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Veröffentlicht am 15.01.2021

Gott ist der Töpfer in meinem Leben, er möchte mir Form und Inhalt geben

Die Kannenbäckerin
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Während der 30jährige Krieg im Westerwald tobt und Unheil anrichtet, wütet auch die Pest und fordert ihre Opfer. Johanna muss hilflos mit zusehen, die der schwarze Tod ihre gesamte Familie auslöscht und ...

Während der 30jährige Krieg im Westerwald tobt und Unheil anrichtet, wütet auch die Pest und fordert ihre Opfer. Johanna muss hilflos mit zusehen, die der schwarze Tod ihre gesamte Familie auslöscht und sie allein und verlassen dasteht. Einzig ein Onkel im Kannenbäckerland ist ist noch geblieben und damit Johanna den langen Fußmarsch zu ihm unbeschadet übersteht, scheint die fixe Idee der Nachbarin, Johanna kurzerhand zu Johann werden zu lassen, die einzige Möglichkeit zu sein. Im Haus des Onkels angekommen, kann Johanna ihn davon überzeugen, dass er sie in die Geheinisse des Töpferhandwerks einweiht und sie beginnt eine Lehre bei ihm. Schon bald steht fest, dass Johanna ein unglaubliches Talent besitzt, um aus den unförmigen Tonklumpen echte Handwerkskunst ensteten zu lassen. Doch wie lange kann sie ihr Geheimnis bewahren ?



Im Kannenbäckerland schlägt das Herz der Keramik und Annette Spratte lässt ihre Leser die Leidenschaft und den Herzschlag für das irdene Handwerk spüren, in dem sie Johanna zu einer begabten Kannenbäckerin werden lässt. Wenn Blatt und Blüte auf Keramik treffen , entstehen unter den Händen von Johanna echte Kunstwerke und der Leser ist hautnah mit dabei, wenn sich die schwere Töpferscheibe im immerwährenden Rhythmus dreht und aus unscheinbaren Tonklumpen Teller, Kannen und Becher werden.

Die Hände werden kalt, wenn man immer wieder den Tonklumpen feuchthalten muss, die Schultern werden schwer, weil das Tagwerk zusätzlich zum Töpfern verrichtet werden muss .Wenn das Feuer im Brennofen lodert und das Brenngut gesalzen wird, scheint einen eine schier unerträgliche Hitze fast die Luft zum Atmen zu nehmen und man wartet mit Johanna gespant darauf, dass der Ofen abkühlt und man die kleinen und großen Schätze in Augenschein nehmen kann.

Das Leben auf dem Hof des Onkels in Kriegszeiten ist hart und entbehrungsreich und Johanna lernt was es heißt, als Junge mit anzupacken, leine Freiheiten und das Vertrauen von Onkel und Tante zu genießen. Doch mit fortschreitendem Alter und ihrer Entwicklung vom Mädchen zur jungen Frau kann Johanna ihre Tarnung nicht mehr aufrecht halten und der Schwindel fliegt auf. Um etwas zum Unterhalt beizusteuern, wagt sich Johanna auf den Markt und dort muss sie erkennen, dass nicht jeder ihr gut gesonnen ist. Zwar hat sie zu Beginn des Buches mit Gott gehadert, da er ihre ganze Familie ausgelöscht hat, doch im Verlauf der Geschichte findet sie immer mehr Halt und Zuversicht im christlichen Glauben und kann so auch die dunklen Zeiten überstehen.

Sie hat es wirklich nicht leicht, sich in einer von Männern beherrschten Welt durchzusetzten, aber sie verliert nie ihr Vertrauen in ihr handwerkliches Können, kann ihren Forderungen Nachdruck und Vehemenz verleihen und weiß sich so zu behaupten.

