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Veröffentlicht am 07.04.2021

Hier fehlt Pep, Frische und das gewisse Etwas

Der Kaffeegarten. Salz im Wind
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Manchmal ist das Schicksal ein mieser Verräter und spielt einem übel mit - Elin und Matei müssen am eigenen Leib erfahren, was es heißt, in frühen Jahren mit Verlusten fertig zu werden.Als auch noch ihr ...

Manchmal ist das Schicksal ein mieser Verräter und spielt einem übel mit - Elin und Matei müssen am eigenen Leib erfahren, was es heißt, in frühen Jahren mit Verlusten fertig zu werden.Als auch noch ihr Ziehvater stirbt, vom vermeintlichen Vermögen nicht mehr viel übrig ist, stehen sie vor der Frage, wie sich die Zukunft gestalten wird. Die Idee, Gästezimmer zu vermieten und mit selbst gebackenen Leckereien im Kaffeegarten die Gäste zu verwöhnen, wird schon ganz bald in die Tat umgesetzt. Und wieder schlägt das 'Schicksal unbarmherzig zu, denn mit Beginn des Ersten Weltkrieges ändert sich erneut der Lauf der Dinge...


Ich liebe historische Inselromane und habe voller Neugier und großer Vorfreude diesen neuen Sylt-Roman in den Händen gehalten.. Aber schon nach wenige Seiten bekommt meine Euphorie einen herben Dämpfer versetzt, denn die Geschichte weist doch sehr viele Parallelen mit der Sylt-Saga von Sina Beerwald auf - gleiche Handlung, gleiche Epoche, gleicher Schauplatz und so lese ich leider nicht viel Neues, was ich nicht schon ein paar Wochen vorher schon in Sina Beerwalds Abschlussroman gelesen hätte.

Zu all dem kommt noch der recht mühselig zu lesende Schreibstil, der keinen Lesefluss aufkommen lässt. Die Sätze sind wirklich umständlich formuliert, die Dialoge konstruiert und irgendwie zu sehr bemüht.

Das historische Flair der Nordseeinsel wird zwar in anschaulichen Bildern transportiert, ist aber zu wenig, um für gute Unterhaltung zu sorgen. Die Figuren bewegen sich der Zeit entsprechend in der Szenerie, aber sie wissen den Leser nicht wirklich von sich zu begeistern. Mit fehlt das Gefühl, im Kaffeegarten als Gast herzlich willkommen zu sein, um mich mit all den köstlichen Kuchen und Gebäcken verwöhnen zu lassen und die herrliche Aussicht auf die Nordsee zu genießen.

Die geschichtlichen Ereignisse spulen sich recht routiniert und ohne große Emotionen ab, wirken manchmal sehr aneinander gereiht wie auf einer Perlenschnur und ich finde , dass gerade Matei unglaublich viel ertragen muss. Dafür spazieren andere Figuren ziemlich leichtfüßig und ohne von größeren Problemen beladen zu werden, durchs Geschehen. Der "Umbau" des Hauses zum Lazarett und die daraus resultierenden Ereignisse nehmen unglaublich viel Raum ein und lassen die eigentliche Handlung um den Kaffeegarten komplett im Hintergrund verschwinden. Hier hätte ich mir eine gewisse Balance an Schicksalsschlägen und glücklichen Fügungen gewünscht, um meinen Emotionen richtig freien Lauf lassen zu können.

So beschert mir das Buch eher einen mittelprächtigen Auftakt, denn mir fehlt hier eindeutig Pep, Frische und das gewisse Etwas, um sich von anderen historischen Sylt-Sagas abzuheben. Ich hoffe, dass Band zwei besser wird und kann hier leider nur gut gemeinte 3 Sternchen vergeben.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Lass dich nicht unterkriegen, sie frech und wild und wunderbar! (Astrid Lindgren)

Die Frau auf dem Foto
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Manchmal braucht es nur einen einzigen Augenblick, um aus einem gefeierten Star ein gefallenes Sternchen zu machen. Genauso ergeht es Veronica Moon, als ein Foto von ihrer Freundin Leonie Barrat veröffentlicht ...

