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Veröffentlicht am 14.04.2023

Behäbig wie ein Dickhäuter

Dalee
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Ich liebe es, mit Büchern ferne Länder zu bereisen, in denen ich noch nicht war. Im Falle der Andamanen bin ich nach der Lektüre dieses Buches aber auch ziemlich froh, dass es mich bisher noch nicht dorthin ...

Ich liebe es, mit Büchern ferne Länder zu bereisen, in denen ich noch nicht war. Im Falle der Andamanen bin ich nach der Lektüre dieses Buches aber auch ziemlich froh, dass es mich bisher noch nicht dorthin verschlagen hat.

Bellinis Vater ist Mahut, ein ehrwürdiger Elefantenführer. Mit seinem großen Grauen Dalee verdient er das Geld für die Familie. Als er ein verlockendes Angebot bekommt, siedelt die Familie gemeinsam mit ihrem Elefanten auf die Andamanen um, um dort ihr Glück zu machen.

Aus Sicht des jungen Bellini wird die Reise und die Erfahrungen der Familie in der scheinbar menschenfeindlichen Umebung dieser Inselgruppe geschildert. Dabei merkt man, dass der Autor bisher als Auslandsreporter unterwegs war und auf seinen Reisen so einige Geschichten erlebt hat, die ihn zu seinem ersten Roman inspiriert haben.

Das Buch ist gefüllt mit einer Vielzahl von Erlebnissen und Annekdoten, die die Familienmitglieder und ihre Freunde und Bekannten zu erzählen haben. Darunter leidet allerdings der rote Faden und die Nachvollziehbarkeit des Plots etwas.

Man lernt unheimlich viel über die indische Kultur und die Tradition der Elefantenpflege, allerdings fehlt der Geschichte ein wenig die Spannung.

Der Autor steht auf blumige Worte und hat einen sehr ausschweifenden Erzählstil. Das lässt die Szenen wirklich lebendig werden, nimmt aber auch sehr viel Geschwindigkeit heraus.

So wird die Geschichte behäbig wie ein Dickhäuter, authentischer geht es wohl nicht.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Ein ernstes Thema realistisch eingefangen

Fremde Federn
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Dieses Buch ist für alle, die sich schon einmal mit pflegebedürftigen Familienmitgliedern konfrontiert sahen, und für jene, die sich schon mal mit dem Gedanken anfreunden wollen, dass dieses Thema eventuell ...

Dieses Buch ist für alle, die sich schon einmal mit pflegebedürftigen Familienmitgliedern konfrontiert sahen, und für jene, die sich schon mal mit dem Gedanken anfreunden wollen, dass dieses Thema eventuell mal auf sie zukommen könnte. Ach, eigentlich ist es das perfekte Buch für alle! Denn man möchte sich ungern in derselben Situation wiederfinden wie Tom.

Tom wurde befördert und darf nun eine leitende Position in einer der Außenstellen seiner Firma einnehmen. Dafür zieht er zurück in seinen Heimatort und ins Haus seiner Großmutter. Er spart Mietkosten und Rosmarie bekommt eine kleine Unterstützung im Haushalt. Mit dem Alter und nachdem ihr Mann gestorben ist, fällt es ihr immer schwerer, sich alleine um das große Haus zu kümmern. Dass sie immer vergesslicher wird, fällt anfangs kaum auf. Doch nach einem verhängnisvollen Unfall kann sich Tom nicht mehr alleine um sie kümmern und beide sind auf eine 24h-Pflege angewiesen.

Es ist einerseits spannend zu beobachten, wie Tom den Spagat zwischen Vollzeitjob in leitender Position und Pflege seiner Großmutter versucht und zwangsläufig daran scheitern muss.

Andereseits fängt Alina Lindermuth auf wirklich authentische Art und Weise die vielen Hürden und Rückschläge ein, die mit einer pflegebedürftige Person einhergehen. Da sind zum einen die organisatorischen Grenzen und Zwänge, die auf die Angehörigen einprasseln. Viel mehr ist es aber auch die psychische Belastung, die permanent im Hintergrund droht. Die Hilflosigkeit und Machtlosigkeit, ebenso wie der schwindende Kontakt zu seinem Vertrauten.

Die Autorin schafft es, dieses ernste Thema zum einen realistisch darzustellen und trotzdem die Leichtigkeit im Schreiben und Erzählen nicht zu verlieren. Für mich ein absolutes Highlight!

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Sprachgewaltig nichtssagend

Männer sterben bei uns nicht
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Ohne Frage, sprachliche Akrobatik kann die Autorin. Ihre Sätze sprühen vor Finesse, sie hat wirklich ein Händchen für Metaphern. Das bringt leider nur alles nichts, wenn darunter der Inhalt leidet.

Luise ...

Ohne Frage, sprachliche Akrobatik kann die Autorin. Ihre Sätze sprühen vor Finesse, sie hat wirklich ein Händchen für Metaphern. Das bringt leider nur alles nichts, wenn darunter der Inhalt leidet.

Luise wächst zusammen mit Mutter und Großmutter Vera bei der Großmutter auf dem Anwesen auf. Schwester Leni wird früh aufs Internat geschickt, Tante und Cousine sieht sie oft nur am Wochenende. Nur die Männer der Familie bleiben ihr immer unbekannt. Als die Großmutter stirbt, treffen sich die Frauen der Familie wieder.

Und damit wäre tatsächlich schon fast alles über dieses Buch gesagt, was es zu sagen gibt. Die Erzählung springt zwischen diesen beiden Ereignissen hin und her. In Rückblenden erhält man Einblicke in die Beziehung der Frauen untereinander und ich muss ehrlich sagen, dass ich selten so froh war, nicht Teil davon zu sein.

