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Veröffentlicht am 28.03.2021

Nicht der große Wurf, aber ganz nett zu lesen

Ich dachte schon, du fragst mich nie
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Bei Sophie regiert das Chaos, denn Teenie-Tochter Pauli sieht sich mit dem ersten Liebeskummer konfrontiert, bei Sophies Schwester Geli ist die falsche Wahl der Männer an allem Schuld und dann sorgt auch ...

Bei Sophie regiert das Chaos, denn Teenie-Tochter Pauli sieht sich mit dem ersten Liebeskummer konfrontiert, bei Sophies Schwester Geli ist die falsche Wahl der Männer an allem Schuld und dann sorgt auch noch die Fraktur der Hand bei Tochter Liv dafür, dass die bevorstehende Eröffnung ihres Restaurants zu einem Desaster werden könnte. Aber Sophie hat die Rechnung ohne einen Gast gemacht, denn dieser kann nicht nur kochen, sondern auch wunde Herzen heilen....


Mit "Ich dachte schon, du fragst mich nie" verbindet Gabriella Engelmann zwei Sehnsuchtsorte - Hamburg und Mallorca - zu einer schönen Hintergrundkulisse für ihre Rahmenhandlung. Gerade jetzt, wo man nicht reisen kann/darf, zaubert sie schöne Bilder vor das innere Auge des Lesers und sorgt so für ein wenig südländisches Flair und nordischen Charme.

Sophie ist eine typische Helikoptermutter, die ihre Kinder umschwirrt und pampert, dabei sind ihre Töchter längst den Kinderschuhen entwachsen und mit ihren 15 bzw. 22 Jahren durchaus in der Lage, eigene Wege zu gehen. Klar, dass ihr das Loslassen nach dem Tod ihres Mannes schwerfällt, aber dieses Klammern tut einfach nicht gut.

Liv und Pauli finde ich ganz gut getroffen, auch wenn sie sich manchmal im Sprachjargon zu gewollt jugendlich ausdrücken und das lässt ihre Dialoge aufgesetzt und hölzern wirken.

Marc ist ein Zuckerl, kommt in meinen Augen noch am glaubwürdigsten rüber und kann mich so am ehesten von allen Figuren begeistern. Zwar ist er ein echter Tausendsassa, aber den verkörpert er mit ganz viel Charme, sodass man sich von diesem gerne einwickeln lässt.

Habe ich zu Beginn noch über die Redewendungen und Binsenweisheiten geschmunzelt, so nehmen sie im Verlauf des Buches überhand. Durch das inflatiöse Einsetzen von Sprichwörtern wirkt das ganze irgendwie banal und oberflächlich. Die Handlung lebt von glücklichen Fügungen des Schicksals, günstigen Sternenkonstellationen und wenn es dann doch einmal Probleme geben sollte, lösen diese sich mit einem Fingerschnippsen auf.

Für den kleinen Unterhaltungshunger zwischendurch ganz nett zu lesen, aber leider nicht der große Wurf.


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Veröffentlicht am 27.03.2021

Melodien (s)eines Lebens

Es regnet im Radio
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Hermann van Veen ist für mich der Inbegriff eines Wortpoeten, der mit wenig ausgesprochenen oder geschriebenen Worten so unglaublich viel zu erzählen hat, denn seine Texte sind reine Poesie und kleine ...

Hermann van Veen ist für mich der Inbegriff eines Wortpoeten, der mit wenig ausgesprochenen oder geschriebenen Worten so unglaublich viel zu erzählen hat, denn seine Texte sind reine Poesie und kleine Kunstwerke.

Mit "Es regnet im Radio" lässt er sein Leben Revue passieren, stöbert in Erinnerungen und Anekdoten und weiß diese mit den jeweiligen Liedern zu unterstreichen. Kindheitserlebnisse, das erste Verliebtsein, erste Erfolge als Musiker und das Gründen einer eigene Familie sind untrennbar mit Hits und Evergreens, Kinderliedern und eingängigen Melodien verbunden, die immer wieder Bilder und Emotionen bei ihm wach rufen.

Van Veen blättert im Familienalbum, erzählt von schönen, traurigen und prägenden Ereignissen und gibt so einen sehr vertraulichen, persönlichen und grundehrlichen Einblick in sein Privatleben frei. Man lernt den einfühlsamen Menschen Hermann van Veen hinter dem erfolgreichen Künstler Hermann van Veen kennen und merkt, dass er sehr geradlinig, offen und integer ist.

Ein Mann, der so unglaublich viel bewegt und sich für das Wohl der Menschen einsetzt, der mit offenen Augen und einem großen Herzen durch die Welt geht und sie mit seinem Engagement noch ein bisschen l(i)ebenswerter macht.

Hermann van Veen berührt und verzaubert mich mit diesem Buch- wieder einmal , denn er weiß, wie man die Klaviatur des Lebens spielt.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Wieviel kann ein Paar ertragen ?

