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Veröffentlicht am 19.12.2021

Von wegen eins, zwei Wiiiegeschritt

Spätzletango
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Die Ausgrabungsstätte in Goldthal ist schon irgendwie eine kleine Sensation, doch nicht alle können sich für die Fundstücke aus grauer Vorzeit begeistern. Noch weniger, als man den leitenden Archäologen ...

Die Ausgrabungsstätte in Goldthal ist schon irgendwie eine kleine Sensation, doch nicht alle können sich für die Fundstücke aus grauer Vorzeit begeistern. Noch weniger, als man den leitenden Archäologen tot auffindet und ausgerechnet die Bürgermeisterin die Hauptverdächtige ist. Das ruft Bibliothekarin Dora Fuchs erneut auf den Plan, denn wenn schon die Polizei im Dunkeln tappt, wer soll den Fall sonst lösen. Aber diesmal ist der Weg zur Überführung des Täters steiniger als gedacht...


Kevin Leonard Butler schickt Bibilothekarin Dora im vorweihnachtlichen Goldthal aufs Tanzparkett und lässt sie gemeinsam mit Ehegatten Tom heißblütige Tangoschritte für den großen Auftritt üben. Doch wer Butler und Dora kennt weiß, dass es nicht lange ruhig bleibt im schwäbischen Örtchen Goldthal und der Wiegeschritt des Tango den Ermittlungen weichen muss.

Der neue Fall bietet den Leser:innen Cosy-Crime mit deutlich schwäbischem Einschlag, denn der wunderbare Dialekt darf wieder ausgelebt und munter gesprochen werden. Der Wiedererkennungswert ist somit hoch und gibt dem Regio-Krimi die nötige Authentizität, um sich aus der breiten Masse hervorzuheben.

Der Fall an sich baut sich logisch auf und lässt die Leser:innen gemeinsam mit Dora im Staub knien, um hier die ersten zaghaften Hinweise zu finden. Der ermordete Archäologe hatte mehr Widersacher als Bewunderer und so kommen recht viele Verdächtige beisammen, die es auszusieben gilt.

Dora lässt sich immer wieder neue Tricks einfallen, um an die für sie so wichtigen Informationen zu kommen und es ist erstaunlich,wie groß ihr Fundus an Ideen ist, um anderen sachdienliche Hinweise oder Auskünfte aus der Nase zu kitzeln, die ihre eigenen Ermittlungen vorantreiben.

Das Rätselraten während der Ermittlungen ist vom Autor für die Leser:innen sehr gut angelegt, denn inmitten von Weihnachtsstimmung, Tanzeinlagen und Erpressung tummeln sich die Hinweise zur Ergreifung des Täters.

Ein kurzweiliger, sehr humorvoller Lesespaß, der zwar etwas schwächer ist als Band eins, aber trotzdem Spannung und Aufregung verbreitet.

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Veröffentlicht am 18.12.2021

Leise im Ton, aber unmissverständlich in der Botschaft

Unwert - Der Weg des Kirschmädchens
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Käthes Alltag ist von harter Arbeit auf dem Bauernhof geprägt, doch statt zu murren, ist sie zufrieden. Ihre Kindheit nimmt ein jähes Ende, als sie mehrfach von Knecht Zores vergewaltigt wird. Doch statt ...

Käthes Alltag ist von harter Arbeit auf dem Bauernhof geprägt, doch statt zu murren, ist sie zufrieden. Ihre Kindheit nimmt ein jähes Ende, als sie mehrfach von Knecht Zores vergewaltigt wird. Doch statt Hilfe von der Dorfgemeinschaft zu erhalten, sieht sich Käthe plötzlich einem Gericht gegenübergestellt, das über sie urteilen soll. Die Zeiten haben sich beträchtlich gewandelt und die Nazis nutzen die Gerichtsverhandlung, um mit aller Deutlichkeit aufzuzeigen, dass Käthe zu denjenigen gehört, die den Glanz den neues Reiches beschmutzen....


