Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2021

Für echte "Höhenflüge"

Die schönsten Höhenwege der Schweiz
0

Mit "Die schönsten Höhenwege in der Schweiz" von Ueli Hintermeister und Daniel Vonwiller setzt der AT Verlag ein Ausrufezeichen für Bergbegeisterte, die mit gutem Schuhwerk und Bergerfahrung echte Höhenflüge ...

Mit "Die schönsten Höhenwege in der Schweiz" von Ueli Hintermeister und Daniel Vonwiller setzt der AT Verlag ein Ausrufezeichen für Bergbegeisterte, die mit gutem Schuhwerk und Bergerfahrung echte Höhenflüge erleben möchten.

Bergerfahrung ist hier ein absolutes Muss, denn mal eben mit leichten Schuhen einen Spaziergang unternehmen oder auf die Schnelle rauf auf den Berg, das ist hier definitiv Fehlanzeige.

Zwar gibt es auch leichte Touren im Bereich T1 und T2 zu finden, aber der große Teil der beschriebenen Routen ist als Mehrtagestouren und bis zum Schwierigkeitsgrad T6 ausgelegt, um so mit der nötigen Kondition, Vertrautheit mit dem Gelände, einem ausgezeichneten Orientierungssinn und einem sicheren Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln anspruchsvolle alpine Wandertouren zu genießen. Der gigantische Rundumblick, die Abgeschiedenheit der Schweizer Bergwelt und die Abenteuerlust im Blut sind dabei ständige Begleiter, um die 34 vorgestellten Touren mit allen Sinnen zu genießen und sie tief in sich aufzunehmen.

Im Serviceteil finden sich alle notwendigen Informationen, um die anspruchsvolle Planung akribisch durchzuführen, die Touren schon einmal vorab im Kopf durchzugehen und sich mit Vorfreude auf das Erlebnis Höhenweg zu begeben. Die Übersichtskarten sind gute Orientierungspunkte, die stimmungsvollen Bilder zaubern schon jetzt kleine Auszeiten, um die Seele baumeln zu lassen.

Ganz egal ob es für Einsteiger die einfache Höhenwanderung auf den Toggenburger Höhenweg, für bereits Bergerfahrene eine mittelschwere Tour über die Via Engiadina oder die Königsklasse T6 mit der Variante vom Lago die Stabbiello über Pizzo Stabiello und Punta Negra zur Cadlimohütte ist - hier haben sich zwei Autoren unglaublich viele Gedanken gemacht, um für Gleichgesinnte die schönsten Bergerlebnisse zusammenzustellen und ihnen so Inspirationen und Varianten für die nächste Tour zu geben.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 06.06.2021

Als Geschenk für uns Menschen, bleiben zurück im weissen Sand, die Tränen des Meeres, Bernstein genannt. Gisela Pfefferkorn

Das Bernsteinmädchen
0

Robert hat ein sehr seltsames Erbe von seiner Mutter erhalten - einen Bernstein und die kryptische Aussage, dass er in das Dorf seines Vaters zurückkehren soll. Doch dieses Dorf liegt nicht etwa in der ...

Robert hat ein sehr seltsames Erbe von seiner Mutter erhalten - einen Bernstein und die kryptische Aussage, dass er in das Dorf seines Vaters zurückkehren soll. Doch dieses Dorf liegt nicht etwa in der argentinischen Heimat von Robert, sondern an der deutschen Ostseeküste. Also begibt sich Robert auf den Weg nach Deutschland und seine Reise ist nicht nur ein Blick zurück in die Vergangenheit, sie hält auch eine Überraschung parat...


Hans Meyer zu Düttingdorf lässt die Geschichte einer großen Liebe wieder auferstehen, die in einer sehr emotionalen Erzählung Gegenwart und Vergangenheit miteinander verknüpft und die, ähnlich wie in einem Bernstein, vom Schweigen der Beteiligten eingeschlossen ist.

Mit jeder Seite bekommt der Stein, und somit der Roman, mehr und mehr Schliff und entfaltet all seine Facetten. Der Zwiespalt von Elena, die auf der einen Seite eine unglaublich lebensfrohe und liebenswürdige junge Frau ist, aber auf häufige Gegenwehr auf dem Hof der Eltern von Karl stößt , ist deutlich zu spüren und man merkt ihr immer wieder an, dass sie Heimweh nach Argentinien hat.

