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Veröffentlicht am 23.07.2023

Nicht die beste Lindgren-Biografie

Astrid Lindgren. Helle Nächte, dunkler Wald
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„Fürs Erste und Zweite, fand sie, sollte die Öffentlichkeit sich aus ihrem Privatleben heraushalten. Große Teile ihres Lebens behielt Astrid Lindgren für sich und gab sie, wenn überhaupt, nur ihrem allerengsten ...

„Fürs Erste und Zweite, fand sie, sollte die Öffentlichkeit sich aus ihrem Privatleben heraushalten. Große Teile ihres Lebens behielt Astrid Lindgren für sich und gab sie, wenn überhaupt, nur ihrem allerengsten Kreis preis.“

Vieles über Astrid Lindgrens Leben und Wirken ist bekannt. Zumindest die Teile, die sie selbst bekannt geben wollte. Eine engagierte Frau, die sich für Kinderrechte und insgesamt ein soziales, freies Miteinander stark gemacht hat. Und eine Autorin, die fantastische Kinderbücher geschrieben hat, die bis heute große internationale Erfolge feiern.

Ich bewundere Astrid Lindgren und habe deshalb schon sehr viel von ihr und über sie gelesen. Unter anderem die Biografie der Journalistin und Freundin Margareta Strömstedt. Auch habe ich mir vor wenigen Tagen ihr Geburtshaus in Vimmerby angeschaut und dort das Astrid Lindgren Museum besucht.

Nebenbei las ich dieses Buch; die Romanbiografie Maria Regina Kaisers. Und ich muss leider sagen, dass dieses Buch ein wenig im Kotrast zu den freundlich gezeichneten Darstellungen Astrid Lindgrens stand. Der Romanteil liest sich eher schleppend und ist eigentlich auch nicht viel tiefergehend als eine nicht literarisierte Biografie. Dem anschließenden ausführlichen Sachteil konnte ich noch ein paar interessante Gedanken entnehmen. Beide Teile klingen aber etwas unfreundlich und nicht unbedingt wohlgesonnen. Ich denke, es sollte Astrid Lindgren zugestanden werden, dass sie ein Bild von sich in der Öffentlichkeit präsentieren wollte, das vielleicht nicht alles offenlegt, was sie ausmachte.

Es hätte etwas feinfühliger vorgegangen werden können bei einer Biografie.

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Veröffentlicht am 16.06.2023

Zeitschriftenbeiträge der berühmten Autorin

Der Boulevard
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„Die graue Kutte der Sinnlosigkeit legte sich um ihn. Vergeblich versuchte er sich an die Töne zu erinnern, die ihn über die Trübsal des Alltags und der Einsamkeit erhoben hatten. Alles war so wie vorher.“

Die ...


„Die graue Kutte der Sinnlosigkeit legte sich um ihn. Vergeblich versuchte er sich an die Töne zu erinnern, die ihn über die Trübsal des Alltags und der Einsamkeit erhoben hatten. Alles war so wie vorher.“

Die für ihre Mumin-Bücher berühmte Autorin und Illustratorin Tove Jansson war ein Ausnahmetalent. Vielen hierzulande dürfte nicht (mehr?) bekannt sein, dass sie auch Literatur für Erwachsene geschrieben hat. In „Der Boulevard“ versammeln sich Texte - Kurzgeschichten, Auszüge - der bekannten Schriftstellerin, die in Zeitschriften erschienen sind.
Nachdem ich den Kurzgeschichtenband „Reisen mit leichtem Gepäck“ von Jansson mit großer Begeisterung las, war ich sehr gespannt auf diesen Sammelband. Die Texte in „Der Boulevard“ beinhalten allerdings eine deutlich andere Zusammenstellung. Manche Anspielung versteht man nur, wenn man ihre Fantasiewelten bereits kennt. Einige Texte wirken etwas unfertig und nicht so pointiert, wie ich es von der Autorin zu kennen meinte. Dennoch finden sich auch in diesen Geschichten viele kluge Sätze und Begebenheiten.
Tove Jansson war eine kluge Beobachterin, eine Menschenkennerin, die in ihren Geschichten stets freundlich auf ihre Figuren schaut, so schwierig und eigensinnig sie auch sein mögen. Das spürt man auch in „Der Boulevard“.
Das Buch ist ein eher holpriges Lesevergnügen. Das liegt vermutlich an der Zusammenstellung der Texte, die nicht von der Autorin selbst kommt, sondern von der Jansson-Forscherin Sirke Happonen. Spannend ist hier wohl vor allem der literaturwissenschaftliche und neue Blick auf das Gesamtwerk der Autorin.

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Veröffentlicht am 10.06.2023

Neuinterpretation eines Klassikers

Anne auf Green Gables
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„Durch das Fenster von Green Gables konnte Anne ihr Leben sehen - eine Zukunft erfüllt von ehrenwerter Arbeit, aufrichtigen Freundschaften und ungeahnten Abenteuern und ihr wurde bewusst, dass ihre Welt ...



