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Veröffentlicht am 03.10.2021

Kommet ihr Leichen...

Kling und Glöckchen
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Dianne hat den schönsten Job der Welt - im "Kling und Glöckchen" ist das ganze Jahr über Weihnachten und gemeinsam mit ihrer Chefin teilt sie die Liebe zu Glitzer, Krippen und Deko. Aber eine Leiche, ausgerechnet ...

Dianne hat den schönsten Job der Welt - im "Kling und Glöckchen" ist das ganze Jahr über Weihnachten und gemeinsam mit ihrer Chefin teilt sie die Liebe zu Glitzer, Krippen und Deko. Aber eine Leiche, ausgerechnet vor den farblich sortieren Mülltonnen, macht ihr einen Strich durch die Weihnachtsstimmung. Auch deshalb, weil Chefin Irmgard äußert tot im Keller liegt. Aber eine Leiche im Keller scheint nicht auszureichen - schöne Bescherung...


Nicht nur für Fans von Weihnachtsdeko und schwarzhumorigen Krimis ist dieses Buch ein echter Lesegenuss, nein, er überzeugt auch echte Grinchs vom Weihnachtfieber. Im "Kling und Glöckchen" fühlt man sich wie ein Besucher bei Käthe Wohlfahrt und wird von Kitsch und Krusch, aber auch von wunderschönen Dekoartikeln umgeben. Heimelige Stimmung inklusive.

Dianne, nicht ganz die hellste Kerze am Christbaum, rutscht eher zufällig in die Schussbahn eines Tatverdächtigen, knüppelt ihn mit der stattlichen Krippenfigur des heiligen Josef nieder und versucht dabei, ihre eigene Leiche im Keller zu verheimlichen.

Der Krimispaß bietet scharfzüngige Dialoge, nimmt sich selbst nicht ganz so ernst und weiß trotzdem mit spannenden Sequenzen zu überzeugen. Das Rätselraten um den Täter ist eine kurzweilige Angelegenheit und bietet genügend Möglichkeiten, eigene Überlegungen auf der Suche nach dem Frevler miteinzubinden.

Schräge Charaktere sind das Tüpfelchen auf dem i - eine kleptomanische Ex-Haushalterin, eine überaus neugierige Nachbarin und ein männliches Wesen, das für Aufruhr in Diannes Herz sorgt - allesamt mit spitzer Feder gezeichnet und echte Unikate.

Der Twist zum Schluss ist eine perfekte Überraschung und wird als hübsch eingepacktes Geschenk mit roter Schleife präsentiert - so geht Weihnachtskrimi !

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Veröffentlicht am 02.10.2021

Tabuthema wird von Hau-drauf-Mentalität erdrückt

Liebe und Tod in Blau
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Blauer Himmel, Meeresrauschen und ab und zu ein kleines Liebesabenteuer - das sind die Annehmlichkeiten, die sich Manuel Rivera gönnt, nachdem er den Job an den Nagel hängen musste. Aber mit der Ruhe ist ...

Blauer Himmel, Meeresrauschen und ab und zu ein kleines Liebesabenteuer - das sind die Annehmlichkeiten, die sich Manuel Rivera gönnt, nachdem er den Job an den Nagel hängen musste. Aber mit der Ruhe ist es vorbei, als er vor seiner Tür die verletzte Elena findet. Das Mädchen bittet ihn um Hilfe und Manuels Ermittlerinstinkt erwacht wieder. Seine Ermittlungen sind ein Stich ins Wespennest....


"Liebe und Tod in blau" bietet eine zauberhafte Kulisse und versetzt den Leser zuerst in entspannte Urlaubsatmosphäre. Aber dann holt Thomas Lojek zum sprichwörtlichen Rundumschlag aus und lässt die Themen Kinderprostitution, Pädophilie, organisierte Kriminalität und Korruption regelrecht auf den Leser niederregnen.

Das Tabuthema ist ein heißes Eisen und wird hier mit eindringlichen Bildern geschildert. Jedoch entwickelt sich der Krimi immer mehr zu einem Buch in Bud-Spencer/Terence-Hill-Manier , denn es fliegen oft und gerne die Fäuste, die Kraftausdrücke und Gossensprache lässt die Wortgefechte und Dialoge sehr gewöhnungsbedürftig erscheinen und stößt mich persönlich eher ab, als dass ich interessiert folge. Die Gewaltspirale ist so absurd aufgebläht und lässt vieles gar zu theatralisch und gestellt erscheinen.

Die Figuren lassen mich nicht wirklich an sich heran, sodass ich über den gesamten Verlauf des Buches eher außen vor bleibe, anstatt mich in sie hineinzuversetzen. Gerade bei dieser aufwühlenden Thematik hätte ich mir gewünscht, dass der Gerechtigkeitssinn und die Entrüstung über den Missbrauch der Schutzbefohlenen hier große Wellen schlagen. Manuel wirkt überspannt, Elena manipulativ und auch sonst kann ich jetzt nicht sagen, dass ich einem der Beteiligten großartig Sympathie entgegenbringen kann.