Robert im Hier und Jetzt muss sich mit kleinsten Informationshäppchen zurechtfinden und aus ihnen das große Puzzle seiner Familiengeschichte und somit seiner Identität zusammensetzen.

Die ihm zur Seite stehenden Personen sind ebenfalls gut gelungen, wirken aber an manchen Stellen ziemlich dominant, sodass Robert mit seinem stillen Wesen eher in den Hintergrund rückt.

Die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges sind mit all ihrer Grausamkeit geschildert und der Autor beschönigt hier nichts. Hunger, Leid und Verzweiflung, aber auch der Missbrauch durch die Soldaten der Roten Armee finden genauso ihren Weg in die Handlung wie ein bisschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Ergänzt wird die Handlung durch Märchen und Sagen rund um den Bernstein und diese verleihen dem Roman eine fast schon zauberhafte Stimmung.

Bis zur Auflösung des Geheimnisses entdeckt man viele kleine Einschlüsse in der Geschichte, die bei Licht betrachtet erst zum Vorschein kommen. Wertvolle Einzelheiten, die dem Buch einen ganz individuellen Charakter verleihen und es so ebenfalls zu einem Bernstein machen - es fühlt sich an, als wäre eine Träne von Elena durch die Jahre mit vielen Erinnerungen, Missverständnissen und Geheimnissen eingeschlossen gewesen und erst durch die vielen variantenreiche Beiträge der Beteiligten zu einem charakteristischen Stück Vergangenheit geworden.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2021

Wunderschöne Idee, die mit Plattitüden erstickt wird

Der Himmel ist hier weiter als anderswo
1

Felicitas' Welt hing voller Geigen - beruflich wie privat- aber seit dem Tod ihres Mannes ist auch die letzte Note in ihrem Leben verstummt. Was sich früher leicht und beschwingt angefühlt hat, ist jetzt ...

Felicitas' Welt hing voller Geigen - beruflich wie privat- aber seit dem Tod ihres Mannes ist auch die letzte Note in ihrem Leben verstummt. Was sich früher leicht und beschwingt angefühlt hat, ist jetzt bedrückend und schwer. Mit der Eigenbedarfskündigung ihres Vermieters und dem Jobverlust sieht die Zukunft der verwaisten Familie alles andere als rosig aus. Aber Fee gibt sich so leicht nicht geschlagen, kauft einen sanierungsbedürftigen Gasthof im Alten Land und erweckt ihn zu neuem Leben. Doch irgendjemand scheint etwas gegen ihr neues Glück zu haben, denn nach einem unglücklichen Ereignis im Cafégarten wird sie Opfer eines Shitstorms und sie steht dem Aufgeben näher als dem Weitermachen...


Das Alte Land ist romantische Kulisse für diesen Roman und sofort entstehen wunderschöne Bilder mit blühenden Obstbäumen, reich verzierten Zweiständerhäusern und gemütlichen kleinen Dörfern vor dem inneren Auge. Die Beschreibung der Landschaft ist Valerie Pauling auch vortrefflich gelungen, sodass es dem Leser unglaublich leicht fällt, sich an die Schauplätze zu träumen.

Aber das jähe Erwachen ist direkt vorprogrammiert, denn die Geschichte nimmt nach einen zu Beginn doch recht positiven Leseeindruck eine Kehrtwende, die mit Plattitüden und einer unsympathischen Hauptfigur aufwartet.

In der Welt von Fee dreht sich nämlich nicht alles um die wirklich wundervollen Kinder, sondern hauptsächlich um Fee selbst, die sich unglaublich wichtig nimmt und dabei vollkommen vergisst, dass sie vier Kinder hat, die ebenfall mit ihrem großen Schmerz um den Verlust des Vaters zurechtkommen müssen. Fee überlässt ihre Kinder mehr oder weniger sich selbst, bekommt überhaupt nicht mehr mit, was in ihnen vorgeht und scheint sich auch noch recht wohl in ihrem Mikrokosmos aus Trauer und Selbstmitleid zu fühlen.

Die Flut von negativen Ereignissen im und um den Cafébetrieb nimmt geradezu biblische Ausmaße an und für den Leser ist so deutlich erkennbar, das Katharina, die Gattin des örtlichen Bauunternehmers dahinter steckt. Aber Fee sieht das nicht und rennt weiter blindlinks ins Verderben. Mit dem fast schon blitzartigen Abtreten von Kaharina hören auch die "Katastrophen" auf, aber die Autorin verzichtet hier auf eine Auflösung. Warum schürt sie erst den Unmut, wenn ihr die Aufklärung dann doch nicht wichtig erscheint ?