„Durch das Fenster von Green Gables konnte Anne ihr Leben sehen - eine Zukunft erfüllt von ehrenwerter Arbeit, aufrichtigen Freundschaften und ungeahnten Abenteuern und ihr wurde bewusst, dass ihre Welt größer war, als sie es sich jemals ausgemalt hatte.“

Anne ist eine der Jugendbuchfiguren, die mich am stärksten geprägt hat. Bis ins Erwachsenenalter hinein. Und da mich die Originalbücher von Lucy Maud Montgomery so sehr begeistern, freue ich mich auch immer auf Adaptionen und Neuinterpretationen.

Diese Graphic Novel habe ich also mit hohen Erwartungen in die Hand genommen und wurde nicht enttäuscht. Die Illustrationen sind nicht besonders lieblich, eher charakterstark. Irgendwo zwischen rau und romantisch. Die Gesichtsausdrücke der Figuren sind ausdrucksstark und haben besonders mein siebjähriges Kind beim Lesen in ihren Bann gezogen.

Faszinierend finde ich, dass die Geschichte trotz der Kürze und besonderen Ausdrucksform sehr nah am Original erzählt wird.
Ein wirklich schönes Buch, das besonders Fans von Anne begeistern wird.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Freude am Lesen und Lernen

Wieso? Weshalb? Warum? Erstleser, Band 11: Detektive und Ermittler
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Nachdem mein Sohn als Kindergartenkind (und auch heute noch) die „Wieso? Weshalb? Warum?“ Klappenbücher für Kinder von 4 - 7 Jahren verschlungen hat, ist er nun begeisterter Leser der Erstleserreihe. Inzwischen ...

Nachdem mein Sohn als Kindergartenkind (und auch heute noch) die „Wieso? Weshalb? Warum?“ Klappenbücher für Kinder von 4 - 7 Jahren verschlungen hat, ist er nun begeisterter Leser der Erstleserreihe. Inzwischen ist er seit etwa einem Jahr in der Schule und kann sich alleine mit einem Buch aus dieser Reihe befassen. Die meisten Worte kann er selbstständig erlesen. Bei diesem sehr spezifischen Thema hatte er allerdings an den fremdsprachigen Lehnworten und Namen sehr zu raten. Er konnte sich das Buch also nicht hundertprozentig allein erarbeiten. Das ist nicht weiter schlimm und bei einem Fachthema auch nicht anders möglich, bremst aber manch motivierten Leseanfänger etwas in seiner Euphorie.
Erschwerend kommt hinzu, dass auch in den Rätseln diese Worte vorkommen. So sind die Rätsel sprachlich sehr niveauvoll, können aber für Frust beim ‚Ich-kann-das-jetzt-selbst“-Leseanfänger auslösen.

Inhaltlich sind wir auch in diesem Sachbuch wieder voll auf unsere Kosten gekommen. Es gibt viele spannende Fakten zu lernen; der Arbeitsalltag und das Anforderungsprofil eines Detektivs werden dargestellt, psychologische Tricks verraten und berühmte Detektive und Detektivgeschichten vorgestellt.

Wir sind begeistert von der „Wieso? Weshalb? Warum?“ - Erstleserreihe. Die Kinder werden auf ihrem Entwicklungsstand abgeholt, aber auch herausgefordert. Sie können sich ein Sachthema selbst erarbeiten. Dieses Buch macht einfach Freude: Freude am Lesen und Lernen.

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Veröffentlicht am 17.05.2023

Herausragende Kurzgeschichten

Böses Glück
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„Welche Bedeutung hat ein Mensch überhaupt für den anderen, abgesehen davon, dass der eine den anderen zum Handeln zwingt?“

Kleine, ganz alltägliche Begebenheiten Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts in ...

„Welche Bedeutung hat ein Mensch überhaupt für den anderen, abgesehen davon, dass der eine den anderen zum Handeln zwingt?“

Kleine, ganz alltägliche Begebenheiten Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts in Dänemark. Eigentlich könnten die Geschichten aber auch in einer anderen Zeit spielen, denn an Aktualität haben sie kein bisschen eingebüßt. Zumeist geht es vor allem um die (Familien-) Beziehungen der Protagonistinnen und um ihr Innenleben.

Die Geschichten sind in sehr klarerer, ungeschmückter Sprache geschrieben, kommen fast leicht daher. Und doch spürt man bereits beim ersten Satz, dass wir es hier nicht mit der Leichtigkeit des Seins zu tun bekommen. Im Gegenteil, die Protagonistinnen stolpern über Sätze, Blicke, Betonungen... scheinbare Kleinigkeiten, die andere (meist Männer) gar nicht wahrzunehmen scheinen. Und plötzlich muss alles in Frage gestellt werden.

Mir läuft es eiskalt den Rücken runter bei diesen Kurzgeschichten. Sie sind unversöhnlich und irgendwie auch trostlos. Voller Resignation.

Tove Ditlevsen - der Name war mir bisher noch nicht aufgefallen. Und jetzt frage ich mich, wieso ich nicht viel früher auf diese Autorin aufmerksam geworden bin!

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