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Veröffentlicht am 24.07.2022

Fifties, Frisuren und jede Menge Vorsätze

Der Salon. Wunder einer neuen Zeit
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Der ländliche Idylle ist Leni einfach zu eng und zu vorhersehbar, denn im Friseurladen ihrer Mutter spult sich Tag für Tag, Woche für Woche das ewig gleiche Programm ab. Da muss doch mehr drin sein, denkt ...

Der ländliche Idylle ist Leni einfach zu eng und zu vorhersehbar, denn im Friseurladen ihrer Mutter spult sich Tag für Tag, Woche für Woche das ewig gleiche Programm ab. Da muss doch mehr drin sein, denkt sich Leni und träumt von einem eigenen Salon. Mit der Stelle im renommierten Salon Keller in München geht sie selbstbewusst den ersten Schritt in diese Richtung. Auch Bruder Hans ist mit dem eingeschlagen Pfad nicht ganz glücklich und muss Entscheidungen treffen, die die Weichen neu stellen....


Julia Fischer kurbelt die Zeitmaschine ordentlich an und lässt mit Nierentischen, Tulpenlampen, Kessler-Zwillingen und jeder Menge Musik der 50erJahre des letzten Jahrhundert eine ganz besondere Zeit lebendig werden. Der Großteil der jungen Grauen verbringt den Tag in Bräuteschulen, während nur einige wenigen auf eigenen beruflichen Beinen stehen und die Welt verändern wollen.

Julia Fischer fängt den Zeitgeist perfekt ein und ermöglicht ihren Leser;innen, die altmodischen Gedanken und Standpunkte kennenzulernen, um so Leni noch besser verstehen zu können. Zwischen Brennschere, Produkten von Wella und Schwarzkopf und Lenis pflanzlichen Alternativen fühlen sich die Lesenden als Kunde/Kundin im Salon und warten auf ihren neuen Look.

Das ländliche Leben erscheint gegen das quirlige, aufregende Treiben im Münchner Salon noch farbloser und eintöniger, als es ohnehin schon ist. Leni geht unbeirrbar ihren Weg und zeigt, dass es sich immer lohnt, für seine Träume und Wünsche einzustehen und zu kämpfen, erst Recht, wenn Umwege zum ziel führen.

Die Autorin spricht Vieles an, was damals bewegt und verpackt die wichtigen Themen mit einem Besuch beim Frisör - es werden Klatsch und Tratsch ausgetauscht, Weltpolitik diskutiert und die neueste Mode in Augenschein gewonnen. Geändert hat sich daran bis heute nichts : ) Zwischen Brennschere, Produkten von Wella und Schwarzkopf und Lenis pflanzlichen Alternativen fühlen sich die Lesenden als Kunde/Kundin im Salon und warten auf ihren neuen Look.

Fischer spielt mit den Gefühlen ihrer Leser;innen , in dem sie ihnen tragische Szenen, harte Wortgefechte, emotionale Momente und Einblicke in die unterschiedlichen Lebensbereich ihrer Figuren ermöglicht, die dadurch sehr authentisch wirken. Manchmal etwas zu ausführlich geschildert, aber trotzdem immer nah am Geschehen, bauen die einzelnen Kapitel aufeinander auf und zeigen die Entwicklung der Protas, die bis zum Schluss von sich überzeugen können.

Wir alle müssen entscheiden, wer wir sein wollen und müssen nur den Mut haben, den ersten Schritt zu gehen. Leni macht es vor und ich hoffe, es werden ihr noch viele Frauen folgen, die sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.

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Veröffentlicht am 22.07.2022

Aus dem Nebel steigt die Wahrheit

Nebelopfer
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Frida und Bjarne stehen vor einem Rätsel, denn der neue Fall verweist auf eine Tat, die schon lange zurückliegt. Und ausgerechnet die Leiche dient als Überbringer einer Botschaft - der Täter von damals ...

Frida und Bjarne stehen vor einem Rätsel, denn der neue Fall verweist auf eine Tat, die schon lange zurückliegt. Und ausgerechnet die Leiche dient als Überbringer einer Botschaft - der Täter von damals ist unschuldig und der Mörder noch mitten unter ihnen. Es stellt sich heraus, dass das Opfer damals ein Zeuge gewesen ist und eine falsche Aussage getroffen hat. Aber wer richtet jetzt die Lebenden, um den zu Unrecht Verurteilten zu rehabilitieren ?

Romy Fölck lässt dicke Nebelschwaden aufziehen und taucht die Elbmarsch in eine unheilschwangere Atmosphäre. Es entsteht beim Lesen ein ungutes Gefühl im Bauch, da die unterschwellige Bedrohung dauerhaft zu spüren ist. Sehr gut gelungen und ein kluger Schachzug von der Autorin, um alleine schon mit der mystischen Umgebung Spannung zu erzeugen.

