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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2021

gefühlvoll und leidenschaftlich

One Last Song
1

Die 21-jährige Riley lebt seit 1,5 Jahren in New York und versucht dort, ihren Traum von der Musical-Karriere zu verfolgen. In einem halben Jahr läuft ihr Ultimatum aus, doch Riley hat viel zu viel damit ...

Die 21-jährige Riley lebt seit 1,5 Jahren in New York und versucht dort, ihren Traum von der Musical-Karriere zu verfolgen. In einem halben Jahr läuft ihr Ultimatum aus, doch Riley hat viel zu viel damit zu tun, zu Jobben, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sodass sie kaum genug Zeit für Gesangsunterricht hat. Bei einem dieser Jobs trifft sie auf die Mitglieder einer berühmten Band. Diese Begegnung wird ihr Leben verändern…

Das Buch hat mir total gut gefallen. Die Geschichte ist sehr gefühlvoll und insgesamt eher ruhig, überzeugt aber mit der ganzen Atmosphäre.

Es gibt auf der einen Seite Riley, die zwar für ihren Traum kämpft, aber so viele Rückschläge erleidet und zwischen all ihren Jobs kaum genug Zeit und Geld für intensives Training hat. Der Druck, Erfolgserlebnisse zu erlangen, schlägt sich natürlich auch auf ihre Leistung nieder…
Riley ist super sympathisch, freundlich und loyal. Durch Zufall gerät sie in Ereignisse, aus denen sie Profit schlagen könnte, doch sie bleibt sich selbst treu.

Auf der anderen Seite ist Julian, Gitarrist und Sänger einer bekannten Band, der ebenfalls unter starkem Druck steht. Die Band muss dringend wieder einen Hit landen, während die Medien sich auf jede Bewegung der Band stürzt. Zudem verfolgen Julian Ereignisse aus der Vergangenheit, die es ihm schwer machen, Menschen zu vertrauen.

Beide Figuren schildern die Erlebnisse und ihre Gefühle abwechselnd aus der Ich-Perspektive. Dank des gefühlvollen Schreibstils, ist es leicht, sich in sie hineinzuversetzen. Beide zeigen ganz unterschiedliche Facetten von sich, was sie zu interessanten, sympathischen Figuren macht.

Als Julian und Riley aufeinandertreffen, lässt es beide nicht kalt. Der Erwartungsdruck, der auf unterschiedliche Art auf beiden lastet, die wenige Freizeit, die ihre Jobs ihnen lässt, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und das Wissen um Zukunft bzw. Vergangenheit stehen zwischen ihnen.
Die langsame Annäherung, die von Fortschritten und Rückschlägen durchzogen ist, ist schön zu verfolgen. Die beiden sind sehr süß zusammen, beide profitieren auf unterschiedliche Art voneinander. Sie harmonieren gut, daher mochte ich die gemeinsamen Szenen besonders gern.

Wie es sich bei einer Rockband „gehört“, gibt es rund um die Stars einige Skandale, die für größeren und kleineren Ärger und Aufregung sorgen.
Der Handlungsverlauf ist nicht unbedingt überraschend, kleinere Wendungen gibt es aber schon.

Die Figuren sprühen vor Liebe und Leidenschaft zur Musik, was durch den Schreibstil übertragen wird. Songs spielen eine große Rolle – dementsprechend gibt es auch längere Passagen englischer Songtexte, denen ich mit meinem eingerosteten Englisch zwar halbwegs folgen konnte, sie irgendwann aber nur noch überflogen habe. Eine Übersetzung dazu gibt es nicht. Wer also kein Englisch beherrscht… In einer Rezension habe ich gelesen, dass das Hörbuch tatsächlich Songs beinhaltet. Die muss ich mir unbedingt noch anhören.

Auch viele der vielseitigen Nebencharaktere mochte ich super gern. Hier deuten sich auch einige schwierige Schicksale an. Jede/r hat auf ganz unterschiedliche Weise mit seinen Träumen und Enttäuschungen zu kämpfen. Ich freue mich daher bereits auf die weiteren Bände, in denen einige dieser Figuren ins Zentrum rücken.

Fazit

Eine Geschichte über Träume und Rückschläge, über Erwartungsdruck und harte Arbeit, um ans Ziel zu gelangen, über die Liebe zur Musik und Schattenseiten des Ruhms. Riley und Julian sind sympathische Charaktere, die gut miteinander harmonieren, obwohl es so viel gibt, was gegen eine nähere Bindung der beiden spricht. Die Geschichte schafft es, trotz nur kleiner Überraschungen und mit nur wenigen Minidramen einfach mit seiner angenehmen Atmosphäre und den leidenschaftlichen Figuren zu fesseln.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.01.2021

gefühlsgeladen

Love is Bold – Du gibst mir Mut
0

2. Band. Die Geschichte ist eigenständig, allerdings sind sämtliche Figuren bekannt und es wird auf einige vergangene Ereignisse Bezug genommen.