Manchmal braucht es nur einen einzigen Augenblick, um aus einem gefeierten Star ein gefallenes Sternchen zu machen. Genauso ergeht es Veronica Moon, als ein Foto von ihrer Freundin Leonie Barrat veröffentlicht wird, das für heiße Diskussionen und erhitzte Gemüter sorgt. Und ausgerechnet diese heikle Fotografie soll der krönende Abschluss einer Ausstellung sein, die das Lebenswerk von Veronca einem breiten Publikum zugänglich macht. Präsentiert wird das alles von Erica, der Nichte von Leonie, die im Rahmen der Vorbereitung so unglaublich viele Fragen zu ihrer Tante beantwortet haben möchte. Für Veronica eine Reise zurück in eine wilde Zeit, die mit Geheimnissen verbunden ist...


Stephanie Butland verleiht in ihrem Roman "Die Frau auf dem Foto" starken Frauen eine Stimme und lässt die Frauenrechtsbewegung Ende der 1960er Jahre wieder aufleben.Dabei geizt sie nicht mit dem Griff in die Klischeeschublade und fördert einiges zutage, was an manchen Stellen ziemlich dick aufgetragen wird.

Mit Leonie ist ihr aber eine extrem hervorstechende Persönlichkeit gelungen, die sich mit einer Mischung aus unwiderstehlicher Dreistigkeit und fast schon charmanter Penetranz für die Rechte der Frauen einsetzt. Ihre Wortwahl ist dabei immer sehr grenzwertig, unverblümt und scharfzüngig, sodass diese Frau mit Vorsicht zu genießen ist. Sie eckt an, auch beim Leser, und weiß zu polarisieren.

Veronica ist immer ein wenig zwiegespalten, wirkt zurückhaltender und ist eher der ruhende Pol in der Frauenfreundschaft. Ihr Werdegang ist vom Blick fürs Wesentliche geprägt und ihre Liebe zur Fotografie schwappt regelrecht auf den Leser über. Wenn man mit ihr durch den Sucher der Kamera schaut merkt man, wie sehr sich ihr Fokus auf das e i n e Bild richtet und sie so mit Stimmung, Atmosphäre und Blickwinkel die wichtigsten Szenen einfängt - hier ist der Autorin ein kleines Meisterwerk gelungen, denn mit den Fotos von Vee bekommt der Leser auch einen fotografischen Einblick in die bewegte Vergangenheit der Protagonisten. Es wirkt, als würde man in der Dunkelkammer bei der Vervollständigung der Szenen im Entwicklerbad dabei sein und so alles vor sich sehen. Ein sehr gelungener Schachzug.

Das Geheimnis um das viel diskutierte Foto bleibt bis zum Schluss verborgen und gibt Rätsel auf. So hält die Schreibende den Leser bei der Stange und versucht mit ihm in den Dialog zu treten, um eigene Vermutungen anzustellen.

Das Buch zeigt aber auch in aller Deutlichkeit auf, dass auch nach fünfzig Jahren Kampf um Gleichberechtigung und Gleichstellung zwar schon einiges erreicht worden ist, aber das Umdenken noch längst nicht in allen Köpfen und Bereichen ankommen ist. Ein Manko, das es noch auszumerzen gilt.

Ein abwechslungsreiches, emotionales und trotzdem sehr feinfühliges Buch, das den Leser nachdenklich und sensibilisiert für dieses Thema zurück lässt.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

In weiter Ferne und doch so nah

Das Haus des Leuchtturmwärters
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Das schlimmste, was einer Autorin passieren kann, ist eine Schreibblockade. Und um diese zu überwinden, fährt Franzi zurück in das Haus am Leuchtturm an der Ostsee, wo sie unvergessliche Stunden ihrer ...

Das schlimmste, was einer Autorin passieren kann, ist eine Schreibblockade. Und um diese zu überwinden, fährt Franzi zurück in das Haus am Leuchtturm an der Ostsee, wo sie unvergessliche Stunden ihrer Kindheit verbracht hat. Die guten Ideen für den neuen Trhiller sollen ihr mit der frischen Brise ins Haus wehen und daraus den nächsten Bestseller formen. Als Franzi zufällig ein altes Tagebuch zwischen einem losen Dielenbrett findet, beginnt sie neugierig zu lesen und taucht in die Lebensgeschichte von Else ein , die einst, wie sie, im Leuchtturmhäuschen aufgewachsen ist....


