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Veröffentlicht am 11.02.2021

Rache in homöopathischen Dosen

Rote Belladonna
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Maja Ursinus soll undercover in einem Fall ermitteln, der sie in eine Marburger Apotheke führt. Die Besitzerin, Elisabeth Wenderoth, gilt als Expertin für Homöopathie und doch hat ihr makelloses Bild tiefe ...

Maja Ursinus soll undercover in einem Fall ermitteln, der sie in eine Marburger Apotheke führt. Die Besitzerin, Elisabeth Wenderoth, gilt als Expertin für Homöopathie und doch hat ihr makelloses Bild tiefe Kratzer bekommen. Nach der Einnahme von Globuli, die eindeutig aus der Salus-Apotheke stammen, ist eine Kundin an einer Überdosis Atropin gestorben und nun stellt sich die Frage, ob ein Fehler bei der Herstellung unterlaufen ist oder jemand mit Absicht die Globuli manipuliert hat. Majas Ermittlungen bringen langsam Licht ins Dunkel...


Jürgen Seibold entführt mit "Rote Belladonna" den Leser in das malerische Marburg an der Lahn und lässt die Oberstadt mit ihren verwinkelten Gässchen und den kleinen Bistros vor dem inneren Auge entstehen. Der zauberhafte Flair der historischen Kulisse mit Elisabethkirche und dem Schloss sorgt dafür, dass sich der Leser sofort in Marburg heimisch fühlt mit Maja auf Spurensuche geht.

Maja Ursinus ist eine sympathische Hobby-Ermittlerin, die das Herz auf dem rechten Fleck hat, aber manchmal ihre Zunge nicht im Zaum halten kann. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um darum geht, für Recht und Ordnung zu sorgen. Dass sie dabei ab und zu aneckt, nimmt sie in Kauf, denn ihr geht es hauptsächlich darum, dass kein Unschuldiger für etwas verdächtigt wird, was er nicht getan hat.

Der Autor präsentiert eine Vielzahl an Charakteren, die mal als cholerischer Gegener der Homöopathie, mal als ergebener Handlager, als betrogene Ehefrau oder als dauergelangweiltes Dummchen auf der Bildfläche erscheinen und so für Abwechslung sorgen.

Die Handlung baut sich chronologisch auf, gibt einen kurzen Einblick in die Herstellung und Wirkung von Globuli und bietet so genügend Möglichkeiten, mögliche Verdächtige zu finden. Allerdings zieht sich der Kreis der Missetäter recht schnell zu, denn der Schreibende lässt schon recht früh erkennen, in welche Richtung der Leser gehen muss, um den Übeltäter aufzuspüren. Leise Zweifel werden trotzdem von ihm noch in die Seiten gestreut, man schwankt kurz, um aber trotzdem wieder auf den Täter zu kommen, den man bereits vorher in Gedanken dingfest gemacht hat. Lediglich die Beweggründe bleiben bis zum Schluss verboregen.

Die Spannung hätte in meine Augen etwas höher dosiert werden dürfen, damit man regelrecht an den Seiten klebt, trotzdem bleibt ein gewisser Reiz und eine Neugier dauerhaft erhalten. Dem Charme des Buches kann man sich nicht entziehen und irgendwie macht es Spaß, die Entwicklungen zu verfolgen.

Ich gebe dem Buch 3,5 Sternchen, denn ein bisschen mehr Nervenkitzel und Rätselraten hätte der Roman aus meiner Sicht schon noch vertragen können.


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Veröffentlicht am 10.02.2021

Mit spitzer Feder, scharfer Zunge und einer guten Portion Voyeurismus ein absolut gelungenes Debüt

Ameisenmonarchie
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Sie wohnen alle zusammen unter einem Dach und doch sind sie sich fremd. Dabei ahnen sie nicht, dass sie mehr miteinander verbindet, als das freundlichen Nicken zu Begrüßung oder die zur Schau gestellte ...

Sie wohnen alle zusammen unter einem Dach und doch sind sie sich fremd. Dabei ahnen sie nicht, dass sie mehr miteinander verbindet, als das freundlichen Nicken zu Begrüßung oder die zur Schau gestellte Ignoranz. Hinter den Türen lassen alle Bewohner ihre Maske fallen und wuseln in ihrem mehr oder weniger aufregenden Alltag umher...


Selten habe ich einen Debütroman gelesen, der so bissig und scharfzüngig die Eigenarten seiner Figuren auf den Punkt bringt wie "Ameisenmonarchie". Romina Pleschko lässt den Leer zum Voyeur werden und zeigt ihm mit dem Blick durchs Schlüsselloch und den Türspion die sorgfältig zurecht gelegten Lebensbilder der Bewohner, die mehr Schein als Sein und in ihrem Hamsterrad des Alltags gefangen sind.

Da ist Herb Senior, der nach langer beruflicher Tätigkeit als Frauenarzt die Praxis an seinen Junior übergibt. Müde von all den Anforderungen im Job, aber auch von dem wortkargen Zusammenleben mit seiner Frau, muss er miterleben, wie sein Körper ihm den Dienst versagt und ihn mehr oder weniger ins Aus stellt. Herb Junior verheimlicht seine Neigung zum männlichen Geschlecht, weil er die Eltern nicht enttäuschen möchte und kämpft immer noch um Anerkennung und Liebe.

