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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2024

Gemeinsam sind wir stark

Revolution der Verbundenheit
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„Dieses Buch macht sich auf die Suche nach starken und nährenden Frauenbeziehungen, nach Liebe und Freundschaft unter Frauen, nach politischer Schwesternschaft und Solidarität, nach emanzipatorischen Mutter-Tochter-Beziehungen ...

„Dieses Buch macht sich auf die Suche nach starken und nährenden Frauenbeziehungen, nach Liebe und Freundschaft unter Frauen, nach politischer Schwesternschaft und Solidarität, nach emanzipatorischen Mutter-Tochter-Beziehungen und weiblichen Familiengenealogien.“

Frauen werden im Patriarchat dahingehend sozialisiert, dass es immer nur eine geben kann. In der von Männern dominierten Welt sind nur wenige Plätze an der Spitze für Frauen vorhanden und die müssen durch Anpassung an männliche Ideale und Vorstellungen sowie einen unerbittlichen Konkurrenzkampf mit anderen Frauen errungen werden.

Hat eine Frau es dann geschafft, gilt sie als stutenbissig, zu männlich und machthungrig.

So richtig erfolgreich ist also auch die im Patriarchat erfolgreiche Frau nicht.

Richtige Erfolge in der Emanzipation können eigentlich nur errungen werden, wenn Frauen sich zusammentun. Wenn sie erkennen, dass sie viele sind - die Hälfte aller Menschen - und sich nicht isolieren und zu Konkurrentinnen machen lassen.

Franziska Schutzbach zeigt in ihrem Buch auf, wie solche Verbindungen aussehen können. Sie zeigt viele Beispiele aus der Vergangenheit und Gegenwart auf, in denen sich Frauen verbunden haben und dadurch viel stärker auftreten konnten und können.

Von so viel (weiblicher) Solidarität und den positiven Ergebnissen dieser Verbindungen zu lesen, macht Freude und Mut. Es sollte allen Frauen bewusst werden, wie viel stärker sie im Bunde mit anderen Frauen sind. Dass es nicht immer nur darum gehen sollte, welche Frau dem männlichen Blick am gerechtesten wird und von den Machthabenden auserwählt wird.

Ein wenig störend finde ich die Briefe, die die Kapitel einleiten. Die Sprache ist darin eine ganz andere, sie lesen sich fast auch zu intim. Man wird aus dem sonst sehr sachlich und theoretisch geschriebenen Text herausgerissen, deshalb habe ich sie irgendwann einfach übersprungen.

Ein wichtiges und mutmachendes Buch!

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Veröffentlicht am 15.12.2024

Ein Schatz für Backbegeisterte

Wiener Zuckerbäckerei
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„Therese Schulz wurde 1884 als eines von sieben Kindern in der Nähe von Wien geboren. Schon als junge Erwachsene stieg sie im luxuriösen Grand Hotel an der Wiener Ringstraße, in dem Adel, Prominenz, Politiker ...

„Therese Schulz wurde 1884 als eines von sieben Kindern in der Nähe von Wien geboren. Schon als junge Erwachsene stieg sie im luxuriösen Grand Hotel an der Wiener Ringstraße, in dem Adel, Prominenz, Politiker und Künstler ein und aus gingen, zur Direktrice der Zuckerbäckerei auf.
Stets trug sie ihr handgeschriebenes Büchlein bei sich, in das sie fein-säuberlich all jene geheimen Rezepturen und Lieblingsbäckereien niederschrieb, welche besonders viel Anklang fanden.“

Bernadette Wörndl hat das Original Notizbuch von Therese Schulz für uns in die heutige Zeit getragen. Sie hat die Rezepte so umgeschrieben, dass sie leicht nachzubacken sind und im Ergebnis aber ein Original aus der Wiener Zuckerbäckerei sind.
Und es gelingt tatsächlich! All die traditionellen Gebäcke, vom Vanillekipferl, über die Linzer Torte bis hin zum Apfelstrudel, sind in diesem fantastischen Backbuch enthalten und die Rezepte gelingsicher.

Das ist leider längst nicht bei allen Backbüchern gewährleistet, viele stellen sich als ungenau heraus, wenn man sich an die Umsetzung macht.

Neben den Rezepten, die stets einer spannenden Einleitung mit Nice-to-know-Facts folgen, sind auch Übersichtsseiten mit Erklärungen zu den Grundtechniken enthalten. Dieses Basiswissen ist sehr hilfreich für die erfolgreiche Umsetzung.