Die Geschichte von Jasper und Bonnie hat mich schon im ...

2. Band. Die Geschichte ist eigenständig, allerdings sind sämtliche Figuren bekannt und es wird auf einige vergangene Ereignisse Bezug genommen.

Die Geschichte von Jasper und Bonnie hat mich schon im ersten Band, wo beiden als Nebenfiguren auftauchen, interessiert, sodass ich gespannt auf das Buch war.

Die Ausgangssituation ist besonders:

Bonnie ist schon ewig in Jasper verliebt. Allerdings war Jasper mit ihrer besten Freundin Blythe zusammen. Die beiden waren verheiratet und haben zwei Kinder. Dann ist Blythe gestorben. Seit vier Jahren ist Jasper ein alleinerziehender Witwer. Und mindestens genauso lange schon quält sich Bonnie mit Schuldgefühlen gegenüber Blythe.

Die ganze Situation ist wie gemacht für intensive Gefühle – und davon gibt es, vor allem im zweiten Teil des Buches, auch etliche.
Japser und Bonnie quälen sich mit ganz unterschiedlichen Sorgen, die beide abwechselnd aus der Ich-Perspektive schildern. Jasper beginnt sich nach der langen Zeit der Trauer langsam wieder zu öffnen und etwas mehr am Leben teilzunehmen. Dabei beginnt er auch, Bonnie mit anderen Augen wahrzunehmen.
Diese allerdings steigert sich so in ihre Schuldgefühle hinein, dass sie keinerlei Nähe zulassen kann. Die langsame Annäherung beider Figuren, die mal Fort- und dann wieder Rückschritte machen, hat mit gut gefallen. Ihre Gedanken und Gefühle sind nachvollziehbar geschildert.

Besonders gefallen hat mir auch das Verhältnis zu den beiden Kindern, mit denen unglaublich liebevoll und verständnisvoll umgegangen wird. Hier gab es viele kleine berührende Momente.

Insgesamt hat mir das Buch auch besser gefallen als der Vorgänger. Die Geschichte ist intensiver und emotionaler und kommt ohne künstlich aufgebauschte Dramen aus.

Ebenfalls toll ist, dass Hugo – der schräge Rentner aus Band 1 – nun Teil der Familie ist und nicht mit seinen hugotypischen Weisheiten spart.

Auch Link und Franzi sind als Freunde wieder mit dabei, sodass auch ihre Geschichte am Rande weiterläuft.
Die Handlung für Band 3, in dem Curtis die Hauptrolle spielt, deutet sich nebenbei bereits an.

Fazit

Sehr gefühlsgeladene, oft berührende Geschichte, die vor allem durch die zwei Kinder und Hugo eine besondere Note bekommt. Aber auch Jasper und Bonnie sind sympathische Charaktere, deren Kummer intensiv und nachvolziehbar geschildert ist, sodass ich durchweg mit ihnen mitgefiebert habe.

Veröffentlicht am 31.12.2020

Super süße Story, aber…

Girl At Heart
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Cinder und Ella habe ich geliebt – so eine unglaublich emotionale und berührende Geschichte. V is for Virgin konnte mich hingegen nicht überzeugen. Nun waren meine Erwartungen an Girl at Heart wieder hoch.

Charlie ...

Cinder und Ella habe ich geliebt – so eine unglaublich emotionale und berührende Geschichte. V is for Virgin konnte mich hingegen nicht überzeugen. Nun waren meine Erwartungen an Girl at Heart wieder hoch.

Charlie ist eigentlich eine spannende Figur. Sie spielt Baseball – vor allem in Büchern, wenn es überhaupt vorkommt, ein Männersport. Und auch an ihrer Schule ist sie damit ein Sonderling.
Doch leider hatte ich direkt zu Beginn genau deswegen auch meine Probleme mit Charlie. Sie beschließt nämlich, dass sie mädchenhafter werden will. Dabei gibt es immer wieder Formulierungen wie „normales Mädchen“ und „Mädchenkram“, was mich mit der Zeit gestört hat, weil dadurch sehr enge, stereotype Muster erzeugt werden, wie Mädchen und Jungen zu sein haben. Und ich fand es sehr schade, dass Charlie sich selbst in diese Schublade stecken möchte.

