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Veröffentlicht am 30.03.2017

Wie ein Bestseller entsteht

Das geheime Leben des Monsieur Pick
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Er [der Roman] ist in ein neues Zeitalter aufgebrochen. Der Text an sich zählt überhaupt nicht mehr. Man braucht nur einen einzigen guten Gedanken herauszustellen. Einen Gedanken, der die Diskussion schürt.

Die ...

Er [der Roman] ist in ein neues Zeitalter aufgebrochen. Der Text an sich zählt überhaupt nicht mehr. Man braucht nur einen einzigen guten Gedanken herauszustellen. Einen Gedanken, der die Diskussion schürt.

Die ambitionierte Lektorin Delphine macht mit ihrem Mann, dem erfolglosen Schriftsteller Frederic, Urlaub bei ihren Eltern im bretonischen Finistère. Dort gibt es eine Bibliothek, in der unveröffentlichte - weil von Verlagen abgelehnte -Manuskripte gesammelt werden. Die beiden stöbern in dieser Sammlung und entdecken ein Manuskript vom ortsansässigen und kürzlich verstorbenen Pizzabäcker Henri Pick. Delphine ist begeistert und setzt alles daran, dieses Manuskript posthum zu veröffentlichen.
Ihr Engagement und die Entdeckungsstory sowie der geheimnisvolle Autor (der Zeit seines Lebens niemals auch nur ein Buch gelesen, geschweige denn mehr als eine Einkaufsliste geschrieben haben soll) führen zu einem regelrechten Hype um das Buch des Pizzabäckers.

Foenkinos beschreibt in "Das geheime Leben des Monsieur Pick" den Weg, den ein Roman geht, bis er beim Leser landet - oder eben nicht, weil er nur eines von vielen Manuskripten ist, das unveröffentlicht bleibt.
Durch den Schriftsteller Frederic erfahren wir ein wenig vom Schaffensprozess des Schreibens. Und auch davon, wie es ist, wenn der eigene Roman zwar veröffentlicht wird (weil die Lektorin sich in den Autoren verliebt), aber zu keiner Bekanntheit gelangt.
Das unveröffentlichte Manuskript Picks, dessen sich Delphine ebenfalls annimmt, beschreitet einen anderen Weg: Den des Ruhms. Denn sein Hintergrund, seine Entstehung, seine Ablehnung, sein Entdecken, sein Autor und dessen literaturfernes, sehr bodenständiges Leben... faszinieren.
Darüber vergisst man schon mal, worum es in dem Pick'schen Roman überhaupt geht...

Foenkinos "sprengt den Rahmen des Romans". Und ich bin in dieses faszinierend klingende Buch leider nicht reingekommen! Für mich ein plätschernder, öder, nichtssagender (oder zumindest nicht viel sagender) Roman. Vollgestopft mit langweiligen, charakterlosen Figuren, die ihre ermüdend klischeehaften Lebensgeschichten erzählen und dann wieder verschwinden.

Wir sehr ich mit gewünscht hätte, dass mir dieses Buch gefällt! Die Grundidee ist genial. Und ich bin mir sicher, dass es humorvoll gemeint ist; dass man es anders lesen kann. Aber ich habe das einfach nicht geschafft.

Vom Ende sollte man natürlich nichts verraten, aber wenn es jemandem geht wie mir - dass er die Lektüre als schleppend empfindet, dann möchte ich den Tipp geben das Buch bloß nicht zu Ende zu lesen! Ich habe mich vom Ende so vorgeführt gefühlt!

P.S.: Die Lesung des Romans konnte mich begeistern:

https://www.lovelybooks.de/autor/David-Foenkinos/Das-geheime-Leben-des-Monsieur-Pick-1363492886-w/leserunde/1434396942/1440549709

Veröffentlicht am 17.03.2017

Marx im Hosentaschenformat

MARX to go
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„Diese Sammlung kann die Marx-Lektüre nicht ersetzen, aber sie kann schlagartig in die Zentren seines Denkens führen.“ (5)

Bei Aphorismen- und Zitatesammlungen neigt man doch irgendwie dazu, das Buch ...