Ein Mann namens Klaus; der aus der Schattenseite des Lebens heraustritt und plötzlich von Fortuna geküsst wird, eine alternde Kosmetikiverkäuferin; die mit dem Älterwerden noch so ihre liebe Not hat und ein ständig schlecht gelaunter Politiker beleben die Szenen im Haus mit ihren skurrilen Eigenarten, durchbrechen die Monotonie ihres Alltags mit ausgeklügelten Taktiken und sorgen so für einen abwechslungsreichen Verlauf der Geschichte.

Die Schreibende nimmt kein Blatt vor den Mund, bricht Tabus und verarbeitet sie mit spitzer Feder zu unglaublich schrägen Szenen, die abwechselnd für aberwitzige Episoden sorgen, um dann wieder in leichtes Entsetzen umzuschlagen.

Die kuriosen Eigenarten der Hausbewohner bieten ein breites Spektrum an grotesken Blicken, die man in Momentaufnahmen erhascht und formen sich doch zu eindrucksvollen Begegnungen, die Spuren hinterlassen. Glück und Leid, Freude und Trauer, Hoffnung und Resignation liegen nur eine Wohnungstür voneinander entfernt und Romina Leschko öffnet jede dieser Türen einen Spalt breit, um hinter die sorgsam errichtete Fassen zu blicken und eine Abrechnung der besonderen Art für ihre Leser bereit zu halten.

Das Debüt der Autorin ist mehr als gelungen und macht neugierig auf weitere Bücher aus ihrer Feder.

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Da bleibt mir fast die Stimme weg

Sei eine Stimme, nicht nur ein Echo
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Beruflich bedingt habe ich in den letzten Jahrzehnten einige Stimm- & Sprachtrainings absolviert, sowie diverse Motivations-Coachings miterlebt. Die Buchvorstellung von "Sei eine Stimme - Nicht nur ein ...

Beruflich bedingt habe ich in den letzten Jahrzehnten einige Stimm- & Sprachtrainings absolviert, sowie diverse Motivations-Coachings miterlebt. Die Buchvorstellung von "Sei eine Stimme - Nicht nur ein Echo" weckt meine Neugier und ich bin gespannt, was der Motivationstrainer und Stimm-Coach mir an neuen Erkenntnissen zu bieten hat.

Fühlen sich die ersten Seiten noch ein wenig befremdlich an, verstärkt sich dieses Gefühl im Verlauf des Buches immer mehr und ich lese immer wieder von einem Autor, der sehr Ich-bezogen ist und vor überbordendem Selbstbewußtsein nur so strotzt. Wie er mit diesem Balzgehabe Menschen - auch Prominente - motiviert, bleibt mir ein Rätsel, denn ich fühle mich bereits nach wenigen Kapiteln einfach nur noch vollkommen überfrachtet und genervt von seinen Tipps und Kniffen, damit Mann und Frau sich wieder Gehör verschaffen und wahrgenommen werden.

Er wirkt vollkommen übermotiviert, ja fast schon aufgedreht, wenn er seine, mitunter sehr theologischen, Ratschläge dem Leser vermittelt und ihm so seine Sicht der Dinge aufdrücken möchte. Er spricht von Umerziehung der erlernten Verhaltensmuster, von Manipulation durch Außenstehende und von Beeinflussung durch das Unterbewusstsein- sein Buch soll dabei helfen, einen Gesinnungswechsel herbeizuführen und so die Türen zu mehr Selbstbewusstsein, Authentizität und Durchsetzungsvermögen öffnen.

Für mich liest sich das Buch wie der Leitfaden einer Sekte und ich habe manchmal das Gefühl, dass der Leser hier einer Indoktrination unterzogen wird....

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Veröffentlicht am 08.02.2021

Neue Krimi-Reihe im Alten Land

Tod im Alten Land
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Gabriele Berlotti denkt, dass er mit seinem Einzug zurück ins Elternhaus wohl jedes Klischee erfüllt , dass es über italienische Muttersöhnchen zu finden gibt. Doch er kann sich nicht lange in der ländlichen ...

Gabriele Berlotti denkt, dass er mit seinem Einzug zurück ins Elternhaus wohl jedes Klischee erfüllt , dass es über italienische Muttersöhnchen zu finden gibt. Doch er kann sich nicht lange in der ländlichen Idylle sonnen, denn die Bürgerschaftswahl wird vom Mord an einem Journalisten überschattet. Die Suche nach dem Mörder wird bald eine Suche nach Fake oder Fakten und Berlotti muss an seine Grenzen gehen...


Schon alleine das fröhliche "Moingiorno", das Berlotti einem entgegen schmettert, macht ihn unglaublich sympathisch und so fällt es dem Leser leicht, sich mitten in die Handlung von "Tod im Alten Land" zu begeben. Sein Charme ist einfach unwiderstehlich und so hat Kommissar Berlotti schon nach wenigen Zeilen für mich Kultstatus erreicht - ein perfekter Einstand für die neue Krimi-Reihe im Alten Land.

