Rache in homöopathischen Dosen
Rote BelladonnaMaja Ursinus soll undercover in einem Fall ermitteln, der sie in eine Marburger Apotheke führt. Die Besitzerin, Elisabeth Wenderoth, gilt als Expertin für Homöopathie und doch hat ihr makelloses Bild tiefe ...
Maja Ursinus soll undercover in einem Fall ermitteln, der sie in eine Marburger Apotheke führt. Die Besitzerin, Elisabeth Wenderoth, gilt als Expertin für Homöopathie und doch hat ihr makelloses Bild tiefe Kratzer bekommen. Nach der Einnahme von Globuli, die eindeutig aus der Salus-Apotheke stammen, ist eine Kundin an einer Überdosis Atropin gestorben und nun stellt sich die Frage, ob ein Fehler bei der Herstellung unterlaufen ist oder jemand mit Absicht die Globuli manipuliert hat. Majas Ermittlungen bringen langsam Licht ins Dunkel...
Jürgen Seibold entführt mit "Rote Belladonna" den Leser in das malerische Marburg an der Lahn und lässt die Oberstadt mit ihren verwinkelten Gässchen und den kleinen Bistros vor dem inneren Auge entstehen. Der zauberhafte Flair der historischen Kulisse mit Elisabethkirche und dem Schloss sorgt dafür, dass sich der Leser sofort in Marburg heimisch fühlt mit Maja auf Spurensuche geht.
Maja Ursinus ist eine sympathische Hobby-Ermittlerin, die das Herz auf dem rechten Fleck hat, aber manchmal ihre Zunge nicht im Zaum halten kann. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um darum geht, für Recht und Ordnung zu sorgen. Dass sie dabei ab und zu aneckt, nimmt sie in Kauf, denn ihr geht es hauptsächlich darum, dass kein Unschuldiger für etwas verdächtigt wird, was er nicht getan hat.
Der Autor präsentiert eine Vielzahl an Charakteren, die mal als cholerischer Gegener der Homöopathie, mal als ergebener Handlager, als betrogene Ehefrau oder als dauergelangweiltes Dummchen auf der Bildfläche erscheinen und so für Abwechslung sorgen.
Die Handlung baut sich chronologisch auf, gibt einen kurzen Einblick in die Herstellung und Wirkung von Globuli und bietet so genügend Möglichkeiten, mögliche Verdächtige zu finden. Allerdings zieht sich der Kreis der Missetäter recht schnell zu, denn der Schreibende lässt schon recht früh erkennen, in welche Richtung der Leser gehen muss, um den Übeltäter aufzuspüren. Leise Zweifel werden trotzdem von ihm noch in die Seiten gestreut, man schwankt kurz, um aber trotzdem wieder auf den Täter zu kommen, den man bereits vorher in Gedanken dingfest gemacht hat. Lediglich die Beweggründe bleiben bis zum Schluss verboregen.
Die Spannung hätte in meine Augen etwas höher dosiert werden dürfen, damit man regelrecht an den Seiten klebt, trotzdem bleibt ein gewisser Reiz und eine Neugier dauerhaft erhalten. Dem Charme des Buches kann man sich nicht entziehen und irgendwie macht es Spaß, die Entwicklungen zu verfolgen.
Ich gebe dem Buch 3,5 Sternchen, denn ein bisschen mehr Nervenkitzel und Rätselraten hätte der Roman aus meiner Sicht schon noch vertragen können.