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Veröffentlicht am 11.08.2021

Emotionale und intime Momente im letzten Paradies auf Erden

Sebastião Salgado. Amazônia
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Sebatiao Salgado und der Taschen Verlag präsentieren das umwerfende Ergebnis ihrer äußert fruchtbaren Zusammenarbeit und zeigen mit den Bildband"Amazonia" Schwarz-Weiß-Fotografie in exzellenter Qualität.

Salgado ...

Sebatiao Salgado und der Taschen Verlag präsentieren das umwerfende Ergebnis ihrer äußert fruchtbaren Zusammenarbeit und zeigen mit den Bildband"Amazonia" Schwarz-Weiß-Fotografie in exzellenter Qualität.

Salgado fühlt sich den indigenen Völkern verbunden, knüpft behutsam mit ihnen Kontakt und macht so auf ihren gefährdeten Lebensraum, dem Verfall der Kultur und dem von Menschenhand betriebenen Raubbau an ihrer Heimat aufmerksam.

Schon mit seinen einleitenden Worten zum Bildband spürt man die tiefe innige Verbundenheit zu den indigenen Völkern und wird für die nachkommenden emotionalen Momente sensibilisiert, die mit ungeahnter Intensität und Leidenschaft den Betrachter regelrecht in die Fotos hineinziehen.

Die aufgeschlagenen Buchseiten bieten mit einer komfortablen Größe von 35.8 x 26 cm eine Vielfalt von faszinierenden Panoramaaufnahmen, außergewöhnlichen Porträts und zeigen intime Momente im letzten Paradies auf Erden. Die Aufnahmen sind auf leicht glänzendem Fotopapier gedruckt und die schimmernde Oberfläche gibt dem Inhalt einen edlen und hochwertigen Charakter.

Stolz tragen die Männer und Frauen ihren Körperschmuck, übermütig springen Kinder von Ästen direkt in das Wasser, die Lebenslinien im Gesicht eines Ureinwohners sprechen eine ganz eigene Sprache und lassen die Augen in eine ungewisse Zukunft blicken. Die Energie der Menschen und der Zauber der Natur ist allgegenwärtig und wenn diese dann auch noch in atemberaubenden Aufnahmen aus der Vogelperspektive die innige Verbundenheit von Salgado auf den Leser transportieren, dann kann man dem Reiz dieses Buches nicht mehr widerstehen.

Dieser Bildband ist Faszination und Spiritualität pur und dürfte für Liebhaber von Exclusivitäten interessant sein, denn dieses außergewöhnliche Werk gibt es auch als limitierte und signierte Bildbände aus der Collector’s Edition von 2.000 Exemplaren oder in vier Art Editionen von je 100 Exemplaren mit einem von Renzo Piano entworfenen Buchständer .

Bibliographische Angaben :

Sebastião Salgado. Amazônia

TASCHEN

Sebastião Salgado, Lélia Wanick Salgado

Hardcover, 35.8 x 26 cm, 4,19 kg, 528 Seiten

100 Euro

taschen.com

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Seichte Strandkorblektüre

Der Sommer hat doch Meer zu bieten
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Nur noch raus - das sind die einzigen Gedanken, die Julia noch klar fassen kann, als sie ihren Mann in flagranti mit seiner Assistentin erwischt. Aber wohin, das ist die große Frage. So verschlägt es Julia ...

Nur noch raus - das sind die einzigen Gedanken, die Julia noch klar fassen kann, als sie ihren Mann in flagranti mit seiner Assistentin erwischt. Aber wohin, das ist die große Frage. So verschlägt es Julia nach Fischland-Darß-Zingt und dort hält das Leben die ein oder andere Überraschung für sie bereit...


Schon gleich mit den ersten Seiten beginnt der unglückliche Start in den Roman, den das Autorenduo bedient sich leider unglaublich vieler Klischees, um hier das Ende einer Ehe einzuleiten - erfolgreicher Geschäftsmann nimmt es mit der ehelichen Treu nicht ganz so genau, verführt reihenweise seine hübschen Assistentinnen und dann platzt die betrogene Ehefrau auch noch in eine mehr als eindeutig Szene, die mit den Satz "Es ist nicht so wie es aussieht" gekrönt wird.