Der Fall bietet einiges an Brisanz und könnte in der Themenwahl nicht aktueller sein, denn aufkommender Rechtspopulismus, der immer größer werdende Einfluss der Journalisten auf die Meinung der Bürger und Korruption bestimmen tatsächlich unser tägliches Nachrichtenbild. Hier spiegelt der Autor dem Leser die Realität und vermittelt so das Gefühl, ein Teil seiner Handlung zu sein und gemeinsam mit Berlotti auf Spurensuche zu gehen.

Die Suche nach der Wahrheit entpuppt sich als Puzzle, bei dem zunächst erst einmal alle Hinweise in die Hand genommen und solange gedreht und gewendet werden, bis sie zusammenpassen und ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Auch gelingt es dem Autor eine Vielzahl von Charakteren zum Leben zu erwecken, die den Fall mit ihren Auftritten bereichern. Egal, ob es Berlottis Mutter ist; die ihren Sohn endlich wieder unter die Haube bringen will, oder die Ehefrau des Verschwörungstheoretikers, die mit ihrem Mann völlig abgeschirmt von der Außenwelt leben muss; bis hin zu Berlottis Kollegin Katharina, die ein sehr schlagfertiges Naturell hat und deshalb genau die passende (Job-)Partnerin an Gabrieles Seite ist - alle Figuren wissen zu begeistern und tragen zum Gelingen des Krimis bei.

Manchmal schleichen sich in paar Längen ein und der Schreibende schmückt die Szenen etwas zu üppig aus, was leider etwas zu Lasten der Spannung geht. Aber irgendwie passt diese Fülle auch wieder zum Gesamtbild, denn hier wird nicht gekleckert, sonder geklotzt Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung, die Begegnung mit Benicia de la Cruz verspricht aufregend zu verlaufen...


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Veröffentlicht am 08.02.2021

Verliert den Navogationskurs

Die Pilotin
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Sarahs große Leidenschaft ist die Fliegerei und die darf sie nach aller Herzenslust bei ihrer Großmutter Nancy in Florida ausleben. Doch der Sommer 2006 hält für sie eine Überraschung parat, denn Nancy ...

Sarahs große Leidenschaft ist die Fliegerei und die darf sie nach aller Herzenslust bei ihrer Großmutter Nancy in Florida ausleben. Doch der Sommer 2006 hält für sie eine Überraschung parat, denn Nancy bittet Sarah, dass sie bei ihrer Rückkehr nach England einen Mann ausfindig machen und ihm einen Fliegerorden zurückgeben soll, der sich seit Jahrzehnten in Nancy Besitz befindet. Und während Sarah auf Nancys Bitte hin den Spuren der Vergangnheit nachgeht, stößt sie auf eine unglaubliche Liebesgeschichte....


"Die Pilotin" von Amelia Carr ist ein Roman, der unglaublich viele Themen miteinander vereinen möchte - Historischer Roman, Romanze und Familiensaga. Leider gelingt es der Autorin nicht, den Ansprüchen der aufgezählten Genres gerecht zu werden und ihre Leser zu begeistern.

Hat der Leser schon zu Beginn einige Startschwierigkeiten, um in die Geschichte hineinzufinden, so zieht sich das Geholpere leider durch das komplette Buch wie ein roter Faden durch die Seiten und man verliert schnell den Überblick. Die Autorin bedient unglaublich viele Handlungsstränge, um ihren Ideen Platz zu verschaffen, aber das geht zu Lasten der Glaubwürdigkeit und der Spannung. Man erhält zwar einen detaillierten Einblick in die Ausbildung und den Einsatz der Pilotinnen, aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas, um den Funken der Begeisterung hier überspringen zu lassen.

Auch finden sich, in meinen Augen, gewisse Ähnlichkeiten mit dem Film "Pearl Harbor" wieder und das Liebeschaos droht den Leser regelrecht zu erschlagen. Irgendwie hat man das alles schon mal gelesen und die ménage à trois wirkt ein wenig trivial.

Die Autorin bemüht sich, ihrem Buch den nötigen historischen Anstrich zu verpassen, in dem sie Erinnerungen und Lebensgeschichten wieder aufleben lässt, verliert dabei aber den Navigationskurs völlig aus den Augen. An manchen Stellen wird unglaublich dick aufgetragen und mit der Kelle aus dem Vollen geschöpft. Die Handlung büßt unglaublich viel an Authentizität, Einfühlungsvermögen und Empathie ein und ich lese nur noch quer, um endlich zum Ende zu kommen.

Die Figuren können leider alle nicht den Leser von sich überzeugen und wirken wie Statisten in ihrer eigenen Geschichte. Der Roman bietet unglaublich viele Möglichkeiten, den Leser abzuholen und ihm ein aufregende Zeitreise zu ermöglichen , doch hier wird leider unglaublich viel Potenzial verschenkt und der Leser klappt Buch völlig entnervt zu.


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