Man sieht sich immer zweimal im Leben...
Nacht über ValldemossaInspector Ballester hat sich regelrecht an einem Cold Case verbissen und versucht mit allen Mitteln, den Fall wieder aufzurollen. Komplettiert werden seine Ermittlungen durch Gemma und ihrer Oma Johanna, ...
Inspector Ballester hat sich regelrecht an einem Cold Case verbissen und versucht mit allen Mitteln, den Fall wieder aufzurollen. Komplettiert werden seine Ermittlungen durch Gemma und ihrer Oma Johanna, die als Privatermittlerinnen auf der Insel schon öfter Licht ins Dunkel gebracht haben. Es heißt ja, dass mit der Zeit alles ans Tageslicht kommt, aber Zeit ist etwas, dass das ungewöhnliche Trio nicht hat, denn in genau 27 Tagen verjährt die Tat. Es gilt, die Spuren von damals zusammenzusetzen und den Täter zu überführen...
Während die milde Wintersonne Mallorca in sein sanftes Licht taucht, schläft das Böse nicht und zieht seine dunklen Schatten über die Balearen-Insel. Christina Gruber zeichnet ansprechende Landschaftsbilder und setzt facettenreiche Charaktere in sie hinein, um die Inselidylle aufzureißen und dem Bösen eine Plattform zu bieten.
Die Ermittlungsansätze sind sehr unkonventionell, sorgen für den ein oder anderen Schmunzler und zeigen, dass auch rüstige Damen noch lange nicht zum alten Eisen gehören, wenn es heißt, auf Verbrecherjagd zu gehen.
Johanna ist ein echtes Unikat und sie lebt in diesem Buch ihre Wandlungsfähigkeit voll aus - nicht nur, was die Verkleidungen als Privatermittlerin betrifft. Enkelin Gemma hat ganz schön was auf dem Kasten, punktet mit Herz und Hirn und zieht so die Leser;innen auf ihre Seite.
Die Ermittlungen zeigen, dass hinter einer schillernden Fassade so manch dunkles Geheimnis steckt und der Autorin gelingt es, einen Einblick in das gut situierte Leben einer erfolgreichen Familie zu vermitteln. Aber auch hier gilt - je weißer die Weste, desto schwärzer die Seele.
Der Fall ist wendungsreich aufgebaut und bietet jede Menge Möglichkeiten, eigene Ermittlungen anzustellen. Zumal es gleich zwei Verbrechen gibt, die es aufzuklären gilt. Die Hinweise zum Tathergang werden häppchenweise serviert und dadurch bleiben die Lesenden am Ball, da der Spannungsbogen konstant erhalten bleibt. Lediglich ein paar Stolperer in der Logik (besonders auf S. 206 "...öffnete sie in einer blitzschnellen Bewegung mit gefesselten Händen die Tür - ein Widerspruch in Sich) sorgen für erstauntes Stirnrunzeln und werden als kleine Schwachstellen enttarnt.
Bis zum Schluss bleiben Täter, Tathergang und Tatmotiv im Unklaren und sorgen so für eine mehr als überraschende Enthüllung. Prolog und Epilog ummanteln den Mallorca-Krimi und lassen nur das eine Fazit zu: Man sieht sich immer zweimal im Leben.