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Veröffentlicht am 25.08.2021

Die nächste Generation übernimmt das Ruder

Die Patisserie am Münsterplatz – Schicksalsjahre
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Die schrecklichen Kriegstage gehören endlich der Vergangenheit an und die Bewohner Straßburgs versuchen, ein normales Leben zuführen. Doch die Anfeindungen wollen einfach nicht enden und die Franzosen ...

Die schrecklichen Kriegstage gehören endlich der Vergangenheit an und die Bewohner Straßburgs versuchen, ein normales Leben zuführen. Doch die Anfeindungen wollen einfach nicht enden und die Franzosen verweisen die Deutschen auf ihre Plätze. Die Folgen sind Zwangsaussiedelungen und Heimatverlust. Was das genau für Tritschlers und Picards bedeutet, bekommen beide Familien direkt zu spüren. Auch möchte Ruth endlich ihren Traum von der eigenen Patisserie in die Tat umsetzen. Aber es gibt noch einige Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, bis Ruth am Ziel ihrer Wünsche angekommen ist....



Mit dem zweiten Teil der historischen Straßburg-Reihe lädt das Autoren-Duo wieder zu einem Spaziergang zwischen alten Fachwerkhäuschen und dem Straßburger Münster ein und lässt die altehrwürdige Kulisse nebst Darstellern lebendig werden.

Während der Ruf nach einem vereinten und freien Europa immer lauter wird, die Bewohner Straßburgs ihrer Identität beraubt werden und sich die Weltpolitik wandelt, suchen Picards und Tritschlers wieder einige Schicksalsschläge heim, die für Aufruhr und Neuausrichtungen sorgen.

im Vordergrund steht hier aber die neue Generation, die bereits in den Startlöchern steht, um die beiden Familienbäckereien in eine hoffentlich rosigere Zukunft zu führen.

Marcel muss nach der Rückkehr aus dem Krieg mit dem Tod von seiner Frau zurechtkommen, während Ruth den Mund nicht aufbekommt und ihm endlich ihre Liebe gesteht. Die beiden schleichen umeinander herum, wie die Katze um den Milchnapf und so dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis sich beide glücklich vereint in den Armen liegen.

Paul ist der ewig mürrische, in Selbstmitleid versinkende Stänkerer und es wundert mich nicht, dass er mit wehenden Fahnen ein glühender Anhänger des braunen Gesocks geworden ist.

Die beiden Autoren haben die urkundlich nachgewiesenen Tatsachen wieder sauber recherchiert und mit ihrer fiktiven Handlung verschmelzen lassen, aber wie auch im ersten Teil, kann mich der zweite auch nicht so recht von sich überzeugen. Mancher Ausgang einer Handlung ist im Vorfeld schon zu deutlich erkennbar, sodass hier in meinen Augen nicht wirklich Spannung erzeugt wird.

Es reicht in meinen Augen leider nicht, um mich mit süßen Backwaren angenehmen Aromen und einer vorhersehbaren Geschichte um den Finger zu wickeln. Auf Band drei werde ich deshalb verzichten.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Zuckersüße Lovestory

Die Patisserie am Münsterplatz – Zeitenwandel
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Der Umzug von Stuttgart nach Straßburg bedeutet auch gleichzeitig einen beruflichen Neustart, denn die Tritschlers eröffnen am Münsterplatz eine neue Feinbäckerei. Ganz zum Missfallen von Patissier Picard, ...

Der Umzug von Stuttgart nach Straßburg bedeutet auch gleichzeitig einen beruflichen Neustart, denn die Tritschlers eröffnen am Münsterplatz eine neue Feinbäckerei. Ganz zum Missfallen von Patissier Picard, der einen ganz persönlichen Groll gegen alles hegt, was Tritschler heißt. Als sich Ida Tritschler ausgerechnet in Lucien, den Sohn des Konkurrenten verliebt, kocht der Zwist erst so richtig hoch..



Das Autorenduo adaptiert die wohl bekannteste Liebesgeschichte der Welt und verlegt die Handlung nach Straßburg Ausgang des 19. Jahrhunderts. Es entsteht ein sehr stimmiges, plastisches Bild des damaligen Zeitgeistes und dank der lebendigen Figuren ist man umgehend drin im Geschehen. Die Bäckereien mit ihren Aromen und Düften nach Kuchen und Kleingebäcken verführen zum Naschen ihrer Backwaren und die Wärme der Backstuben strömt aus und legt sich wohlig um den Leser.

Die Schreibenden streuen Wissenswertes um die Astro-Uhr mit ein und bereichern mit einer kleinen Sage über die Entstehung der Laugenbrezel ihre Geschichte.

Allerdings wird mir der Roman im Verlauf der Handlung einfach zu süßlich - das Liebeskarussell dreht sich munter, es werden Herzen gebrochen und dann doch wieder gekittet. Ein kleiner Junge wird zum Spielball von gekränkter Eitelkeit und muss für das übertriebene Geltungs- & Machtbedürfnis herhalten, bis er am Ende doch noch liebende Eltern findet.