Die Spannung hält sich in Grenzen, das an und für sich sehr gut gewählte Thema bietet ein sehr großes Potenzial an Konfliktstoff, aber die Hau-drauf-Mentalität erdrückt den Krimi und lässt ihn zu zu einer Art Prügelorgie werden - schade eigentlich, denn mit der Grundidee hätte man den Betroffenen eine Stimme geben können, um wachzurufen und zu sensibilisieren.

Ich kann hier nur 2,5 Sternchen vergeben - mehr ist leider nicht drin.

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Veröffentlicht am 01.10.2021

Schuld und Wahrheit liegen oft nah beieinander

Finsteres Donautal
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Eigentlich müsste sich Sophia über die Überraschung ihrer Kollegen freuen - eine Ballonfahrt über die Donauauen. Aber mit Überraschungen hat sie es nicht so und ihr Bauchgefühl schlägt plötzlich Alarm, ...

Eigentlich müsste sich Sophia über die Überraschung ihrer Kollegen freuen - eine Ballonfahrt über die Donauauen. Aber mit Überraschungen hat sie es nicht so und ihr Bauchgefühl schlägt plötzlich Alarm, als sie einen pinkfarbenen Rollstuhl am Donauufer stehen sieht. Und hat da nicht auch gerade jemand gerufen ? Als wenige Tage später die Leiche einer gelähmten jungen Frau aus dem Wasser gezogen wird, holt Sophie die Vergangenheit ein....



"Finsteres Donautal" von Nicole Lingen zieht den Leser gleich von der ersten Seite an mit einer ganz besonderen Stimmung in die Seiten. In Sophia schlägt das Herz des Fado und dieser bringt in ihr die Sehnsucht, den Schmerz und die Gefühle zum klingen.

Sophie ist keine einfache Kollegin, steht sie doch mehr auf Alleingänge und ist vom Typ her eher die Macherin, als sich mit Kollegen abzusprechen und so als Teamplayer zu gelten.

Die Ermittlungen entpuppen sich als komplex angelegte Handlung, die mit den Gefühlen der Leser spielt. Schnell scheint der vermeintliche Täter dingfest gemacht zu sein, da die Autorin hier mit offensichtlichen Hinweisen arbeitet. Doch diese Spur entpuppt sich als Irrweg, denn die falsche Fährte ist geschickt gelegt. Es macht Spaß, die einzelnen Indizien zusammenzusuchen, hin und her zu schieben und somit immer wieder ein neue Bild zu erschaffen, aber bis zum Schluss bleibt der Täter im Verbogenen.

Der Roman ist durch viele Nebenhandlungen abwechslungsreich und spannend gestaltet, denn so bleibt die Neugier erhalten und der Leser rätselt unweigerlich mit, blättert voller Anspannung um und hofft, auf der nächsten Seite den entscheidenden Hinweis auf die Lösung zu erhalten.

Die Figuren bieten einen tiefen Einblick in ihr Seelen- & Gefühlsleben und zeigen, was in ihnen steckt - urbayerische Grantler, Möchtegern-Lebedame, osteuropäischer Pfleger, einsame alte Frau und analytischer Barbesitzer - ein breites Spektrum an interessanten Persönlichkeiten, die den Leser von sich einnehmen und überzeugen können.

Gekonnt spielt hier die Schreibende mit Nagst und Verzweiflung, Wut und Pflichtgefühl, verpassten Chancen und dem Wunsch, alles besser zu machen. Der Ausflug in die Vergangenheit legt die Fehler offen, bringt Geheimnisse ans Tageslicht und geht zu Herzen. Ein Krimi, der deutliche Akzente setzt, mit Nachdruck erzählt wird und Spuren hinterlässt.

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Erstklassig inszenierter Rachefeldzug

Aargauer Abgründe
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Eine ungewöhnliche Mordserie hält die Aargauer in Atem und auf den ersten Blick scheinen die Opfer willkürlich gewählt. Aber Susanna Marioni glaubt nicht an Zufälle und vermutet, dass die Taten in Zusammenhang ...

Eine ungewöhnliche Mordserie hält die Aargauer in Atem und auf den ersten Blick scheinen die Opfer willkürlich gewählt. Aber Susanna Marioni glaubt nicht an Zufälle und vermutet, dass die Taten in Zusammenhang mit ihrer eigenen Vergangenheit stehen. Andrina soll ihr als helfende Hand zur Seite stehen und die Ermittlungen inoffiziell begleiten. Doch der Täter lässt sich nicht so einfach ins Bockshorn jagen und plant schon den nächsten großen Coup, bei dem sowohl Susanna als auch Andrina auf der Liste der abzuarbeitenden Opfer stehen...


Ina Haller lässt mit diesem Aargau-Krimi die Nackenhaare zu Berge stehen, sorgt für unheimliche Gänsehautmomente und sorgt mit ihrer ausdrucksstarken Schreibweise dafür, dass eine unterschwellige Bedrohung dauerhaft präsent ist. Man spürt förmlich, wie sich der Blick eines Unbekannten im Nackend des Lesers festsaugt und das Gefühl verbreitet, permanent unter Beobachtung zu stehen.

