Das Licht am Ufer zwinkert schüchtern
Die Leuchtturmwärter„Der Turm wird leer stehen, er wird um die Kameradschaft und Brüderlichkeit vergangener Jahre trauern, die einmal in ihm gediehen, und die Menschen werden nie wieder an diesem Ort Leben können.“
Inhalt/ ...
„Der Turm wird leer stehen, er wird um die Kameradschaft und Brüderlichkeit vergangener Jahre trauern, die einmal in ihm gediehen, und die Menschen werden nie wieder an diesem Ort Leben können.“
Inhalt/ Meinung
Diese Geschichte war wie für mich gemacht, denn eine mystische Ausgangssituation und ein stimmiger Background haben sogleich mein Interesse geweckt. Die Autorin Emma Stonex wurde zu diesem Roman, welcher zugleich ihr Debüt ist, auf Grund des rätselhaften Verschwindens dreier Leuchtturmwärter auf den Flannan Isles inspiriert. Und so versetzt sie den Leser weit hinaus auf einen Leuchtturm vor der Küste Cornwalls, in dem der Oberwärter Arthur Black, seine zweite Hand Bill Walker und der Hilfswärter Vincent Bourne ihren täglichen Dienst verrichten. Doch keiner der drei Männer kehrt jemals vom Turm zurück und ihre Leichen werden niemals gefunden. Fast zwanzig Jahre nach der Tragödie, trifft sich ein Autor nun mit den hinterbliebenen Frauen und versucht durch seine später Recherchen Licht in das Dunkel zu bringen.
Dieses Buch konnte mich auf Grund seiner Handlung und Erzählweise begeistern, denn es ist ausgesprochen vielseitig und perspektivenreich. Trotz der Tatsache, dass hier ein längst vergangenes Schicksal aufgerollt wird und die Handlung mehr ein Echo als eine wirkliche Aktivität zu sein scheint, wirkt der Plot spannend, authentisch und explosiv. Zum Glück halten sich auch die mystischen Ansätze in Grenzen, vielmehr entfaltet sich ein Gespinst aus Lügen, Vorwürfen und persönlichen Verfehlungen, die alle Akteure und auch ihre Frauen miteinander verbindet. Schon bald kristallisieren sich mehrere Möglichkeiten heraus, wie es dazu kommen konnte, dass alle drei Männer nicht wieder zurückkamen. Das Dramatische dieser Erzählung leuchtet aber mehr aus der Vergangenheit heraus und hat seine mörderische Brisanz im Laufe der Jahre verloren.
Zwischen den Zeilen kann man sich in die einsame, trügerische Lebensweise der Leuchtturmwärter hineinversetzen, spürt ihren Beweggründen nach, warum sie überhaupt in dieser kargen Einöde leben, anstatt bei ihren Frauen. Und durch die Gegenwartshandlung entwickelt sich die zweite Ebene der Geschichte, der ebenjenen Ehefrauen die Möglichkeit gibt, über das Verbleiben ihrer Männer zu spekulieren. Jede von ihnen hat eine andere, eine ganz eigene Wahrheit und der Leser bekommt die Möglichkeit das tatsächliche Geschehen von damals zu rekapitulieren und stellt dabei fest, dass drei Wahrheiten nicht genug sind und doch alles Relevante in ihnen verborgen liegt.
Fazit
Ich vergebe sehr gute 5 Lesesterne für diesen stimmigen, perspektivenreichen Roman über mehrere Dramen in zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Wunsch Einzelner, der Verantwortung zu entfliehen und sei es nur, indem sie sich abkapseln und den Gesprächen aus dem Weg gehen. Besonders die ausdrucksstarke Schreibweise und die unterschwelligen Gefühle haben es mir angetan, so dass ich diesen Roman als abwechslungsreich und besonders kennzeichnen möchte – ein Buch, welches mit wenigen Akteuren auskommt und diese für den Leser erlebbar macht.