Yasmin Alinaghi legt in "Unwert-Der Weg des Kirschmädchens" die Gerichtsakten aus den 1930er Jahren von Käthe Klepper zu Grunde, um hier einen teilfiktionalen Roman zu schreiben, der tief unter die Haut geht, berührt und sehr nachdenklich stimmt.

In einer Zeit, als die Köpfe von Hass, Hetze und Antisemitismus verdreht werden, die Euthanasiegesetze ihre Anwendung finden und unschuldige Menschen als Schwachsinnige abstempeln muss Käthe am eigenen Leib die herrschende Ungerechtigkeit erfahren.

Glühende Anhänger der vorherrschenden Ideologien sind nur allzu bestrebt, die geltenden Gesetzte akribisch zu befolgen und in die Tat umzusetzen. Doch es gibt auch in diesen dunklen Tagen Menschlichkeit und Nächstenliebe, sodass Käthe durch die Hilfe von Dr. Karges ihrem bereits gesprochenen Urteil entgehen kann.

Die Einblicke in das barbarische Vorgehen des ortsansässigen Amtsarztes, der mit einem nie dagewesenen Enthusiasmus grausame medizinische Versuche an unschuldige Menschen erprobt, lassen den Leser:innen das Blut in den Adern gefrieren und schockiert die Seiten umblättern. Das herrschende Unrecht verbreitet Entsetzen und Angst - auch heute noch.

Die Autorin schafft es trotzdem immer wieder auch kleine Glücksmomente einzustreuen, denn in dieser dunklen Zeit gibt es auch Menschen, die ein gutes Herz haben und sich gegen das Regime aufllehnen und Käthe in ihrer Not helfen.

Der Roman verbindet die grausame Realität mit den sehr guten Ideen der Autorin, die Grenzen zwischen tatsächlichen Gegebenheiten und Fiktion verschwimmen und es entsteht daraus ein Buch, das beim Lesen tiefe Spuren hinterlässt.

Leise im Ton, aber unmissverständlich in der Botschaft - nie wieder darf es so weit kommen.

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Veröffentlicht am 16.12.2021

Da ist noch Luft nach oben

Im Schatten der Vanille
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Der Schritt von Deck des Überseedampfers hinein in ein neues Leben - aufregend und voller Möglichkeiten. Für Elisabeth ist es gar nicht so leicht, den Fuß in einer von Männern dominierte Welt zu setzen ...

Der Schritt von Deck des Überseedampfers hinein in ein neues Leben - aufregend und voller Möglichkeiten. Für Elisabeth ist es gar nicht so leicht, den Fuß in einer von Männern dominierte Welt zu setzen und dort auf eigenen Beinen zu stehen. Viel zu oft meinen ihre möglichen Geschäftspartner, sie haben ein leichtes Spiel mit ihr, nur weil sie eine Frau ist. Da kann es schon mal passieren, dass aus einer harten Verhandlung plötzlich ein Flirt wird, der zwar nicht ernst gemeint ist, aber ihren geschäftlichen Niedergang zum Ziel hat. Einzig bei Pflanzer Jacob scheint das alles nicht zuzutreffen. Aber kann sie ihm trauen und vor allen Dingen, darf sie sich auf ihn einlassen ?


Zugegeben, Cornelia Engel hat mich mit dem Cover und dem Klappentext mehr als neugierig gemacht. Ein exotischer Schauplatz kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts, der Duft von Gewürzen wie Nelken, Zimt und Vanille und üppige Frangipaniblüten, die wie kleine bunte Sterne ihre Farbenpracht ausbreiten - da gerät mein Herz ins Schwärmen.

Die ersten Seiten sind auch relativ schnell gelesen und bereiten mir einige Schwierigkeiten. Zwar ist der Schauplatz, die Überfahrt, gut gewählt, aber mit Elisabeth kann ich mich von Beginn an leider nicht anfreunden. Sie ist in ihrer überheblichen Art einfach nicht mein Ding, stößt mich mehr als einmal vor den Kopf und weist mich dadurch ab, anstatt mich an der Hand zu nehmen, um mir ihre neue Welt zu zeigen.