„Diese Sammlung kann die Marx-Lektüre nicht ersetzen, aber sie kann schlagartig in die Zentren seines Denkens führen.“ (5)

Bei Aphorismen- und Zitatesammlungen neigt man doch irgendwie dazu, das Buch aufs Geratewohl aufzuschlagen und hier und da etwas aufzuschnappen. Oder? Mir zumindest geht es so. Und zumindest von Layout und Struktur her, bietet diese Vorgehensweise sich auch bei "Marx to go" an. Die Zitate sind in sieben Themenbereiche aufgeteilt und das Layout ist sehr modern, irgendwie "popig". Auf jeden Fall sind die großen und variabel eingesetzten Schriften Eyecatcher und eine tolle Idee für eine Zitatesammlung.

Allerdings scheinen mir Marx' Aussagen dann doch etwas zu sperrig zu sein, um für ein knackiges Zitatebüchlein problemlos aneinanderreihbar zu sein. Ja, man gerät direkt in die Zentren seines Denken - ohne Vorwissen ist dies allerdings auch die Schwierigkeit, die man als Leser mit den losgelösten Zitaten von Karl Marx hat. Sie stehen teilweise etwas verloren da, sie sind sehr speziell, ihnen fehlt die Allgemeingültigkeit.
Aber man bekommt Lust, eine ausführliche Marx Lektüre anzuschließen und dann noch einmal dieses Heft zur Hand zu nehmen und zu durchstöbern.

Und dafür, dass Marx nur schwerlich in eine Zitatesammlung passt, wurde in dieser Auswahl ganze Arbeit geleistet. Deshalb und weil mir Layout und Format so gut gefallen, gibt es vier Sterne. Ein schönes, für Interessierte sehr empfehlenswertes Büchlein.

Veröffentlicht am 17.03.2017

Erziehungsratgeber?

Erziehen ohne auszurasten
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"Sie brüllte ihre Kinder wie so oft furchtbar an, doch diesmal hörte der Handwerker, der gerade im Haus war, mit... Sheila schämte sich entsetzlich, denn sie liebt ihre Kinder doch von Herzen."

Sheila ...

"Sie brüllte ihre Kinder wie so oft furchtbar an, doch diesmal hörte der Handwerker, der gerade im Haus war, mit... Sheila schämte sich entsetzlich, denn sie liebt ihre Kinder doch von Herzen."

Sheila McCraith ist Mutter von vier Kindern. Wenn diese etwas wollen oder machen, das ihre Mutter nicht will, schreit sie. Entweder brüllt sie ihre Kinder "nur" mit Worten an oder sie schreit mit hochrotem Kopf ... ? Wer dasselbe Problem hat, kann ihren Ratgeber lesen und sich mit Hilfe eines sinnbildlichen Nashorns in dreißig Tagen heilen.

Die Autorin selbst brauchte ein Jahr. Sie hat sich vorgenommen, 365 Tage am Stück nicht zu schreien. Aus diesem Feldversuch heraus hat sie die "Orange Rhino Challenge" entwickelt. Besagtes auf 30 Tage verkürzte Projekt, das dem Leser zum selben Ergebnis verhelfen soll. Für jeden Tag hat sie Maßnahmen und Tipps zusammengestellt, die der gestressten Mutter helfen sollen, ruhig zu bleiben, statt durch die Decke zu gehen und die Kinder verbal anzugreifen. Außerdem gibt sie dem Leser eine "Schreiskala" an die Hand - vom orangen bis zum grauen Nashorn -, die beim Einordnen einer Situation helfen soll.

