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Veröffentlicht am 19.09.2023

Verdient auf der Shortlist

Muna oder Die Hälfte des Lebens -
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„Muna oder Die Hälfte des Lebens“ - ein Buch, das mich ganz schön aufgewühlt hat. Wie kann eine so gebildete, intelligente Frau einem Mann wie Magnus dermaßen verfallen?

Worum geht’s?
Die Geschichte ...

„Muna oder Die Hälfte des Lebens“ - ein Buch, das mich ganz schön aufgewühlt hat. Wie kann eine so gebildete, intelligente Frau einem Mann wie Magnus dermaßen verfallen?

Worum geht’s?
Die Geschichte beginnt 1989 in der DDR zur Zeit der Wende. Muna ist fast 18 und lebt zusammen mit ihrer alkoholkranken Mutter, einer Schauspielerin, in der fiktiven Stadt Jüris. Der Vater ist bereits verstorben.
Als die Abiturientin den Lehrer und Fotografen Magnus Otto kennenlernt, ist sie sofort fasziniert von ihm und verliebt sich in ihn. Es kommt zu einer gemeinsamen Nacht, aber schon bald ist Magnus wieder verschwunden, scheinbar spurlos.
Sieben Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander. Und es entwickelt sich eine Beziehung, die toxischer nicht sein könnte, ein Irrsinn, einfach ein Wahnsinn - Magnus, ein Wahnsinniger. Muna kommt nicht mehr von ihm los. Schiebt alles, was schief läuft, auf sich, gibt sich selbst die Schuld.
Diese Frau hat studiert, promoviert und ist nicht in der Lage, diese Beziehung zu durchblicken. Kein Einzelfall, wie man ja weiß. Man möchte schreien, wird wütend, möchte Muna helfen, sie wachrütteln.
Wir begleiten die inzwischen erwachsene Frau auf ihren Stationen wie London, Basel, Berlin, Wien und Zürich mit der Hoffnung, dass sie doch noch zur Vernunft kommen wird.

Terézia Mora hat es geschafft, mich mit ihrem außergewöhnlichen Schreibstil völlig zu packen. Die wörtliche Rede ist nicht in Anführungszeichen gesetzt, nicht Ausgesprochenes der Protagonistin durchgestrichen, Gedanken sind eingeklammert. Anfangs hat mich das etwas irritiert, schließlich fand ich es dann richtig klasse.

2013 bekam Terézia Mora für „Das Ungeheuer“ den Deutschen Buchpreis. Heute wurde die Shortlist für 2023 veröffentlicht, und erneut wurde ein Buch der Autorin nominiert. Drücken wir also die Daumen für „Muna oder Die Hälfte des Lebens“. Das Zeug zum Buchpreis hat der Roman auf jeden Fall.
Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Leise und doch so eindringlich

Das leise Platzen unserer Träume
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„Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche.“

Der Traum vom Haus auf dem Land - mit großem Bauerngarten und Kindern, die da spielen und toben. Freunde, die zu Besuch kommen, im Garten sitzen, Feste feiern ...

„Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche.“

Der Traum vom Haus auf dem Land - mit großem Bauerngarten und Kindern, die da spielen und toben. Freunde, die zu Besuch kommen, im Garten sitzen, Feste feiern und so weiter.
Der Traum vom Haus auf dem Land - den konnten Jule und David sich verwirklichen, alles andere nicht. Die Besuche von Freunden wurden seltener, eigene Kinder blieben aus, die Beziehung leidet darunter.

Dies alles und noch viel mehr erfahren wir von Jule in einzelnen Kapiteln im Roman „Das leise Platzen unserer Träume“ von Eva Lohmann.
Und neben Jule gibt es auch noch Hellena, aus deren Sicht ebenfalls berichtet wird. Hellena ist die Geliebte von David. Sie ist geschieden und lebt mit ihren beiden Kindern in der Stadt. Sie weiß, dass David verheiratet ist, weiß einiges über dessen Ehe, und sie macht sich viele Gedanken darüber. Versucht, sich in Jule hineinzuversetzen. Warum funktioniert diese Ehe nicht mehr? Und was fehlt noch für einen Schlussstrich, für eine Trennung?

Eva Lohmann gibt beiden Frauen eine Stimme und lässt sie einander kennenlernen.
Man fliegt nur so durch das Buch, durch eine Geschichte, die sich wunderbar leicht lesen lässt und gleichzeitig so tiefgründig ist. Das alles habe ich sehr genossen.
Leider war der Roman für mich viel zu schnell zu Ende, dabei habe ich extra versucht, ganz langsam zu lesen.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Verdient auf der Longlist

Paradise Garden
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„Paradise Garden“ so heißt der größte Eisbecher im Eiscafé Venezia. Die 14-jährige Billie und ihre Mutter Marika bestellen ihn, wenn Anfang des Monats mal genügend Geld dafür zur Verfügung steht. Dies ...

