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Veröffentlicht am 27.03.2024

Überleben und Lieben, wenn die Menschlichkeit fehlt

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Für Juni war der Großvater immer eine starke Schulter zum Anlehnen, ein Mann voller Liebe und Herzlichkeit. Doch seine eigentliche Lebensgeschichte ist geprägt vom Gegenteil, denn Konrad hat Schlimmes ...

Für Juni war der Großvater immer eine starke Schulter zum Anlehnen, ein Mann voller Liebe und Herzlichkeit. Doch seine eigentliche Lebensgeschichte ist geprägt vom Gegenteil, denn Konrad hat Schlimmes im Krieg erlebt. Aber wie hat er es geschafft, aus den Narben und seelischen Wunden so viel Kraft und Liebe zu ziehen, um Juni der Großvater zu sein, als den sie ihn kennt....


Mit "Und Großvater atmete mit den Wellen" erzählt Trude Teige die Geschichte von Konrad weiter und verlangt ihren Leser;inne unglaublich viel ab. Sie füllt die Seiten mit einer Brutalität, die das Leben der Internierten in den japanischen Straflagern mit einer solchen Wucht regelrecht in die Knie zwingen, dass die Schmerzen - körperlicher und seelischer Art - mit dem Umblättern fühlbar werden.

Die Ausweglosigkeit der Gefangenen überträgt sich auf die Lesenden und hält sie regelrecht in einer eisernen Faust gefangen. Und doch sind da immer wieder kleine Hoffnungsschimmer, die den Mut und den Willen zu Überleben immer wieder aufblitzen lassen. Die Figur des Konrad ist dabei der tragende Charakter, der schier Unmenschliches erleidet, aber trotz allem ist sein Wille nicht gebrochen. Was mir aber ins Auge springt sind die vielen Zufälle, die wichtige Bezugspersonen von Konrad immer wieder in seinen Lebenslauf spülen. Manches wirkt dadurch etwas zu konstruiert und unglaubwürdig, aber das nimmt den Gräueltaten nicht Schrecken, den Schmerz und das Unfassbare.

Teige besitzt die Gabe, mit einer beeindruckenden Sprachgewalt und einer Prise Melancholie die fiktive Handlung mit den realen Ereignissen zu verbinden, um daraus einen neue, schmerzhafte Wahrheit zu kreieren, die auch beim Lesen des Romans nicht spurlos an der Leserschaft vorbeizieht. Vor allen Dingen gibt die Autorin all denjenigen eine Stimme, die in den japanischen Lagern fernab der Heimat geknechtet, misshandelt, gedemütigt und erniedrigt worden sind.

Nicht ganz so gut gelungen wie der erste Teil, aber dennoch eine wichtiger Beitrag gegen das Vergessen. Der Roman wird noch lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleiben, gerade weil Konrad eine Figur ist, die aus den Gräuel der Vergangenheit eine persönliche Stärke zieht, um die Zukunft für diejenigen mit Wärme und Liebe zu füllen, die ihm an Herzen liegen.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Aller Tage ist kein Sonntag (Verfasser unbekannt, Volkslied aus Ostpreußen)

Beelitz Heilstätten
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Antonia Marquardt wird mit Verdacht auf Tuberkulose in den Beelitz-Heilstätten aufgenommen. Dort tut man alles dafür, um auf der Station für weibliche Patienten für eine schnelle Genesung zu sorgen. Doch ...

Antonia Marquardt wird mit Verdacht auf Tuberkulose in den Beelitz-Heilstätten aufgenommen. Dort tut man alles dafür, um auf der Station für weibliche Patienten für eine schnelle Genesung zu sorgen. Doch Antonia findet dieses ewige Nichtstun, die ständigen Liegekuren und den fest vorgeschrieben Tagesablauf einfach ermüdend. Das ändert sich immer schlagartig, wenn sie dem jungen Assistenzarzt Henrik gegenübersteht. Denn dieser lässt Antonias Herz höher schlagen. Aber die Zeiten ändern sich, die Nazis gewinnen immer mehr die Oberhand und mit Ausbruch des Krieges scheint auch der Wind in den Beelitz Heilstätten eine andere Richtung einzunehmen. Ob das das Aus bedeutet ?


Lea Kampe lässt die Beelitz Heilstätten in ihrem Buch wie aus einer Pop-up-Karte emporsteigen und verwandelt so den Lost Place nach und nach in ein, für seine Zeit, sehr modernes Quartier für Lungenkranke, dessen repräsentative Architektur zwischen üppigem Waldbestand wieder zu altem Glanz findet.

Die Bäume in der weitläufigen Parkanlage erzählen leise die Geschichten, die sich dort einst zugetragen haben. Lea Kampe hat dieses Wispern zu einer emotionalen und mitreißenden Geschichte zusammengefügt, die von den verqueren völkischen Ideologien, ihren fanatischen Anhänger:innen und deren Widersacher;innen handelt.