Der gesamte Handlungsverlauf dreht sich mehr oder weniger immer um das gleiche Thema - Fee packt etwas an, es geht schief, sie versinkt in Selbstzweifel und stößt diejenigen von sich, die ihr wirklich helfen wollen. Selbst die eingestreute Romanze mit Jesko verläuft nach diesem Prinzip und am Ende des Buches herrscht eitel Sonnenschein.

Der Ansatz der Erzählung, nämlich die Themen Trauerbewältigung, Neustart und der Beginn einer neuen Liebe bietet eine schier unerschöpfliche Fülle an Möglichkeiten, um die gute Idee zu einem Roman mit Herz werden zu lassen. Leider werden die Einfälle der Schreibenden von ihr selbst in einer Flut von Banalitäten, leeren Worthülsen und nicht immer glaubwürdigen Charakteren regelrecht erstickt.

Schade

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2021

Ziemlich dick aufgetragen

Unser Sommerblau für immer
0

Kurz vor der Hochzeit bekommt Sophie anonym ein Foto zugeschickt, auf dem ihr zukünfitger Mann in eindeutiger Pose mit einer anderen Frau abgebildet ist. Damit steht für sie fest, dass es diese Hochzeit ...

Kurz vor der Hochzeit bekommt Sophie anonym ein Foto zugeschickt, auf dem ihr zukünfitger Mann in eindeutiger Pose mit einer anderen Frau abgebildet ist. Damit steht für sie fest, dass es diese Hochzeit nicht geben wird und sie flüchtet nach Spiekeroog - die Insel, wo einst ihre große Liebe ihren Anfang genommen hat. Aber selbst auf Spiekeroog scheint sie die Vergangenheit immer wieder einzuholen und ein Neustart scheint nicht so einfach...


"Unser Sommerblau für immer" ist ein Inselroman, der zwar mit Nordseefeeling und Wellenglitzern punkten kann, aber leider mit einer schwachen Geschichte aufwartet.

Sophie rennt kopflos durch die Gegend, sieht nur, was sie sehen will und ist somit offen für Lügen, falsche Verdächtigungen und Manipulationen. Manchmal möchte ich hier einfach den Kopf zurechtrücken und ihr den dezenten Hinweis geben, einfach mal genauer hinzusehen, hinzuhören und zu hinterfragen, aber sie rennt wie mit Scheuklappen durch die Gegend und lässt sich nicht beirren.

Tom ist ein Narzisst und lebt seine Persönlichkeitsstörung in vollen Zügen aus.Sein übertriebener Hang zur Selbstdarstellung, seine unstillbare Gier nach Bewunderung und Aufmerksamkeit sowie sein Drang, die Personen in seinem unmittelbaren Umfeld klein zu halten und zu unterdrücken sind schon hart an der Schmerzgrenze des Ertragbaren. Hier trägt die Autorin ziemlich dick auf und lenkt unbewusst die Aufmerksamkeit immer mehr in Richtung Tom - somit hat er sein Ziel erreicht und er läuft Sophie und Matthias den Rang ab.

Die Romanze an und für sich geht dagegen fast unter, auch wenn sie unglaublich viele schöne Momente zu bieten hat, die dem Leser nahe gehen. Die kleine Botschaften auf den Kieselsteinen sind herzallerliebst und lassen den Leser die verzweifelten Versuche, die Matthias hier unternimmt, um Sophie wieder zurückzugewinnen, miterleben.

Felix wirkt mit seiner neunmalklugen Art manchmal schon recht anmaßend und ich finde ihn für einen achtjährigen Jungen zu erwachsen dargestellt. Ihm geht irgendwie alles Kindliche verloren und er wirkt durch seine schulmeisterlichen Belehrungen eher nervig.

Die Story wirkt an manchen Stellen dermaßen übertrieben, sodass man wirklich nur noch mit den Augen rollen kann - das sollen alles wirklich erwachsene Menschen sein ? Ich habe da manchmal so meine Zweifel...