Die Autorin hat einen unglaublich bildhaften Schreibstil, der die Zeitreise in den Westerwald zu einem echten Abenteuer macht und den Leser den kalten Wind auf den Höhenzügen spüren lässt. Die Figuren bewegen sich agil und sicher in ihrem Terrain und zeigen dem Leser ihre Welt, wie sie damals ausgesehen hat. Die Kriegswirren und die verheerenden Folgen wie Brandschatzen, Plündereien, sogar das Bezichtigen von Hexerei sind als Nebenhandlungen in die Erzählung eingebunden und vermitteln dem Leser ein sehr authentisches Bild.

Der Roman besticht durch eine überragende Schlüsselfigur, die den Leser an die Hand nimmt und ihm ermöglicht, ein Teil ihrer Lebensgeschichte zu werden. Die Gefühls- & Gedankenwelt von Johanna ist zu jeder Zeit für den Leser zugänglich und man liest in ihr wie in einem offenen Buch. Tränen aus Wut und Verzweiflung, aber auch der Trauer rinnen mir beim Lesen über die Wangen. Man macht kleine Freudensprünge nach dem Öffnen des Brennofens, nachdem Johanna das erste Mal ihre Keramiken alleine anfertigen durfte und letztendlich überzieht eine zarte Röte die Wangen, wenn sie von Phillipp das erste Mal geküsst wird...ein Wechselbad der Gefühle, das man hier erleben darf.

Der Roman überzeugt durch abwechslungsreiche Szenen, tolle Figuren und einer farbenfrohen Erzählung, die die christliche Botschaft mit leisen, unaufdringlichen Tönen transportiert.

Absolute Leseempfehlung !

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Kurzbiografie

Siegfried, das Wolfskind
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Siegfried Moldenhauer hat als Kind die Schrecken des Krieges mit voller Wucht erleben müssen - Entbehrungen, Hunger, Kälte und grausame Szenen brennen sich für immer in sein Gedächtnis ein und werden zu ...

Siegfried Moldenhauer hat als Kind die Schrecken des Krieges mit voller Wucht erleben müssen - Entbehrungen, Hunger, Kälte und grausame Szenen brennen sich für immer in sein Gedächtnis ein und werden zu Narben auf der Seele. Seine Mutter hat ihn immer dazu angehalten, nie die Hoffnung und den Gauben an Gott zu verlieren und auf ihn zu bauen. Siegfried muss lernen, sich durchzuschlagen, für den Unterhalt zu sorgen, um so zumindest ein wenig Essen für sich uns eine Mutter zu organisieren. Zwischen Trümmern und der ständigen Angst, von den Russen beim Schwarzmarkthandel erwischt zu werden, wird er zum gewieften "Organisator" und kann so von seinen Tauschgeschäften und Verkäufen profitieren.

Erst tim hohen alter bricht er sein Schweigen und erzählt dem Autor seine Lebensgeschichte, die stellvertretend für alle Kriegskinder steht. Unglaubliche Ereignisse, die für uns heute nicht nachvollziehbar sind, aber auch immer verbunden mit dem Glauben an Gott, der ihn getragen hat. Durch sein Bekenntnis zum christlichen Glauben hat Siegfried Moldenhauer Halt und Zuversicht gefunden und sich von Gott leiten lassen.

Leider hat das Büchlein nur 155 Seiten und es reißt nur an, was diese Lebensgeschichte ausmacht. Manchmal recht zügig erzählt, erlebt man leider nur im Schnelldurchlauf die wichtigen Stationen des Kinderlebens. So können oft keine richtigen Emotionen aufkommen und man bleibt als Leser außen vor, weil sich das Gelesene nicht festigen kann.

Trotzdem eine sehr interessante Kurzbiografie, die die Botschaft des christliche Glaubens transportiert - daher 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt (Talmud)

Erinnerungen aus Glas
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Einst waren Eliese und Josie beste Freundinnen, doch das Leben hatte andre Pläne. Als sie sich Jahre später wieder gegenüberstehen, weht der raue Wind der Nazi-Ideologien durch Amsterdam und sorgt dafür, ...