Ich bin begeistert - nicht nur von der Idee des Buches, von der Vielfalt und Qualität der enthaltenen Rezepte, sondern auch vom Layout. Hellblau mit Gold-Prägedruck, im schlichten Art déco Design und mit Fotos aus dem Wien der 20er Jahre. Das Buch ist tatsächlich auch optisch und haptisch ein richtiges Prachtstück.

Ich werde noch viele der Rezepte ausprobieren.

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Veröffentlicht am 15.12.2024

Unterhaltend, aber nicht tiefgründig

Für immer
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„Wir waren auch einmal Natur, wir Menschen, dachte sie. Jetzt sind wir nicht länger ein Teil dieses Kreislaufs, und ich weiß nicht, was wir sind, wer wir sind. Wenn es uns überhaupt gibt. Denn ein Mensch, ...

„Wir waren auch einmal Natur, wir Menschen, dachte sie. Jetzt sind wir nicht länger ein Teil dieses Kreislaufs, und ich weiß nicht, was wir sind, wer wir sind. Wenn es uns überhaupt gibt. Denn ein Mensch, der so unveränderlich ist wie ein Bild, muss eine Fiktion sein.“

An einem 6. Juni bleibt plötzlich die Zeit stillstehen. Aber nur für den Menschen, nicht für die Tiere und die Natur. Der Mensch entwickelt sich nicht weiter, er hat keinen Hunger mehr, altert nicht mehr, Krankheiten kommen zum Stillstand. Er kann nicht sterben, es werden aber auch keine Kinder mehr geboren.

Was zunächst einmal wie eine Chance für viele Menschen klingt, zeigt nach und nach seine Unnatürlichkeit und seine häßlichen Seiten. So aus dem natürlichen Kreislauf gerissen zu sein, verändert Beziehungen, Lebensentwürfe und Gesellschaften.
Besonders deutlich zeigt sich diese Problematik an denjenigen, die nicht aus dem Leben scheiden können und an den Ungeborenen, die nicht ins Leben starten können.
Doch auch die Menschen, die mitten im Leben stehen und im ersten Moment beschenkt wirken, müssen feststellen, dass sie angesichts der Ewigkeiten verzweifeln.

Maja Lunde hat mit ihrem neuen Buch eine spannende und unterhaltende Utopie geschrieben. Sie dringt zu Teilen in die Psyche der einzelnen Figuren vor und schafft es aufzuzeigen, an welche Grenzen unsere Gesellschaft angesichts einer Unsterblichkeit geraten würde.

Leider reißt sie einige Ideen und Theorien nur an, bleibt immer an der Oberfläche und schreibt somit letzten Endes nur einen guten Unterhaltungsroman mit einem hastigen und unbefriedigenden Ende.

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Veröffentlicht am 18.11.2024

Die Veganerin

Die Vegetarierin
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„Ich weiß nicht, warum diese Frau weint. Auch nicht, warum sie ihren Blick nicht von meinem Gesicht abwendet und mit zitternden Fingern ununterbrochen mein bandagiertes Handgelenk streichelt. Mein Handgelenk ...


„Ich weiß nicht, warum diese Frau weint. Auch nicht, warum sie ihren Blick nicht von meinem Gesicht abwendet und mit zitternden Fingern ununterbrochen mein bandagiertes Handgelenk streichelt. Mein Handgelenk tut mir nicht mehr weh. Es ist mein Herz, das schmerzt, und in meiner Magengrube spüre ich einen undefinierbaren Druck. Er ist immer da.“

Eine scheinbar sehr durchschnittliche und angepasste Frau trifft eines Tages die Entscheidung, dass sie keine tierischen Produkte mehr essen möchte. Ihr mindestens ebenso durchschnittlicher, aber hochgradig egoistischer und unsympathischer Ehemann, der sie nur geheiratet hat, weil sie ihm ruhig und angepasst erschien, wird davon völlig aus der Bahn geworfen.

Nach und nach erfahren wir allerdings, dass die Frau nie einfach nur angepasst war. Dass sie ein schon ihrer Kindheit unterdrückter und traumatisierter Mensch ist. Ihre Träume und ihre so rigoros durchgesetzte Lebensweise scheinen Ausdruck einer Psychose, die auf ein Umfeld trifft, in dem die kleinste Unangepasstheit nicht geduldet wird.

