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Veröffentlicht am 15.09.2019

Nachschlagewerk für fantastsische Leseratten

Verrückt nach Karten
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Was für ein liebevoll gestaltetes Nachschlagewerk für kleine und große Abenteurer!

Diesem Buch merkt man von der ersten bis zur letzten Seite die Liebe zur Kartografie und Fantastik an. In verschiedenen ...

Was für ein liebevoll gestaltetes Nachschlagewerk für kleine und große Abenteurer!

Diesem Buch merkt man von der ersten bis zur letzten Seite die Liebe zur Kartografie und Fantastik an. In verschiedenen Abschnitten stellt sich zuerst der Autor mit seiner Leidenschaft vor, gibt erste Einblicke in das Gestalten von (realen) Karten und bindet in folgenden Kapiteln aber auch Wegbegleiter und ihre Meinungen und Erfahrungen mit ein.

Viele der Werke, auf die er sich in seinem Buch bezieht, kommen mir bekannt vor, einige kenne ich selbst dank mehrmaligem Lesen bis ins kleinste Detail und kann seine Erläuterungen deshalb besonders gut nachvollziehen. Doch oft werden auch Bücher vorgestellt, von denen ich bisher noch nichts gehört habe. In diesen Kapiteln ist es mir leider sehr schwer gefallen, die vielen Bezüge und Annekdoten zu verstehen, die in die Texte eingestreut wurden.

Mir hätte es allerdings besser gefallen, wenn der Autor (dabei kann ich ihn ja verstehen; er ist offensichtlich großer Fan der Werke, die er bespricht) sich manchmal etwas kürzer gefasst hätte oder stärkeren Bezug auf die Karten hergestellt hätte. Er schweift oft ab und verliert sich in Details, die mit Sicherheit sehr interessant, aber nicht immer notwendig gewesen wären.

Insgesamt ist es definitiv kein Buch, dass man in einem Rutsch durchliest; darauf deutet aber auch schon die Aufmachung hin. Es ist vielmehr ein Nachschlagewerk, in dem man blättern und entdecken kann. Dank des großen Formates und der (meistens) sehr großzügig gewählten Abbildungen der Karten fällt es nicht schwer, auch Details zu erkennen.

Veröffentlicht am 15.09.2019

Großes Potential

Washington Black
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Mir fällt es sehr schwer, meine Leseeidrücke zu "Washington Black " in Worte zu fassen.

Zu Beginn entwickelt das Buch einen unheimlichen Sog und zieht uns direkt hinein in das Leben des kleinen Washington ...

Mir fällt es sehr schwer, meine Leseeidrücke zu "Washington Black " in Worte zu fassen.

Zu Beginn entwickelt das Buch einen unheimlichen Sog und zieht uns direkt hinein in das Leben des kleinen Washington Black, der 1830 als elternloser, schwarzer Sklave auf einer Plantage aufwächst und das Leid und die Unterdrückung der Schwarzen von klein auf am eigenen Leib zu spüren bekommt. Sein Leben ist geprägt von Entbehrung, Gewalt und Misgunst selbst unter den Mitleidenden, aber auch von schwach erblühendem Vertrauen, als der Bruder des Masters ihn als Gehilfen für seine wissenschaftlichen Projekte erwählt. Aber auch dieses vergleichsweise sicheres Leben wird durch einen Schicksalsschlag erschüttert und zwingt den zwölfjährigen Wash zur Flucht...

Gerade dieser erste Abschnitt zeigt mit seiner amtosphärischen Dichte und dem fast fühlbaren Leid, das er verströmt, das literarische Potential, das in diesem Buch steckt.

Frau Edugyan lässt den jungen Wash seine eigene Geschichte erzählen und fängt den Leser dadurch gekonnt ein. Mich berührte vor allem die emotionale Abgestumpftheit, mit der ein Kind von solch geballter Gewalt erzählt ohne deren Bedeutung überhaupt vollständig erfassen zu können.
Allein mit der Schilderung des Lebens auf der Plantage hätte man ein ganzes Buch füllen können.

Doch der Stil und Atmosphäre der Geschichte ändern sich fühlbar als sich Wash mit Titch, seinem Master und Gefährten, auf die Flucht wagt.