Was dann folgt ist eine Aneinanderreihung von Kalenderweisheiten und Sinnsprüchen, die Julia den Weg ins neue Leben zeigen. Der Start auf Fischland-Darß-Zingst bietet keinerlei Hürden, sondern alles klappt von Anfang an wie am Schnürchen. Da sind keine behördlichen Steine, die aus dem Weg geräumt werden müssen (Denkmalschutzbehörde, Gewerbe- & Gesundheitsamt) , die Bank spielt mit und der Steuerberater ist eine Seele von Mensch, der für Julia das Rund-um-sorglos-Paket in Sachen Trennung und der Regelung der nach-ehelichen Finanzfragen bereit hält.

Auch steht hier hilfreich ein Staatsekretär zur Seite, der Julias Start-up einen Großauftrag beschert - das alles ist nicht sehr realistisch und glaubwürdig. Wenn jede Firmenneugründung so tolle Starthilfe hätte, würden sich mehr Menschen in die Selbständigkeit wagen.

Es geht alles unglaublich reibungslos über die Bühne, keine großen Aufreger oder spannenden Momente. Alle haben sich lieb und es herrscht Friede-Freude-Eierkuchen. Es liest sich alles recht schnell von der Hand weg, ohne großartig Eindruck zu hinterlassen.

Die Beschreibungen des Leuchtturm und der Landschaft auf dem Darß können hier Pluspunkte sammeln, aber für eine Küstenromanze ist das einfach zu wenig.

Eine seichte Strandkorblektüre, die im Handumdrehen gelesen und genauso schnell wieder vergessen ist.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

"Heiligendamm...ist ein kleiner Zaubergarten" (Hermann Heiberg, S. 92)

Das Seebad am Heiligen Damm
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Heiligendamm ist für Viele der Inbegriff von Luxus, Harmonie im Einklang mit der Natur und beeindruckender Architektur. Joachim Skerl widmet sich in seinem Buch den Anfängen des Seebades, zeigt dem geschichts- ...

Heiligendamm ist für Viele der Inbegriff von Luxus, Harmonie im Einklang mit der Natur und beeindruckender Architektur. Joachim Skerl widmet sich in seinem Buch den Anfängen des Seebades, zeigt dem geschichts- & architekturinterssierten Leser einen fachkundigen Einblick und bietet (Bäder-)Geschichte zum Anfassen.

Es sind die Prachtbauten, die mit ihrem strahlenden Weiß im warmen Sonnenlicht die Blicke magisch auf sich ziehen, es ist die Landschaft, die sich um die Gebäude schmiegt und ihnen Anmut und Liebreiz verleiht.

Der Streifzug durch mehr als 200 Jahre Bau- & Bädergeschichte ist fesselnd erzählt, lässt historische Bilder lebendig werden und ermöglicht eine Zeitreise der ganz besonderen Art. Man sieht die illustre Schar der Badegäste in ihren Badekostümen, Künstler und Adlige finden sich ebenso unter den Erholungssuchenden wie Badegäste, die etwas auf sich halten. Die Badekarren schirmen neugierige Blicke ab und über allem liegt der Zauber eines längst verblassten Glanzes.

Aus der Beschreibung der Architektur spricht ganz viel Liebe zum Detail und zu den Bauten selbst, denn Skerl kennt Heilgendamm wie kein anderer, weiß den Herzschlag wer Weißen Stadt am Meer zu deuten und kann seine Leser ebenso für dieses wunderschöne Fleckchen Erde begeistern.

Der Text-Bildband biete historische Aufnahmen, die stumme Zeitzeugen sind und prächtige Farbfotografien, die den Glanz von heute beeindruckend zur Geltung bringen.

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Zu viel Unruhe im gut durchdachten Plot

Ahrenshooper Spinnenweg
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Frühsommer in Ahrenshoop - das sind normalerweise schöne Tage mit Erdbeersorbet und Spargel, Sonnenschein und dem ganz besonderen Flair zwischen Darß und Bodden. Doch die Idylle wird getrübt, als eine ...

Frühsommer in Ahrenshoop - das sind normalerweise schöne Tage mit Erdbeersorbet und Spargel, Sonnenschein und dem ganz besonderen Flair zwischen Darß und Bodden. Doch die Idylle wird getrübt, als eine Leiche gefunden wird, die kunstvoll verschnürt in einer Grabstätte drapiert wurde. Aber damit nicht genug, denn es tauchen immer mehr Opfer des "Mumienmörders" auf und sorgen für Unmut und Aufregung. Nur Robert Aaron Zimmernann scheint sich nicht an der allgemeinen Aufregung zu beteiligen, denn er muss mit seinen eigenen Dämonen aus der Vergangenheit kämpfen...