Sheila McCraith bedient sich einiger Achtsamkeitsmethoden. Diese Methoden und Tipps sind durchaus vetwertbar, um Stress zu reduzieren. (Allerdings gibt es da Ratgeber zum Thema Achtsamkeit, die mehr Basics vermitteln können.)

Das Layout und die Struktur des Buches sind toll! Es ist wirklich hübsch und übersichtlich aufbereitet. Auch gefallen mir einige der Fremdzitate, die die Kapitel zieren.

Ich möchte nicht unfair sein. Immerhin habe ich mich um ein Rezensionsexemplar beworben, obwohl mich der Titel von Anfang an stutzig gemacht hat. Ich bin gerade auf der Suche nach Erziehungsratgebern, die zu uns und unseren Werten passen. In diesem Zuge wollte ich auch "Erziehen ohne auszurasten" eine Chance geben. Allerdings passt es definitiv nicht in unsere momentane Lebenssituation. Unser Sohn ist noch kein Jahr alt, bei uns hat sich noch kein Schreiteufelskreis eingeschossen und ich denke, es ist auch besser mit einer verständnisvollen Erziehung anzusetzen, BEVOR man sich in diesem Teufelskreis wiederfindet.

Für mich ist das hier ein typisch amerikanischer Ratgeber. Vom Schreibstil her und auf Grund der "Jeder kann es schaffen, wenn er nur dieses Buch kauft!"-Mentalität. Auch die Einstellung gegenüber Kindern, wie sie in diesem Buch dargestellt wird, scheint mir in Amerika noch viel mehr so zu sein als bei uns. Da werden Kinder eher als Tyrannen betrachtet, die in ihre Schranken gewiesen werden müssen (= Erziehung). Statt als kleine Menschen mit ihrem eigenen Charakter und ihren natürlichen Bedürfnissen, auf die man auch liebe- und verständnisvoller reagieren könnte.

Da mir dieses Buch so gegen die eigenen Werte gerichtet scheint, würde ich es eigentlich mit nur einem Pflichtstern bewerten. Die netten Zitate und verwertbaren Tipps sowie die Tatsache, dass ich mich um ein Rezensionsexemplar beworben hatte, verschaffen dem Buch einen Bonusstern.

Veröffentlicht am 17.03.2017

Das Buch des Jahres 2017!

Die letzten Tage der Nacht
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„Kurz gesagt: Er [Edison] schien doch nur ein Mensch zu sein. Was Paul fast am meisten irritierte. Es konnte schließlich nicht sein, dass der Teufel sich selbst die Fliege band.“ (265)

New York, 1888. ...

„Kurz gesagt: Er [Edison] schien doch nur ein Mensch zu sein. Was Paul fast am meisten irritierte. Es konnte schließlich nicht sein, dass der Teufel sich selbst die Fliege band.“ (265)

New York, 1888. Wir befinden uns mitten im juristischen Krieg der damals wohl gescheitesten und mächtigsten Männer Amerikas - Thomas Edison und George Westinghouse. Jeder möchte die Erfindung der Glühbirne für sich beanspruchen.
Westinghouse beauftragt den jungen Anwalt Paul Cravath, der direkt nach seinem ausgezeichneten Universitätsabschluss die Karriereleiter erklimmt und als Partner in einer Kanzlei arbeitet. Aus Pauls Perspektive erfahren wir die atemberaubend spannende Geschichte um "Die letzten Tage der Nacht", die zu großen Teilen auf Tatsachen beruht.

Und das ist es auch, was mitunter die Faszination dieses Buches ausmacht: Die Grundstory, die meisten Figuren und Begebenheiten beruhen auf historischen Tatsachen. Moore webt daraus einen so aufregenden, stimmigen Roman, dass man an vielen Stellen an der historischen Authentizität zweifelt, sie aber doch zumeist gegeben ist. Schreibt am Ende doch mal wieder das Leben die besten Geschichten? Auch. Aber erst durch das geniale Schreibtalent Moores wird dieses unterhaltsame Buch daraus!