Diese inhaltliche Wende bedeutet für mich auch insgesamt den großen Wendepunkt des Buches, ab dem es immer mehr Potential verschenkt und mich als Leser immer weniger gefangen nehmen kann.

Zu oft werden Personen eingeführt, die wie Glühwürmchen kurz aufleuchten, um dann schnell wieder aus dem weiteren Verlauf der Geschichte zu verschwinden.

Manches Stilmittel wird einfach zu oft verwendet, was die Geschichte teilweise schon zu vorhersehbar wirken lässt.

Am unerträglichsten aber sind für mich die teilweise zu gewollt wirkenden Andeutungen, die einfach nicht aufgeklärt werden. Bestes Beispiel, das mich auch am meisten stört, ist einfach das Ende, in das ich so viel hineininterpretieren kann, ohne eine Antwort auf meine Vermutungen zu bekommen.

Insgesamt ist es eine Geschichte, die erzählt werden sollte, weil sie wichtige Themen anschneidet. Die aber gleichzeitig ziemlich viel Potential verschenkt und anfangs vielleicht Erwartungen schürt, die sie letztendlich nicht erfüllen kann. Abseits davon ist sie einfach ein unterhaltsamer Abenteuerroman, mehr aber auch nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 02.09.2019

Viel Kraft klein verpackt

Wie man einen Toaster überlistet
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Als ich dieses Buch in meiner neuen Lieblings-Fantasybuchhandlung entdeckt habe, hielt ich es für eine spannende, kurzweilige SciFi-Geschichte. Von der Länge her genau das richtige für eine Zugfahrt oder ...

Als ich dieses Buch in meiner neuen Lieblings-Fantasybuchhandlung entdeckt habe, hielt ich es für eine spannende, kurzweilige SciFi-Geschichte. Von der Länge her genau das richtige für eine Zugfahrt oder einen Wochenendausflug. Umso mehr hat es mich überrascht.

Denn diese Novelle ist so viel mehr als ein Lückenfüller, etwas, das man kurz dazwischenschiebt. Die Geschichte über Küchengeräte, die dank Programmierung nur noch Lebensmittel bestimmter Hersteller akzeptieren, erscheint mir weniger Fiktion als bereits Realität. Man muss dabei doch nur an Amazon oder Netflix denken. Wie weit der Schritt von Luxusartikeln wie Literatur oder Streaming zu Grundnahrungsmitteln ist, kann man sich ja selbst ausrechnen.

Viel wichtiger ist aber der gesellschaftskritische Standpunkt, den das Buch vertritt. So kann man sich den Luxus einer freien Wahl über Lebens- oder Ernährungsweise nur erlauben, solange man die nötigen finanziellen Mittel oder den entsprechenden sozialen Rang hat.

Cory Doctorow schafft es, diese Thematik knapp und unterhaltsam aufzubereiten, ohne dabei schulmeisterlich zu wirken. Er hat seiner Geschichte genau den Raum gegeben, den sie benötigt hat, um seinen Standpunkt klar zu machen. Mehr ist dazu einfach nicht zu sagen!

Veröffentlicht am 15.08.2019

Behind the glamour

So schöne Lügen
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Diese Covergestaltung ist einfach nur perfekt- glitzernd, glänzend, eyecatchy weckt es den unbedingten Wunsch im Leser, dieses Buch besitzen zu wollen- und steht damit sinnbildlich für dessen Inhalt.

Denn ...

Diese Covergestaltung ist einfach nur perfekt- glitzernd, glänzend, eyecatchy weckt es den unbedingten Wunsch im Leser, dieses Buch besitzen zu wollen- und steht damit sinnbildlich für dessen Inhalt.

Denn bei "So schöne Lügen" geht es um zwei junge Frauen, die unetrschiedlicher nicht sein könnten. Lavinia ist das strahlend schöne, leichtlebige Gör reicher Eltern, dass nie gelernt hat, sich sorgen um Lebensunterhalt oder ähnlich triviale Dinge zu machen. Als sie Louise trifft, die sich mühsam mit drei Jobs über Wasser hält und versucht, so ihre heruntergekommene Hinterhofbude zu finanzieren, ist es Faszination auf den ersten blick. Louise bringt Abwechslung in den fast schon langweilig aufregenden Alltag Lavinias und so entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, die sich schnell in unschöne Extreme steigert.