Auch ist die Handlung eher schleppend und zäh, obwohl sie viele Möglichkeiten bietet, hier aufregende Sequenzen einzubauen. Der Handel mit Gewürzen, Sklaverei, die aufkeimenden Gefühle von Elisabeth und der damit verbundene Gewissenskonflikt bieten ein großes Feld an Handlungsspielraum, der hier aber größtenteils ungenutzt bleibt. Vieles wird angerissen, oft sind es Klischees, die mir begegnen, aber so richtig springt der Funke nicht über.

Leider vermisse ich auch die Vanille als Träger der Geschichte - es zieht sich zwar ein Hauch des wunderbaren Gewürzes durch die Seiten, aber so wirklich zur Hauptdarstellerin wird sie nicht. Hier und da mal erwähnt (z Bsp. als Zutat im Kakao), bleibt sie eher im Hintergrund und wird zur Nebensächlichkeit degradiert. Der Titel ist daher in meinen Augen unglücklich gewählt, suggeriert er mir doch etwas anderes.

Olfaktorisch ist der Start in diese Buchreihe ein absoluter Volltreffer, bei der Handlung allerdings ist noch viel Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 15.12.2021

Manchmal macht dir das Leben das schönste Geschenk

Das Haus am Deich – Unruhige Wasser
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Frida hatte sich erhofft, dass der Himmel weiter voller Geigen hängt, denn von der Ehe hat sie sich so viel mehr versprochen, als das, was sie auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Auch Erna muss leidvoll ...

Frida hatte sich erhofft, dass der Himmel weiter voller Geigen hängt, denn von der Ehe hat sie sich so viel mehr versprochen, als das, was sie auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Auch Erna muss leidvoll erfahren, dass ihr Vater immer noch seinen früheren Einfluss geltend macht, um seine Macht zu demonstrieren. Einzig im Garten vom Haus am Deich scheint die Welt für ein paar wunderschöne Momente still zu stehen, denn hier können die beiden Frauen ihren Gedanken nachhängen und ihren Träumen freien Lauf geben...


Mit "Unruhige Wasser" entführt Regine Kölpin ihre Leser:innen erneut in das Haus am Deich uns zeichnet ein sehr lebendiges Sittengemälde der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts.

Es ist, als würde man in den Butjenter steigen und in langsamer Fahrt an den Stationen des Lebens von Erna und Frida Halt machen. Frida muss schmerzvoll erfahren, dass ihre Ehe nichts weiter als eine geplatzte Seifenblase ist. Was sie sich vorher in den schillerndsten Tönen ausgemalt hat, wird nach und nach zur Farce und mit der Geburt von Sohn Peter kann auch sie ihr Geheimnis nicht länger verborgen halten.

Wenn die Autorin von Erna und Sanne erzählt, muss ich immer schwer an mich halten, dass ich nicht vor Wut und Zorn zum Berserker werde. Die beiden sind nämlich der Tyrannei von Despot Heinz ausgesetzt und dieser zeigt mit aller Deutlichkeit, dass er immer noch fest an die alten braunen Ideale glaubt. Er hat überall noch seine Helfer sitzen, die im immer wieder einen Gefallen tun und damit das Leid von Sanne um so größer machen. Züchtigungen, bei der Pflegefamilie und im Kinderheim, die körperliche und seelische Narben hinterlassen, sind an der Tagesordnung und ich kann die Tränen nicht zurückhalten.

Und doch sind es immer wieder die kleinen bunten Farbtupfer, die hier Hoffnungsschimmer und Glanz in das Buch bringen - das Jahrzehnt des Wirtschaftswunders wird von den Leser:innen gemeinsam mit den Protagonist:innen erlebt, die gesellschaftspolitischen Veränderungen sind auch an der Küste zu spüren. Typsiche Merkmale von Mode, Musik und Kino fließen ebenso ein und zeichnen ein sehr lebendiges Bild.