Die kleinen und größeren Dramen geben sich hier fast Schlag auf Schlag die Klinke in die Hand und doch lösen sich alle Hürden im Handumdrehen auf. Die Spannungsmomente zünden nicht richtig, da sie an vielen Stellen einfach zu gewollt und zu bemüht wirken.

Der geschichtliche Hintergrund ist dafür aber wieder sauber recherchiert und zeigt auf, dass es bei einem Krieg nur Verlierer gibt. Die Wunden, die diese Zeit hinterlassen hat, beeinflussen das Tun und Handeln der Protagonisten auch noch lange Jahre nach der schrecklichen Zeit.

Der Start in die neue Reihe ist ganz gut gelungen, allerdings erhoffe ich mir für Band 2 einiges mehr an Spannung und mitreißendes Augenblicken, damit die Erzählung nicht zu sehr verkitscht.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Emotionen und Effekthascherei a la Pilcher

Das Lied der Wölfe
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Kaya bekommt einen echten Traumjob in den schottischen Highlands angeboten - sie soll für den Milliardär MacKinley wilde Wölfe auf dessen Ländereien ansiedeln. Doch was sich auf den ersten Blick traumhaft ...

Kaya bekommt einen echten Traumjob in den schottischen Highlands angeboten - sie soll für den Milliardär MacKinley wilde Wölfe auf dessen Ländereien ansiedeln. Doch was sich auf den ersten Blick traumhaft anhört, wird bald zum Spießrutenlauf, denn der Sohn des Hausherren setzt alles daran, dass Vaters Projekt scheitert und so legt er Kaya jeden noch denkbaren Stein in den Weg, den er finden kann...



Von den vielen positiven Stimmen zum Roman regelrecht angefixt, habe ich meine Nase in dieses Buch gesteckt und bin dann doch recht enttäuscht, dass es sich hier um eine Lovestory nach Schema F handelt, die recht verpilchert daherkommt und mit rührseligen Emotionen und Effekthascherei ihre Leser einlullt.

Zwar sind die Charaktere recht scharf gezeichnet und mit gefällt der sarkastische Schlagabtausch zwischen Kaya und Nevis, aber es ist doch doch recht schnell erkennbar, wie die ganze Chose am Ende ausgehen wird. Auch finde ich das beständige Herumreiten auf Nevis' PTBS recht anstrengend, denn manchmal zieht der Gute den Leser regelrecht mit in seinen tiefen Strudel aus Selbstzerfleischung, Flashbacks und dem erneuten Durchleben seiner Traumata.

Man merkt Kaya an, dass die Umsetzung des Wolfprojektes ein echtes Herzensding ist und sie ist mit Feuereifer und Herzblut bei der Sache. Allerdings hat auch sie schwer an ihrem Rucksack zu tragen, der mit unliebsamen Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit gefüllt ist.

Im Verlauf der Erzählung gibt es immer wieder einmal Stellen, wo ich beiden den berühmten Tritt in den Hintern verpassen möchte, damit sie endlich miteinander reden, anstatt sich auszuschweigen. Kein Wunder, dass hier Missverständnisse vorprogrammiert sind.

Mit dem Abschiedsbrief von Rory hat die Autorin jedoch genau mitten ins Herz getroffen - die Worte berühren mich ganz tief in meinem Innern und zeigen die Figur von ihrer verletzlichen Seite. So viel Schmerz, so viele Wunden, die nie geheilt sind....

Zum Schluss holt die Schreibende noch einmal alles aus der Schublade "Herzkino" heraus und lässt rosarote Herzchen regnen. Ich stehe zwar voll auf Romantik und Happy End, aber hier ist es mir dann doch ein wenig zu süßlich geraten.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Nichts ist so wechselhaft wie die Identität (Stefan Hölscher)

Das letzte Bild
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Eva sieht sich mit einem Phantombild auf der ersten Seite eines Revolverblattes konfrontiert und stellt mit Erschrecken fest, dass eine unglaubliche Ähnlichkeit zwischen der Unbekannten und ihrer Mutter ...

Eva sieht sich mit einem Phantombild auf der ersten Seite eines Revolverblattes konfrontiert und stellt mit Erschrecken fest, dass eine unglaubliche Ähnlichkeit zwischen der Unbekannten und ihrer Mutter besteht. Doch wer ist die Frau wirklich, die damals in Norwegen zu Tode gekommen ist ? Als Eva ihre Mutter mit ihren brennenden Fragen regelrecht zuschüttet und deren Reaktion darauf mehr als eindeutig ist, ahnt sie, dass sie in ein Wespennest gestochen hat und eine unbequeme Wahrheit ans Licht rückt...

"Das letzte Bild " von Anna Jonuleit vereint die Themen Familiengeheimnis, Vergangenheitsbewältigung und leichte kriminalistische Züge zu einem Roman, der an manchen Stellen recht zäh zu lesen ist. Es will keine richtige Spannung aufkommen, denn die beiden Zeitebenen finden nicht wirklich zusammen und bieten auch sonst nicht viel Nervenkitzel, der mich an den Seiten kleben lässt.