Auch in diesem Band profitieren Frida und Bjarne von ihren Ermittlungstaktiken und sind sich Halt und Stütze. Auch wenn Bjarne auf Freiersfüßen wandelt, ist er doch immer für Frida da und kann ihr zur Seite stehen.

Das Aufrollen des Cold Case bietet viele Möglichkeiten, eigene Denkansätze in die Ermittlungsarbeit einfließen zu lassen, um gemeinsam mit dem Ermittlerduo Gedankengänge aufzunehmen und wieder zu verwerfen.

Der Kreis der Verdächtigen ist zuerst ganz klar definiert, entpuppt sich aber als Holzweg. Es gilt, viele keine Hinweise zusammenzusetzen, neue Tatorte mit dem alten Fall zu vergleichen und zwischen den Zeilen zu lesen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem auch Bjarne um sein Leben bangen muss.

Konflikte, Emotionen, neue Gesichter - Fölck bietet Abwechslung, Spannung und Nervenkitzel, um ihren Leser:innen zu zeigen, wie vielfältig die Arbeit von Frida und Haverkorn wirklich ist. Bis zum Schluss kann sie den Spannungsbogen aufrecht halten und mit einem einfallsreichen Plot überzeugen.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Man sieht sich immer zweimal im Leben

Das Haus der Harmonie
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Charlotte setzt all ihr Können und Wissen dafür ein, um die traditionelle chinesische Heilkunde in Amerika zu etablieren. Mit der Übernahme des familieneigenen Konzerns scheinen aber negative Schwingungen ...

Charlotte setzt all ihr Können und Wissen dafür ein, um die traditionelle chinesische Heilkunde in Amerika zu etablieren. Mit der Übernahme des familieneigenen Konzerns scheinen aber negative Schwingungen verbunden zu sein, die großes Unglück bringen. Denn ausgerechnet ihre Produkte, die einer strengen Kontrolle unterliegen, bringen drei Menschen den Tod und es geschehen auch noch einige seltsame Dinge, die den Fortbestand der Firma gefährden...


"Das Haus der Harmonie" ist in einer Neuauflage erschienen und wirkt dadurch in manchen Dingen, gerade was die IT betrifft, etwas antiquiert. Es fällt schwer, mit dem technischen Fortschritt von heute in die Anfänge des Computerzeitalters zurückzureisen und sich mit den Dingen vertraut zu machen. Auch wenn die Schreibende einen sehr ausführlichen Einblick in diesen Bereich ermöglicht, wirkt manches überladen und zu ausschweifend erzählt, denn nicht alle in der Leserschaft sind affin für dieses Thema.

Die Handlung ist eine Mischung aus Familiendrama, Romanze, sozialkritischer Betrachtung und Verbindung der westlichen und fernöstlichen Kultur und bietet für Fans der Autorin jede Menge Seiten, in denen sie sich verlieren können.

Mitunter etwas zu sehr ausgeschmückt und dadurch künstlich aufgebläht, lernen die Leser:innen Charlotte, Jonathan und Co kennen und werken zum Spielball eines miesen Erpressers, der die Zügel fest in den Händen hält, um sein Ziel zu erreichen. Immer im Fokus: die TCM und ihre wohltuende Wirkung, um Yin und Yang wieder in Gleichklang zu bringen. Die Einblicke in die chinesische Heilkunst sind interessant gestaltet und überzeugen mit gut recherchierten Fachwissen.

Es gibt Szenen, die recht spannend aufgebaut sind und über weite Strecken überzeugen können. Dadurch lassen sich einzelnen Abschnitte auch fast sogartig lesen, denn hier zeigt Wood ihr ganzes Können,um die Leser:innen mit in die Geschichte einzubinden.

Je weiter aber die Handlung fortschreitet, desto hanebüchener wird die Story - Bösewichte werden enttarnt, Familiengeheimnisse gelüftet, Totgeglaubte erscheinen aus dem vermeintlichen Jenseits und Lügenkonstrukte fallen in sich zusammen. Es entsteht ein Tohuwabohu aus Familienzugehörigkeiten und Verwandtschaftsverhältnissen, das vollkommen diffus und fernab jeglicher Realität den Leser;innen serviert wird und sie mehr als verwirrt zurück lässt. Hier verlässt Wood den Pfad der Glaubwürdigkeit und verliert sich in Absurditäten, die dem Buch - um beim Titel zu bleiben - die Harmonie und den Gleichklang entziehen.

Nett zu lesen, aber eher unterer Durchschnitt.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Eindrucksvolles Begleitbuch zur Ausstellung

Der Untergang des römischen Reiches
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Das römische Trier ruft zur Landesausstellung und zeigt Exponate, die faszinieren und die die Geschichte eines Imperiums erzählen. Zwar existiert das Römisch Reich schon lange nicht mehr, aber auch nach ...

Das römische Trier ruft zur Landesausstellung und zeigt Exponate, die faszinieren und die die Geschichte eines Imperiums erzählen. Zwar existiert das Römisch Reich schon lange nicht mehr, aber auch nach seinem Untergang übt es eine fesselnde Wirkung auf die Menschen aus.