„Paradise Garden“ so heißt der größte Eisbecher im Eiscafé Venezia. Die 14-jährige Billie und ihre Mutter Marika bestellen ihn, wenn Anfang des Monats mal genügend Geld dafür zur Verfügung steht. Dies ist allerdings eher selten der Fall. Aber Billies Mutter versucht trotz finanzieller Probleme, den Alltag und das Leben in der Hochhaussiedlung bunt und fröhlich zu gestalten.
Doch dann stirbt Marika plötzlich, und Billie muss mit ihrer ungarischen Großmutter alleine zurechtkommen, ob sie will oder nicht. Eine Sache gibt es allerdings, die Billie unbedingt will - endlich wissen, wer ihr Vater ist. Und sie macht sich auf die Suche nach dem Unbekannten.

„Paradise Garden“ ist der Debütroman von Elena Fischer. Es ist eine Mischung aus Coming-Of-Age-Geschichte und Roadtrip. Wie die Autorin selbst sagt, handelt es sich um einen Entwicklungsroman, es geht ums Erwachsenwerden.
In jedem Fall ist es ein gelungenes Erstlingswerk, das absolut berechtigt auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2023 steht.
Ich habe bereits unzählige positive Rezensionen und Leseeindrücke gelesen und kann mich diesen nur anschließen.
Elena Fischer hat einen erstklassigen Roman geschrieben, eine faszinierende Geschichte, traurig und schön zugleich, mitreißend, ergreifend, aufwühlend. Für mich gehört die Lektüre zu meinen absoluten Lesehighlights.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Der dritte Fall- wieder großartig!

Di Bernardo
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Der dritte Fall für Commissario Di Bernardo - so lange habe ich auf ihn gewartet und ihn herbeigesehnt. Im Juni ist er nun endlich im Septime Verlag erschienen.
Wie bei den beiden vorhergehenden Bänden ...

Der dritte Fall für Commissario Di Bernardo - so lange habe ich auf ihn gewartet und ihn herbeigesehnt. Im Juni ist er nun endlich im Septime Verlag erschienen.
Wie bei den beiden vorhergehenden Bänden „Tödliche Sonate“ und „Römisches Finale“ spielt die Musikwelt eine große Rolle in den Krimis. Kaum verwunderlich, denn Natasha Korsakova kann nicht nur hervorragend schreiben, sondern ist vor allem eine berühmte Violinistin.
Welchen Fall gibt es diesmal aufzuklären?

Eines Abends in Rom: Vor der Basilica di San Giovanni in Laterano werden zwei Menschen tot aufgefunden - ein berühmter Komponist sowie wenige Meter neben ihm eine unbekannte Frau. Für Commissario Di Bernardo und seinen Kollegen Ispettore Roberto Del Pino heißt es nun ermitteln und eintauchen in die Welt der Künstler. Die Spuren führen unter anderem zu einem Bogenbauer in Rom.
Stecken Umweltaktivisten hinter der Tat? Geht es um illegalen Holzhandel? Oder war es doch eher eine Beziehungstat? Fragen über Fragen. Und es bleibt bis zum Schluss spannend.

Natasha Korsakova konnte mich auch mit ihrem dritten Roman wieder absolut überzeugen. Der Krimi ist von Anfang an fesselnd und absolut stimmig geschrieben.
Die einzelnen Kapitel werden mit klassischen Musikstücken eingeleitet, die man sich anhand von QR-Codes anhören und ansehen kann. Außerdem finden wir am Ende der Geschichte noch ein sehr interessantes Nachwort der Autorin.

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Veröffentlicht am 23.06.2023

Ein Roman voller Zärtlichkeit

Der Liebende
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Da ist ein Priester im Ruhestand, Monsieur Haslinger. In der Altstadt von Brüssel engagiert er sich als Seelsorger.
Und da gibt es Madame Janssen. Die ehemalige Diplomatin, die viel von der Welt gesehen ...

Da ist ein Priester im Ruhestand, Monsieur Haslinger. In der Altstadt von Brüssel engagiert er sich als Seelsorger.
Und da gibt es Madame Janssen. Die ehemalige Diplomatin, die viel von der Welt gesehen hat, wohnt seit Kurzem in der Nachbarschaft von Monsieur Haslinger. Von seinem Balkon aus kann er auf ihre Terrasse und in ihre Wohnung blicken.
Beide lieben sie Blumen, Pflanzen, die Natur, einfach alles, was grünt.
Madame Janssen sprüht vor Lebensfreude und steckt ihren Nachbarn damit an. Und sie bittet ihn, mit ihr an die Nordsee zu reisen. Aus der anfänglich platonischen Liebe wird schließlich mehr. Für Monsieur Haslinger eine völlig neue, unerwartete Situation.

Ganz zart und leise begegnet uns diese Geschichte. Martin Ehrenhauser schreibt sehr ergreifend über die Liebe im Alter zwischen einem Priester, der bisher nach dem Zölibat gelebt hat, und einer Frau, der Beziehungen nicht fremd sind, die jedoch nicht mehr viel Zeit dafür hat.

„Der Liebende“ ist ein ganz wunderbares Buch voller Zärtlichkeit und Melancholie.
Angehaucht mit französischem Flair, sprachlich sehr fein - eine Lektüre, die ich jedem ans Herz legen möchte.

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