Solikante Solo
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Ruth liebt das pulsierende Leben in Berlin, denn es zeigt ihr, dass sie dazugehört, ihren Herzschlag spürt und existiert. Jann hingehen geht das Herz auf, wenn er in der Abgeschiedenheit des Dörfchens ...

Ruth liebt das pulsierende Leben in Berlin, denn es zeigt ihr, dass sie dazugehört, ihren Herzschlag spürt und existiert. Jann hingehen geht das Herz auf, wenn er in der Abgeschiedenheit des Dörfchens Solikante seiner Tochter Sisal und seiner Frau Ruth ein unbeschwertes Familienleben ermöglichen kann. Nach dem Kauf eines heruntergekommenen Gutes fängt die Beziehung der beiden an zu bröckeln und aus dem liebenden Paar werden zähnefletschende Ungeheuer...


Björn Kern zeigt in "Solikante Solo" ein unglaublich feinfühliges und dennoch ausdrucksstarkes Portrait einer Familie, die, von gesellschaftlichen Zwängen und Umbrüchen begleitet, den Spagat vom liebenden Paar zum Eltern-Paar meistern muss, ohne dabei selbst zugrunde zugehen.

Mit Ruth lernt der Leser eine Frau kennen, die aufgrund ihrer Ausbildung den nötigen fachlichen Hintergrund haben müsste, um nicht die groben Fehler zu begehen, die sie im Verlauf der Geschichte macht. Von Liebesentzug , Beeinflussung (ob bewusst oder unbewusst sei mal dahin gestellt) des Kindes und Schuldzuweisung macht sie alle klassischen Fehler, die man nur machen kann, um emotional Druck aufzubauen . In manchen Szenen wirkt sie wie eine Erpresserin, die mit Nachdruck ihre Forderungen umsetzen möchte, komme, was wolle.

Jann ist schon ein wenig verträumt, rennt seinen Idealen hinterher und merkt zu spät, was er mit seiner verklärten Sicht auf die Welt und seiner romantisierten Vorstellung anrichtet. Dabei möchte doch nur das Beste für sich und seine Herzensmenschen, vergisst aber, die Bedürfnisse dieser zu hinterfragen. Ob er mit dem falschen Eifer beim Umbau sein berufliches Scheitern verdrängen/vergessen möchte ?

Leidtragende ist die kleine Sisal, die zwischen den Stühlen sitzt, mit dem Mut der Verzweiflung und dem Blick aus traurigen Kinderaugen versucht, sich die Liebe und die Aufmerksamkeit ihrer Eltern wieder zu erobern. Wenn sie völlig erschöpft und todunglücklich vor dem Einschlafen die Hand von Jann oder Ruth festhält und darum bittet, dass man sie nicht alleine lässt, muss ich wirklich hart gegen die Tränen ankämpfen. Die kleine Kinderseele leidet und die Erwachsenen verschließen die Augen vor dem Offensichtlichen.

Der Umbau des Gutes erinnert in vielen Szenen an den Film "Geschenkt ist noch zu teuer", in dem ein Paar mit den Tücken und Stolperfallen der Renovierung ihres Traumhauses konfrontiert wird und sich dabei vollkommen aus den Augen verliert. So auch hier und der Autor weiß, wie er dem Leser mit viel Fingerspitzengefühl einen Einblick in die problematische Beziehungsstruktur verschaffen kann. Die Suche nach gegenseitigem Halt und Verständnis, aber auch die fortschreitende Zerstörung der Beziehung und der eigenen Ideale regt den Leser zum Nachdenken an und zeigt ihm in aller Deutlichkeit auf, welche Fehler man in einer Beziehung machen kann.

Ein unglaublich starkes Familienportrait, das zu gleich Spiegelbild unserer Gesellschaft ist.

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Mörderjagd statt innerer Einkehr und Ruhe

Tod in Zeeland
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Eine Auszeit am Meer verbunden mit Yoga und Harmonie - so hat sich Freddie ihren Aufenthalt im Yogaseminar in Dornburg eigentlich vorgestellt. Aber irgendwie scheint jemand etwas dagegen zu haben, dass ...

Eine Auszeit am Meer verbunden mit Yoga und Harmonie - so hat sich Freddie ihren Aufenthalt im Yogaseminar in Dornburg eigentlich vorgestellt. Aber irgendwie scheint jemand etwas dagegen zu haben, dass Freddie Ruhe und Entspannung genießt, denn im Seminarraum liegt eine tote Frau, die auch noch ein Verhältnis mit Freddies Freund Jan haben soll. Das Motiv steht für die niederländische Polizei schnell fest - Freddie hat ihre Nebenbuhlerin aus Eifersucht ermordet. Ihre Beteuerungen, dass sie unschuldig ist, verhallen ungehört im Raum und so bleibt Freddie nichts anderes übrig, als zwischen Räucherstäbchen, Yogamatten und Sonnengruß auf eigene Faust zu ermitteln...



