Hier fehlt Pep, Frische und das gewisse Etwas
Der Kaffeegarten. Salz im WindManchmal ist das Schicksal ein mieser Verräter und spielt einem übel mit - Elin und Matei müssen am eigenen Leib erfahren, was es heißt, in frühen Jahren mit Verlusten fertig zu werden.Als auch noch ihr ...
Manchmal ist das Schicksal ein mieser Verräter und spielt einem übel mit - Elin und Matei müssen am eigenen Leib erfahren, was es heißt, in frühen Jahren mit Verlusten fertig zu werden.Als auch noch ihr Ziehvater stirbt, vom vermeintlichen Vermögen nicht mehr viel übrig ist, stehen sie vor der Frage, wie sich die Zukunft gestalten wird. Die Idee, Gästezimmer zu vermieten und mit selbst gebackenen Leckereien im Kaffeegarten die Gäste zu verwöhnen, wird schon ganz bald in die Tat umgesetzt. Und wieder schlägt das 'Schicksal unbarmherzig zu, denn mit Beginn des Ersten Weltkrieges ändert sich erneut der Lauf der Dinge...
Ich liebe historische Inselromane und habe voller Neugier und großer Vorfreude diesen neuen Sylt-Roman in den Händen gehalten.. Aber schon nach wenige Seiten bekommt meine Euphorie einen herben Dämpfer versetzt, denn die Geschichte weist doch sehr viele Parallelen mit der Sylt-Saga von Sina Beerwald auf - gleiche Handlung, gleiche Epoche, gleicher Schauplatz und so lese ich leider nicht viel Neues, was ich nicht schon ein paar Wochen vorher schon in Sina Beerwalds Abschlussroman gelesen hätte.
Zu all dem kommt noch der recht mühselig zu lesende Schreibstil, der keinen Lesefluss aufkommen lässt. Die Sätze sind wirklich umständlich formuliert, die Dialoge konstruiert und irgendwie zu sehr bemüht.
Das historische Flair der Nordseeinsel wird zwar in anschaulichen Bildern transportiert, ist aber zu wenig, um für gute Unterhaltung zu sorgen. Die Figuren bewegen sich der Zeit entsprechend in der Szenerie, aber sie wissen den Leser nicht wirklich von sich zu begeistern. Mit fehlt das Gefühl, im Kaffeegarten als Gast herzlich willkommen zu sein, um mich mit all den köstlichen Kuchen und Gebäcken verwöhnen zu lassen und die herrliche Aussicht auf die Nordsee zu genießen.
Die geschichtlichen Ereignisse spulen sich recht routiniert und ohne große Emotionen ab, wirken manchmal sehr aneinander gereiht wie auf einer Perlenschnur und ich finde , dass gerade Matei unglaublich viel ertragen muss. Dafür spazieren andere Figuren ziemlich leichtfüßig und ohne von größeren Problemen beladen zu werden, durchs Geschehen. Der "Umbau" des Hauses zum Lazarett und die daraus resultierenden Ereignisse nehmen unglaublich viel Raum ein und lassen die eigentliche Handlung um den Kaffeegarten komplett im Hintergrund verschwinden. Hier hätte ich mir eine gewisse Balance an Schicksalsschlägen und glücklichen Fügungen gewünscht, um meinen Emotionen richtig freien Lauf lassen zu können.
So beschert mir das Buch eher einen mittelprächtigen Auftakt, denn mir fehlt hier eindeutig Pep, Frische und das gewisse Etwas, um sich von anderen historischen Sylt-Sagas abzuheben. Ich hoffe, dass Band zwei besser wird und kann hier leider nur gut gemeinte 3 Sternchen vergeben.