Einst waren Eliese und Josie beste Freundinnen, doch das Leben hatte andre Pläne. Als sie sich Jahre später wieder gegenüberstehen, weht der raue Wind der Nazi-Ideologien durch Amsterdam und sorgt dafür, dass niemand mehr sicher ist. Josie und Eliese schimeiden einen waghalsigen Plan ...

75 Jahre später reist Ava Drake nach Uganda, um einen Antrag auf Fördergelder aus der Kingston-Stiftung zu prüfen. Bei ihren Recherchen muss sich Ava plötzlich ihrer eigenen Familiengeschichte stellen, die alles andere als angenehm ist, denn Lügen, Geldgier und Betrug scheinen an der Tagesordnung zu sein. Und dann ist das noch Landons Großmutter, die ihr eine unglaubliche Geschichte erzählt...



"Erinnerungen aus Glas" ist ein unglaublich beindruckender Roman, der vom ersten Augenblick unter die Haut geht und den Leser mit den Ereignissen der Judenverfolgung und - vertreibung in Holland konfrontiert.

Mit leisen, eindringlich Worten erzählt Melanie Dobson vom Schicksal von Eliese und Josie und wie aus einer unschuldigen Kinderfreundschaft ein Pakt auf Leben und Tod wird. Man spürt die Angst, die ständiger Begleiter zwischen den Zeilen ist , aber auch den Mut, Leben zu retten und dabei das eigene zu riskieren.

Das Schicksal der Kinder geht einem sehr zu Herzen und man hofft und bangt, dass mit dem wagemutigen Vorgehen von Eliese und Josie die Kleinen gerettet werden können.

Die Erzählungen wechseln immer zwischen den Erinnerungen von damals und den Ereignissen von heute, wobei mir der Erzählstrang aus der Vergangenheit besser gefällt. Er ist emotionaler, berührt mich tief im Herzen und hinterlässt deutliche Spuren. Die Figuren in der Vergangenheit haben mehr Tiefe und können mich von sich überzeugen. Sie wirken authentisch und wissen, wie sie mich mit ins Boot nehmen, um mir ihre Geschichte zu erzählen. Das lässt eine gewisse Vertrautheit und Nähe entstehen, die mich zu einem Teil der Ereignisse werden lässt.

Die Erklärung, warum so viele Glasflaschen bei Landons Großmutter zu finden sind, trifft mich mitten ins Herz. Auch die Geburtstagsfeier zu Ende des Buches weiß sehr starke Emotionen in mir wachzurufen und sorgt für ein paar Tränchen.

Ansonsten finde ich die Geschichte von Ava jetzt nicht ganz so spannend und mitreißend erzählt. Da läuft mir vieles einfach zu glatt und vorhersehbar, wobei der Handlungsablauf an manchen Stellen recht ungeordnet wirkt. Da verliert man schon ab uns zu den Faden und wünscht sich, dass hier ein bisschen mehr Struktur vorhanden wäre. Auch können die Charaktere in diesem Erzählstrang nicht ganz überzeugen, denn sie wirken ein wenig aufgesetzt und etwas unbeholfen. Vieles wirkt unnahbar und ich bekomme die Figuren somit nicht richtig zu fassen, um Zugang zu ihren Gefühlen und Gedanken zu erhalten.

Im Verlauf des Buches stellt man sich immer wieder die Frage, wie man man gehen würde, um Menschenleben zu retten -Riskiert man sein eigenes, um dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten ? Wo hört Freundschaft auf und fängt Nächstenliebe an ? Das Buch setzt viele christliche Impulse, regt zum Nachdenken an und ist eine wichtige Lektüre gegen das Vergessen

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Veröffentlicht am 12.01.2021

Einfach dufte

Die Douglas-Schwestern
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Maria Carstens hat schon als junges Mädchen ihre Leidenschaft für schöne Düfte und außergewöhnliche Flakons entdeckt und schnell steht für sie fest, dass sie gemeinsam mit ihrer Schwester eine eigene Parfümerie ...

Maria Carstens hat schon als junges Mädchen ihre Leidenschaft für schöne Düfte und außergewöhnliche Flakons entdeckt und schnell steht für sie fest, dass sie gemeinsam mit ihrer Schwester eine eigene Parfümerie eröffnen möchte. Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist das alles andere, als ein leichtes Unterfangen und die beiden Schwestern müssen feststellen, dass sie mitunter gegen Wände laufen. Von der eigenen Mutter ausgebremst, aber vom Vater tatkräftig unterstütz, wird aus dem Traum Wirklichkeit und beide können voller Stolz auf die Eröffnung ihrer eigenen Parfümerie blicken. "Douglas" ist von diesem Zeitpunkt an ein Name, der untrennbar mit sinnlichen und betörenden Düften verbunden ist...


Das Autorenduo Charlotte Jacobi öffnet ganz weit und einladend die Tore zu einer unglaublichen Zeitreise, die mit einem großen Traum beginnt und für den Leser die zauberhafte Welt der Düfte zugänglich macht.

Dabei begleiten wir Maria, die wirklich an ihrem großen Traum festhält und sich von nichts und niemand unterkriegen lässt. Sie pfeift auf herrschende Konventionen und setzt alles daran, dass aus ihrem Kindheitstraum endlich Realität wird. Ich sehe sie direkt vor mir, wie sie als Kind staunend vor den Flakons steht, ihre Neugier kaum zügeln kann und sich schließlich den sinnlichen Düften und opulenten Bouquets hingibt. Eine Leidenschaft wird geweckt, die sie nicht mehr loslässt und für die sie brennt. Ganz anders ihre Schwester Anna, die das komplette Gegenteil von Maria ist - eher der ruhende Pol in der geschwisterlichen Beziehung, kann sie so für eine gewisse Ausgeglichenheit sorgen und gemeinsam mit ihrer Schwester den beruflichen Weg gehen.

Der Schreibstil lässt keine Wünsche offen und führt den Leser durch den Roman. Dabei bereist man Paris, Brüssel und Grasse und das alles im historischen Gewand. Meilensteine der (Welt-)Geschichte werden geschickt mit fiktiven Ereignissen verbunden und so kann man schon bald nicht mehr unterschieden, was einer genialen Idee des Autorenduos entsprungen ist und was sich tatsächlich so ereignet hat.

Die Kapitel sind sehr abwechslungsreich gestaltet und gleichen dem gekonnten Facettenschliff eines Parfümflakons, der geschickt die Charaktere in Szene setzt, aber auch den femininen Touch und die Eigenwilligkeit der Persönlichkeiten unterstreicht. Das Autorenduo weiß geschickt die Herz- & Kopfnoten ihrer Kompositionen einzusetzen, um dann mit der Basisnote die Schlussakkorde zu setzen. Das Wissen um die Parfümherstellung, dem Aufbau des Douglas-Imperiums und den immer wiederkehrenden Begegnungen mit berühmten Persönlichkeite setzt hier tolle Impulse und macht diesen Roman zu einem echt duften Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Egal welche Lügen du auftischst, dein eigenes Herz kann du nicht täuschen (Meliodas)

Die verstummte Liebe
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Als wäre der Verlust ihres geliebten Vaters nicht schon schmerzhaft genug, eröffnet Ellinors Mutter ihr nach der Beisetzung, dass sie nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Ihre Lebensgeschichte ist ...

Als wäre der Verlust ihres geliebten Vaters nicht schon schmerzhaft genug, eröffnet Ellinors Mutter ihr nach der Beisetzung, dass sie nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Ihre Lebensgeschichte ist geprägt von der einzig wahren Liebe, von Verlust und Trauer, von Hoffnung auf einen Neubeginn und von der zerstörenden Macht des Krieges, der hier eine entschieden Rolle spielt. Denn Helen hat eine Vergangenheit, die sie ihr ganzes Leben lang tief in sich verschlossen getragen und vor ihren Kinder versteckt hat. Ellinor hört eine Geschichte, die fast schon unglaublich erscheint...



Mit dem dritten Buch aus ihrer Reihe "Leise Helden" hat mich Melanie Metzenthin von der ersten Seite an fasziniert und ich habe das Buch innerhalb eines Tages regelrecht "inhaliert" . Sind die Vorgänger-Romane schon absolute Volltreffer und gnadenlos gut, so setzt sie sich hier selbst ein Denkmal und übertrifft alles bisher Gelesene, in dem sie die Lebensgeschichte von Helen mit einer ungeheuren emotionalen Tiefe erzählt, die mich komplett einnimmt und ich habe das Gefühl, dass ich schon nach einigen Seiten mein eigenes Ich abstreife und zu Helen werde.

Aus der jungen Frau aus gutem Hause, die sich den Wünschen ihrer Elter widersetzt und ihrem Herzen folgt, wird eine Frau, die in der Liebe zu ihrem Ehemann und ihrem Sohn komplett aufgeht und ihre Erfüllung als Arztgattin findet. Doch das Schicksal meint es nicht gut mir ihr und so muss Helen mehre Fehlgeburten verkraften die ihr unglaublich zusetzen. Der Verlust der Kinder entzweit auch die Eheleute und sie müssen hart daran arbeiten, wieder zueinander zu finden.

Ein Telegramm kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges macht notwendig, das Helen wieder zurück nach England reist, um in den letzten Stunden ihrer Mutter nah zu sein. Eine Rückkehr nach Deutschland wird unmöglich, denn mit Beginn des Krieges sind alle Wege abgeschnitten und Helen als Feindin in England festgehalten. Dank der Hilfe von James entgeht sie dem Gefängnis und was dann folgt, ist ein Leben, das auf Lügen aufgebaut ist.

Metzenthin gelingt es, die Gefühls- & Gedankenwelt von Helen für den Leser so zugänglich zu machen, sodass die Grenze zwischen Realität und Fiktion komplett verschwindet. Trauer, Wut, Hoffnung und Sehnsucht werden von ihr direkt auf den Leser übertragen und so durchlebt man mit Helen all die Schicksalsschläge, die das Leben für sie bereithält. Ein unglaublich faszinierendes Buch, das aufzeigt, zu was eine Frau aus Liebe fähig ist und was eine einzige Lüge anrichten kann. Man spürt die Entfremdung zwischen Mutter und Sohn, meint, dass die Kluft niemals zu überwinden ist und die Frage, wie man in dieser Situation selbst gehandelt hätte, begleitet einen wie ein roter Faden durch den Roman. Die Zusammenhänge zum Buch "Die Stimmlosen" sind für den Leser zu jeder Zeit klar und deutlich zu erkennen und vertiefen zusätzlich die Ereignisse.

Die Schreibende schlägt eine Brücke zu ihren vorhergehenden Romanen, die der Leser sehr leicht und gerne überquert, um mit den leisen Helden den Weg, den das Leben für sie bereit hält, gemeinsam zu gehen. Aus fiktiven Charakteren werden glaubhafte Figuren, die mit ihrem Schicksal die Leserschaft berühren und emotional an die Seiten binden. Die psychische Veränderung von Helen ist dabei ebenso glaubhaft und nachvollziehbar geschildert, wie die aufkeimenden Gefühle, für die sie alles stehen und liegen lässt. Die Entscheidungen, die Helen trifft, prägen sie und verändern ihr Leben nachhaltig. Metzenthin erweckt mit ihrem plastischen und ausdrucksstarken Schreibstil sepiafarben Bilder zum Leben und fügt sie für den Leser zu einem Kinofilm von überragender Qualität zusammen. Die Seiten fliegen nur so dahin und man vergisst Zeit und Raum., weil man sich komplett in der Geschichte verliert.

Auch wenn das Lesejahr 2021 noch sehr jung ist - dieses Buch darf sich schon jetzt Highlight nennen

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