Carla Capellmann entführt den Leser mit einem traumhaft schönen Setting direkt an die niederländische Nordesseküste, lässt Wind und Wellen den Kopf frei pusten und schafft so die perfekte Hintergrundkulisse für einen humorvollen, aber nicht minder spannenden Roman, der ein ganz kleines bisschen mit Augenzwinkern die Harmonisierung von Körper, Geist und Seele auf die Schippe nimmt.

Von fanatischen Anhängern, übereifrigen Yogis und der Kunst, sich wie eine Brezel zu verbiegen ist hier alles zu finden, um sich wie ein Teilnehmer des Seminars zu fühlen und gemeinsam mit Freddie in der Mördergrube auf eigene Faust zu ermitteln. Zugegeben, ihre Ermittlungsmethoden sind schon sehr unorthodox, aber trotzdem sehr zielführend und bringen Freddie mehr als einmal in Bedrängnis.

Die Dialoge sind spritzig, frech und flott und mit dem passenden Vokabular den Rednern in den Mund gelegt, sodass authentische Wortwechsel und Schlagabtausche entstehen.

Die Atmosphäre im Yogazentrum ist sehr schön eingefangen und für den Leser bildlich aufbereitet - irgendwie hat man für die Dauer des Romans das Gefühl, mitten im wuseligen Treiben zu sein und gemeinsam mit den anderen Yogis eine Einheit zu bilden.

Die Suche nah dem Täter ist abwechslungsreich angelegt und bietet viele Möglichkeiten, selbst eigene Überlegungen und Ermittlungen anzustellen und natürlich auch wieder zu verwerfen. Da tappt man mal hier auf dem Holzweg, dann ist mal dort Sand im Getriebe und bis zum großen Showdown bleibt der Spannungsbogen immer gut gestrafft, um den Leser bei der Stange zu halten.

"Tod in Zeeland" vereint Urlaubsmomente mit spannenden Sequenzen und ist genau richtig, um im heimischen Wohnzimmer auf Tätersuche zu gehen.

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Schatten der Vergangenheit

Ostseeglut
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Helle Aufruhr im mondänen Ostseebad Sellin - im geschlossenen Kurhotel wird der Eigentümer nach einem Brand tot im Schrank aufgefunden. Die Rätsel scheinen kein Ende zu nehmen, denn es stellt sich heraus, ...

Helle Aufruhr im mondänen Ostseebad Sellin - im geschlossenen Kurhotel wird der Eigentümer nach einem Brand tot im Schrank aufgefunden. Die Rätsel scheinen kein Ende zu nehmen, denn es stellt sich heraus, dass der Tote seit zwei Wochen vermisst wird, das Hotel zum Verkauf steht und warum sperrt man den Mann in den Schrank und überlässt ihn dort seinem Schicksal ? Fragen über Fragen , denen Hauptkommissarin Anne Berber nachgehen muss, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Die Recherche zu diesem Fall birgt ein interessantes Geheimnis....


Julia Bruns lässt die weißen Prachtbauten an der Strandpromenade und das Postkartenmotiv mit der Seebrücke aus dem Roman steigen, um den Leser abzuholen und ihn an Annes Seite bei den Ermittelungen teilhaben zu lassen. Der Fall baut sich langsam, aber beständig auf, bietet interessante Ermittlungsansätze und ermöglicht eine Zeitreise der besonderen Art - hier wird jüngste Zeitgeschichte wieder lebendig und für den Leser erlebbar.

Was zu Beginn noch wie ein missratener Scherz unter Freunden aussieht, entpuppt sich nämlich nach und nach zu einer komplexen Thematik, die brisant und aufwühlend zugleich ist. Enteignung durch die Nazis, später durch das DDR-Regime und die Rückführung durch den Einigungsvertrag nach der Wende bilden hier den Grundstock für eine grausame Tat, die bis zum Schluss den wahren Täter fest unter Verschluss hält.

Die Figuren sind von der Schreibenden sehr lebendig angelegt und können mit ihren Wesenszügen den Leser von sich einnehmen. Hier findet man wirklich alles, was zu einem abwechslungsreichen Stellldichein an Charakteren gehört - Narzissten, Neider, Blender und liebenswerte Mitmenschen sorgen für ein belebtes Szenario im Kurort an der Ostsee.

Der Leser kann sehr gut miträsteln, da die Autorin ihm immer wieder kleine Häppchen an Informationen serviert, die sich nach und nach zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen. Dazu eine Brise Seewind, Dünenzauber und der Hauch von Luxus mit Ostsee-Charme, wohldosierte Spannung und Dramatik und ein altes Versprechen, das eingelöst werden will - fertig ist ein ganz besonderer Küsten-Krimi, der den Leser zum Entschlüsseln der Geheimnisse animiert.

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