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Veröffentlicht am 26.02.2022

Würdiger Nachfolger

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Dass Elizabeth, Ibrahim, Ron und Violet keine normalen Rentner sind weiß man spätestens seit dem Ende des ersten Bandes. Und ich in seinem zweiten Fall kann der Donnerstagsmordclub wieder vollkommen überraschen ...

Dass Elizabeth, Ibrahim, Ron und Violet keine normalen Rentner sind weiß man spätestens seit dem Ende des ersten Bandes. Und ich in seinem zweiten Fall kann der Donnerstagsmordclub wieder vollkommen überraschen und begeistern.

Nicht nur steht auf Elizabeths Türschwelle plötzlich ihr Ex-Kollege und -Ehemann, um sie um Hilfe zu bitten. Er hat der Mafia Daimanten geklaut und bangt nun um sein Leben. Zudem wurde Ibrahim in der Stadt überfallen, was seine Freunde zu Rachegedanken und -taten anstiftet.

Erneut überzeugt das Buch mit liebevoll gezeichneten Figuren und einer klug konstruierten Handlung. Man weiß nie, wie es letztendlich ausgehen wird und wer es denn nun war. Nur eines weiß man sicher: die Ermittlung wird Spaß machen und ein paar unterhaltsame Finten bereit halten. Richard Osman hat einen feinen Sinn für Humor und ein gutes Gespür für Situationskomik, ohne seine Figuren dabei lächerlich zu machen oder die Stimmung durch zu viel Humor zu zerstören. Stattdessen entwickelt er ein feinfühliges Gleichgewicht aus Witz und Tiefgang.

Aus diesem Buch nimmt man nicht nur Unterhaltung, sondern auch die ein oder andere Weisheit fürs Leben mit.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Kein Zustand der Perfektion

The Maid
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Ein ermittelndes Zimmermädchen klingt doch nach einer perfekten Protagonistin für eine Cosy Crime-Geschichte. Dass bei einer solchen Grundlage doch noch so einiges schief gehen kann, beweist Nita Prose ...

Ein ermittelndes Zimmermädchen klingt doch nach einer perfekten Protagonistin für eine Cosy Crime-Geschichte. Dass bei einer solchen Grundlage doch noch so einiges schief gehen kann, beweist Nita Prose mit ihrem Buch eindrucksvoll.

Molly arbeitet als Dienstmädchen im Regency Grand Hotel und bekommt bei ihren täglichen Rundgängen so einiges mit. Nicht zuletzt dank ihres Apsergersyndroms bemerkt sie jede noch so kleine Unstimmigkeit im Verhalten der Hotelbewohner und legt beim Rückversetzen der Zimmer in einen Zustand der Perfektion eine beinahe enervierende Genauigkeit an den Tag. Als sie den berühmtesten Gast des Hauses tot in seinem Zimmer findet, rutscht sie ungewollt in eine knifflige Schnitzeljagd hinein...

Nun könnte man annehmen, dass sie aufgrund ihrer Beobachtungsgabe die geborene Ermittlerin wäre und den Fall innerhalb weniger Augenblicke gelöst hätte. Diese überragende Fähigkeit verträgt sich zum Leidwesen der Geschichte aber nicht mit ihrer grenzenlosen Naivität und Gutgläubigkeit, die einen im Laufe der Geschichte beinahe schmerzt.

Dazu trägt mit Sicherheit auch die Vertonung des Hörbuches seinen Teil bei, denn Anna Thalbach lässt ihre Molly dermaßen weinerlich und jammernd wirken, dass es irgendwann weh tut.

Zudem nimmt sich die Autorin einfach nicht genug Zeit, ihre Figuren auch nur in irgendeiner Weise zu entwickeln und ihnen Tiefe zu verleihen. Von Molly einmal abgesehen strotzen ihre Figuren vor Klischees und Blässe.