Obwohl die Männer so dermaßen abwesend und die Frauen Zeit ihres Lebens auf sich gestellt sind, schaffen sie es einfach nicht, eine gesunde Beziehung zueinander aufzubauen. Jede hat Probleme jeder und die Frauen scheinen innerlich immer mehr zu sterben, solange sie auf diesem Anwesen leben, unter der Herrschaft der strengen Großmutter.

Ich kann ehrlich nur schwer sagen, was genau mir die Autorin mit ihrem Buch sagen wollte. Nicht, dass mir das Buch nicht auf einer gewissen Ebene zugesagt hätte. Aber so wirklich zufrieden war ich zum Schluss trotzdem nicht mit den Gefühlen, die es mir vermittelt hat.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Ohne Worte

Morgen, morgen und wieder morgen
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Es gibt diese Bücher, für die findet man nur sehr schwer Worte. Weil sie einen nicht berühren können oder ,wie in diesem Fall, weil sie einen durch eine ganze Gefühlsachterbahn schicken und dann im freien ...

Es gibt diese Bücher, für die findet man nur sehr schwer Worte. Weil sie einen nicht berühren können oder ,wie in diesem Fall, weil sie einen durch eine ganze Gefühlsachterbahn schicken und dann im freien Fall loslassen.

Als sich Sadie und Sam an der Universität wiedersehen, haben sie schon das erste Mal den Kontakt zueinander verloren. Als Kinder haben sie sich dank Mario Kart angefreundet, nun als junge Erwachsene wird sie erneut die Liebe zu Computerspielen zueinander führen und damit ein erfolgreiches, Jahre andauerndes Miteinander begründen.

Ich sage betont nicht "Freundschaft", denn es fällt mir auch nach 560 Seiten noch sehr schwer, ihrer Beziehung einen Namen zu geben. Sie ist sehr stark geprägt von Missverständnissen, fehlender Kommunikation und anderen allzu menschlichen Problemen.

Das ist auch eines der Probleme, die dieses Buch meiner Meinung nach hat. Es will einfach zu viel; zu viele Themen ansprechen, zu viele Interessen berücksichtigen. Von Toxizität über Behinderung, Female Empowerment und Imigration bis zu Depressionen und Rassismus ist so ziemlich alles dabei.

Dabei schafft die Autorin es leider nicht, all diesen Themen den gebührenden Raum einzuräumen, vieles wird angerissen und eingeschoben, ohne einen spürbaren Mehrwert für die Storyline zu bieten oder erkennbar fortgeführt zu werden.

Der Erzählstil ist zu sprunghaft, springt zwischen Themen und Zeitebenen und verliert dabei leider zu oft den roten Faden aus den Augen.

Zu allem Unglück kommen dabei die Emotionen einfach zu kurz. Die Autorin schafft es einfach nicht, glaubhaft zu vermitteln wie sich die Figuren fühlen, was sie bewegt, und das auf den Lesenden zu übertragen.

Ab einem gewissen Punkt fühlt man sich einfach nur noch frustriert und würde den beiden Figuren am liebsten zurufen "Redet doch nur endlich mal miteinander!!!"

Selten haben in einem so vollgepackten Buch die Figuren so verzweifelt nach Worten suchen müssen. Und nun geht es mir ähnlich.

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Spannendes Setting

Anatomy
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Kennt ihr diese Geschichten, die sich nur sehr schwer in eine Schublade packen lassen? Diese hier ist so eine. Sie spielt 1817 in Schottland, hat also ganz starke historische Aspekte. Gleichzeitig entwickelt ...

Kennt ihr diese Geschichten, die sich nur sehr schwer in eine Schublade packen lassen? Diese hier ist so eine. Sie spielt 1817 in Schottland, hat also ganz starke historische Aspekte. Gleichzeitig entwickelt sich aber auch eine kriminalistische Handlung und im Laufe des Buches kommen noch ein paar zarte Fantasy-Aspekte dazu. Ich würde es also als Mischung aus Urban Fantasy und Steampunk bezeichnen und möchte diese Mischung jedem empfehlen.

Hazel wächst in recht behüteten bzw begüterten Verhältnissen auf, der Vater bekleidet einen hohen Rang beim Militär, die Mutter kommt aus adligem Haus. Um ihren Wohlstand zu sichern, ist sie seit ihrer Geburt praktisch mit ihrem Cousin verlobt, ihr Lebensweg scheint vorgezeichnet. Aber Hazel hat ganz andere Ziele, möchte am liebsten Chirurgin werden- für Frauen in dieser Zeit vollkommen undenkbar. So schleicht sie sich heimlich in die Medizinakademie ein und trifft dabei auf Jack, der ihr helfen wird, ihre Ziele zu verfolgen.

Das Buch wird schon auf dem Cover als Liebesgeschichte beworben, wer jetzt aber einen platten "armer Junge verliebt sich in reiches Mädchen"-Plot erwartet, könnte eventuell etwas enttäuscht werden. Vielmehr ist es eine Liebesgeschichte zwischen Hazel und der Medizin. Die Bezieung zu Jack entwickelt sich dabei relativ zart und schüchtern im Hintergrund.

Mit Hazel und Jack hat die Autorin zwei interessante Figuren geschaffen und bricht mit so einigen Konventionen (was ihr wahrscheinlich dadurch ermöglicht wird, dass es ganz klar eine fiktive Zeitschiene ist). Der Fokus liegt ganz klar auf der medizinischen Entwicklung, man sollte also einen etwas abgehärteten Magen beim Lesen mitbringen.

Insgesamt hat sie eine interessante Geschichte mit viel Spannung geschaffen, die sich sehr flott lesen lässt und mit einem recht offenen Ende Hoffnung auf einen Folgeband macht.

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