Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.07.2021

Kitsch vs Abklatsch Indiana Jones

Die Roseninsel
0

Liv hat genug von ihrem alten Leben in Berlin und verordnet sich eine Auszeit. Dass sie diese ausgerechnet auf der sagenumwobenen Roseninsel mitten im Starnberger See verbringen wird, scheint wie eine ...

Liv hat genug von ihrem alten Leben in Berlin und verordnet sich eine Auszeit. Dass sie diese ausgerechnet auf der sagenumwobenen Roseninsel mitten im Starnberger See verbringen wird, scheint wie eine Fügung des Schicksals zu sein, denn inmitten der idyllischen Landschaft und der geschichtsträchtigen Umgebung fühlt sie sich sofort pudelwohl. Auch Johannes, der für sie die Verbindung zur Welt außerhalb der Insel ist, wird immer mehr zur festen Größe in ihrem Leben. Da taucht ein altes Tagebuch auf, dass ein brisantes Geheimnis in sich trägt...


Mit ihrem Buch "Die Roseninsel" versucht Anna Reiter die Postkartenmotive rund um den Starnberger See, die wunderschöne Roseninsel inbegriffen, krampfhaft mit einer Mischung aus Abenteuerroman, Schmonzette und historischen Figuren zu verknüpfen. Dieser Mix ist ihr aber nur leidlich gelungen, denn es triefen tatsächlich aus allen Ecken und Enden der Kitsch und die Klischees und so wird dieses Buch leider zur großen Herausforderung, um tatsächlich bis zum letzten Buchstaben durchzuhalten.

Es gibt gute Ansätze und manchmal auch wirklich schöne Szenen, aber diese werden sofort im Keim erstickt, wenn es darum geht, die Wunden von Liv zu heilen und wieder Fuß zu fassen.

Auch fehlt hier jegliche Art von Spannung, denn selbst das Finden des Tagebuchs ist schon in einer so vorhersehbaren Szene verpackt, sodass für den Rest der Handlung auch nicht mehr viel an aufregenden Momenten kommt. Selbst die Spurensuche in der Vergangenheit, die ein wenig an Indiana Jones erinnert und ein Hauch Abenteuer in die Handlung streuen soll, ist ohne Effekte.

Die Figuren - sowohl die historischen als auch die gegenwärtigen - wirken eher nach Schema F konzipiert und können mich nicht begeistern. Manche Dialoge sind so platt, dass man nur noch genervt mit den Augen rollt.

Einzig die Landschaftsbilder können hier überzeugen, denn diese werden von der Autorin sehr bildhaft und farbenfroh beschrieben und wecken die Lust auf eine Auszeit in Bayern. Ansonsten eher fad und kitschig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2021

Die ewige Regentin

Die Queen
0

Gerade einmal 25 Jahre alt ist Elisabeth, als sie von Gottes Gnaden Regentin eine Königreichs wird, das mit uralten Traditionen, Hofprotokollen und vorgeschriebenen Zeremonien verwebt und von nun an ihr ...

Gerade einmal 25 Jahre alt ist Elisabeth, als sie von Gottes Gnaden Regentin eine Königreichs wird, das mit uralten Traditionen, Hofprotokollen und vorgeschriebenen Zeremonien verwebt und von nun an ihr Aufgabengebiet sein wird.

Elisabeth führt ihr Amt mit Würde und einer stillen, zurückhaltenden Eleganz aus, die ihresgleichen sucht und wird zur Ikone. Die Briten lieben ihr Königin, gehen mit ihr über ihre Amtszeit von 70 Jahren durch Krisen und freudige Ereignisse und begleiten sie auf eine Reise durch die Zeit,denn selbst die Monarchie kann sich den Veränderungen nicht entgegensetzen.

Es ist ein Blick durch das royale Schlüsselloch, der hier von Paola Calvetti den Lesern ermöglicht wird und so die Queen porträtiert, wie sie noch nie zuvor der Öffentlichkeit zugänglich gewesen ist.

Diskretion und Disziplin sind die beiden Schlagwörter, die für die Königin stehen und die ihr so manche Tragödie erträglich machen. Egal ob die Fehltritte ihrer Söhne, die Affären ihres Mannes oder die nicht ganz so einfache Beziehung zu Prinzessin Diana - manchmal hat es den Anschein, als sitze die Queen unliebsame Ereignisse einfach aus oder sie ignosiert sie.