Der Plot ist ideen- und überaus wendungsreich kreiert und überzeugt mit sehr guten Einfällen. Was auf den ersten Blick als unglückliche Fügung des Schicksals aussieht, ist in Wahrheit ein Akt der Vergeltung und den perfiden Ideen des Ausführenden entsprungen. Eiskalt, berechnend und absolut unkalkulierbar wird hier zu einem vernichtenden Rundumschlag ausgeholt, der nicht nur Andrina und Enrico in atemlose Spannung versetzt, sondern auch den Leser eine gehörige Portion Nervenkitzel verschafft.

Die Frage des Vertrauens wir hier mehr als einmal auf eine harte Probe gestellt und selbst der Leser fragt sich, wer hier jetzt zu den Guten gehört und wer als Bösewicht tituliert werden muss. Die einzelnen Charaktere sind sehr differenziert ausgearbeitet und bieten dem Leser einen breit gefächerten Einblick in ihren unterschiedlichen Wesenszüge.

Ina Haller dreht gekonnt an der Spannungsschraube und zwirbelt diese immer weiter in die Höhe...die Hände sind beim Lesen fest zusammengepresst, die Knöchel treten weiß hervor und wenn mal wieder eine Scheibe zersplittert, zuckt man unweigerlich beim Lesen zusammen.

Für kleine Verschnaufpausen sorgen die augenzwinkernden Momente, die mit einem guten Schuss Humor und Wortwitz in die Handlung eingestreut sind. Die kleine Rebecca verzaubert Leser und Figuren im Buch gleichermaßen und ist eine wundervolle Bereicherung.

"Aargauer Abgründe" lässt tief in selbige blicken und ist ein absoluter Lesemagnet, der den Leser regelrecht ins Buch zieht.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

AmüsanAmüsantes Kräftemessen zwischen Lukas und seiner Noch-Gattin

Der war schon tot
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Die Freunde vom Campingplatz rocken so richtig ab, aber nach dem Konzert werden sie ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Lenni, ebenfalls Konzertbesucher, wird Opfer eines Verkehrsunfalles. ...

Die Freunde vom Campingplatz rocken so richtig ab, aber nach dem Konzert werden sie ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Lenni, ebenfalls Konzertbesucher, wird Opfer eines Verkehrsunfalles. Aber was hat Lenni dazu getrieben, sich ausgerechnet bei strömenden Regen die Klamotten von Leib zu reißen, sich auf die Straße zu legen und sich dann auch noch überfahren zu lassen ? Dieses Mysterium ruft Privatermittler Lukas Born und seine SoKo auf den Plan...

In gewohnt ironischer und witziger Manier lässt Erwin Kohl in seinem neuen Niederrhein-Krimi wieder die Puppen tanzen und sorgt dafür, dass Spannung, Wortwitz und ein rasantes Erzähltempo den Leser an die Seiten fesselt.

Lukas bewegt sich wieder hart am Rande der Legalität, wenn er mit seinen unkonventionellen Ermittlungsmethoden Licht ins Dunkel bringt. Eddys neueste Erfindung sorgt für Lacher und ich kann mir lebhaft vorstellen, wie er beim Entwickeln der KloRo-App richtig Spaß hat. Das Kräftemessen zwischen Lukas und Noch-Frau Julia geht in die nächste Runde und sorgt für heitere Momente. Ihre verbalen Schlagabtausche sind einfach genial und mitten aus dem Leben gegriffen.

Die Charaktere sind ein bunter Strauß an Eigenarten und Marotten - Tamme van Tossens treibt einen mit seinem Kontrollzwang schon fast in den Wahnsinn, Professor Lammert ist die Überheblichkeit in Personalunion und Lukas' neuer Nachbar Jo hat schon einen liebenswerten Knall - aber alle miteinander sind das Salz in der Suppe, die den neuen Fall mit Brisanz und den originellen Ideen des Autors würzen.

Durch die vielen Nebenhandlungen (Kuh Heike, die Wohnungsfrage, Sorge um Bastian) wirkt der Krimi lebendig und abwechslungsreich, kann mit flotten Dialogen und einer Portion Selbstironie der Figuren überzeugen und lässt den Leser Stück für Stück die Mosaiksteinchen zusammensetzen, die bei der Suche nach dem Täter freigelegt werden. Eigene Ermittlungen sind hier ausdrücklich erwünscht und es macht Spaß, an der Seite von Lukas und Manolo durchs Rheinland zu streifen, um den Übeltäter dingfest zu machen.

Erwin Kohl hat mit dieser Krimi-Reihe genau den richtigen Riecher bewiesen, um spannende Fälle mit dem Charme der Dauercamper zu verbinden und seine Leser immer wieder aufs Neue mit falschen Fährten aufs Glatteis zu führen.

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