Zwar bietet die Themenauswahl ein großes Spektrum an Emotionen und Anteilnahme, aber irgendwie schafft es die Autorin nicht, hier den Leser für ihre Geschichte zu begeistern. Über die Lebensborn-Heime und düstere Nazi-Vergangenheiten in der eigenen Familie ist schon viel geschrieben worden und ich habe, ehrlich gesagt, schon viele Bücher darüber gelesen, die mich von Anfang an fasziniert, schockiert und aufgewühlt haben. Bei diesem Buch bleibe ich allerdings ganz oft als Unbeteiligte außen vor, da mich die Figuren nicht mitreißen und mir ihre Geschichte offenbaren.

Die Suche nach der Wahrheit entpuppt sich für mich als Mitläufer in einem großen Angebot zu diesem Sachgebiet. Man merkt dem Buch zwar die sorgfältige Recherche der Schreibenden an, aber so ganz will der Funke einfach nicht überspringen. Eva gibt sich zwar alle Mühe, den Leser an die Hand zu nehmen und ihn beim Zusammenfügen der einzelnen Puzzleteile mithelfen zu lassen, aber so ganz will ihr das nicht gelingen.

Die Autorin holt manchmal sehr weit aus, um ihren Charakteren einen Handlungsspielraum zu geben, bauscht damit aber nur unnötig den Roman auf. Dafür kommt der Schluss ziemlich überhastet und wirkt dadurch ein wenig unausgereift.

Leider kann ich hier nur 3 Sterne vergeben, denn die Such nach der Identität hebt sich für mich nicht aus der breiten Masse ab und bietet nur wenig Neues .

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Veröffentlicht am 19.08.2021

Das Erste, was im Krieg auf der Strecke bleibt, ist die Wahrheit (Samuel Johnson)

Dunkelblum
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Dunkelblum ist auf den ersten Blick ein kleines Städtchen in Österreich wie jedes andere. Aber im Verlauf der Jahre wird es immer wieder zum Dreh- & Angelpunkt von geschichtlichen Ereignissen. So auch ...

Dunkelblum ist auf den ersten Blick ein kleines Städtchen in Österreich wie jedes andere. Aber im Verlauf der Jahre wird es immer wieder zum Dreh- & Angelpunkt von geschichtlichen Ereignissen. So auch im Spätsommer 1989, als die Zeichen wieder einmal auf Veränderung stehen und die DDR-Flüchtlinge in der Botschaft von Ungarn auf ihre Ausreise warten. Mit dem ersten Schritt eines Unbekannten nach Dunkelbum hinein verändert sich der Lauf der Dinge und die Wahrheit lässt sich nicht mehr im Zaum halten...



Wow, was für ein Roman ! Ein absolutes Highlight, auf das man sich mit Haut und Haaren einlassen muss, um hier die (sprachlichen) Feinheiten zu verstehen, die Eva Menasse in ihrem Roman mit wahrem Hintergrund einarbeitet.

Angelehnt an die Stilelemente eines Heimatromans, zeichnet sie hier aber ein ganz anderes Bild von Dunkelbum und setzt sogar leicht satirische Komponente (z. Bsp: Homo dunkelbumensis) ein, um den Umgang mit der schrecklichen Wahrheit in der Dorfgeschichte ihren Lesern näher zu bringen. Ein jeder dreht sich die Fakten gerade so, wie es ihm oder ihr in den Kram passt. Diejenigen, die sich erinnern könnten, schweigen beharrlich oder lassen nur Bruchstücke an Informationen zu. Und dann gibt es auch noch solche, die genau Bescheid wissen und schweigen, weil sie die verqueren Gedanken des braunen Sumpfes gutheißen und den Holocaust leugnen.

Der Roman hat zwar als einzigen Schauplatz den fiktiven Ort Dunkelblum, aber durch die Fülle der Einzelheiten und dem dargestellten Ablauf vieler gleichzeitiger Ereignisse herrscht immer ein wuseliges Treiben. Manchmal könnte man fast meinen, dass zu viele Charaktere das Stadtbild bevölkern, aber erst die Summe der Figuren macht hier ein Zusammenspiel von Gut und Böse, Wahrheit und Lüge möglich.

Es bleibt dem Leser überlassen, ob er der aufgesetzten Maskerade des heimeligen Städtchens oder der Realität glauben schenkt, denn Eva Menasse zeigt immer nur kleine Ausschnitte aus der dunklen Vergangenheit, ohne auf Spekulationen oder vage Andeutungen einzugehen. Aus Respekt und Ehrfurcht vor den Toten, aber auch, weil bis heute keine hieb- & stichfesten Beweise vorliegen, was sich damals wirklich in den letzten Kriegstagen ereignet hat.

Ein Roman, der sprachlich, stilistisch als auch dramaturgisch eine echte Glanzleistung ist und für den anspruchsvollen Leser beste Unterhaltung bietet.

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