Wenn z.B. Thomas Edison als reine Imponiergeste ganz nebenbei einen kleinen Knopf in seinem Büro betätigt, um die mehrere hundert Meter entfernte Lady Liberty zu illuminieren, ist das einfach... cool.
Ich mag den filmischen Schreibstil. Man merkt, dass Graham Moore als Drehbuchautor groß geworden ist. Das Buch ist unheimlich lehrreich. Die Suchmaschine läuft nebenbei heiß. Auch die Kapitelüberschriften lassen an einen Film denken, denn sie lesen sich wie Arbeitstitel bzw. Szenennamen am Filmset. Jedes Kapitel wird von einem schlauen Zitat eingeleitet.

Einmal angefangen fällt es schwer diesen Roman wieder zur Seite zu legen. Er liest sich wie ein historischer Männerkrimi. Ich habe hier ein neues Lieblingsbuch für mich entdeckt und freue mich auf die Verfilmung 2018!


Historische Tatsachen vs. Fiktion (Vorsicht Spoiler!): https://mrgrahammoore.com/books/the-last-days-of-night/historical-timeline/

Veröffentlicht am 17.03.2017

Weihnachtsmalzauber

Mein wundervolles Weihnachtsfest
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"Wirbelnde Schneeflocken, appetitlich dekorierte Lebkuchenhäuser und ein festliches Ambiente – Johanna Basford lässt in ihrem Weihnachtsbuch den ganzen Zauber des Festes deutlich werden. Ein Fest für alle ...

"Wirbelnde Schneeflocken, appetitlich dekorierte Lebkuchenhäuser und ein festliches Ambiente – Johanna Basford lässt in ihrem Weihnachtsbuch den ganzen Zauber des Festes deutlich werden. Ein Fest für alle Ausmal-Sinne."

In diesem Malbuch finden sich wunderschöne ornamentale Muster, die Weihnachtsmotive ergeben. Und das ist auch das Besondere an diesen Bildern: Die Motive beinhalten keine einfachen Flächen, die ausgemalt werden können, sondern jedes Bild und jede Fläche besteht aus vielen filigranen und geschwungenen Mustern. Man taucht beim Malen immer tiefer in die einzelnen Muster und Strukturen ein. Oftmals ist man am Ende selbst überrascht von seinem Ausmalergebnis, da man sich "unterwegs" so im Detail verloren hat, dass man das große Ganze vorübergehend aus dem Blick verloren hat. Man nennt dieses Gefühl "im Flow sein". Durch so wunderbare Malbücher wie das Weihnachtsbuch von Johanna Basford - die offenbar nicht zu Unrecht die Königin der Ausmalbücher genannt wird - kann jeder dieses Gefühl erleben, auch wenn er sonst eher weniger künstlerisch begabt ist.

Die Blätter sind alle nur einseitig bedruckt. Auf der Rückseite befindet sich ein graues Muster, das sogar auch ausgemalt werden und dann z.B. als Geschenkpapier genutzt werden kann. Prinzipiell bietet dieser einseitige Druck aber den Vorteil, dass die Stifte und Farben nicht durchgedrückt werden. Allerdings muss ich sagen, dass die Blätter zusätzlich so dick sind, dass mir das eh nicht passiert ist. Sowohl Bunt- als auch Filzstifte sind problemlos anwendbar. Für die Vorsichtigen unter uns gibt es eine Testseite an Ende des Buches. Ein weiterer großer Vorteil sind die heraustrennbaren Seiten, sodass man seine Kunstwerke ggf. rahmen, aufhängen oder verschenken kann.

Ach, und was auch nicht vergessen werden sollte: Das Buch ist wunderschön weihnachtlich und stimmt total auf diese schöne Zeit des Jahres ein. Da kommt Weihnachtsstimmung auf!

https://www.weltbild.de/themenwelten/gewinnspiel/kommentar-des-monats