Die Autorin lässt uns in ihrem Buch schnell hinter die glänzende Fassade der rich kids New Yorks blicken und zeigt die Abgründe auf, die sich im Leben gelangweilter Mittzwanziger auftun, die über zu viel Geld und Einfluss verfügen.

Die Beziehung zwischen den beiden Frauen als Freundschaft zu bezeichnen, ist für meinen Geschmack ein schlechter Witz, scheint es für mich doch eher eine ungesunde Abhängigkeit, die für Louise schon beinahe in Leibeigenschaft endet.

Die Figuren der Geschichte bleiben zum Glück alle durch die Bank weg unsympathisch, unnahbar und wirken übersättigt. Schlimmer wäre es für mcih gewesen, ich hätte zu einer davon auch nur irgendwelche Verbindungen aufbauen können.
Es ist so schon schwer genug zu ertragen, als unbeteiligter Beobachter die Abwärtsspirale zu betrachten.

So wie Lavinia Louise vereinnahmt, so nötigt mir aber auch der Schreibstil ungeteilte Aufmarksamkeit ab. Das Buch lässt sich wirklich nicht leicht lesen; ist nichts, was man zwischendurch für ein paar Seiten in die Hand nimmt. Am besten, man widmet ihm ein Wochenende, um die Intensität der Geschichte voll auskosten zu können.

Fazit:
So anziehend das Buch von außen wirkt, so abstoßend scheint die Geschichte auf den Leser zu wirken.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Tiefe Einblicke

Die geheime Mission des Kardinals
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"Die italienische Botschaft in Damaskus bekommt ein Olivenfass geliefert. Darin findet sich die Leiche eines Kardinals, der auf geheimer Mission in Syrien unterwegs war. Der syrische Komissar Barudi ermittelt ...

"Die italienische Botschaft in Damaskus bekommt ein Olivenfass geliefert. Darin findet sich die Leiche eines Kardinals, der auf geheimer Mission in Syrien unterwegs war. Der syrische Komissar Barudi ermittelt in Zusammenarbeit mit seinem italienische Kollegen Mancini und fallen dabei islamistischen Terroristen in die Hände."

Wenn ich eine solche Buchbeschreibung lese, muss ich unwillkürlich sofort an Dan Brown und atemlose Verbrecherjagden durch die halbe Weltgeschichte denken.

Das wäre aber im Falle von Rafik Schamis Buch vollkommen falsch gedacht. Ja, es gibt diesen ominösen Mord, den Barudi, kurz vor seiner Pensionierung stehend, auch aufklären will. Er dient aber leider eher als Erzählkonstrukt, an dem zahlreiche Aspekte der syrischen Kultur und Mentalität aufgehängt werden. Man erhält Einblicke in die Kochkunst des Landes ebenso wie in politische Verwaltungsstrukturen und sämtliche Glaubensgemeinschaften, die in Syrien offenbar nicht nur zahlreich sind, sondern sich auch überwiegend feindlich gegenüberstehen. Teilweise fehlte mir einfach der rote Faden, der angesichts der Detailverliebtheit des Autors bitter nötig gewesen wäre. Die Lösung des Falles gerät mehr und mehr in den Hintergrund und wird zum Ende des Buches hin doch recht stiefmütterlich behandelt und irgendwie undurchsichtig aufgelöst.

Ganz furchtbar fand ich auch die Beschreibung der einzelnen Figuren bzw deren Interaktion. Zum einen die Jovialität, mit der Vorgesetzte ihre Untergebenen behandeln, fand ich sehr unangenehm und die Liebesgeschichte des jahrelang verwitweten Komissars, der urplötzlich dank eines Gespräches die große Liebe zu einer Frau wiederentdeckt? An der Stelle hatte man den Anschein, als wäre angesichts der Fülle an (manchmal nebensächlichen) Informationen kein Platz mehr für die Entwicklung einer Beziehung gewesen (zumal sie für die Geschichte auch vollkommen unnötig war).

Fazit:
Das Buch lebt und atmet den Dreck und Staub Syriens auf jeder Seite. Ob dafür aber der Kriminalfall nötig gewesen wäre, bleibt für mich fragwürdig. Rafik Schami ist nicht ohne Grund als begnadeter Geschichtenerzähler bekannt und nicht als Krimiautor!