Auch der Plott ist denkbar uninspiriert und wenig überraschend. Ich kann mir auch kaum vorstellen, wie die Rahmenhandlung in einem möglichen zweiten Band weitergeführt werden könnte. Für mich ist die Geschichte auserzählt und ich bin wenig interessiert, mehr von Molly zu lesen.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Fließende Übergänge

Der Erinnerungsfälscher
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Als jemand, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, kann ich mich kaum in die Position von Said Al-Wahid versetzen.

Said ist als Junge aus dem Irak geflohen und über unzählige Umwege nach Deutschland ...

Als jemand, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, kann ich mich kaum in die Position von Said Al-Wahid versetzen.

Said ist als Junge aus dem Irak geflohen und über unzählige Umwege nach Deutschland gelangt. Doch auch hier konnte er sich nie vollkommen sicher fühlen. Stattdessen hat er mit Behörden und deren Auflagen zu kämpfen, ebenso wie mit ausländerfeindlichen Anfeindungen. Wen wundert es da, dass sich seine Erinnerungen an diese traumatische Zeit langsam aber sicher verfälschen?

Abbas Khider hat einen beeindruckend poetischen Schreibstil und schafft es bereits auf relativ wenig Seiten, viele verschiedene ernste Themen eindrücklich darzustellen. Während des Lesens bin ich abwechselnd schockiert, bedrückt und peinlich berührt. Meine Heimat durch die Augen eines auf unsere Hilfe angewiesenen Flüchtlings zu sehen schmerzt teilweise mehr als ich zugeben möchte.

Das Buch hätte gut und gerne auch viel mehr Seiten vertragen und ich hätte gerne noc ausführlicher über einzelne Details lesen wollen, empfinde das Buch aber trotzdem als perfekt abgerundet.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Zu konstruiert

Ende in Sicht
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Es gibt gewisse Themen, die lassen sich mit ein wenig Humor und Feingefühl sehr viel besser vermitteln, als wenn sie einen mit der ganzen Härte und Ernsthaftigkeit treffen, die ihnen zu eigen sind. Depressionen ...

Es gibt gewisse Themen, die lassen sich mit ein wenig Humor und Feingefühl sehr viel besser vermitteln, als wenn sie einen mit der ganzen Härte und Ernsthaftigkeit treffen, die ihnen zu eigen sind. Depressionen und Selbstmordgedanken gehören definitiv in diese Kategorie.

Dementsprechend war ich sofort interessiert als ich die Ankündigung zu diesem Buch gelesen habe:

"Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben – doch wollen sie das zusammen auch noch? Tieftraurig, elegant und lakonisch erzählt Ronja von Rönne von zwei Frauen, denen der Tod als letzter Ausweg erscheint: ein unvorhersehbares, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen."

Leider fehlt es dem Buch an so vielem, allem voran der Eleganz, Dramatik und Komik, die einem hier versprochen werden.

Der alternde Schlagerstar Hella und die 15-jährige Juli treffen sich auf der Autobahn, als sich die Jugendliche von einer Brücke stürzt. Was eigentlich ihr Leben beenden sollte, ist der Startschuss zu einem unbequemen Roadtrip mit ungewollten Zwischenstopps und Umwegen.

Ich gebe zu, die Story hat Potential, sehr viel Potential sogar. Allerdings kommen ihr sowohl sehr blasse Figuren in den Weg, zu denen man nur sehr schwer Zugang findet und deren Beweggründe vor allem im Falle der 69-jährigen Hella bis zum Schluss ziemlich im Dunklen bleiben. Auch die Chemie zwischen den Figuren vermisse ich bis zum letzten Kapitel. Wenn man erwartet, dass sich die beiden auf ihrem Trip näher kommen und aufgrund ihrer ähnlichen Ziele genügend Gesprächsstoff haben, so wird man schwer enttäuscht.

Auch die kurzen Abschnitte und schnellen Perspektivwechsel, die die Geschichte mit Recht auflockern, verhindern es, dass bei dem Ganzen Tiefgang entsteht.

