Wow, was für ein Debüt
NachtarbeiterBrooklyn hat auch seine Schattenseiten und genau diese macht sich Shecky Keenan zu eigen, um zusammen mit seinem Neffen und seiner Nichte ein Geldwäschenetz aufzubauen. Und je mehr das Geschäft floriert, ...
Brooklyn hat auch seine Schattenseiten und genau diese macht sich Shecky Keenan zu eigen, um zusammen mit seinem Neffen und seiner Nichte ein Geldwäschenetz aufzubauen. Und je mehr das Geschäft floriert, desto mehr fühlt sich Shecky in seiner Position wohl. Er hat alles, was er sich je erträumt hat und doch ist nicht alles Gold, was glänzt. Als ein Bargeld-Kurier mitsamt einer nicht unerheblichen Summe Schwarzgeld spurlos verschwindet, bekommt das Konstrukt Risse, denn hinter jeder Ecke lauert die Gefahr, die nur schwer einzuschätzen ist. Es kommt die Frage auf, wem man überhaupt noch trauen kann...
"Nachtarbeiter" hat mich vom ersten Buchstaben an komplett begeistert und mich in seinen Bann gezogen. Der Plot ist eine absolut geniale Mischung aus mitreißendem Krimi, Familiensaga und Drama, der mit unglaublich vielen Wendungen und Nervenkitzel die Leser:innen an die Seiten kettet.
Hinter den Figuren stecken facettenreiche Charaktere, die im Roman die ganze Bandbreite ihres Ichs ausleben und offen zeigen dürfen. Der Drang nach Macht und Geld lenkt sie, hat sie fest im Griff und lässt sie nach den verbotenen Sternen greifen. Selten habe ich so motivierte und miteinander verschmolzene Protagonisten erlebt, die mir nicht nur authentisch, sondern auch mitreißend und nachvollziehbar ihre Geschichte erzählen . Die kriminelle Energie ist das Band, was sie verbindet und das ihnen Halt und Sicherheit gibt. Die Leser;innen werden von ihnen gleichzeitig abgestoßen und doch wieder angezogen, denn von Shecky, Henry und Kerasha geht eine Faszination aus, der man sich nur schwer entziehen kann.
Das Böse steht immer im Vordergrund und zeigt hier auch sein wandelbares Gesicht- zwischen der schillernden Künstlerszene und teilweise versnobten Emporkömmlingen liegt der Nährboden für Drogen, Geldwäsche und Mafiastrukturen. Die Saat geht auf und ernährt diejenigen, die nachts ihren dreckigen Geschäften nachgehen.
Auf der Suche nach dem Mörder und dem fehlenden Geld werden die Lesenden ein Teil dieser dunklen Machenschaften, die New York in einem ganz anderen, unbekannten Licht erscheinen lassen.
Temporeich und aufpeitschend bezirzt der Autor seine Leserschaft, um den Wechsel zwischen den einzelnen Genres fast atemlos mitzuverfolgen. Es gelingt ihm auch zu hundert Prozent, denn es fällt schwer, das Buch überhaupt aus den Händen zu legen - ein echter Pageturner !
Ich bin auf die nachfolgenden Romane von Brian Selfon gespannt, denn mit diesem genialen Debüt hat er sich selbst die Messlatte sehr hoch gelegt.