Ich mag Krimis, die an Schauplätzen spielen, die normalerweise Urlaubsidylle pur versprechen und hier die Möglichkeit bekommen, ihre dunkle Seite zeigen dürfen. Mit "Ahrenshooper Spinnenweg" kehrt auf Ahrenshoop eine Vergangenheit zurück, die zum dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte gehört und die hier für Szenen sorgt, die unter die Haut gehen. Leider halten sich die hirnverbrannten Ideologien eines einzelnen Fantasten bis heute hartnäckig und es gibt so unglaublich viele Anhänger, die sein verzerrtes Weltbild hochhalten und ihn immer noch verehren.

Tilman Thiemig nutzt die falschen Ideale des braunen Sumpfes, um hier die Grundlage für seinen gut durchdachten Plot zu spinnen, der dem Leser einiges abverlangt. Der Einblick ist grausam, menschenverachtend und wirkt lange nach - so auch bei Robert Aaron Zimmermann, der noch schwer an seinen Erinnerungen zu knabbern hat.

Leider komme ich mit dem Schreibstil des Autors nicht ganz so gut klar, denn seine Sätze sind manchmal extrem abgehackt, wirken durch das Stakkato wie Peitschenhiebe und der Lesefluss gerät bei mir ins Stocken. Auch findet sich viel Mundart und Plattdeutsch wieder, was ich an und für sich nicht schlecht finde, weil dadurch regionale Authentizität entsteht. Es ist jedoch recht schwer zu lesen und wer sich in den Dialekten nicht auskennt, hat ein paar Schwierigkeiten, um sich die Wörter zusammenzureimen. Was mir aber extrem gut gefällt - der Schreibende nutzt viele Metaphern, um Gesagtes in Bilder zu übersetzen.

Auch wird der Krimi durch die unglaublich viele Auftritte unterschiedlicher Protagonisten sehr unruhig, was zu Lasten der Spannung geht. Zwar kann man schön Mitraten und eigene Vermutungen anstellen, aber irgendwie bleibt man nicht wirklich am Ball, um die eigenen Ermittlungen mit Nachdruck voranzutreiben, um dem Täter auf die Spur zu kommen.

Alles in allem ein solider Ostsee-Krimi, der den Sand rund um den Küstenort Ahrenshoop ordentlich aufwirbelt, aber in meine Augen wird viel Potenzial verschenkt.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Einfach mal stranden und den Erzählungen lauschen...

Inselzeiten
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"Inselzeiten" ist eine kleine Liebeserklärung an Rügen und Hiddensee, die mit vielen Sagen, Mythen und verbalen Seitenhieben auf politisches Zeitgeschehen einen Streifzug über beide Eilande ermöglicht, ...

"Inselzeiten" ist eine kleine Liebeserklärung an Rügen und Hiddensee, die mit vielen Sagen, Mythen und verbalen Seitenhieben auf politisches Zeitgeschehen einen Streifzug über beide Eilande ermöglicht, den man so garantiert noch nicht erlebt hat.

Holger Teschke erzählt dabei Wissenswertes von der Entstehung der Inseln bis hin zum touristischen Anziehungspunkt, weiß Schauriges und Gruseliges ebenso zu berichten, wie auch Romantisches oder Aberwitziges (ich liebe die Anekdote mit der Bademantelkampagne).

Da ist von Opfersteinen die Rede, von Nixen und Meermännern und Störtebeker darf ebenso wenig fehlen wie Thomas Mann oder Lenin. Alle haben sie ihre Spuren auf den Inseln hinterlassen und Holger Teschke weiß, wie man diese sichtbar macht und zu einer spannenden, aufschlussreichen und faszinierenden Entdeckungstour zusammenführt, die man ganz gewiss in keinem Reiseführer der Welt findet.

Man lernt den Herzschlag der Inseln kennen, fühlt, wie die Insulaner sich mit ihrer Heimat verbunden fühlen und ihren Anker ausgeworfen haben, damit sie nicht von einem noch so heftigen Sturm ihren Wurzeln entrissen werden.

Ergänzt werden die wundervollen Geschichten mit eindrucksvollen Fotografien, die die Inseln von einer ganz anderen Seite zeigen - verwundbar, geheimnisvoll, mystisch, voller Widersprüche und doch liebenswert. Ich hätte mir mehr Farbbrillanz und Strahlkraft für die Aufnahmen gewünscht, damit sie beim Betrachten auch tatsächlich die ganze Faszination versprühen können, die von ihnen ausgeht. So büßen sie ein wenig von ihrer Ausdrucksstärke ein, was ich schade finde.

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