Die Handlung ist vielfältig und bietet unglaublich viel Abwechslung - das Leben rund um das Haus am Deich ist gekennzeichnet von Liebe, Hoffnung, Wiederkehr und Verlust. Regine Kölpin gelingt es erneut, ihre Leser:innen mit jeder Seite an das Buch zu fesseln und gibt ihnen die Möglichkeit, das Jahrzehnt von Aufschwung und Veränderung hautnah mitzuerleben. Die ein oder andere emotionale Achterbahnfahrt,Träume, Nordseefeeling und ein Hauch von Nostalgie inbegriffen.

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Veröffentlicht am 13.12.2021

Leider der bisher schwächste Band der zauberhaften Buchreihe

Das kleine Chalet in der Schweiz
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Mina hat sich die Sache mit der Frage aller Fragen wirklich gut überlegt und ist mit ihrer Idee, den Ring für ihren Zukünftigen in einer Pinata zu verstecken, zufrieden. Doch die Feier verläuft ganz anders ...

Mina hat sich die Sache mit der Frage aller Fragen wirklich gut überlegt und ist mit ihrer Idee, den Ring für ihren Zukünftigen in einer Pinata zu verstecken, zufrieden. Doch die Feier verläuft ganz anders als geplant und Mina muss feststellen, dass das Leben nicht nur Schokoladenseiten zu bieten hat. Und wo könnte ihr gebrochenes Herz besser heilen als bei ihrer Tante in der Schweiz, wo es nicht nur Schokolade in Hülle und Fülle, sondern auch verschneite Berge gibt, die der Seele gut tun. Die Magie der Winterlandschaft bekommt noch einen Glanzpunkt obendrauf, denn Luke ist charmant und weiß, wie er Minas Herz ganz sanft erobert....



Julie Chaplin hat mit Band 6 ihrer Romantic-Escapes-Reihe leider kein so glückliches Händchen bewiesen, denn im aktuellen Roman "Das kleine Chalet in der Schweiz" läuft irgendwie alles so unheimlich glatt, selbst wenn es Probleme gibt. Die lösen sich nämlich im Handumdrehen auf und stellen keine großen Hürden dar.

Die zauberhaft verschneite Landschaft wirkt wie eine Bilderbuchkulisse und nur allzu gerne möchten die Leser:innen selbst einen ausgedehnten Spaziergang oder eine rasante Abfahrt auf den Skiern unternehmen, um ein Teil dieses Wintermärchens zu werden.

Zwischen gebrochenen Herzen, im doppelten Sinne, ordentlich Schoggi, Fondue und Rösti bildet sich leider keine großartige Spannung, die die Leser:innen an die Seiten fesselt. Selbst die Auffindesituation von Amelie und der daraus resultierenden Erste-Hilfe-Maßnahme kann hier keine Dramatik in die Handlung bringen - alles wirkt weichgespült und leider etwas kitschig.

Die Figuren bleiben recht blass, können weder polarisieren noch die Leser;innen davon überzeugen, sich an ihre Seite zu begeben und mit ihnen gemeinsam durch die Handlung zu streifen. Das Rad der Liebesgeschichte wird auch hier nicht neu erfunden, aber so ein bisschen mehr Pfiff hätte ich mir gewünscht, um nicht ganz im Rührseligen zu verschwinden.

Zum Schluss haben sich alle lieb und es herrscht Friede, Freude , Eierkuchen. Apropos Kuchen - für die Zuckerbäcker:innen gibt es im Anhang das Rezept für die Basler Kirschen-Brottorte, um sich einen Genussmoment im heimischen Lesezimmer zu gönnen.

Ein kurzer Winterausflug in die Schweiz, der schnell gelesen, aber leider auch sehr schnell wieder vergessen ist.

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