Mit Antonia Marquardt ist der Autorin eine authentische weibliche Hauptfigur gelungen, der es mit Leichtigkeit gelingt, die Lese;rinnen für ihre Lebensgeschichte zu begeistern. Sie nimmt sie an die Hand, zeigt ihnen ihre Welt, die sich nach und nach immer mehr wandelt. Die politische Abgründe und die verheerenden Auswirkungen zeigen allzu deutlich, was passiert, wenn der braune Sumpf seine Hirngespinste auslebt und es ist erschreckend, wie viele Parallelen sich im aktuellen Tagesgeschehen wiederfinden.

Die endlosen Flure, die Krankensäle und das Turmzimmer werden wiederbelebt und selbst die leisen Töne des Klaviers sind zu vernehmen, wenn Assistenzarzt Henrik "Alle Tage ist kein Sonntag" spielt. So leicht die Töne auch klingen, so unfassbar und unmenschlich sind die Entscheidungen, die die durch die rechte Politik , Denunziantentum und falsche Ideale getroffen werden.

Umso schöner ist es zu lesen, dass am Ende die Menschlichkeit siegt, wenngleich es ein bisschen schwülstig wirkt Facettenreiche Charaktere, die wirklich das ganze Spektrum von gut bis niederträchtig bedienen, geben den Leser:innen einen Einblick in ihre Gefühls- & Gedankenwelt, um sie von ganzem Herzen zu mögen oder für ihr Tun zu verachten.

Der flüssige Schreibstil ist gut lesbar, die Handlung ist strukturiert und logisch aufgebaut. Ein Roman, der nicht nur die Zimmertüren der Patientinnen öffnet, sondern auch die Möglichkeit gibt, den Lost Place mit anderen Augen zu sehen.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

High, high, high to tigh, Space taxi to the sky (Stefan Raab)

Krieg der Seesterne
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Es ist Sommer in Fredebüll und trotzdem ist von beschaulicher Ruhe nichts zu spüren. Selbst das Getreide auf den Feldern hat es gar so eilig, in die Höhe zu wachsen. Als Piet Paulsen dann auch noch in ...

Es ist Sommer in Fredebüll und trotzdem ist von beschaulicher Ruhe nichts zu spüren. Selbst das Getreide auf den Feldern hat es gar so eilig, in die Höhe zu wachsen. Als Piet Paulsen dann auch noch in einer lauen Sommernacht ein UFO sichtet und ein Toter sein "Bett im Kornfeld" aufschlägt, müssen Thies und Nicole wieder ermitteln.....


Krischan Koch nimmt in "Krieg der Seesterne" die Eso-Welle und Anbeter:innen von intergalaktischen Wesen aufs Korn und strickt daraus einen Fall, der spannend, mitreißen und unterhaltsam ist. Er zündet ein echtes "Feuerwerk" wenn KI, Schamanen, Heilsteine und biochemische Substanzen aufeinandertreffen und so Piet in "Major Tom" verwandeln und ihn "völlig losgelöst von der Erde" durch Fredebüll schweben lassen.
Manchmal entsteht tatsächlich das Gefühl, dass "Fred vom Jupiter"gelandet ist und sich dieser in Personalunion als Rettungsschwimmer Benny bei Telje die ersten Flirtversuche startet.

Die Crew aus der "Hidden Kist" steht im mittlerweile 12. Fall wieder fest zusammen, sinniert und kombiniert, was das Zeug hält und so gelingt Koch wieder einmal, seine Leser;innen von der ersten bis zur letzten Seite gut zu unterhalten. Was Alexa und Uwe Seeler im Haushalt von Piet für eine Rolle spielen ? Wer schraubt denn so spät bei Nacht und Wind, in der Hühnerhalle entsteht ein Geheimnis geschwind... es sind viele kleine und große Schauplätze, die die Leseneugier immer wieder neu entfachen und für abwechslungsreichen Szenen sorgen.

Renate ist für d i e Wortschöpfungun des Tages verantwortlich, während Heike zur "Maul"beere mutiert und ihren Fokus auf das Wohlergehen ihres neuen Mähroboters, statt auf Ehemann Thies legt. Aber bei all dem Spaß gelingt es Krischan Koch, die Ernsthaftigkeit seiner Themen zu vermitteln, die die Grundlage für seinen Roman bilden. Abzocke, Raffgier, falsche Versprechungen und das schnelle Geld mit vermeintlichen Bio-Siegeln sind brisante Punkte, die der Autor zu einem rasanten und wendungsreichen Krimi zusammenfügt.

Wie immer beste Krimiunterhaltung mit ganz vielen Spleens und schrägen Originalen - absolut lesenswert !

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Auszeit vom Alltag

Endlich Zeit für Venetien
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Atemberaubende Landschaften malerische Gärten, sanfte Hügel und glitzernde Seen - klingt wie eine Reise durchs Märchenreich. Und genau das trifft auf die Region Venetien zu, denn sie ist märchenhaft schön, ...