Ausgangspunkt ihrer persönlichen Krise ist, dass ihre Freunde – Jungs und Teamkameraden – sie nicht als Mädchen wahrnehmen, sondern als Kumpel. Die Vorstellung, dass Charlie „etwas mädchenhaftes“ tun oder anziehen könnte, sorgt für Stirnrunzeln oder Lacher.
Charlie ist dementsprechend verletzt, besonders da sie für einen der Jungen Gefühle hat. Eine Veränderung muss also her.

Es fällt mir schwer, spoilerfrei zu beschreiben, warum mir das Buch wir gefallen hat.
Positiv zu erwähnen ist auf jeden Fall mal wider Kelly Orams-Erzählstil. Dieser ist gewohnt flüssig und anschaulich. Charlie schildert ihre Erlebnisse aus der Ich-Perspektive und gibt dabei viele Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Allerdings wiederholt sie sich dabei leider etwas oft.

Es entwickelt sich eine super süße Geschichte über Freundschaft, Selbstfindung und Liebe, die mich letztlich definitiv in ihren Bann ziehen konnte, auch wenn ich immer wieder mit verschiedenen Begebenheiten gehadert habe.
Dabei stört mich vor allem diese Stereotypenzuweisung, die über das ganze Buch hinweg vollzogen wird. Obwohl Charlie immer wieder aus den Verhaltensweisen eines „typischen Mädchens“ ausbricht, wird mir ein zu enges Bild geschaffen, wie „normale Mädchen“ zu sein haben. Erst ganz am Ende relativiert Charlie selbst das geschaffene Bild ein wenig, in dem sie ihre Gefühle genauer bzw. einfach anders beschreibt. Hier hätten meiner Meinung nach im ganzen Buch etwas andere Formulierungen gewählt werden müssen.

Nichtsdestotrotz ist es ein tolles, am Ende auch berührendes Buch, das zwar nicht an Cinder & Ella herankommt, mich aber dennoch – trotz aller Kritik – gut unterhalten konnte.

Fazit

Dass Charlie beschließt, mädchenhafter werden zu wollen, erzeugt in der Geschichte für mich leider sehr enge, stereotype Bilder, wie Mädchen und Jungen zu sein haben, die ich sehr unglücklich beschrieben finde. Zum Glück findet Charlie einen Weg, sich selbst nicht in diese engen Schubladen zu stecken, die sie entwirft. Und so ist die Geschichte von Charlies Selbstfindung und Veränderung dennoch toll zu lesen, was sowohl an dem anschaulichen Schreibstil als auch an den sympathischen Figuren liegt. Auch die Problematik, wie schwer es Frauen in einem männerdominierten Sport haben können, schwingt durchweg mit. Die ganze Situation ist recht gefühlsgeladen und so wird das Buch zum Schluss sogar noch sehr berührend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 20.12.2020

unfertig

Elchtage
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Johanna geht nun in die siebte Klasse. Zu ihrer ehemals besten Freundin hat sie kaum noch Kontakt. Die hängt jetzt nämlich mit den „coolen Mädchen“ rum und interessiert sich neuerdings für Jungs. Johanna ...

Johanna geht nun in die siebte Klasse. Zu ihrer ehemals besten Freundin hat sie kaum noch Kontakt. Die hängt jetzt nämlich mit den „coolen Mädchen“ rum und interessiert sich neuerdings für Jungs. Johanna ist lieber im Wald unterwegs und beobachtet die Elche, die an ihrer kleinen Waldhütte vorbeikommen. Langweilig wird ihr dort nicht, denn als Elchjäger auftauchen, steckt Johanna plötzlich in einem unerwarteten Abenteuer…

Ich mag Johanna, die sich nichts aus Klamotten und der Meinung der anderen macht. Sie ist natürlich und sich selbst treu. Sich für andere zu verändern, kommt für Johanna nicht infrage. Dass sie deswegen ihre beste Freundin verliert, trifft sie allerdings schon.
Dabei gab es allerdings auch in Johannas Verhalten ein paar Unstimmigkeiten: Einerseits geht es ihr um Tierschutz und Tierwohl, andererseits möchte sie aber einen Elch „zähmen“, weil sie so gern auf ihm reiten würde. Auch eimerweise Popcorn in den Wald zu schleppen, um die Elche damit zu füttern, scheint mir recht eigenwillig…

In lockerer, leicht verständlicher Sprache nimmt Ich-Erzählerin Johanna die Leser/innen mit auf ihr Abenteuer.
Dabei passiert in der ersten Hälfte allerdings nicht allzu viel. Die Handlung plätschert so vor sich hin, während Johanna immer wieder erwähnt, wie es zum Bruch mit ihrer Freundin kam, weil diese sich plötzlich an die „beliebten“ Mädchen hängt.

