-Begriffen durcheinander, aber das hat sich schnell gegeben. Auch die Erklärung, die der Mirror funktioniert, war sehr verständlich - man muss also keine IT-Kenntnisse besitzen, um das Buch genießen zu können. In den wörtlichen Reden ging es zum Teil sehr jugendsprachlich zu, was in der Situation gut gepasst hat. Es war aber auch manchmal etwas vulgär. Das gefällt mir dann immer nicht so gut.
Insgesamt hat mir das Buch aber sehr gut gefallen und ich habe es an zwei Abenden durchgelesen. Sollte es mal einen Mirror geben, werde ich ihm sicher kritisch gegenüberstehen. Von mir gibt es für dieses spannende Buch 4 Sterne!