Aber es geht auch mit dem Tod von Diana ein Wandel in Elisabeth vor und sie öffnet sich ein wenig, wir zugänglich, zeigt Gefühle und so wird aus der merklich unterkühlten Beziehung zu ihren Untertanen eine neue, innigere Verbundenheit.

Das Buch bietet einen sehr sauber recherchierten Hintergrund, der hier mit viel Liebe fürs Detail und für die Regentin eine Zeitreise durch die Jahrzehnte ihrer Regentschaft ermöglicht. Ein paar mehr Fotos wären schön gewesen, um als Leser nicht nur in Wort und Schrift die Veränderungen der Königin mitzuerleben, sondern sie auch bildlich aufzunehmen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2021

"Es ist alles nur eine Frage der Fantasie, der Umsetzung und des Könnens" E. Witzigmann

Eckart Witzigmann – Was bleibt
0

Zum 80. Geburtstag des Jahrhundtertkochs erscheint ein umfassendes Werk über all die kulinarischen Genüsse, die der Ausnahmekoch im Verlauf seiner Karriere zubereitet hat. Dargeboten von ehemaligen Witzigmann-Schülern, ...

Zum 80. Geburtstag des Jahrhundtertkochs erscheint ein umfassendes Werk über all die kulinarischen Genüsse, die der Ausnahmekoch im Verlauf seiner Karriere zubereitet hat. Dargeboten von ehemaligen Witzigmann-Schülern, die als Hommage an ihren großen Chef die Klassiker in seinem Sinne nachgekocht, dann neu interpretiert und ihre eigenen Kreationen beigefügt haben. Eine Genussreise für Gaumen, Augen und Sinne, die gleichzeitig verführt, berauscht und sinnlich ist.

Liebevolle Worte begleiten die exklusiven Gerichte, die hier Einzug in die heimische Küche halten dürfen. Ein Blick in die Heiligtümer, um den Kochbegeisternden ebenfalls die Gaumenfreuden der Sterneküche zu ermöglichen. Da wird selbst ein einfacher Spinat mit Spiegelei zum Eyecatcher, denn eine überaus hervorragende Food-Fotografie setzt die ohnehin schon gelungenen Gerichte optisch noch einmal richtig in Szene und macht Lust, diese nachzukochen und zu genießen.

Die Lehrlinge von einst sind heute selbst echte Kochgrößen und aus ihren Worten spricht Respekt, liebevolle Anerkennung und tiefe Dankbarkeit, ja Demut, ein Teil des Weges an der Seite von Eckart Witzigmann gehen zu dürfen - viele Verbindungen halten bis heute und sind von gegenseitiger Wertschätzung geprägt.

Im zweiten Buch erhält der Lesende einen sehr intimen Einblick in das Leben und Wirken Witzigmanns. Seine Ideen fußen alle auf der Einfachheit des Genusses, denn nur wer die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen weiß, kann an den Töpfen und Herden dieser Welt große Werke vollbringen. Der Koch betont immer wieder, dass die Summe aller Produkte stimmen muss, um ein schmackhaftes Gericht zu zaubern - leider in den letzten Jahren für den Verbraucher aufgrund der "Geiz-ist-geil"-Philosophie nicht möglich. Regional, saisonal und von bester Qualität - Schlagworte, die zwar heute groß in Mode, für Witzigmann aber schon immer ausschlaggebend sind, um mit Hochachtung und Respekt, Freude am Produkt und am Kochen sein Tagwerk zu verrichten.

Bilder aus seinem Privatarchiv ermöglichen einen ganz persönlichen Blick auf den Kochvirtuosen, der im Verlauf seiner Karriere Stars und Sternchen, Größen aus Politik, Sport und Fernsehen mit seinen kulinarischen Kreationen bekochen durfte.

Eckart Witzigmann - ein Mann mit vielen Visionen, der mit einer großen Portion Lebensfreude und Genuss durchs Lebens geht und dies gerne mit den Menschen, die seinen Weg kreuzen. teilt

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2021

Definiere Glück

Das Glück meiner Mutter
0

Schreiben kann so unglaublich anstrengend sein und Philipp hat das Gefühl, einfach raus zu müssen, alles hinter sich zu lassen und einfach nur dem satten Nichtstun zu frönen. Im Ferienhaus in Italien angekommen, ...