Ich bin gerade noch vollkommen begeistert, fasziniert und beeindruckt von diesem unglaublich intensiven Leseerlebnis, das das gnadenlose und gebieterische Regime der DDR wieder auferstehen lässt. Kathleen Freitag beweist viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen, um hier das vorherrschende politische Klima und die damit verbundenen Lebensbedingungen als bedrückende und angespannte Atmosphäre für ihren Roman zu nutzen.
Ständig hat man das Gefühl, selbst beoachtet und überwacht zu werden und so sensibiliert die Schreibende den Leser für die Situation von Ort. Immer wieder taucht die Frage auf, wem man noch trauen kann und wer denn der so gewissenlos ist, um Freunde und Nachbarn bei der Stasi anzuschwärzen.

Die Erzählung ist in zwei Zeitstränge unterteilt und beide können den Leser sofort von sich einnehmen. Die Schilderungen von Else, Lulu und Otto in der DDR 1962 setzen sich kritisch mit dieser Zeit auseinander und lassen den Leser den Ummut der drei Freunde spüren, der sich immer mehr in ihnen ausbreitet. Die Gefühle und Gedanken der Protagonisten sind für den Leser frei zugänglich und man liest in ihnen wie in einem offenen Buch. Der immer größere werdende Drang nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben wird mit jeder Zeile deutlicher und man fiebert mit den dreien mit, wenn es um ihr waghalsiges Vohaben geht.

Der Zeitsprung dreißig Jahre später ins Jahr 1992 fördert die Geheimnisse zutage, die so lange im Verborgenen gelegen haben. Franzi ist die Neugier anzumerken und das Auseinandersetzen mit der deutsch-deutschen Geschichte, die ja auch ihre eigene Familie betrifft, wird von der Schreibenden sehr feinfühlig, aber dennoch mit kraftvollen Worten beschrieben.

Der Roman liest sich wie ein großes geschichtliches Abenteuer und doch ist er eine gelungene Verschmelzung von Realität und Fiktion, bei dem die Grenzen verschwimmen und sich der Leser immer wieder am Haupthandlungsort, dem Leuchtturm einfindet. Er ist Mahnmal, Richtungsgeber und Hoffnungszeichen zugleich und spielt im Leben der Protagonisten eine wichtige Rolle.

Kathleen Freitag hat hier mal wieder bewiesen, dass sie mit ihrem Roman für echte Glanzpunkte am Lesehimmel sorgt - ich könnte mir sogar sehr gut eine Verfilmung ihres Buches vorstellen, denn diese Geschichte ist ganz, ganz großes Kino !

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Ohne Heimat sein heißt leiden (Dostojewski)

In einer Nacht ein ganzes Leben
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Gerade einmal 10 Jahre alt ist Rita alt, als ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird. Von den Eltern nach Frankreich ins Exil geschickt muss sie zusammen mit ihren Schwestern lernen, was es heißt, ...

Gerade einmal 10 Jahre alt ist Rita alt, als ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird. Von den Eltern nach Frankreich ins Exil geschickt muss sie zusammen mit ihren Schwestern lernen, was es heißt, anders zu sein und neu anzufangen. Doch Rita steckt den Kopf nicht in den Sand, lässt sich nicht unterkriegen und beißt sich durch. Sie ahnt nicht, dass dieser eiserne Wille sie durch ihr ganzes Leben tragen wird....


Mit "In einer Nacht ein ganzes Leben" hält der Leser einen sehr außergewöhnlichen Roman in den Händen, der von Beginn an seinen ganzen Zauber entfaltet und Melancholie und Poesie zugleich verströmt.

Man sitzt mit der Erzählerin auf dem Boden vor der geheimnisvollen Kommode, öffnet langsam die regenbogenfarbenen Schubladen, wird ein Teil der Erinnerungen, wenn man die Briefe liest.

Ich stelle mir eine sehr ausdrucksstarke Handschrift vor, die die Buchstaben mit ein wenig Druck, aber dennoch gleichmäßig und mit geschwungenen Zügen auf die Seiten bringt und so von Leid, Heimatlosigkeit, Verlust und Liebe erzählt.

Man hört die Stimme der Großmutter, die mit Gefühl und Wehmut, von einem ereignisreichen Leben berichtet, in dem sie den Mut hatte, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und fern der Heimat noch einmal ganz von vorne zu beginnen - kein leichtes Los.