Dieses Begleitbuch ist nicht bloß eine Ergänzung zur Ausstellung, sondern ein umfassender Sachbildband, der die Geschichte detailliert darstellt und nach Gründen für den Untergang sucht. Hätte man Zeichen und Vorboten deuten können, um das Unvermeidliche aufzuhalten ? Wer sich geschichtlich noch nicht mit dieser Thematik befasst hat, könnte schnell von der Informationsfülle überflutet werden, aber selten habe ich einen Begleitband gesehen, der so viel Fachwissen- und Kenntnis vereint und trotzdem noch Neugier und Interesse schüren kann.

Zahlreiche Exponate sind im Buch zu finden, die durch eine exzellente Fotografie perfekt inszeniert werden und so ihre Geschichte bzgl.Tradition, Kunst und dem Erbe Roms erzählen.

Ferner wird die Stellung der Kirche etwas genauer beleuchtet, die zum einen im Machtfaktor zu finden ist und zum anderen in der Weitergabe der römischen Traditionen eine Rolle gespielt hat.

Das Buch bietet Geschichtsunterricht zum Anfassen und Miterleben, vermittelt ein breites Spektrum an Fachwissen auf eine sehr sachliche, aber dennoch gut lesbare Weise und entführt die Leser;innen auf eine spektakuläre Zeitreise. Nach dieser Lektüre ist der Besuch der Landesausstellung ein absolutes Muss, um zwischen historischen Bauten vor Ort, wie der Porta Nigra, den Kaiserthermen und dem Amphitheater, römische Geschichte live und in Farbe zu erleben und mit den Eindrücken aus dem Buch und der Ausstellung zu einem eindrucksvollen Erlebnis zu verschmelzen.


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Veröffentlicht am 18.07.2022

Die Wand des Schweigens tötet

Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.
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Schon gleich am ersten Tag an seinem neuen Dienstort muss Maresciallo Pietro Carminati feststellen, dass Schweigen und Sturheit die beiden Eigenschaften sind, die im Dorf am meisten vertreten sind. Denn ...

Schon gleich am ersten Tag an seinem neuen Dienstort muss Maresciallo Pietro Carminati feststellen, dass Schweigen und Sturheit die beiden Eigenschaften sind, die im Dorf am meisten vertreten sind. Denn wo vierzig Jahre lang alle in buchstäblicher Eintracht zusammengelebt haben, treibt ein Mörder sein Unwesen. Die Toten werden am Marterl zur Schau gestellt und selbst der Pfarrer kann/will kein Licht ins Dunkel bringen. Carminati steht vor einer Wand aus verstummten Mündern, die nicht einstürzen will...


Heidei Troi schlägt mit diesem Krimi einen neuen Weg ein und zögert nicht, Blut und Brutalität in die Handlung miteinzubringen. Wer ihre anderen Krimis kennt, wird überrascht sein, welch harten Töne sie doch anschlagen kann.

Mit Pietro Carminati steigt ein Ermittler aus den Seiten, der manchmal schon ganz schön was wegstecken muss. Leider hat er die Eigenart, sich immer wieder wegzuducken und das lässt ihn als Angsthasen erscheinen. Keine guten Voraussetzungen, um sich als Ermittler durchsetzen zu können.

Auch machen es ihm die Dorfbewohner:innen nicht einfach, denn ihr Schweigen ist nicht nur eine Wand, die bolzenfest verankert ist, sondern der Nährboden für den Täter, um seine Frevel weiter ungestört begehen zu können.

Mir fehlt das gewisse Quäntchen an Spannung, um Feuer und Flamme für diesen Krimi zu sein. Die Suche nach dem Täter ist nämlich nicht großartig mit Ermittlungsarbeit verbunden, was Carminati in einem unguten Licht dastehen lässt. Er wirkt mitunter als Statist in seinem eigenen Krimi und steht mehr als einmal als Randfigur am Set.

Wer bereits fest im Krimi-Genre verankert ist, erkennt schon früh, dass die an den Tatorten hinterlassen Vergissmeinnicht auf eine bestimmte Art von Rache hindeuten, denn die Sprache der Blumen ist doch recht deutlich. Die Auflösung kommt auch eher überhastet und wirkt für mich zu gewollt.

Und dann das große Fragezeichen überhaupt: Hat es Carminati wirklich nötigt, wie eine Biene von Blüte zu Blüte zu fliegen und sich Hals über Kopf in eine neue Beziehung zu stürzen, wo die Wunden der letzten noch nicht einmal verheilt sind ? Ich gönne ihm ja sein Glück, aber dieses Handeln ist unglaubwürdig.

Ich mag die Krimis von Heidi Troi wirklich sehr, aber mit "Marterlmord" hat sie leider nicht ganz so ein glückliches Händchen bewiesen.

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