Die angesprochenen Themen der Selbstfindung, sich verändernde Freundschaften, der Druck, anderen gefallen zu wollen und erste Schwärmereien für Jungs passen für die angegebene Altersgruppe ab 11 Jahren.

Leider bin ich am Ende des Buches dennoch etwas enttäuscht, denn die Geschichte wirkt auf mich unfertig.

Es werden zig Themen im Buch angeschnitten. Tausend Kleinigkeiten passieren. Aber nichts wird wirklich zuende geführt. Bei keinem der Themen weiß man letztlich, wie die Geschichte ausgegangen ist, ob es Konsequenzen für die Figuren hatte oder ob einzelne Charaktere sich nach den Ereignissen verändern werden. In meinen Augen bleibt absolut alles offen…

Was man daraus mitnehmen kann, ist Johannas Einstellung, von der sich jede/r eine Portion abschneiden kann: dass man gut so ist, wie man ist. Und wenn andere das nicht so sehen, ist es deren Problem…

Veröffentlicht am 23.11.2020

skurrile, deprimierende Geschichte mit fragwürdiger Moralvermittlung

Super reich
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Ich bin nach der Lektüre dieser Geschichte ziemlich ratlos. Offensichtlich habe ich das Buch nicht verstanden. Zumindest kann ich ihm nichts Positives abgewinnen und empfinde es keinesfalls als schönes ...

Ich bin nach der Lektüre dieser Geschichte ziemlich ratlos. Offensichtlich habe ich das Buch nicht verstanden. Zumindest kann ich ihm nichts Positives abgewinnen und empfinde es keinesfalls als schönes Kinderbuch mit weihnachtlicher Stimmung.

Es geht um den zehnjährigen Rupert. Rupert lebt mit seinen Eltern und seinen zahlreichen Geschwistern am Stadtrand. Die Familie ist arm, sie besitzen nicht genug Betten, keine warmen Sachen und die Mahlzeiten, die aus dem Müll anderer Leute bestehen, reichen nie, um auch nur halbwegs satt zu werden. Auf dem Weg zur Schule kommt Rupert an den Villen der Reichen vorbei. Durch einen (un-?)glücklichen Zufall gerät Rupert am Weihnachtstag ins Haus der Familie Rivers, eine der reichsten Familien der Stadt. Er isst mit ihnen und kann sich richtig vollstopfen. Danach wird er dazu eingeladen, mit der Familie um eine Vielzahl an Geschenken zu spielen. Rupert ist zunächst unsicher, schöpft aber mehr und mehr Hoffnung, er könnte das Haus vielleicht mit warmen Stiefeln oder gar einem Spielzeug für seine Geschwister verlassen. Letztlich verliert Rupert und geht mit leeren Händen. Keine Ausnahme möglich. So sind einfach die Regeln…
In den folgenden Wochen und Monaten kommen einige der Familienmitglieder auf ihn zu und verwickeln ihn in aufregende Abenteuer.

Nun hätte sich eine interessante, herzliche Geschichte entwickeln können, in der Rupert allerlei Gutes hätte wiederfahren können.
Aber das komplette Gegenteil ist der Fall. Unter dem Vorwand, ein schlechtes Gewissen wegen der Weihnachtsspiele zu haben, kommen die Familienmitglieder auf ihn zu und nehmen ihn zu einem Ausflug mit – schnappen ihn auf dem Weg von der Schule oder wecken ihn mitten in der Nacht -, aber keinesfalls um wirklich etwas für ihn zu tun. Letztlich geht es jedem einzelnen darum, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und dabei wird Rupert teilweise noch als Handlanger ausgenutzt. Und jedes Mal geht es irgendwie um Essen. Rupert ist von Essen umgeben oder ihm wird eine Mahlzeit versprochen – doch immer wieder geht er leer aus. Unter den unglücklichsten Umständen kehrt Rupert jedes Mal hungrig heim. Soll es witzig sein, wie das hungernde Kind jedes Mal anderen beim Essen zuschauen muss, immer wieder Hoffnung auf eine Mahlzeit schöpfen darf und immer wieder aufgrund skurriler Ereignisse enttäuscht wird…?