Fehlentscheidungen gehören genauso dazu wie große Emotionen. Lebenslügen, die manipulierend in das Geschehen eingreifen und Schicksale beeinflussen.

Die Autorin formt eindrucksvolle Charaktere, die man für die Dauer des Buches auf ihrem Lebensweg begleitet und die Spuren hinterlassen. Es ist erstaunlich, wie hier der Zugang zu der Gefühls- & Gedankenwelt offengelegt wird und man so einen außergewöhnlichen Einblick in die vernarbten Seelen erhält. Es entsteht eine innige Verbundenheit mit den Figuren, die die Emotionen auf den Leser übertragen. Man fühlt die innere Zerrissenheit der Exilanten fern der Heimat, spürt die Schmetterlinge im Bauch flattern, bemerkt das harmonische Zusammenspiel von Musik und Rhythmus und registriert, wie aus Fehlern Erfahrungen werden, die die Wesenszügen prägen.

Im Mittelteil geht für einen kurzen Moment diese Faszination verloren, denn die Schreibende verliert für einen winzigen Augenblick ihre Darsteller aus den Augen und es fühlt sich fast so an, als würde der rote Faden gekappt. Dann aber fängt sich die Erzählung wieder und man ist tief drinnen im faszinierenden Bilderbuch des Lebens.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Sommer, Sonne, Strand und Liebe

Vier Pfoten im Sommerwind
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Die "Foodsisters" haben es geschafft - ihr Cateringunternehmen läuft wie am Schnürchen und der große Auftrag zum Feuerwehrjubiläum kurbelt nicht nur die Werbetrommel an, sondern spült auch ordentlich Geld ...

Die "Foodsisters" haben es geschafft - ihr Cateringunternehmen läuft wie am Schnürchen und der große Auftrag zum Feuerwehrjubiläum kurbelt nicht nur die Werbetrommel an, sondern spült auch ordentlich Geld in die Kasse. Dumm nur für Ella, dass sie sich ausgerechnet bei der Organisation mit Jörn herumplagen muss, den sie lieber von Weitem ganz entfernt sieht. Und dann ist da auch noch Barnabas, die quirlige Fellnase, die plötzlich Ellas Leben auf den Kopf stellt....


Mit dem 5.Band der Lichterhaven-Reihe trifft Petra Schier ins Schwarze und entführt ihre Leserinnen an den Nordseestrand, wo sie nicht nur Dünenzauber und Wellenglitzern, sondern auch Turbulenzen und die ganz große Liebe über ihre Leserinnen wie Konfetti streut.

Sofort fühlt man sich wohl im kleinen Ort an der Küste und ist mitten in in den Vorbereitungen für das große Feuerwehr-Fest. Ella steht sich manchmal mit ihren selbst auferlegten Prinzipien im Weg, eckt an und kann schon mal das Nervenkostüm strapazieren. Dabei ist sie eine ganz liebenswerte junge Frau, die das Herz auf dem rechten Fleck hat - sie weiß es bloß noch nicht

Jörn ist ein Zuckerl, dem man selbst als Leserin nur schwer widerstehen kann. Er ist wirklich umwerfend und mit seinem Charme wickelt er mich in Null-Komma-nix um den Finger.

Im Verlauf des Buches prallt der querschädelige Dickkopf von Ella auf den eher ruhigen und besonnenen Charakter von Jörn und somit sind Missverständnisse und ordentliche Schlagabtausche vorprogrammiert. Mir gefällt, wie die beiden sich zusammenraufen und merken, dass sie zwar unterschiedlich wie Tag und Nacht sind, aber ohneeinander nicht können.

Der Clou bei Petra Schiers Büchern sind aber immer die vorwitzigen Fellnasen, die unglaublich menschliche Züge und Gedanken haben und somit immer ein bisschen mit der Pfote dem Schicksal einen Schubs in die richtige Richtung geben.

Bis zum Happy-End sind natürlich noch en paar kleine und größe Hürden zu nehmen, die aber alle mit Bravour gemeistert werden.

Ein locker-flockiger Roman mit einem Hauch Romantik, Nordseezauber und einer Prise Humor - eine kleine Auszeit vom Alltag in Buchform .

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