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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2022

Funktioniert nicht ganz so gut

Miss Kim weiß Bescheid
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Ihr Debut war letztes Jahr wohl in aller Munde und ein durchschlagender Erfolg. Cho Nam-Joo bot einen unheimlich interessanten Einblick in die Gesellschaftsstrukturen eines sehr verschlossenen Landes und ...

Ihr Debut war letztes Jahr wohl in aller Munde und ein durchschlagender Erfolg. Cho Nam-Joo bot einen unheimlich interessanten Einblick in die Gesellschaftsstrukturen eines sehr verschlossenen Landes und legte dabei den Fokus auf die weibliche Hälfte der Bevölkerung.

Mit ihrem neuen Buch knüpft sie direkt an ihr erstes Buch an, erzählt diesmal aber acht unabhängige Geschichten. Man erhält Einblicke in acht verschiedene Leben, einer davon betrachtet die Autorin nach dem Erfolg ihres Buches.

Dabei legt sie verschiedene Gesellschaftsprobleme offen, die alle in Zusammenhang mit der Ungleichbehandlung von Mann und Frau stehen.
Es gelingt ihr, wie schon bei ihrem Vorgänger, meisterhaft mit wenigen Worten unheimlich viel auszudrücken.

Allerdings funktioniert die koreanische Zurückhaltung in Verbindung mit den knappen Texten der Kurzgeschichten nicht ganz so gut wie als Roman. Zu viel bleibt ungesagt oder wirkt nicht prägnant genug. Das Wichtigste wird transportiert, aber der einschlagende Effekt, den man erwartet oder sich zumindest erhofft hat, kommt nciht ganz zur Geltung.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Vergebene Chance

Susanna
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Alex Capus schafft es normalerweise, historischen Stoff aufzugreifen und in ein ansprechendes fiktives Gewand zu verpacken. In seinem neuesten Roman hat er sich Susanna Faesch ausgesucht, die als die Künstlerin ...

Alex Capus schafft es normalerweise, historischen Stoff aufzugreifen und in ein ansprechendes fiktives Gewand zu verpacken. In seinem neuesten Roman hat er sich Susanna Faesch ausgesucht, die als die Künstlerin und Aktivistin Caroline Weldon bekannt wurde.

Susanna wächst als jüngstes von mehreren Geschwistern unter der Regie ihres strengen Vaters in Basel auf, bis die Mutter mit ihr nach New York auswandert. DOrt wächst sie behütet auf und folgt schon früh ihrer Leidenschaft fürs Malen, bis sie in ihren 40ern auf Sitting Bull trifft.

Mit Caroline Weldon hat sich der Autor eine wirklich spannende Frau ausgesucht, die viel Potential für ein spannendes Buch geboten hätte. Leider hält er sich zu lange in ihren weniger fesselnden frühen Jahren auf. So erfährt man zwar, wie sie zu der Frau wurde, die später ins Licht der Öffentlichkeit getreten ist. Dafür bleibt in diesem Roman leider kein Platz mehr für die öffentliche Person. Denn mit dem Aufeinandertreffen von Malerin und Sitting Bull endet der Roman auch schon wieder.

So schafft es Herr Capus zwar, das Interesse an Frau Faesch zu wecken, man ist allerdings auf eigene Recherchen angewiesen, um mehr über die Erlebnisse von Frau Weldon zu erfahren.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Verschenktes Potential

Freiheitsgeld
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Wer würde nicht gerne mal einen Blick in die Zukunft werfen und ein Deutschland in 40 Jahren erkunden? Der in diesem Genre eigentlich erfahrene Autor hat einen Versuch gewagt, der leider nicht viel mehr ...

Wer würde nicht gerne mal einen Blick in die Zukunft werfen und ein Deutschland in 40 Jahren erkunden? Der in diesem Genre eigentlich erfahrene Autor hat einen Versuch gewagt, der leider nicht viel mehr als genau das darstellt.

In Deutschland wurde vor Jahren das Freiheitsgeld eingeführt. Roboter übernehmen mittlerweile die meisten Arbeiten und machen Jobs seitdem in großen Teilen obsolet. Den Menschen fehlt mehr und mehr der Lebenssinn. Und als auch noch der Vater des Freiheitsgeldes tot aufgefunden wird, werden langsam Zweifel laut- zumindest beim Leser.

Klingt eigentlich spannend? Könnte es auch wirklich sein: der Roman bietet einiges an Potential, Eschbach wirft einige interessante Ansätze in den Raum. Leider schafft er es aber nicht, die vielen Ideen zu einem überzeugenden Plot zu stricken. An vielen Stellen wirkt das Ganze gekünstelt, übertrieben.