Vom Klappentext ausgehend hätte ich etwas anderes erwartet: Eine Auseinandersetzung mit Vegetarismus (/Veganismus) in einer Welt, die das vielleicht als neu und seltsam erlebt. Ich dachte an eine Geschichte, in der eine Beziehung aufgrund gesellschaftlicher Normen und Erwartungen an ihre Grenzen stößt.

Aber dieses Buch geht weiter. Die Gesellschaft, in der die Geschichte spielt, ist sehr viel rigoroser und unbeugsamer, als ich es mir vorstellen konnte. Emanzipation und Ehe spielen sich auf ganz anderen Ebenen ab.

Dass dieses Buch so viel mehr in die Tiefe geht und eine mir fremde Welt aufzeigt (in der Menschen aber dieselben Bedürfnisse nach Freiheit und Individualismus haben), hat mich zunächst positiv überrascht. Etwas ähnliches hatte ich bisher noch nicht gelesen. Die Autorin ist in der Lage, ganz tief in die Psychologie des Menschen vorzudringen und eine bildgewaltige Geschichte zu erzählen.
Dennoch musste ich die Lektüre abbrechen, denn die schrecklichen Tierquälereien, Vergewaltigungen und Demütigungen waren für mich nicht aushaltbar.

Ich bin also zwiegespalten: Ein Buch, das ich nicht zu Ende lesen konnte und das ich einfach viel, viel, viel zu grausam finde; bei dem ich aber gleichzeitig denke, dass es ein großartiges Werk sein muss… wie soll ich es bewerten?

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Veröffentlicht am 18.11.2024

Wissen für Kinder ab 5 Jahren

Das Duden Kinderlexikon
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Ein tolles Lexikon: Groß und schwer. Bunt und übersichtlich. Für Kinder ab fünf Jahren (da dann mit Lesebegleitung durch einen Erwachsenen), durchaus aber auch für Grundschüler*innen zum Selbernachschlagen.

Die ...

Ein tolles Lexikon: Groß und schwer. Bunt und übersichtlich. Für Kinder ab fünf Jahren (da dann mit Lesebegleitung durch einen Erwachsenen), durchaus aber auch für Grundschüler*innen zum Selbernachschlagen.

Die Einträge sind thematisch sehr nah am Puls der Zeit und an der Lebensrealität von Kindern. Abstraktere Begriffe wie ‚die Diversität‘, ‚Corona‘, ‚der Rassismus‘ werden behandelt, aber auch konkretere Begriffe wie ‚die Hand‘, ‚das Erdgas‘ und ‚der Sand‘ sind enthalten. Die Erklärungen finden stets auf sachlicher Ebene statt und sind leicht verständlich. Bei Stichworten wie ‚Ostern‘ oder ‚die Elfe‘ wird allerdings niemals der kindliche Glaube entzaubert. Zudem wird Wert auf Diversität nicht nur in der Themenauswahl, sondern auch in den Benennungen gelegt. Es werden Frauen und Männer in den unterschiedlichen Berufsbildern gezeigt, und keine Klischees und Vorurteile bedient.
Es führen ein kleiner Hund und ein Roboter durchs Buch (besonders letzterer hat meinem achtjährigen Kind sehr gefallen) und bunte Spezialseiten beschreiben manche Themen durch weitere Unterbegriffe noch detaillierter.
Die Begriffe auf den Spezialseiten sind größer geschrieben und sollen Leseanfängern ermöglichen, diese Schlagworte selbst zu lesen. Jedes Kapitel beginnt mit einer Seite, auf der der jeweilige Buchstabe und groß- und kleingeschrieben abgebildet ist, inklusive eingezeichneter Pfeile für die Schreibrichtung. Auch die Schriftart ist eine leicht zugängliche, schnörkellose Druckschrift. (Das kleine ‚a‘ ist in der runden Schreibweise, so wie man es auch in der Schule lernt und handschriftlich schreibt.)
Des Weiteren gibt es ein sehr übersichtlich gestaltetes Register und eine Erklärungsseite, wie das Lexikon zu handhaben ist.s

Alles in allem ein qualitativ überzeugendes Kinderlexikon, das schon auf sehr junge Kinder ab fünf Jahren zugeschnitten ist

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