Zudem wirken einige Szenen sehr konstruiert wenn nicht sogar deplatziert oder unnötig. Manchmal bekommt man das Gefühl, dass hier auf Zwang Komik erzeugt werden soll, die jedoch einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Mich enttäuscht aber vor allem die Darstellung von Depression und Todeswunsch, da man das Gefühl bekommt, hier eine recht eindimensionale Darstellung präsentiert zu bekommen. Allein das Ende der Geschichte kann mich zumindest zum Teil versöhnen.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Enttäuschend in mehrerer Hinsicht

Unser wirkliches Leben
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Dass Beziehungen nicht immer gut tun und man manchmal seine eigenen Wünsche über die des Partners stellen sollte, ist mit Sicherheit nichts neues und schon lange kein Geheimnis mehr.

Wenn also Imogen ...

Dass Beziehungen nicht immer gut tun und man manchmal seine eigenen Wünsche über die des Partners stellen sollte, ist mit Sicherheit nichts neues und schon lange kein Geheimnis mehr.

Wenn also Imogen Crimp eine solche toxische Beziehung in den Mittelpunkt ihres Romans rückt und dem altbekannten Schema "junge, unsichere Frau trifft auf älteren, gut betuchten Mann und lässt sich von ihm einwickeln" nichts Neues mehr abgewinnen kann, ergibt das letztlich einen sehr langen, etwas ermüdenden Roman, der mich nicht wirklich hinter dem Ofen hervorlocken kann.

Die junge Opernstudentin Anna trifft eines Abends bei ihrem Job als Jazzsängerin in einer Bar auf Max, einen älteren, distinguierten Börsenmakler. Und obwohl er scheinbar kein gesteigertes Interesse an ihr hegt und sie von Anfang an kaum ernst zu nehmen scheint, beginnt sie "etwas" mit ihm.

Von Anfang an schreinen alle Signale, dass dieses Kennenlernen nicht zu einer gesunden Beziehung auf Augenhöhe führen kann. Das sieht jeder, der dieses Buch liest. Warum um alles in der Welt das Anna nicht sieht und sich immer weiter in eine Beziehung hineinsteigert, die nie als Beziehung bezeichnet wird- weder von ihr noch vom ihm- wird mir auf keiner Seite des Romans klar.

Allein dieses Nicht-verstehen-können der Handlunsgweise der beiden enttäuscht mich über die Maßen. Weder erhält man Einblicke in Max' Gefühlsleben und kann dadurch auch nur ansatzweise verstehen, warum er Anna so behandelt wie er es tut. Noch versteht man auch nur irgendwie, warum sie bei im bleibt, obwohl er sie permanent zurückstößt, ihr jegliche Bestätigung verweigert und sie am langen Arm verhungern lässt.

Die größte Enttäuschung ist jedoch das Ende, das (ohne hier allzu viel verraten zu wollen) mich mit den größten Fragezeichen zurücklässt.

Dazwischen stellt sich mir immer wieder die Frage, warum man eine solch nichtsagende Geschichte auf fast 500 Seiten zerren musste. Und ich spreche hier wirklich von Zerren, denn zwischendurch zieht sich das Ganze wie Kaugummi.

Es fehlt an jeglichen Gefühlen oder wenigstens Anziehung zwischen den Figuren. Vielleicht fällt es deshalb auch so schwer, der Handlung zu folgen, weil die Beweggründe für die Handlungsweise der beiden nicht spürbar ist, nicht nachvollzieh- oder erlebbar. Man kann nicht mitfiebern, weil es kein Fieber gibt.

Das trägt mit Sicherheit auch dazu bei, dass beide Figuren unheimlich blass bleiben und sehr schablonenhaft wirken. Über Max erfährt man weiter nichts, als das er ein manipulatives Arschloch ist, dem es gefällt seine Freundin nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, den es aber gleichzeitig auch ärgert wenn sie es tut. Und Anna wirkt mit der Zeit immer rückgratloser, ihrer Ziele und Träume beraubt (von denen man sich aber auch recht unsicher ist, ob sie sie jemals hatte).

Insgesamt reicht das Thema einfach nicht aus, den Roman über 450 Seiten zu tragen. Fesselnder fand ich da tatsächlich die (viel zu kurz gekommenen) Schilderungen des Alltags im Opern-Showbiz.

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