Als leichte Strandkorblektüre ganz nett zu lesen...mehr leider nicht

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2021

Vorurteile töten

Gute Nachbarn
0

In Oak Knoll ist das Leben ruhig und beschaulich, die Nachbarn habe ein gutes Verhältnis untereinander und es herrscht ein freundschaftliches Miteinander. Und dann wird der Alltag durcheinander gewirbelt, ...

In Oak Knoll ist das Leben ruhig und beschaulich, die Nachbarn habe ein gutes Verhältnis untereinander und es herrscht ein freundschaftliches Miteinander. Und dann wird der Alltag durcheinander gewirbelt, denn mit den Whitmans zieht eine neureiche Familie in den Ort, die mit Prunk und Protz ihren Reichtum zur Schau stellt. Nach außen herrscht eitel Sonnenschein, doch hinter den Türen schwelt es. Als sich Juniper und Xavier ineinander verlieben ziehen dunkle Wolken über den Ort und es bahnt sich eine Katastrophe an...

Gute Nachbarschaft ist wichtig, um sich Zuhause wohl zufühlen und der kleine Plausch über den Gartenzaun bietet Abwechslung, Anregung und gehört einfach dazu. Aber was passiert, wenn sich plötzlich zwei Parteien gegenüberstehen, die unterschiedlicher nicht sein können, das zeigt Therese Anne Fowler in ihrem Buch "Gute Nachbarn" auf sehr eindrucksvolle Weise - hier prallen Vorurteile von gut situiert und gesellschaftlich angesehen auf Valerie Alston-Holt, die zwar mit ihrem Gehalt auskommt, aber nicht in Saus und Braus leben kann. Mit diesem Manko könnte sie eigentlich ganz gut leben, wäre da nicht die offensichtliche Abneigung gegen ihre dunkle Hautfarbe, die von Brad Whitman zwar hinter vorgehaltener Hand, aber dennoch recht unverhohlen präsentiert wird.

Die Geschichte wir mit leisen Tönen, aber mit einer unmissverständlichen Botschaft von der Autorin erzählt und bereitet den Leser ganz langsam, fast schon schonend, auf die sich anbahnende Katastrophe vor. Immer ist unterschwellig eine Bedrohung zu spüren, die man fühlt, aber nicht greifen kann. Brad Whitman entpuppt sich nämlich im Verlauf der Erzählung nicht als der Saubermann mit weißer Weste, sondern er mutiert immer mehr zu einem regelrechten Monster mit hässlicher Fratze, das so eiskalt und berechnend ist. Er glaubt, mit Geld könne er alles erreichen - er manipuliert, wo er nur kann und schreckt auch nicht davor zurück, seine krankhaften Phantasien an seiner Stieftochter ausleben zu wollen. Dieser Mann ist das personifizierte Ekel, ein echtes A....und ich frage mich, wie man auf so einen Blender hereinfallen kann.

Die zarten Bande, die sich zwischen der weißen Juniper und dem dunkelhäutigen Xavier stricken, bieten unterschiedliche Sichtweisen und es gelingt der Schreibenden, dem Leser die Gefühls- & Gedankenwelt von beiden offen zulegen.

Die Geschichte steuert unweigerlich auf die Katastrophe zu, aber hier gibt es eingiges zu bekritteln - die Kapitel wirken an manchen Stellen sehr getragen und zähflüssig, auch wenn man erahnen kann, dass demnächst etwas ganz Furchtbares passieren wird. Es ist nicht unbedingt die fehlende Spannung, aber ab und zu wirkt die Erzählung, als habe die Autorin kurz innegehalten, um Luft für den großen Paukenschlag zu holen. Auch werden hier viele stereotype Abbilder der Figuren verwendet, um Brad als den erfolgreichen Selfmademan, Julia als seine treue Gattin und den Vorort als Heileweltkopie darzustellen - schon ganz oft in amerikanischen Filmen gesehen und daher nicht wirklich neu.

Der große Knall haut jeden Leser vom Stuhl und zeigt, wie Vorurteile, Rassismus und finanzieller Einfluss an "richtiger" Stelle Geschehnisse beeinflussen und das Bild der Öffentlichkeit prägen. Am
Ende fließen sogar Tränen, weil das zu ertragende Leid einfach so zu Herzen geht.

Ein Buch, das aufrüttelt, nachdenklich stimmt und trotzdem an Aktualität nichts eingebüßt hat .

#BlackLivesMatter

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere