Fifties, Frisuren und jede Menge Vorsätze
Der Salon. Wunder einer neuen ZeitDer ländliche Idylle ist Leni einfach zu eng und zu vorhersehbar, denn im Friseurladen ihrer Mutter spult sich Tag für Tag, Woche für Woche das ewig gleiche Programm ab. Da muss doch mehr drin sein, denkt ...
Der ländliche Idylle ist Leni einfach zu eng und zu vorhersehbar, denn im Friseurladen ihrer Mutter spult sich Tag für Tag, Woche für Woche das ewig gleiche Programm ab. Da muss doch mehr drin sein, denkt sich Leni und träumt von einem eigenen Salon. Mit der Stelle im renommierten Salon Keller in München geht sie selbstbewusst den ersten Schritt in diese Richtung. Auch Bruder Hans ist mit dem eingeschlagen Pfad nicht ganz glücklich und muss Entscheidungen treffen, die die Weichen neu stellen....
Julia Fischer kurbelt die Zeitmaschine ordentlich an und lässt mit Nierentischen, Tulpenlampen, Kessler-Zwillingen und jeder Menge Musik der 50erJahre des letzten Jahrhundert eine ganz besondere Zeit lebendig werden. Der Großteil der jungen Grauen verbringt den Tag in Bräuteschulen, während nur einige wenigen auf eigenen beruflichen Beinen stehen und die Welt verändern wollen.
Julia Fischer fängt den Zeitgeist perfekt ein und ermöglicht ihren Leser;innen, die altmodischen Gedanken und Standpunkte kennenzulernen, um so Leni noch besser verstehen zu können. Zwischen Brennschere, Produkten von Wella und Schwarzkopf und Lenis pflanzlichen Alternativen fühlen sich die Lesenden als Kunde/Kundin im Salon und warten auf ihren neuen Look.
Das ländliche Leben erscheint gegen das quirlige, aufregende Treiben im Münchner Salon noch farbloser und eintöniger, als es ohnehin schon ist. Leni geht unbeirrbar ihren Weg und zeigt, dass es sich immer lohnt, für seine Träume und Wünsche einzustehen und zu kämpfen, erst Recht, wenn Umwege zum ziel führen.
Die Autorin spricht Vieles an, was damals bewegt und verpackt die wichtigen Themen mit einem Besuch beim Frisör - es werden Klatsch und Tratsch ausgetauscht, Weltpolitik diskutiert und die neueste Mode in Augenschein gewonnen. Geändert hat sich daran bis heute nichts : ) Zwischen Brennschere, Produkten von Wella und Schwarzkopf und Lenis pflanzlichen Alternativen fühlen sich die Lesenden als Kunde/Kundin im Salon und warten auf ihren neuen Look.
Fischer spielt mit den Gefühlen ihrer Leser;innen , in dem sie ihnen tragische Szenen, harte Wortgefechte, emotionale Momente und Einblicke in die unterschiedlichen Lebensbereich ihrer Figuren ermöglicht, die dadurch sehr authentisch wirken. Manchmal etwas zu ausführlich geschildert, aber trotzdem immer nah am Geschehen, bauen die einzelnen Kapitel aufeinander auf und zeigen die Entwicklung der Protas, die bis zum Schluss von sich überzeugen können.
Wir alle müssen entscheiden, wer wir sein wollen und müssen nur den Mut haben, den ersten Schritt zu gehen. Leni macht es vor und ich hoffe, es werden ihr noch viele Frauen folgen, die sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.