Atemberaubende Landschaften malerische Gärten, sanfte Hügel und glitzernde Seen - klingt wie eine Reise durchs Märchenreich. Und genau das trifft auf die Region Venetien zu, denn sie ist märchenhaft schön, verwunschen, mystisch und bezaubernd. Wenn elegante Landvillen sich wie schmucke Perlen aneinanderreihen, in den geschichtsträchtigen Mauern der Arena di Verona "Nabucco" oder "Aida"" durch die Nachtluft schallen oder der Zauber des Gardasees seinen Charme versprüht, dann ist es Zeit für eine Auszeit vom Alltag.

Beate Giacovelli hat mit ganz viel Herz und Liebe zur Region ein Reisebuch verfasst, das wie Prosecco in Glas perlt und und die Leser:innen auf eine Reise durch Geschichte, Kultur und Tradition Venetiens mitnimmt. Nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten finden sich auf den Seiten wieder, sondern es sind gerade die kleinen verborgenen Schätze, die die Autorin aus ihrem Füllhorn an Inspirationen zaubert, die oft ein wenig abseits der Touri-Pfade liegen und aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden wollen.

Mal sind es raffinierte und stilvolle Unterkünfte, die zum Verweilen einladen. Dann wieder sind es weitläufige Parks und Gärten, die wie geschaffen dafür sind, bewusst ein zwei Gänge herunterzuschalten und zur Ruhe zukommen. Auch wenn die Autorin ein paar bekannte Sehenswürdigkeiten mit in ihren Reisevorschläge aufnimmt, so sind es doch Inspirationen, eben nicht zur Hochsaison zu verreisen, sondern einfach mal a-typisch die Koffer zu packen und die Ziele aufzusuchen, die die Möglichkeit geben, die Natur, Museen und Landstriche in aller Ruhe, weitab von der Hektik des Trubels zu erkunden.

Langsam reisen, entschleunigen und dabei unvergessliche Momente erleben, die sich zu wunderbaren Erinnerungen formen - Venetien ist wie geschaffen dafür, eindrucksvolle Sonnenuntergänge, intensive Genussmomente und den ursprünglichen Charme dieser Region ganz bewusst zu erleben.

Mit den Reiseperlen von Beate Giacovelli gelingt es den Leser:innen, den Stempel Tourist:in unsichtbar werden zu lassen und somit die Hektik und die Häkchen auf der To-do-Liste abzustreifen und zu vergessen, um Einwohner/in von Venetien zu werden und authentische Einblicke zu erhalten.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Wanderungen mit Wow-Momenten

Nationalpark Triglav, Soča & Isonzo
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Atemberaubende Landschaften, türkisfarbenes Wasser und teilweise noch wilde, ursprüngliche Natur - das alles finden Outdoor-Begeisterte und Wandernde im Triglav Nationalpark. Ein kleines Juwel, das inmitten ...

Atemberaubende Landschaften, türkisfarbenes Wasser und teilweise noch wilde, ursprüngliche Natur - das alles finden Outdoor-Begeisterte und Wandernde im Triglav Nationalpark. Ein kleines Juwel, das inmitten der Julischen Alpen liegt und doch Vielen noch unbekannt ist. Wolfram Guhl spricht mit seinem außergewöhnlichen Wanderführer all diejenigen an, die für das ein oder andere Wanderabenteuer offen sind, deren Herz gleich einen Takt schneller schlägt, wenn ringsherum majestätische Berge imposante Kulissen bilden und gerne nah am Wasser wandern, um im wahrsten Sinne des Wortes im Flow zu sein.

Es sind 25 Touren, zu Fuß oder mit dem Rad, die die Schönheit und und Vielfalt dieses einzigartigen Naturparadieses zu Wanderungen mit echten Wow-Momenten werden lassen und die Möglichkeit bieten, in die kleinen und großen Naturwunder einzutauchen, die der Nationalpark für alle Naturliebhaber:innen bereithält.

Das Kartenmaterial lässt keine Wünsche offen und ist nicht nur Orientierungs- sondern auch Planungshilfe. Geschichten und Geschichtliches ermöglichen einen tiefen Einblick in die Region, die nicht nur karstig, sondern auch mit einigen Narben aus dem Krieg versehen ist. Die einzigartige Kulisse und das atemberaubende Naturkino bilden einen perfekten Rahmen, um die bewegte Geschichte der Region bewusst mit den Erfahrungen auf den Wanderrouten aufzunehmen. Die Touren sind so konzipiert, dass für jeden Konditionslevel etwas dabei ist. Vom Spaziergang bis hin zur Wadenzwickertour, die sehr gute Kondition und Trittsicherheit erfordert, ist alles zu finden. Abwechslungsreich zusammengestellt, ansprechend in Wort und Bild präsentiert, gelingt es Wolfram Guhl, Wandernden und Outdoor-Fans regelrecht Heißhunger auf seine vorgestellten Touren zu machen und sie mit Fernweh zu infizieren. Gilt es doch, versteckte Wasserfälle, einsame Bergseen und Gumpen zu entdecken.

Definitiv mal etwas anderes, als die üblichen Verdächtigen im Bereich Wanderführer und daher nicht nur lesens- sondern auch wandernswert.

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