Dazu bringt er noch eine Vielzahl an Figuren in Stellung, deren Erscheinen oft eher unnötig wirkt, sie bieten kaum Mehrwert für die Story.

Zudem hat Eschbach hier ein paar wirklich altbackene Klischees verbaut, die angesichts des futuristischen Plots einfach nicht überzeugen können.

Der stellenweise Sexismus und die übertrieben körperlichen Szenen schreien beinahe nach "altem weißen Mann", dass es schon fast komisch wirkt. Eigentlich ist es aber nur traurig, denn darüber verliert der Plot an Drive und gipfelt in einem enttäuschenden Finale.

Insgesamt hat man das Gefühl, dass diesem Roman einfach noch etwas Überarbeitung und Inspiration gefehlt hat. Eschbach kann es eigentlich besser, das haben seine bisherigen Bücher oft genug bewiesen.

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Veröffentlicht am 19.10.2022

Protokoll eines Schicksals

Baumschläfer
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Ein kurzer Zeitungsartikel war die Inspiration für Christian Dudas neustes Buch. Dabei entstand weniger ein Roman als mehr ein protokollarisches Zeitzeugnis, mit dem einem verstummten Jungen eine Stimme ...

Ein kurzer Zeitungsartikel war die Inspiration für Christian Dudas neustes Buch. Dabei entstand weniger ein Roman als mehr ein protokollarisches Zeitzeugnis, mit dem einem verstummten Jungen eine Stimme verliehen wird.

Marius Schicksal ist an dem Tag besiegelt, als sein Vater die Mutter tötet und ihn dabei schwer verletzt. Als Opfer häuslicher Gewalt rutschen er und seine Schwester in eine Spirale aus fehlwirkenden Behörden und menschlicher Hilflosigkeit, aus der es nur einen Ausweg gibt.

In akribischer Recherchearbeit hat Christian Duda die letzten Monate eines jungen Mannes recherchiert und aufgeareitet, der unverschuldet in die Mühlen der deutschen Bürokratie gerät. Einer Bürokratie die eigentlich nur helfen will, dabei aber so unflexibel und starr agiert, ohne auf Einzelschicksale gebührend reagieren kann, auch wenn sie es will.

Obwohl die Schilderungen sehr nüchtern und bruchstückhaft dargestellt werden, bekommt man tiefe Einblicke in die Gedanken dieses verstörten, einsamen Jungen, der nie gelernt hat, Hilfe anzunehmen.

Das trifft einen hart, erschüttert immer wieder, vor allem da man von Anfang an ahnt, dass dies kein gutes Ende nehmen kann und wird.

Aber solche Geschichten muss man lesen, denn sie erzählen vom Leben. Einem Leben, das man selbst hoffentlich nie erfahren wird.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Starke Frau

Violeta
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Diese Beschreibung trifft sowohl auf die Autorin als auch ihre Hauptfigur zu. Isabel Allende hat ein Händchen für interessante Frauenfiguren, was sie mit ihrem aktuellen Buch mal wieder unter Beweis stellt.

Violeta ...

Diese Beschreibung trifft sowohl auf die Autorin als auch ihre Hauptfigur zu. Isabel Allende hat ein Händchen für interessante Frauenfiguren, was sie mit ihrem aktuellen Buch mal wieder unter Beweis stellt.

Violeta wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren, mitten in den schlimmsten Auswüchsen der Spanischen Grippe. Als einzige Tochter des begüteten Ehepaares Del Valle wächst sie verhätschelt und verzogen auf, erlebt in ihrem Leben aber auch so einige Tiefschläge. Von denen berichtet sie ihrem geliebten Enkel am Ende ihres ein Jahrhundert überspannenden Lebens.

Isabel Allende hat ein unnachahmliches Talent, die Lebenserfahrung einer einzigen Figur spannend und ereignisreich zu erzählen, dabei die geschichtlichen Ereignisse, die diese erlebt hat, einzuflechten, ohne zu einem Geschichtslehrbuch zu verkommen.

Dabei schafft sie es, ihre Violeta mit Ecken und Kanten zu versehen. Sie ist keine strahlende Madonna im gleißenden Licht, sondern hat ebenso wie jeder normale Mensch auch seine Fehler und Charakterschwächen. Gerade das macht sie zu einer real wirkenden, nachvollziehbaren Frau, zu der man im Laufe der Erzählung eine Beziehung aufbaut.

Auch wenn das Buch einer fiktiven Biografie gleicht, liest sie sich unheimlich spannend und fesselnd, sodass man die 400 Seiten innerhalb kurzer Zeit verschlungen hat und das Buch mit Trauer darum zuschlägt, die Chance verpasst zu haben, diese interessante Frau kennenlernen zu können.

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