Schräge Ereignisse gibt es nämlich einige. Die Geschichte bekommt etliche fantastische Elemente. Ich empfand das Geschehen allerdings insgesamt als zu überdreht und oft auch einfach absurd. Ausflug reiht sich an Ausflug, während dazwischen die Zeit verstricht und sich in Ruperts Leben nichts verändert. Dabei empfand ich die Geschichte streckenweise nicht nur als wirr, sondern auch zäh. Auch den Schreibstil empfand ich, für ein Kinderbuch, das ab 9 Jahren empfohlen wird, nicht leichtgängig genug.

Und dann ist da auch noch Ruperts Familiensituation, welche ganz nüchtern als absolut grausam beschrieben wird – was ich für ein Kinderbuch schon sehr extrem fand. Als wäre es normal und ok, dass Kinder so aufwachsen. Zum Hunger und der fehlenden winterfesten Kleidung kommen auch noch regelmäßige Schläge und seelische Quälereien. So ist der Geburtstag der Kinder eine der wenigen Gelegenheiten, wo die Mutter etwas „besonderes“ kauft – Bonbons, die nur sie allein mag. Diese schenkt sie den Kindern jedes Jahr aufs Neue in dem Wissen, dass sie die Bonbons am Ende zurückbekommt und selbst essen darf.

Während die Mutter einem schlecht bezahlten Job nachgeht, sitzt der Vater den ganzen Tag nur auf dem Sofa. In einer Art Rückblende wird sie als absolutes Dummchen dargestellt, welches einen Blender anhimmelt, der nur Nichtigkeiten von sich gibt.
Ähnlich rückständig ist auch das Familienbild, welches in der Familie Rivers skizziert wird, in der die Frauen ihren Berufstraum höchstens heimlich nachgehen können, weil die Frauen an der Seite der erfolgreichen Geschäftsmänner nicht zu arbeiten haben.

Und auch darüber hinaus steckt der Buch voller Vorurteile, Stereotype und Sticheleien – vor allem von „den Reichen“ gegenüber „den Armen“.
Eigentlich nehmen die Rivers sowohl Ruperts optischen Zustand (kaputte dünne Kleidung, ausgehungertes Kind) als auch seine Familiensituation wahr (ein River beobachtet 2 Tage sein Haus, bevor es auf den Ausflug geht), und dennoch scheinen sie die Wahrheit nicht sehen zu können oder schlichtweg nicht sehen zu wollen. Statt ihm etwas Nützliches zukommen zu lassen, ihm etwas zu essen zu geben oder warme Kleidung, bekommt er beispielsweise einen völlig nutzlosen dünnen Anzug.

Was ich letztlich von der Geschichte mitnehme:
– reiche Leute sind Idioten
– als reicher Mensch kannst du machen, was du willst, es hat keine Konsequenzen
– wenn du den ganzen Tag faul auf dem Sofa sitzt, fällt dir vielleicht irgendwann zufällig doch ein netter Job zu
– vielleicht hast du irgendwann durch Zufall Glück – Hilfe von anderen musst du zumindest nicht erwarten

Einen positiven Punkt gibt es dann aber doch, denn zumindest wird schon auch vermittelt, dass Geld allein nicht glücklich macht. Alle Rivers lassen Rupert an ihren Sorgen und Wünschen teilhaben. Zudem kommt immer mal wieder der Gedanke auf, dass sie Rupert ein anderes Leben aufzwängen möchten, doch er hält an seinem eigenen fest. Auch wenn dies keineswegs rosig ist, sehnt er sich nach seinem zuhause und besonders einer Schwester zurück. Weil das eigene Leben einzigartig ist.

Fazit

Für mich handelt es sich bei „Super reich“ nicht um ein besinnliches positives Kinderbuch. Stattdessen reihen sich immer neue Grausamkeiten aneinander, in denen Rupert (der unter katastrophalen, lieblosen Umständen aufwächst) immer wieder Hoffnung schöpfen darf, um dann doch hungernd und frierend zurückzubleiben.
Erstaunlich dabei ist eigentlich nur, wie der Junge alles wegsteckt. Obwohl er von den Rivers auf gewisse Weise immer wieder entführt wird, ist er hilfsbereit und neugierig, wie ihre Pläne weitergehen. Nur dass sich hinterher, bis auf eine Ausnahme, niemand mehr für ihn interessiert. Sie haben mit ihrem Ausflug schließlich ihr Gewissen beruhigt und ihre Schuldigkeit getan.
Ich empfinde die Geschichte insgesamt als sehr deprimierend mit eigenwilligen Werten, die hier vermittelt werden.