Schreiben kann so unglaublich anstrengend sein und Philipp hat das Gefühl, einfach raus zu müssen, alles hinter sich zu lassen und einfach nur dem satten Nichtstun zu frönen. Im Ferienhaus in Italien angekommen, lässt der Autor nicht nur die Seele baumeln, sondern er hat endlich einmal Zeit, sich den Fragen zu widmen, die ihn schon länger beschäftigen. eine außergewöhnliche, nächtliche Begegnung an seinem Pool sorgt dafür, dass sich Philipp öffnet, Dinge ausspricht, die er noch nie mit jemandem besprochen hat und so findet er den Schlüssel, um seine Vergangenheit auszuarbeiten. Noch ahnt er nicht, welche Rolle die Unbekannte dabei spielen wird...

Ich habe unglaublich lange gebraucht, um Zugang zu dieser Kurzgeschichte zu finden und am Ende fast das Gefühl, dass sie mir auf den letzten Seiten davongaloppiert ist.

Autor Philipp sucht den Sinn des Lebens und diese Sinnsuche nimmt unglaublich viel Raum ein - über die Hälfte des Buches rückt sich Philipp nämlich unglaublich in den Vordergrund und ich frage mich, wie der Buchtitel zustande gekommen ist, da sich die Handlung bis dahin nur sporadisch um seine Mutter dreht.

Auch die Unbekannte bekommt zunächst nicht viel Handlungsspielraum, wird aber dann ziemlich präsent. Eine schöne Frau, die ein Geheimnis mit sich trägt und dies auch geschickt für ihre Zwecke zu nutzen weiß.

Die Zusammenhänge zwischen Philipp, der Unbekannten und seiner Mutter werden auf den letzten Seiten erst gelüftet und genau das ist es, was mich hier so stört. Irgendwie schleichen sie alle wie die Katze um den Milchnapf, aber so richtig in die Puschen kommt keiner. Der Roman hat Züge einer tiefenpsychologischen Verhaltenstherapie, wenn es gilt, vergangene Situationen zu analysieren und aufzuarbeiten. Aber das Glück der Mutter, welches titelgebend ist, erfährt man erst in den letzten Seiten...und dann ist der Roman ganz abrupt zu Ende.

Ein paar landschaftlich schöne Bilder, ein bisschen Urlaubsfeeling, um in Stimmung zu kommen und angedeutete Geheimnisse sind leider nicht genug, um einen poetischen, melancholischen Roman über eine mütterliche Figur zu schreiben, die während der kompletten Handlung eher im Schatten der Erinnerung bleibt, anstatt der Erzählung als greifbarer Charakter ihren ganz persönliche Stempel aufzudrücken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2021

Wie du in den Wald rufst, so schallt es zurück...

Die Nacht im Zauberwald
0

Leo und Meo sind Brüder und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Das Einzige, was sie vereint ist der unschöne Buckel auf ihrem Rücken. Während Leo freundlich, hilfsbereit und nett ist, sucht ...

Leo und Meo sind Brüder und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Das Einzige, was sie vereint ist der unschöne Buckel auf ihrem Rücken. Während Leo freundlich, hilfsbereit und nett ist, sucht man bei Meo diese Eigenschaften vergebens. Eines Tages macht sich Leo auf den Weg zur alten Hütte, um das Dach zu reparieren. Sein Weg führt ihn durch den Zauberwald und dieser hält eine Überraschung für ihn bereit...

"Die Nacht im Zauberwald" ist eine faszinierende, magische Geschichte, die angelehnt an eine Sage aus der Südschweiz hier erzählt wird. Die beiden Brüder sorgen von Anfang an mit ihren unterschiedlichen Charakterzügen für aufgeregte Diskussionen. Leo fliegen mit seinem freundlichen Wesen sofort alle Herzen zu, während man bei Meo tatsächlich auf Distanz geht und durch seine schroffe Art fast schon ein wenig abgeschreckt wird.

Die Zeichnungen sind brillant und verbildlichen nicht nur das gerade Gelesene, sondern sie offenbaren auch die Liebe zum Detail und lassen die Zauberwesen aus dem Wald lebendig werden. Baumgeister, Pflanzenelfen und Pilzgörpse sprechen Lesende und Zuhörende gleichermaßen an und sorgen für mystisch-magische Momente.

Die Botschaft, dass eine Belohnung auf einen wartet, wenn man freundlich, hilfsbereit und mit einem offenen Herzen durchs Leben geht, wird hier kindgerecht und leicht verständlich verpackt und mit den charmanten Illustrationen in Szene gesetzt. Aber auch der Lohn der Miesepeter wird nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit sanftem Nachdruck vermittelt

Eine wirklich zauberhafte Sage, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere