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Veröffentlicht am 20.12.2020

Selbstbeweihräucherung und Effekthascherei

Eine Frau, ein Plan
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Maye Musk ist die erfolgreiche Mutter hinter drei erfolgreichen Kindern und was liegt da näher, als den Leser an dem so erfolgsverwöhnten Leben teilhaben zu lassen und mit guten Ratschlägen zu versorgen, ...

Maye Musk ist die erfolgreiche Mutter hinter drei erfolgreichen Kindern und was liegt da näher, als den Leser an dem so erfolgsverwöhnten Leben teilhaben zu lassen und mit guten Ratschlägen zu versorgen, die niemand braucht.

Im Buch taucht die Frage auf, was ihr Erfolgsrezept sei und so wie sie die Frage beantwortet, erscheint mir Mrs. Musk sehr von sich eingenommen und schaut von oben herab auf die Menschen, die eben nicht so erfolgsverwöhnt sind wie sie und ihre Familie.

Ihre Ratschläge sind sehr allgemein gehalten und wirken wie aus einer Frauenzeitschrift, denn mit Allerweltsphrasen wie "Lassen Sie sich nicht unterkriegen" , "Gehen Sie mit gutem Beispiel voran" oder "Man ist nie zu alt für etwas Neues" wirft sie mit Oberflächlichkeiten um sich und wirkt oberlehrerhaft. Mal schnell irgendwelche 08/15-Weisheiten für den Sinn des Lebens zu verkaufen, macht nicht unbedingt Eindruck und wirkt eher wie billige Effekthascherei.

Zwar verdient sie meine Anerkennung, da sie als alleinerziehende Mutter von drei Kindern ihre Aufgabe wirklich sehr gut gemeistert hat, aber für den Rest ihrer Lebensgeschichte und ihrer anmaßenden Art finden ihre Ausführungen bei mir keinen Anklang. Muss man sich wirklich immer wieder selbst auf die Schulter klopfen und das mit einer gewissen Arroganz und Blasiertheit auch noch zur Schau stellen ?

Weniger ist manchmal mehr und ein wenig mehr Zurückhaltung und Bescheidenheit hätte dem Buch, und somit auch Mrs. Musk gut getan.

Wenn hier der Plan dahinter gestanden hat, mit dem Namen Musk die Werbetrommel zu rühren, scheint er aufgegangen zu sein.

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Du musst dich durch einige schlechte Tage kämpfen, um die besten Tage deines Lebens zu verdienen.

Die Frau zwischen den Welten
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Mit "Die Frau zwischen den Welten" erzählt Hera Lind die Lebensgeschichte von Ella Berner, die schon als Kind lernen muss, dass es mehr schlechte als gute Erfahrungen gibt

Als Kind einer deutschen Mutter ...

Mit "Die Frau zwischen den Welten" erzählt Hera Lind die Lebensgeschichte von Ella Berner, die schon als Kind lernen muss, dass es mehr schlechte als gute Erfahrungen gibt

Als Kind einer deutschen Mutter und eines tschechischen Vaters muss sie 1945 miterleben, wie es ist, wenn sich der politische Wind plötzlich dreht und sie hur Gejagten wird. Was folgt, ist ein jahreslanges Martyrium, das schon als Folter grenzt und ich habe mich immer wider gefragt, wie Ella diese Qualen als junges Mädchen ertragen hat, ohne daran zu zerbrechen. Ihr Überlebenswille ist größer als alles, was man ihr antut und sie hat das Herz auf dem rechten Fleck.

Aber auch aus diesem dunklen Tal findet Ella zurück ins Licht und verliebt sich neu...und dieser Teil der Lebensgeschichte ist so unglaublich aufregend, dass ich hier nichts darüber verraten möchte.

Hera Lind hat aus einem langen Brief der Protagonistin an ihren Enkel diesen unglaublich bewegenden Roman geformt, der mit einer unfassbaren Wucht den Leser an Ella Leben teilhaben lässt. All die Seelenqualen, der Schmerz, der Verrat und auch die großen Gefühle projizieren sich auf den Lese rund man wird eins mit Ella. Ich habe unglaublich viele heiße Tränen vergossen, mit Ella gelitten, gehofft und geliebt - immer auf der Hut vor dem Geheimdienst. Eine unfassbare Geschichte, die tatsächlich so nur das Leben schreiben kann - voller menschlicher Unberechenbarkeit und Kälte, voller Energie und dem Willen, immer wieder aufzustehen und weiterzugehen. Ich bewundere Ella Berner für ihren nie enden wollenden Kampf um Würde, Freiheit und Liebe

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Nicht ganz so spektakulär und außergewöhnlich wie angekündigt

Europabilder
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Außergewöhnliche Panoramafotografie und spektakuläre Luftbildaufnahmen werden für diesen Bildband angekündigt und mit dem Betrachten des Covers scheint auch der erste optische Anreiz gegeben, um neugierig ...

Außergewöhnliche Panoramafotografie und spektakuläre Luftbildaufnahmen werden für diesen Bildband angekündigt und mit dem Betrachten des Covers scheint auch der erste optische Anreiz gegeben, um neugierig die ersten Seiten aufzuschlagen, damit man im Landschaftskino versinken kann.

Was mich dann erwartet, ist leider nicht ganz so beeindrucken und außergewöhnlich, wie ich mir das erhofft habe.

Es sind viele sogenannte Postkartenmotive vorhanden, die man so oder ähnlich schon ganz oft gesehen und vielleicht schon selbst fotografiert hat. Im tiefverschneiten Allgäu wirkt Schloss Neuschwanstein vor märchenhafter Kulisse, aber eben jene Perspektive aus Richtung der Tegelbergbahn ist nicht neu und ungewöhnlich - ich selbst habe dieses Fotomotiv aus dieser Perspektive in den letzten Jahren ganz häufig geknpist. Auch das Matterhorn in flammendroten Wolken verliert seinen Reiz, da man diese Abbildung bereits kennt. Die Nachtaufnahmen der Lofoten bringen zwar den Lichterglanz in eisiger Kälte schön zur Geltung, lassen aber Exklusivität vermissen.

Lediglich die 360° Panoramen (u.a Kolosseum) und einige sehr gute Luftbildaufnahmen (u.a Gärten in Villandry) sorgen für einen Aha-Effekt und versetzen mich in Entzückung. Auch für die märchenhaften Aufnahmen aus Schneelandschaft und Eisvorhängen an den Plitvicer Seen spreche ich gerne meine Lob aus, obwohl es sich auch hier wieder um eine ganz normale Landschaftsaufnahme handelt.

Das Fotografieren mit Drohne und Helikopter eröffnet dem Fotografen ganz neue Möglichkeiten und Sichtweisen, um herausragende und außergewöhnliche Aufnahmen abzulichten. Mir fehlt hier die Abgrenzung vom Mainstream, um tatsächlich einzigartige und exklusive Fotos genießen zu können.


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Veröffentlicht am 17.12.2020

Endlich geht die Saga weiter

Gut Greifenau - Silberstreif
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Während man förmlich zuschauen kann, wie der Wert des Geldes immer weniger wird und das Chaos die Welt regiert, sieht Gut Greifenau schweren Zeiten entgegen . Doch ein Gutes hat die galoppierende Geldentwertung ...

Während man förmlich zuschauen kann, wie der Wert des Geldes immer weniger wird und das Chaos die Welt regiert, sieht Gut Greifenau schweren Zeiten entgegen . Doch ein Gutes hat die galoppierende Geldentwertung - Konstantin kann die Schulden des Gutes begleichen und so zumindest den Familiensitz retten. Die Gefahr scheint vorerst gebannt, auch weil man ab sofort Sommerfrischler beherbergen wird und somit ein Zubrot hat, um den Unterhalt des Gutes und seinen Bewohnern zu sichern. Katharina kann sich endlich den lang gehegten Traum vom Medizinstudium erfüllen und sieht aufregenden Zeiten entgegen...

Kann eine Buchreihe mit jedem Buch besser werden ? Ja, sie kann - und wie !! Denn Hanna Caspian holt mit Band 5 der Greifenau-Saga die Goldenen Zwanziger ins heimische Wohnzimmer, lässt den technischen Fortschritt auf Gut Greifenau einziehen und die ersten Auswirkungen des politischen Umschwungs ist schon deutlich spürbar.

Das Wiedersehen mit all den liebgewonnenen Figuren aus den Vorgängerbänden wirkt wie ein familiäres Treffen und man ist mittendrin, wenn hier die Geschichte und Krisen rund um das Gut erzählt werden. Rebecca ist wirklich sehr gut in ihre Rolle als Patronin hineingewachsen, sie führt das Haus mit liebevoller Strenge und übt an den richtige Stellen Nachsicht.

Feodora trauert immer noch den Kaiserzeiten nach und das lässt sie auch jeden auf dem Gut deutlich spüren. Ich habe diese Frau in den Vorgängerbänden nicht gemocht und werde sie auch in Zukunft nicht mögen - nein, wir beide werden definitiv eine Freundinnen mehr, denn ihr ganzes Wesen stößt mich regelrecht ab.

Alexanders Geheimnis kommt ans Tageslicht und Katharina muss ihrem Bruder mehr als einmal beistehen - auch hier gilt : Familie geht ihr über alles, aber Familie kann auch zerstören. Ich habe mehr als einmal vor Wut die Fäuste geballt, weil man Alexander so zusetzt.

Hanna Caspian gelingt es immer wieder, ihre Leser so tief in die Geschichte hineinzuziehen, dass man unweigerlich in Gefühlsschräglage gerät - hier ist alles dabei, um die mehr als 500 Seiten regelrecht durchzusuchten. Die hervorragende Recherche rund um das Zeitgeschehen, das Verweben der fiktiven Handlung mit den tatsächlichen Ereignissen, der dynamische Schreibstil und die bildhafte Kulisse sind ihr Erfolgsrezept, dass sie für das deutsche Downtown Abbey perfekt umzusetzen weiß.

Das offene Ende lässt hoffen, dass es bald, sehr bald auf Gut Greifenau weitergeht und der harte Wind, der mit der Machtergreifung Hitlers wehen wird, die Familie nicht wanken lässt.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Stunde null wird zur Sternstunde der Autorin

Das doppelte Gesicht
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Billa Löwenfeld hat den Schritt zurück nach Deutschland gewagt und zur Stunde null in ihrer alten Heimat, um einen Kriegsheimkehrer zu interviewen. doch dieses Gepsräch wird nie stattfinden, denn Billa ...

Billa Löwenfeld hat den Schritt zurück nach Deutschland gewagt und zur Stunde null in ihrer alten Heimat, um einen Kriegsheimkehrer zu interviewen. doch dieses Gepsräch wird nie stattfinden, denn Billa findet den jungen Mann tot in seiner Wohnung - erschossen. Die Polizei Münchens steckt nach dem Krieg noch in den Kinderschuhen und der unerfahrene Ermittler Emil Graf soll in diesem Fall die Fakten aufdecken. Als noch zwei Mordopfer zu beklagen sind, scheint sich ein Muster der Täters darzulegen, in dessen Raster Billa als Komponente hineinpasst. Aber wie setzt sich das alles wirklich zusammen ?


Heidi Rehn ist mit dem Start ihrer Nachkriegs-Krimireihe der absolut große Wurf gelungen, denn der Plot ist ein echter Knaller und unglaublich spannend umgesetzt.

Als Kulisse für ihre Handlung lässt sie das zerbombte München wieder aufleben und man sieht richtig die schwarzen Gebäudegrippe gen Himmel ragen, alles ist von Schutt und Asche überzogen und die Einschlaglöcher in den Straßen sorgen dafür, dass man ordentlich durchgerüttelt und geschüttelt wird, wenn man mit dem Jeep der Amerikaner durch die Viertel fährt.

Die Geschichte um Kriegsheimkehrer, Kriegsgewinner- & verlierer und Displaced Persons ist von Heidi Rehn mit sehr gut recherchierten Hintergrundinformationen bestückt und so entsteht ein sehr authentischer Ablauf der Handlung. Man spürt förmlich, wie die Aus- & Nachwirkungen des Krieges sich auf das Seelenleben der Charaktere niedergeschlagen haben und so dafür sorgen, dass sich das Wesen der Menschen für immer verändert hat. Keiner kann unbelastet in die Zukunft blicken, denn jeder hat grausame Erinnerungen im Gepäck, die ihn ein Leben lang begleiten werden.

Billa und Emil sind die tragenden Figuren im Roman und diese sind der Autorin hervorragend gelungen. Man wächst mit ihnen förmlich in ihre Rollen hinein und erhält, dank der Perspektivenwechsel im Roman, unglaublich viele abwechslungsreiche und auch emotionale Einblicke.

Je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr setzt sich ein Mosaik aus Tatverdächtigen und ihren Motiven zusammen. Rehn gelingt es, den Leser so sehr für ihre Handlung einzunehmen, ja sogar einzuspannen, dass er unweigerlich mitermittelt und sich in der bayerischen Landeshauptstadt und ihren Ruinen wiederfindet.

Bis zum Schluss klebt man an den Seiten, weil man es vor Spannung kaum aushält- und dann holt die Autorin zu einem Finale aus, das für Furore sorgt, emotional noch einmal alles dem Leser abverlangt und ein paar Fragen aufwirft, die man unbedingt geklärt haben möchte. Der Cliffhanger weckt die Neugier auf den Folgeband und ich brenne regelrecht darauf, beim nächsten Fall mit dabei zu sein.

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